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Nachdem das dichte Moos an der Oberfläche freigelegt ist, geht Liem hinüber zum versunkenen Karren und sieht sich um. Er findet die Hacke, sieht aber schnell, dass der Stiel nicht mehr zu gebrauchen ist. Er schlägt das Holz über eines der Karrenräder, das aus dem Morast herausragt, um es zum splittern zu bringen. Dann reisst er es komplett heraus und sieht sich nach einem brauchbaren Ersatz um. Ein Ast, den er durch die Öffnung im Metall schieben kann, sollte genügen. Er ritzt die Vorderseite an und schlägt einen scharfkantigen Stein als Keil ins Holz, damit der Ast am Kopfstück der Hacke hält.
Das Ding erfüllt seinen Zweck, wenn Liem auch nicht so schnell voran kommt, wie er gehofft hatte. Die Sonne steht schon ziemlich hoch, als er endlich die oberste Schicht aus Schmutz, Schlamm und Wasser abgetragen hat und auf braunen Toft stösst.
Liem wischt sich mit dem Handrücken die Schweissperlen von der Stirn und bemerkt dabei nicht einmal, wie schmutzig seine Hände sind. Er ist verschwitzt, verdreckt und fragt sich einen Augenblick lang, was er hier eigentlich tut..
Himmel, Annan, ich weiss, du bist das alles Wert, aber es war ein gerissener Schachzug von dir, mich zu Lao Sanraal zu schicken..
Er lacht leise, nimmt Haarsträhne, Bienenwabe und Torf und begibt sich zurück zum Waldrand.
Wo merkwürdigerweise Sanraal bereits mit dampfender Pfeife zwischen den Zähnen und einem tief ins Gesicht gezogenen Rundhut bereits auf Liem wartet. Einmal mehr fragt sich Liem, wie es Sanraal wohl wissen kann, wo er steckt. Beobachtet Ihn vielleicht der Meister? Es würde jedenfalls Sinn machen. Als Liem näher kommt, hebt Sanraal seinen Kopf und erhebt sich langsam. Er lächelt.
Liem, welch liebenswerter Zufall das Ich euch hier treffe. Es ist ja fast Mittag. Ich dachte ich gehe mal ein wenig hier draussen spazieren.
Lao Sanraal...
Liem lächelt und wischt sich mit dem Handrücken Schmutz und Schweiss aus dem Gesicht.
Ich kann schlecht behaupten, ich hätte das selbe getan, nicht wahr? Ich hoffe, Ihr verzeiht meinen Aufzug. Ich.. hatte noch ein paar Aufgaben zu erledigen. Habt Ihr zufällig Verwendung für eine Haarsträhne unserer Kaiserin, etwas Torf und ein Stück Bienenwabe mit frischem Honig?
Sanraal lächelt wieder einmal, so dass sich das zerknitterte Gesicht in noch mehr Falten legt.
Vielen Dank edles Schwert Kitais. Ich werde der Kaiserin berichten, das Ihr einen wachen und aufmerksamen Geist besitzt.
Den Honig nehme ich selbstverständlich gerne an, denn ich habe noch nicht gespeisst. Die Haarsträhne solltet Ihr vielleicht zum Gedenken an diesen Tag in ein schönes Medailon fassen und den Torf haben die Blümchen hier auf der Wiese sicher ganz gerne.
Lao Sanraal erhebt sich.
Für die Prüfung der Seele benötige ich einen dunklen Raum. Könntet Ihr bitte für solch einen Raum sorgen? Kein Tageslicht darf hinein fallen.
Liem lächelt noch breiter, legt den Torf zwischen die Blumen zu seinen Füssen und reicht Sanraal die Bienenwabe.
Das mit der Haarsträhne werde ich in Betracht ziehen. Annan ist eine Frau, es wird ohnehin nicht lange dauern bis sie ihren Verlust bemerkt.
Er mustert Stanraal interessiert.
Wie könnt Ihr Euch sicher sein, dass ich sie nicht danach gefragt habe?
Hihihihi...
Sanraal kichert verschmitzt.
Ihr hinterfragt vieles Liem. Das finde ich gut. Sagen wir, ein alter Zausel wie ich hat seine kleinen magischen Spielereien. Nichts was auffallen würde.
Dann flüsstert er Liem leise ins Ohr:
So leicht hätte ich es Euch gar nicht machen wollen. Das mit dem Kleid war ein bedauerlicher Zufall. Ich war sehr gespannt wie Ihr diese Aufgabe angehen wolltet.
Das, Lao Sanraal, bleibt mein Geheimnis. Auch ich habe so meine kleinen.. Tricks. Wenn auch nicht magischer Natur.
Liem grinst beim Gedanken daran, was er eigentlich vor hatte, um Annan die Haarsträhne zu entwenden.
Gebt mir eine halbe Stunde Zeit und ich werde einen geeigneten Raum für die nächste Prüfung finden.
Natürlich werter Schüler, natürlich. Solange die Sonne scheint und die Vögel zwitschern, stellt das kein Problem dar.
Sanraal klopft Liem vertrauensvoll Väterlich auf die Schulter, verbeugt sich noch und läuft gemütlich langsam in die Mittagsbriese. Immer ein paar Wölkchen von sich gebend. Kein Zweifel. Wenn Liem mit seinen Vorbereitungen fertig sein wird, taucht der alte garantiert wieder auf.
Ich danke Euch.
Ruft Liem Sanraal noch hinterher und rennt dann zurück zur Garnison. Zu seinem Glück trifft er dort wieder die selben Soldaten an, die ihm schon zur Schmiede geführt haben. Leicht verlegen lächelnd geht er auf sie zu.
Verzeiht, gewiss würdet Ihr Euch an mich erinnern, wäre ich nicht so verschmutzt..
Ich glaub das geht an Platow und Co?
Jap, muss dann bei Gelegenheit wohl mal anstupsen... ;)
Die Soldaten erblicken den vollkommen verdreckten Kriegsminister und auch wenn kein Wort darüber über ihre Lippen kommen, so sprechen ihre Augen Bände.
"Selbstverständlich, ehrenwerter Kriegsminister."
Liem lächelt weiter und beachtet die Blicke nicht. Wenn er sich hier für Annan zum Affen machen muss, dann soll es eben so sein.
Sagt, gibt es hier einen Raum... oder ein Tunnel oder ähnliches, in welches ich mich für ein paar Stunden zurückziehen könnte, meine Herren? Es ist allerdings wichtig, dass nicht der kleinste Lichtstrahl seinen Weg hinein findet..
War schon die vorherige Bitte ungewöhnlich, ist es diese um so mehr.
"Ich... weiß nicht so recht, ehrenwerter Kriegsminister. Das ist eine sehr seltsame Bitte."
Die beiden Wächter fangen an sich zu beratschlagen. Die Zellen haben Fenster, der Vorratskeller des Palastes wird dieser Tage immer wieder besucht. Stunden ohne Besuch ist dort also auch nicht möglich.
In der Tat, eine schwierige Aufgabe.
Kommandant Platow hat sich genähert und hat die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sofort nehmen die Soldaten Haltung an.
Habe ich Euch richtig verstanden? Kein einziges Licht, allein und das über mehrere Stunden?
Liems Blick hellt sich auf, als er Platow sieht. Er nickt ihm zu und lächelt.
Kommandant Platow. Ihr habt in der Tat richtig verstanden. Ungewöhnlich, gewiss. Aber Notwendig. Ich wende mich vertrauensvoll an Euch, weil es sich um.. eine delikate Angelegenheit handelt.
Ich verstehe...
Selbstverständlich versteht Ondrej nicht wirklich was vor sich geht. Nur wann es Zeit ist keine Fragen mehr zu stellen. Er verfällt in Überlegungen.
Wie gesagt, nicht einfach. Es gibt dutzende Orte welche nur teilweise diese Bedingungen erfüllen würden. Allerdings habe ich da eine Idee, wenn es Euch nicht unbedingt nach Bequemlichkeit verlangt.
Ein alter Brunnen, versiegelbar, ausgetrocknet. Vollkommen dunkel, allein, still.
Nun, ich schätze, von Bequemlichkeit war auch niemals die Rede.
Liem lächelt dankbar, aber leicht verlegen.
Ich könnte mir vorstellen, dass ein leerer Brunnen etwas eng werden könnte, aber ein Versuch ist es wert. Danke, Kommandant. Sagt, wo finde ich diesen Ort?
Keine Ahnung, ob der Brunnen reicht, aber wir versuchens mal. :D
Am Grund wird der Brunnen breiter. Er sollte ausreichen um zu stehen und sich ein wenig zu bewegen.
Ich werde Euch hinführen.
Ondrej winkt einen der Wachleute zu sich heran damit er mitkommt und bittet Liem mit einer einladenden Geste ihm zu folgen.
Benötigt Ihr noch etwas? Andere Kleidung oder Materialien?