Eine dauerhafte Verwandlung wie deine brauchte sicherlich eine Menge Materialien und Vorbereitung. Er hat sich nicht einfach so die Mühe gemacht.
Gute Heimreise
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Tilia Cale 07.02.2017, 23:08
Sven von Aviz 08.02.2017, 10:18
Naja ich glaube schon, dass er das eine Weile vorbereitet hat. Das sah alles so routiniert aus und überhaupt nicht, als wäre ihm die Idee spontan gekommen. Aber ich kann mich auch täuschen.
"Sieh dir das an.. so jung und stramm" hat er gesagt und ist um mich herum gegangen, um mich zu betrachten. Und dann habe ich endlich entdeckt, dass ich noch etwas anderes kontrollieren kann, als nur meinen Atem. Es waren meine Tränen, denn ich bin sicher, in diesem Moment hat er meinem Körper nicht.. befohlen.. zu weinen. Dennoch tat ich es. Ich habe geheult wie ein Schlosshund, während er mich gemustert hat und schliesslich wieder vor mir stehen blieb.
"Wie bedauerlich. Unter anderen Umständen hätte ich womöglich durchaus Verwendung für dich gehabt. Aber keine Sorge.. zumindest ein Teil von dir wird mir noch sehr nützlich sein. Es tut.. auch nur ganz kurz weh."
Er hat die Hand gehoben, ein paar seltsame Worte gesagt und auf mich gedeutet. Und noch ehe ich realisierte, was geschah, durchfuhr ein Schmerz meine Brust und ich dachte, jetzt ist es aus mit mir. Meine Beine wären eingeknickt, hätte er mich nicht aufrecht gehalten. Und während ich aus Leibeskräften schrie und doch kein Laut davon über meine Lippen kam, löste sich etwas aus meiner Brust.
Ich will ehrlich sein, Tilia. Es ist lange her und.. ich war wohl nicht ganz bei Sinnen. Zudem konnte ich nicht nach unten sehen, aber es fühlte sich so an, als fresse sich eine dünne Schlange aus schwarzem Licht aus meinem Körper. Mitten.. aus meiner Brust. Ich habe die Augen zusammengedrückt und den Atem angehalten, doch es wurde nicht erträglicher. Zum Glück hat das nicht ausserordentlich lange gedauert.
Tilia Cale 09.02.2017, 09:45
Sven von Aviz 09.02.2017, 11:04
Danke.
Ich war gezwungen, weiter aufrecht zu stehen und Andrejs Vater in die Augen zu sehen, als er stolz ein kleines Fläschchen mit schwarzem, nebelartigem Inhalt unter meine Nase gehalten hat. "Das hier.. ist dein kleines Geschenk an mich. Und ich werde mich erkenntlich zeigen und auch dir etwas schenken.." Er steckte das Fläschchen ein und stellte mir die Frage, die ich niemals wieder vergessen werde.
"Sven.. Junge.. du magst doch Nüsse, nicht wahr?"
Tilia Cale 09.02.2017, 12:47
Sven von Aviz 09.02.2017, 13:23
Naja und jetzt kommt der Teil, der dich interessiert..
Er hat nichts weiter gesagt. Nur diese Frage gestellt. Und ich erinnere mich, wie sie noch in meinem Kopf nachhallte. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen und während ich noch so überlege, erhebt er seine Stimme, sagt ein paar Magische Worte oder so und dann... begann es. Es hat erst nur ein wenig gekitzelt. Erst in den Füssen, dann die Beine hoch und schliesslich der ganze Körper. Als wäre der Fuss eingeschlafen aber eben nicht nur der Fuss.. sondern alles andere auch. Und ich hatte blanke Panik. Zu recht, wie sich heraus stellte. Denn kurz darauf begannen meine Gliedmassen, sich zu verbiegen und unnatürlich zu verzerren.
Und ja.. das tut genau so weh, wie es sich anhört. Ich dachte wirklich, gleich bin ich tot. Und mit dem Schmerz kam eine Erkenntnis. Spätestens, als der Raum um mich herum plötzlich immer grösser und gigantischer wurde. Dass es in Wahrheit nur ich war, der geschrumpft wurde, habe ich erst später bemerkt.
Tilia Cale 12.02.2017, 22:19
Ich kann mir ehrlich gesagt nicht einmal vorstellen wie sich das angefühlt haben muss. Das muss schrecklich gewesen sein. Die Meisten dieser unfreiwilligen Verwandlungszauber sind... also es wurde nicht besonders viel Wert darauf gelegt, dass die Opfer von ihnen es bequem haben.
Was ist dann geschehen? Hat er dich laufen lassen? Konntest du schon sprechen?
Sven von Aviz 13.02.2017, 09:41
Nein, das hat er wirklich nicht. Wirklich nicht... Aber ja.. sprechen konnte ich vermutlich..
Ich habe aus Leibeskräften gebrüllt und meinen Schrei zum ersten mal auch mit den Ohren gehört. Andrejs Vater begann erneut zu lachen. Er wurde vor meinen Augen grösser und grösser und schliesslich hat er sich abgewendet und ich bin auf dem Boden aufgeschlagen, weil er mich offenbar mit seiner Magie los gelassen hat. Ich habe so geheult, Tilia, wie ein kleiner Junge. Obwohl ich ja noch nicht einmal verstanden hatte, was genau er tut.
Hätte ich die Augen nicht so fest zugedrückt, während der Schmerz langsam abebbte, hätte ich vermutlich die Pfote gesehen, die an Stelle meiner menschlichen Hand vor meinem Gesicht auf dem kalten Boden lag. Mir wäre auch aufgefallen, wie gross sich die Pflastersteine unter meinem Körper plötzlich anfühlen. Aber ich habe zitternd abgewartet, und wollte die Augen nicht wieder öffnen, nachdem der höllische Schmerz gerade abgeklungen war. So lag ich da. Wie lange, weiss ich nicht genau. Aber ich bin wohl eingeschlafen.
Als ich wieder erwachte, war es heller Tag. Ich sah das Meer und erkannte, dass ich auf den Klippen lag, wo ich mich eigentlich mit Andrej verabredet hatte. Einen Moment lang schien es fast, als hätte ich alles nur geträumt. Aber eben.. nur einen Moment lang.
Tilia Cale 13.02.2017, 22:22
Sven von Aviz 14.02.2017, 08:41
Ich erspare dir...
.. die Einzelheiten. Anfangs war es schwierig, den neuen Körper unter Kontrolle zu bekommen. Ich bin mehr gekugelt als gegangen, der buschige Schwanz war ständig irgendwo zwischen meinen Beinen, aber mein Ziel war klar. Ich wollte zurück zum Anwesen, Andrej suchen, ihm alles erzählen und.. naja, meine hübschen, blonden Locken zurück, weisst du?
Aber alles, was ich noch fand, ist das, was auch heute noch da steht.. eine Ruine. Kaum mehr ein Stein ist auf dem anderen, die Türme sind eingestürzt, der einst prachtvolle Garten von einer Trümmerschicht bedeckt. Was auch immer passiert ist.. das Anwesen existiert nicht mehr.
Tilia Cale 14.02.2017, 19:36
Alles zerstört?
Sven von Aviz 15.02.2017, 08:41
Ja, alles.
Ist keine schöne Geschichte, oder?
Tilia Cale 15.02.2017, 11:11
Nein.
Nein, das ist sie wahrlich nicht.
Was hast du dann gemacht?
Sven von Aviz 15.02.2017, 11:41
Ich.. naja.. war ganz schön beschäftigt zu Beginn, weisst du? Erst mit diesem Körper hier, der nicht so wollte, wie ich wollte. Etwa eine Woche hat es gedauert, bis ich gehen konnte, ohne ständig über meinen eigenen Schwanz zu stolpern.
Dann mit den neuen Lebensumständen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Tiere danach trachten, ein Hörnchen zu verspeisen. Ich habe mich erst in kleinen Dörfern versteckt. In Scheunen und Ställen. Dann erst bin ich raus in den Wald, weil ich die Nase voll davon hatte, dass sie ihre Hunde auf mich hetzen.
Es hat etwas gedauert, doch schliesslich fand ich jemanden, der mir zuhörte. Er war selbst Magier und hat sich meine Geschichte angehört, wie du heute. Dann hat er auf meine seltsam gefärbte Brust gedeutet und gesagt: "Solange das nicht zurück ist, was er dir dort genommen hat, bist du in diesem Körper gefangen." Aber der alte, bärtige Kerl war schon näher am Tod als am Leben und ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich Ahnung davon hatte.
Aber einen Versuch war es wert.
Tilia Cale 15.02.2017, 19:24
Eine merkwürdige, unpräzise und zugleich verwirrende Aussage.
Und dann?
Sven von Aviz 15.02.2017, 19:34
Und dann?
Tadaa.
Tilia Cale 16.02.2017, 20:12
Oh...
War das der einzige Magier dem du dich anvertraut hast? Ich meine, ja die Anzahl der Magier im Kaiserreich ist überschaubar. Nur noch seltener sind wohl sprechene Hörnchen.
Sven von Aviz 17.02.2017, 08:11
Ich bin das einzige.
Zumindest ist mir nie ein anderes begegnet. Dabei war ich doch sogar schon in Kitai bei den Faunen. Und da gibt es wirklich sehr sehr seltsame Wesen.
Aber nein, das war nicht der einzige Magier. Ich habe weitere getroffen, aber naja.. Antworten geben konnte mir keiner. Einer hat mir mal angeboten, mich in eine Maus zu verwandeln. Das sei einfacher als meine menschliche Gestalt.
Und deshalb.. habe ich Rowan auch gesagt, dass es unmöglich ist, mich zurück zu verwandeln, weisst du? Weil wenn niemand weiss, was genau geschehen ist, dann kann es auch keiner rückgängig machen.
Tilia Cale 17.02.2017, 20:47
Bis nach Kitai? Und dann meinst du, es gäbe danach nichts.
Wie bist du nach Kitai gekommen? Was hast du da gemacht? Wie bist du wieder zurückgekommen?
Sven von Aviz 20.02.2017, 10:38
Mit einem grossen Schiff.
Ich habe mich an Bord geschmuggelt und zwischen den Kisten versteckt. Eigentlich dachte ich, der Kahn fährt nur von Pretannica nach Esturien, aber das Geschaukel hat doch etwas länger gedauert.
Aber es hat sich gelohnt. Kitai ist wunderschön und es gibt andere, leckere Nüsse und Käfer, die man hier nicht so findet. Ich habe mich ein wenig umgesehen und ein schönes Tal gefunden. Da drin wollte ich leben. Keine Menschen gabs da. Nur Tiere und die herrlichsten Früchte, die du dir vorstellen kannst. Aber zwei Tage später war ich dort leider nicht mehr alleine.