Kaiserreich Drachenstein

Der junge Mann stürzt sich unter den gespannten Blicken der anwesenden Magier auf das maskierte Hörnchen und greift nach unten. Gerade in dem Augenblick, als sich seine Finger nach ihm strecken und Sven erfassen wollen, bleibt er mitten in der Bewegung erstarrt. Lautes Gelächter ertönt, als sich der ausführende Magier nach seinem Versteinerungsspruch wieder setzt. Die Wirkung hält nur kurz an, ein paar Herzschläge, doch das sollte Sven, so zumindest die Absicht der vergnügungssüchtigen Leute zumindest einen ausgeglichenen Vorsprung erlauben.

Das Hörnchen landet mit den Pfoten im Gras und tastet nach der Iodflasche. Wurde er getroffen? Nein! Natürlich nicht! Er ist Sven das Über-Hörnchen! Nicht ahnend, dass es die Magier waren, die ihm aus der ausweglosen Situation geholfen haben, befreit er sich aus der unfreiwilligen Umarmung des Taschentuches und erst jetzt sieht er, dass vor ihm ein riesenhaftes, regloses Magier-Gebilde steht. Und damit nicht genug. Die Hände des Magiers, der vorhin definitiv noch nicht da war, deuten direkt in Svens Richtung, als hätten sie nach ihm greifen wollen. Und das hat er wohl auch, bedenkt man, dass es sein Taschentuch war, welches das Hörnchen gemopst hat..

Der kleine Nager kreischt erneut auf, schnappt sich Fläschchen und Taschentuch und läuft Haken schlagend davon. Wenn der Kerl ihm Zauber hinterher schicken will, dann soll er ihn zumindest nicht so leich treffen können.

Nur kurze Zeit später läuft die Zeit für den Magierschüler weiter, seine Hände packen siegessicher zu... finden aber nur Luft vor. Und noch während er vor Enttäuschung durch den Schwung nach vorne fällt, entdeckt er Sven davonzischen. Wutenbrannt rapelt er sich wieder hoch, das flohzerfressende Nagietier hat sich schon einen guten Vorsprung raus geholt, da besinnt er sich wieder und hebt seine Hände um eine magische Formel zu sprechen...

Und mit einem lauten PATSCH zerplatzt neben Sven ein faustgroßer Schneeball, gefolgt von einigen weiteren die matschig in Richtung des Hörnchen niedergehen.

Sven flitzt auf zwei Beinen über den Waldboden, die viel zu dicke Jodflasche und das Taschentuch mit seinen Vorderpfoten umklammert, als direkt neben ihm etwas weisses, grosses gegen den Stamm einer alten Eiche knallt. Instinktiv macht er einen Satz nach links, schlägt einen weiteren Haken und sieht hilfesuchend hoch in die Baumkronen. Doch um sie zu erreichen, müsste er seine mühsam erbeuteten Utensilien fallen lassen...

Ein zweiter Schneeball fliegt, dann ein dritter und endlich erreicht Sven die rettende Kutsche. Er schlüpft zwischen den Speichen des Wagenrades hindurch und läuft unter dem Gefährt weiter.

Sven hört hinter sich einen Fluch, ein Schnauben, dann ein Stampfen und eine laut ausgesprochene Zauberformel. Alsbald darauf knistert es hinter Sven bedrohlich. Links und rechts von ihm bricht Wasser hervor, als hätte jemand einen Eimer ausgeschüttet. Doch nicht nur das, das Wasser beginnt unter Svens Füßen zu gefrieren und spiegelglatt zu werden.

Sven läuft gerade unter der ersten Kutsche hindurch und hastet mit einem Satz unter die zweite, als ihn ein Schwall Wasser beinahe aus dem Trott bringt. Das Tuch wird nass, das Hörnchenfell auch, doch noch sieht er sich als Gewinner. Zumindest bis der ehemals nasse Waldboden plötzlich eiskalt und glatt wird und er sich der Länge nach hinlegt, alle Viere von sich gestreckt. Die Jodflasche fliegt durch die Luft, stösst erst gegen den Unterboden der Kutsche, knallt zurück aufs Eis und gleitet der Eisfläche entlang unter der Kutsche hervor.

Langsam schlittert die Jodfalsche unter der Kutsche hervor und wird langsam von Svens Peiniger aufgehoben.

Da die Flasche keine Antwort gibt, geht er hinunter auf die Knie und linst unter das Transportmittel.

Sven kann nur hilflos zusehen, wie der Magier nach seiner Jodflasche greift und sie an sich nimmt. Wut keimt in ihm auf. Immerhin wollte er nur helfen und wenn man nichts besitzt, muss man eben stehlen, um zu bekommen, was man dringend braucht. Er stemmt sich mit angespannten Beinmuskeln in die Höhe, um nicht erneut auszurutschen, und während sein Gegenüber in die Knie geht, arbeitet er sich zur anderen Seite der Kutsche vor. Auch hier ist alles gefroren. Inklusive der Hinterlassenschaften der Pferde..

Als der Magier schliesslich unter die Kutsche linst, kann er kein Hörnchen mehr ausmachen. Zumindest im ersten Moment. Dann schiesst ein gefrorener Pferdeapfel auf sein Gesicht zu. Ein zweiter.. und ein dritter.

Schon der erste der Pferdeäpfel fliegt ihm mitten ins Gesicht. Und noch während er aus Wut, Überraschung und Ekel aufschreit, kommen auch die anderen angeflogen. Angewidert springt er auf sich mit den Händen über das Gesicht fahren. Ddas Fläschchen fällt zu Boden, bleibt ganz und rollt über den Boden.

Sven kann einen kleinen Aufschrei der Freude nicht unterdrücken, als sein Plan so hervorragend aufgeht. Der Kerl lässt das Fläschchen fallen, aber es kullert über den Boden und bleibt schliesslich gefährlich nah neben seinen Füssen liegen. Das Hörnchen wird seine Deckung aufgeben müssen, will es da ran kommen..

Glücklicherweise ist der Magier abgelenkt, als Sven sich ein Herz fasst, sich vom hinteren Wagenrad abstösst und unter der Kutsche hervor gleitet. Während er nach dem Fläschchen Jod greift, erhaschen seine Pfoten wieder unvereisten Waldboden und er flitzt los.

trällert er, während er mit Jodflasche und Taschentuch zwischen den Blättern des nächsten Gebüsches verschwindet.

Hinter sich hört Sven noch ein erneutes, wüstes fluchen und fauchen. Von oben fallen klimmende Ästchen und Tannennadeln herunter und dann das Geschrei der anderen Magier:

Es folgen noch viele Worte und auch gewisse Handkreiflichkeiten und kein weiteres Mal regnet es glühendes Holz.

Mit klopfendem Herzen flüchtet Sven sich in einen leeren Fuchsbau, rollt sich dort um das Jodfläschchen und das Taschentuch zusammen und lauscht. Die Glut, die von den Bäumen geregnet ist, hat seinen Pelz an zwei Stellen versengt, aber er war erfolgreich. Er hat alles, was Tilia braucht. Allmählich wird es draussen ruhiger, die lauten Stimmen beruhigen sich und auch Feuer oder Eis hat das Hörnchen lange nicht mehr gesehen. Also steckt es die Nase aus dem Loch, um zu sehen, ob die Luft rein ist. Dann flitzt es nach draussen, um Tilia ihre Utensilien zu bringen. Vorsichtig. Und langsam.

Hin und wieder hört Sven noch die Ansätze einer wütenden Diskussion am Lagerfeuer welche sofort im Keim erstickt wird. Niemand ist gewillt das Theater neu aufflammen zu lassen. Und so kommt Sven ungestört beim Wagen an wo Tilia bereits auf Sven wartet. Sie geht in die Knie um zu ihrem kleinen Freund hinunter zu kommen und wie sie sieht, wie er die zwei Dinge umklammert, geht ihr das Herz dabei auf.

Dankbar nimmt sie Flasche und Tuch entgegen und beginnt sich zu verbinden. Erst da bemerkt sie, dass etwas nicht mit Svens Pelz stimmt. Irgendetwas ist anders. Nachdenklich betrachtet sie ihn eingehend.

Sven sieht stolz dabei zu, wie Tilia ihren Schnitt versorgt. Mit den Dingen, die er gebracht hat. Sie ist geschickt und tut das offensichtlich nicht zum ersten mal. Auf ihre Frage hin winkt er nur ab, folgt dann aber ihrem Blick hinunter auf seinen Pelz. 

Er grinst verlegen und entblösst dabei seine Nagezähne. Natürlich hat er nicht vergessen, was sie vom Stehlen hält. Aber das war doch ein Notfall, oder nicht?  

Seine Vorderpfote deutet auf das Stofftaschentuch, auf welchem man die beiden eingestickten Buchstaben gerade noch unter der obersten Stoffschicht hervor blitzen sieht.

Sie begutachtet das Tuch noch einmal genauestens, wüsste jedoch nicht, dass jemand mit diesen Initialen hier in dieser Runde unterwegs ist. Sie belässt es erst einmal dabei, zieht nur zur Vorsicht das Tuch noch ein wenig über die Stickerei.

Sorgsam nimmt sie die Stellen in Augenschein, zieht hier und da das Fell auseinander um einen besseren Blick auf die Haut darunter zu haben, doch so weit sie es sehen kann, wurden wirklich nur ein paar Haare angebrannt, was nicht besonders gut riecht aber ungefährlich sein dürfte.

Sven lässt sich untersuchen und hebt bereitwillig eine Pfote nach der anderen. Tilias Fürsorge fühlt sich warm an in seinem Bauch und er grinst dümmlich vor sich hin, während sie ihn krault. Äh.. untersucht. 

haucht er leise und dreht den Kopf hastig in alle Richtungen. Wer weiss, ob dieser Magier seine Suche nach dem Tuch wirklich aufgegeben hat..

Svens Worte rühren Tilia und sie lässt sich zu einem versonnenem Lächeln hinreißen mit dem sie das Hörnchen beschenkt.

Sie streichelt ihn noch einmal über das flauschige Köpfchen, über die Ohrenspitzen und setzt dann ihre Arbeit fort.

Sven lächelt selig und rollt sich schliesslich in einer Ecke zusammen. Es ist schön, Freunde zu haben. Ja.. das ist wirklich schön. Er bettet seinen Kopf auf seinen flauschigen Schwanz und will Tilia beim arbeiten beobachten, als der stechende Geruch seines eigenen Felles ihn angewidert schnauben lässt. Wochenlange Pflege, für ein seidenes Fell.. und dann das? An einem einzigen Abend? 

Er hüpft auf den Boden und flitzt etwas wirr hin und her, als würde er etwas suchen. Dann wirft er sich unweit von Tilias Füssen an einer geeigneten Stelle auf den trockenen Waldboden und wälzt sich ausgiebig.

Tilia schneidet etwas munterer und gut gelaunt das restliche Gemüse um es schlussendlich in einen Holzeimer zu schieben und beginnt damit das Messer wieder zu säubern als sie Sven dabei beobachtet wie dieser sich am Boden wälzt.

antwortet Sven geschäftig, setzt sich auf und schüttelt sich kräftig wie ein nasser Hund, woraufhin ein Staubwölkchen zu Tilia aufsteigt.