Dann würde ich Euch empfehlen, die Nase zuzuhalten.
Mab grinst, nimmt das Kissen und legt es auf einen Stuhl in der Ecke. Dann zieht sie den Lapis aus der Tasche.
Dies hier ist ein Lapis Philosophorum, umgangssprachlich wird er auch "Stein der Weisen" genannt. Er ist unglaublich mächtig und in das Geheimnis seiner Herstellung werden nur einige wenige, würdige Alchemisten eingeweiht. Er ist der Schlüssel zu diesem Ritual.
Mab stellt sich neben den Humunkulus in die Mitte des Kristallkreises. Sie hebt den Lapis hoch über ihren Kopf und neigt nacheinander zu den vier Kristallen hin, deren Element-Energie dadurch aktiviert wird.
Wind! Ich rufe dich und bitte dich, diesmal die dunklen Wolken, die auf dem Geist dieses Wesens lasten, zu verscheuchen.
Ein eisiger Windstoss erhebt sich über dem Kristall im Osten, der mittlerweile zu Leuchten begonnen hat, und sucht sich seinen Weg hin zum Humunkulus, der noch immer ruhig in der Mitte des Kreises steht.
Feuer! Ich rufe dich und bitte dich, brenne alle Dunkelheit aus diesem Geschöpf, die sich in seinem Geist eingenistet hat.
Eine spürbare, freundliche Wärme verbreitet sich im Raum, ausgehend vom kleinen, leuchtenden Diamanten im Süden des Kreises.
Wasser! Ich rufe dich und bitte dich, die Dunkelheit fortzuspülen, die den Geistes dieses Geschöpfes verunreinigt.
Auf der Oberfläche des leuchtenden Kristalles im Westen und über den gesamten Körper des Humunkulus breitet sich ein kühlender Tau aus, der den vom Feuer erhitzten Stellen etwas Erholung verschafft.
Erde! Ich rufe dich und bitte dich mit deiner nährenden Kraft die Dunkelheit vom Geist dieses Geschöpfes zu streifen, die sich über es gelegt hat wie eine zweite Haut.
Unter den Füssen des Humunkulus, die fest auf der Erde stehen, ist es, als öffnet sich ein Abfluss und beinahe kann man erkennen, wie faulige Dunkelheit durch seinen Körper hinunter rinnt, von der Erde aufgesaugt wird und sich in ihrer Reinheit und Frische auflöst.
Mab blickt auf den leuchtenden Lapis in ihrer Hand, der mit jedem ihrer Herzschläge zu pulsieren scheint. Gütig lächelnd sieht sie dann zum Humunkulus, der neben ihr steht. Sie kann spüren, wie die Elemente um sie herum zu wirbeln beginnen und ist sich sicher, dass das Ritual gelingen wird. Sie nimmt den Lapis und legt ihn dem Geschöpf sanft in die Hände. Dann entfernt sie sich mit langsamen Schritten aus dem Kreis. Kaum hat sie die unsichtbare Grenze durchbrochen, schiessen gleissende Lichtstrahlen aus den vier Steinen und vereinen sich in der Mitte des Kreises, direkt in den Händen des Humunkulus, der den Lapis hält.
Das Wesen beginnt, sich wie unter starken Schmerzen zu winden und fällt hart auf die Knie. Es verdreht die Augen. Dann lässt es den Stein fallen und kippt zur Seite. Die Lichtstrahlen versiegen.