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Aiden zieht seine Hände zwar sofort wieder zurück, dennoch kann Lucrezia nicht verhindern, unter seiner Berührung kurz zu erschauern. Als sie seine Frage jedoch wahrnimmt, blickt sie sich schnell nach ihrem Transportmittel um, welches sich nicht mehr in ihrer Hand befindet.
Ich weiß es nicht. Ich wollte eigentlich... zurück auf mein Anwesen und dann war ich plötzlich hier.
Ihr Blick begegnet Aidens und seine Augen sind so voller Sorgen, aber auch Neugierde, dass es ihr schwerfällt, sich wieder abzuwenden. Vor allem, da seine Augen wundervoll blau leuchten. Beinahe übersinnlichen schön.
Was... was seid Ihr?
Ist das eine Fangfrage?
erwidert Aiden mit leicht gerunzelter Stirn.
Ein Mann? Ein Mensch? Ein Gelehrter?
Er kann sich ein kleines, unbedachtes Schmunzeln nicht verkneifen. Wie sie da steht und aus ihren großen, dunklen Augen zu ihm aufblickt... Reiß dich zusammen, Adaniel.
Ein Gelehrter?
fragt Lucrezia, von einer plötzlichen Neugierde gepackt. Ihr Mundwinkel zuckt unweigerlich, als sie diesselbe Bewegung an Aidens Lippen bemerkt. Diese Lippen...
So stellt Ihr Euch einer Frau vor?
Wenn sie sporadisch bekleidet und taumelnd in meinen Armen landet, dann ist das wohl noch das harmloseste an dieser ganzen Situation.
bemerkt Aiden nicht so knapp wie sonst. Irgendwas an ihr löst seine Zunge. Er verspürt den Drang, sich ihr mitzuteilen. Und ihr Fragen zu stellen.
Ich glaube nicht, dass Ihr zum Reisen stark genug seid. Von dem, was ich gehört habe, bekamt ihr einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf.
Zaghaft hebt er seine Hand, als wolle er die betroffene Stelle berühren, lässt sie dann aber wieder fallen. Er wendet den Blick ab und sieht hinüber in den Wald. Was soll er nur mit ihr anfangen? Er kann sie schlecht hier behalten und sie nötigen, von sich zu erzählen, so verwirrt und willig sie gerade auch sein mag.
Vielleicht sollte ich euch zu Silas zurück bringen. Ich bin belesen, aber kein Heilkundiger. Immerhin wollen wir sicher stellen, dass Ihr baldmöglich wieder nach Hause zurück kehren könnt.
Perplex nickt Lucrezia, immerhin klingen die Worte dieses Aidens, welche zwischen diesen wundervollen Lippen hervorkommen, die sie nur wie hypnotisiert anstarren kann, äußerst logisch. Sie nickt erneut bekräftigend und findet sich plötzlich in den Armen dieses Mannes wieder. Ihr erster Impuls ist es, sich zu versteifen und auf Abstand gehen zu wollen, doch sobald er sich in Bewegung setzt, wird ihr gleich wieder schwindelig. Also klammert sie sich haltsuchend an ihn und schließt die Augen, um den Schwindel zumindest etwas zu dämpfen.
Am nächsten Morgen ist Sean früh wach, um nach Tami zu sehen. Doch auf dem Weg zurück zur Gilde, pflückt er zunächst nicht nur ein paar Wildblumen, sondern seine Füsse tragen ihn - beabsichtigt oder nicht - auch direkt zur kleinen Waldhütte, wo er Aiden vermutet.
Die Hütte scheint von außen her bereits verlassen, doch mit seinen Sinnen wird Sean schnell herausgefunden haben, dass hinter den Wänden noch Bewegung herrscht.
Aiden?
fragt Sean gut gelaunt, noch ehe er die Hand hebt und an die Holztür klopft.
Ich wollte zu Tami, kommst du mit?
"Der pennt noch. Ist erst vor ein paar Stunden zurück gekommen."
berichtet ihm Philippe, während er zugleich auf einem Kanten Brot rumkaut.
"Ich hätte ihn schlafen lassen, aber vermutlich will er trotz Schlafmangel mit."
Also wendet er sich ab und verschwindet wieder in der Hütte, um den Anführer ihrer Gruppe zu wecken.
Sean hört Philippe aufmerksam zu und nickt, dann bleibt er alleine vor der Hütte zurück, um auf Aiden zu warten.
Dieser kommt einige Minuten später mit verstrubbelten Haaren heraus, einen Seesack über der Schulter.
Sean, schön, dich wiederzusehen.
Er reicht dem jungen Mann die Hand und klopft ihm übertrieben freundschaftlich mit der anderen auf die Schulter.
Nett von dir, mich auf dem Weg abzuholen.
Sean schüttelt Aidens Hand und grinst, als sie sich gemeinsam auf den Weg machen.
Ach, ich dachte mir schon, dass du mitkommen willst. Hoffe, ich habe dich nicht zu früh abgeholt.
Er steckt seine Hände in die Hosentaschen und tritt mit dem Fuss gut gelaunt nach einem Tannenzapfen.
Ich hab nachgedacht. Darüber, was du mich gestern gefragt hast. Keine Ahnung, wo du bislang gelebt hast, aber naja.. du scheinst nicht sonderlich viel über.. das Leben zu wissen. Ich tu einfach so, als wärst du ebenfalls in einer Höhle aufgewachsen, genau wie Tami. Dann ersparen wir uns das mit den Geheimnissen und Magie und.. was auch immer. Einverstanden?
Sein Grinsen wird noch etwas breiter, als er Aiden schliesslich von der Seite mustert.
So abwegig ist diese Vorstellung gar nicht, Sean, glaub mir.
erwidert Aiden und geht eine Weile schweigend und in Gedanken verloren neben seiner Begleitung her. Einer Höhle kommt der Isolation, die er in den letzten Jahrhunderten ausgeliefert war, tatsächlich sehr nahe.
Du scheinst es guter Junge zu sein, aber solche Angelegenheiten hält man lieber von anderen fern, wenn man nicht will, dass sie allzu sehr leiden. Daher... werde ich das tun. Weder du, noch Tami müsst unnötig viel wissen, im euer Leben zu führen. Also belassen wir es so.
Der junge Vampir lacht und hebt abwehrend die Hände.
Oh ich weiss. Und ich will auch nichts wissen.. garantiert nicht. Neugierde und Wissensdurst gehören mehr zu Silas als zu mir. Also belassen wir es dabei.
Und so strebt Sean nun einen Themenwechsel an. Immerhin hat er Aidens gestrige Frage noch immer nicht beantwortet. Er verschränkt die Hände hinter dem Rücken und geht grinsend neben Aiden her.
Also... die Liebe. Darüber wolltest du doch etwas wissen, oder nicht?
Aiden zögert noch einen beschämten Moment, bevor er einsieht, dass er nichts darüber herausfinden wird, wenn er keinen sterbliches Wesen danach fragt.
Hast du diese Frau gesehen? Lucrezia? Sie weckt in mir eine gewisse Faszination. Also woran erkenne ich, ob es Liebe ist?
Lucrezia?
Sean denkt kurz nach, dann endlich fällt ihm ein, wen Aiden meint. Sein Grinsen wird noch etwas breiter.
Echt jetzt? Na schön.. warte..
Er bleibt stehen, wendet sich Aiden zu und mustert ihn mit schief gelegtem Kopf.
Dein Herz beginnt schneller zu schlagen, wenn sie in deiner Nähe ist, richtig? Und.. lass mich raten.. sie verwirrt deine Sinne, deine Gedanken? Hält sie gefangen, selbst in deinen Träumen?
Aiden schießt die Röte in die Wangen.
Ehm... Also, ich denke... vielleicht ja, also möglicherweise denke ich ziemlich oft an sie. Aber auch an Tami, wenn auch auf ganz andere Weise. Denke ich.
Sean kichert und nickt wissend.
Du hast dich in sie verschossen. So einfach ist das.
Bei Aidens fragendem Blick spricht er weiter. Sehr amüsiert.
Oh nein, das ist noch keine Liebe. Aber sie gefällt dir, diese Lucrezia, das ist der erste Schritt. Du wirst ihr näher kommen, ihr beide lernt euch richtig kennen, geistig.. körperlich.. und irgendwann..
Der Vampir hält inne.
Du hattest doch schonmal eine Frau bei dir liegen, oder? Bitte sag nicht, dass ich dir das auch erklären soll... Bei Tami war das wesentlich einfacher, ihr habe ich einfach gezeigt, wie alles funktioniert.
Er grinst erneut, diesmal getrieben von den vielen Erinnerungen an die Zweisamkeit mit Tami.
Erneut wird Aiden aufgrund von Seans Worten rot und wendet den Blick ab. Zumindest solange die Bilder vor seinem inneren Auge tanzen und ihn vor Scham die Röte in die Wangen treiben. Als sie jedoch zu dem biologischen Teil des Gespräches übergehen, fühlt sich Aiden bereits sicherer.
Ich weiß durchaus, wie der sexuelle Akt zwischen zwei Wesen vonstatten geht. Meinst du, ich solle ihn mit Lucrezia vollführen, um sie körperlich näher kennen zu lernen?
Der junge Vampir prustet bei Aidens Worten los, bemüht sich dann aber, sein Amusement im Zaum zu halten.
Naja weisst du, Aiden.. mir ist klar, dass du nichts dagegen hättest, diesen.. Akt mit Lucrezia zu vollführen. Aber am Ende gehören zwei dazu. Also.. du musst dich ihr wohl langsam nähern und sehen, ob sie sich genauso in dich verschossen hat wie umgekehrt. Erstmal verführen, ehe du vollführst. Und wenn ja, dann... sicher! Schnapp sie dir.
Er zuckt mit den Schultern und setzt sich dann wieder in Bewegung.