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Du sollst es nicht essen, Sean. Nur mich auf dein fuß auftragen lassen.
Tami mischt noch ein paar weitere Zutaten zusammen, dann kommt sie zu ihm hinüber und setzt sich neben ihn.
Ich bin unmöglich eine Fee. Das ist... schwachsinnig. Und das meine ich nicht böse.
Sean grinst noch breiter, dreht sich schnaufend wieder auf den Rücken und während Tami sich seinem Fuss annimmt, beobachtet er sie aus glasigen Augen.
Ja für eine Fee bist du womöglich etwas gross, ich hab gehört, die wären kleiner. Dann bist du eben was anderes, wunderbares. Eine Nymphe zum Beispiel. Auf jeden Fall würde ich dir zutrauen, dass du direkt aus einem der Feenreiche stammst. Wie Morgaine in den Geschichten.
Morgaine?
fragt Tami, während sie den Brei auf ihre Finger nimmt und dort etwas vertreibt, um ihn anschließend sacht auf Seans Fuß aufzutragen. Diese Geschichten scheint ihr Lior nicht erzählt zu haben.
Es sollte ein wenig ziehen. Aber das vergeht gleich wieder.
Morgaine war eine Feenkönigin. Zumindest glaube ich mich daran zu erinnern. Mein Mutter hat früher Geschichten von ihr erzählt.
Sean zuckt zusammen, kaum berührt Tami seine Wunden, aber er reisst sich zusammen und gibt den starken Vampir.
Ach was, das spürt man überhaupt nicht.
Tami grinst zu ihm hoch, da ihr seine erste Reaktion keineswegs entgangen ist. Doch sie zieht ihn nicht damit auf.
Erzähl mir von ihr.
bittet Tami stattdessen und blickt wieder auf seine Wunden hinab.
Sean schliesst die Augen und beginnt wieder zu schwitzen. Seine Muskeln sind angespannt, denn obwohl er nichts sagt, brennt die Salbe höllisch.
Viel weiss ich nicht mehr.. Aber sie war die Königin des Landes der Jungfrauen und lebte auf einer Insel, die niemals ein Mann je erblickt hat. Sie soll irgendwo vor der Küste liegen, habe ich gehört. Aber vermutlich sind das alles nur Geschichten.
Er hält kurz inne und atmet ein paar mal durch.
Es gab ein mächtiges Schwert zu früherer Zeit, Morgaine hatte es in ihrem Besitz. Eine Seelenklinge oder sowas, die selbst mächtige Flüche zerstören kann. Ob sie es selbst geschmiedet hat, weiss ich nicht mehr. Aber der Duxx, Sinister der Erste, wollte es unbedingt haben. Er ging zum Meer, rief nach Morgaine und versprach, ihr einen Wunsch zu erfüllen, würde sie ihm nur ihr Schwert geben.
Tja, ich bin weder eine Jungfrau, noch ein von noch keinem Mann gesehenes Wesen.
bestätigt Tami schnell ihre Vermutung, sie sei keines dieser Wesen, bittet ihn dann jedoch mit einem kleinen Lächeln, ihr die Geschichte weiter zu erzählen.
Die Insel hat kein Mann gesehen. Die Feen schon.
berichtigt Sean und fährt mit seinen Fingerspitzen gedankenverloren über das Schaffell auf dem Sofa, wie es Tami an seinem Bein tut.
Aber die Geschichte geht so aus, wie es die meisten tun.. Sie wollte gutes tun und gab ihm das Schwert. Doch natürlich kam der Duxx nicht zurück. Morgaine entschied, ihm diese Nachlässigkeit heimzuzahlen. Sie verliess ihre Insel und betrat das Festland, um Sinister aufzusuchen. Am Hof wurde sie herzlich aufgenommen und von Sinister mit Liebe und Magie umworben, weil der arme Tropf sie nicht wieder erkannte. Er hatte längst vergessen, was er ihr damals versprach..
Und was hat sie dann getan?
fragt Tami sanftmütig und dreht seinen Fuß leicht, um auch jede kleinste Wunde mit ihren Fingern zu erreichen.
Hat sie ihn getötet? Oder ihm vergeben?
Weder noch. Sie hat ihn verführt, auch wenn das nur Teil ihres Plans war. Denn kaum hatte sie das Geheimnis seiner Magie gelernt, verbannte sie ihn in ein magisches Gefängnis, wo sie ihn zwar hin und wieder besuchte, er aber nicht mehr in die Aussenwelt zurückkehren konnte.
Seans Stimme wird zunehmend leiser und er gähnt ausgiebig.
Das finde ich nur fair.
gesteht Tami und lässt schließlich von seinem Fuß ab, als sie glaubt, jede Stelle an ihm erwischt und versorgt zu haben.
Geht es wieder?
Klar. Wunderbar.
Sean grinst breit und wackelt mit seinem Fuss. Er tut weh. Echt weh. Aber Sean ist ja ein ganzer Mann, er wird sich das vor Tami garantiert nicht mehr anmerken lassen, solange er es verhindern kann.
Danke.
Tami mustert ihn noch einmal eingehend, dann richtet sie sich scheinbar zufrieden auf und räumt die Schüssel und die restlichen Kräuter zurück in die Küche. Als sie zu ihm zurückkehrt, meint sie:
Du solltest ihn ausruhen, vielleicht... können wir Karten spielen oder so.
Sean lässt den Kopf wieder in die Kissen sinken und schliesst die Augen. Ihm ist noch immer schrecklich heiss, aber Tamis seltsam riechende Matsche, die sie ihm aufs Bein geklatscht hat, kühlt wirklich und brennt längst nicht mehr so, wie noch zu Beginn.
Ja, warum nicht..
murmelt er und wartet, bis sie aus der Küche zurückkehrt.
Ohne Sean aus den Augen zu lassen, holt Tami die Karten aus der Schublade. Dann setzt sie sich ihm gegenüber auf einen Stuhl und beginnt, noch immer wachsam, Karten auszuteilen.
Wie fühlst du dich?
Wunderbar!
versucht Sean mehr sich selbst als Tami zu überzeugen und richtet sich auf.
Na los. Teil aus.
Sean...
meint Tami, begnügt sich dann jedoch mit einem Seufzen und dem Zu-Ende-Austeilen der Karten. Als sie alle verteilt sind, nimmt sie ihre auf, mustert Sean jedoch weiterhin. Hat Camden seinen Fuß doch schlimmer erwischt als erwartet? Sie blickt zu ihrer Wölfin hinüber, die sie nur aufmerksam und mit aufgestellten Ohren anblickt.
Na schön.
Sean sortiert aufmerksam seine Karten und grinst dann breit.
Mach dich auf was gefasst, du kannst nicht gewinnen.
Tami öffnet ihren Mund und will etwas davon sagen, wie er wohl seine Dankbarkeit zeigt, doch da geht ihr auf, dass sie ihm vielmehr Dankbarkeit schuldet, als sie von ihm jemals verlangen können wird.
Du hast es dir verdient, dass ich dich gewinnen lasse, schätze ich.
Gewinnen lassen? Pah!
Sean lacht und legt die erste Karte ab.
Das sagen alle Verlierer.