Kaiserreich Drachenstein

erwidert Jayden nur und scheint das Thema damit beenden zu wollen. Samson kann von ihm aus ja machen, was er will. Soll er nur ihn nicht mit reinziehen.

Samson folgt Jayden weiter, schweigt aber. Er hat eine Menge nachzudenken. Während die Strasse zur Gasse und schliesslich zum Weg wird und sie die Stadt allmählich hinter sich lassen, sieht er hoch in die Wolken. Jayden versteht nicht im geringsten, was genau Samsons Problem mit einer.. Liebschaft mit Mina ist. Wie könnte er auch? Er hat, was Samson seit beinahe einem Jahrhundert begehrt, wie nichts anderes. Und er achtet es nicht im geringsten, sondern läuft davor weg. 

Auch Jayden bricht die Stille nicht, während sie die ersten kleinen Dörfer durchstreifen. Doch nach und nach kehren seine Gedanken wieder nach Rosener zurück und das passt Jayden überhaupt nicht.

Er glaubt bereits nicht mehr daran, dass er sieben Gedanken entkommen kann.

antwortet Samson und sieht auf das kleine Nest vor ihnen. Es ist noch ein gutes Stück entfernt, wirkt aber freundlich und einladend. Und solange die Kneipe dort einen guten Schnaps führt, kann nichts an einer kleinen Rast verkehrt sein. 

Also steuern sie das Gasthaus an und betreten es noch am helligsten Tag. Der Wirt blickt sie kurz fragend an, stellt dann aber auf ein Zeichen Jaydens zwei Becher mit Met bereit.

bestätigt Samson, nickt dem Wirt aber dankbar zu, nimmt seinen Metbecher und prostet Jayden zu. 

Jayden schnaubt leise auf.

Dann leert er seinen Metkrug beinahe in nur einem Zug.

Samson denkt kurz nach, zuckt dann mit den Schultern und tut es Jayden gleich.

Zufrieden dringt Jayden auch noch den Rest seines Metkrugs aus und wartet dann einen Moment, um sich schließlich mit Samson dem stärkeren Stoff zu widmen.

Dass der Wirt ihn vermutlich hören kann, ist ihm egal.

lacht Samson und greift nach dem deutlich kleineren Becher, der aber auch ein deutlich konzentrierteres Getränk enthält. Er betrachtet ihn interessiert und leert ihn dann in einem Zug. 

Dabei ist Jayden sich selber nicht sicher, ob er damit die Erwähnung von Samsons Frau oder deren Spruch meint, während er den nächsten Drink bestellt.

antwortet Samson nach langem Schweigen. Dann zieht er eine Münze aus seinem Seesack und legt sie auf den Tresen. 

fragt Jayden nun überrascht, doch bereits etwas lallend. Der Fusel ist echt heftiger als erwartet. Vor allem nach der zweiten Runde.

Er geht die letzten Minuten nochmal im Kopf durch und fährt sich dann aufgebracht durch die Haare.

antwortet Samson kühl, rutscht vom Barhocker und schultert seinen Seesack.

Er sieht ihn noch einen Moment lang an, dann wendet er sich ab.

Jayden blickt ihm eine ganze Weile nach, will ihn sogar nachlaufen. Immerhin wäre er es ihm schuldig, oder? Doch er entscheidet sich dagegen, wendet sich wieder dem Barmann zu und bestellt sich zwei weitere Gläser.

fragt der Mann hinter der Theke und grinst schelmisch. Zugegebenermaßen sieht er gut aus, denkt Jayden und leert sein Glas.

Später landen sie zusammen hinter der Theke in einem Abstellraum. Jayden hat sich das Hirn weggesoffen, wie er es viel zu oft tut. Doch als er beginnt, den Mann, dessen Namen er nicht einmal kennt, auszuziehen, kann Jayden plötzlich nicht weiter gehen.

Jayden lässt die Hände sinken, während der Mann bereits seine Hose zu öffnen beginnt. Jayden hält ihn zurück.

Während Jayden vor hat, sich weiter zu vergnügen, fliegt Samson als kleine Fledermaus zurück nach Rosener. Nach dieser Menge Alkohol hat selbst er Schwierigkeiten, seine Flügel zu koordinieren und mehrere Male muss er eine kleine Rast einlegen und warten, bis der Schwindel nachlässt. Doch das warme Gefühl, das sich in seinem Bauch breit gemacht hat, lenkt ihn nicht zurück zu seinem Haus, sondern direkt zum Schloss.

Er schraubt sich hoch zu den Fenstern der königlichen Gemächern und knallt erst etwas unkontrolliert mit dem kleinen, pelzigen Kopf gegen die Fensterscheibe, ehe er es schafft, auf dem Fensterbrett zu landen.

Mina sitzt wie jeden Abend alleine in ihren Räumlichkeiten, geht Dokumente durch und reicht sich hin und wieder die Schläfen, wenn ihr Kopf zu Pochen beginnt. Doch sie legt die Briefe und Rechnungen nie weg, bevor es draußen nicht dunkel ist. Dann zündet sie sich manchmal, wie heute, eine Lampe an und liest, oder sie geht gleich zu Bett. Doch heute kommt sie nicht weit, bevor sie keine Seiten mehr umblättert, sondern auf eine Zeichnung in ihrer Hand blickt. Eine einsame Träne spiegelt sich im Schein der Lampe auf ihrer Wange. Nur weil sie alleine ist, gewährt sie sich diese eine.

Samson kriecht mit seinen Flügelchen noch etwas näher ans Fenster heran und späht hinein. Sein Herz schlägt beinahe einen Salto, als er Mina tatsächlich sieht. Er hat nicht wirklich damit gerechnet sie gleich zu finden, ist aber umso erfreuter, dass sie tatsächlich hier ist.

Er legt den Kopf schief und beobachtet sie eine Weile. Ist das eine Träne, die dort auf ihrer Wange glänzt? Er drückt die Nase gegen die Scheibe und versucht einen Blick auf das Bild zu erhaschen, das sie in den Händen hält. Du bist die Königin des Reiches, du Schöne, von dir spricht man in den höchsten Kreisen. Sie sagen, wenn du einmal heiraten wirst, dann wird es ein reicher Adeliger sein, der etwas von Staatsgeschäften versteht. Und ich frage mich, ob es sie wirklich interessiert, was du denkst oder brauchst oder ob sie alle einen Dreck darauf geben, solange du nur funktionierst. Was nur macht dich so traurig, meine Königin? Warum nur bist du so einsam? Wohin gehen deine Gedanken, wenn du alleine in deinem Bett liegst?  fragt er sie still in seinen Gedanken und wünschte, er könnte etwas tun, um sie aufzuheitern.

Die Tür zu ihren Gemächer öffnet sich und Mina wischt instinktiv die Träne fort und packt das Bild zurück zwischen die Seiten. Doch es ist nur ihre Zofe, Julie, die zu ihr tritt und sie fragt, ob sie noch etwas für die Nacht braucht. Mina schüttelt den Kopf, gesteht dann jedoch, dass sie eben wieder an ihre Eltern denken musste. Julie setzt sich zu ihr und legt den Arm sanft um sie. Mina erwidert die Umarmung. Eine Weile lang flüstern sie miteinander, dann steht Julie auf und wendet sich dem Fenster zu, vermutlich um es zu schließen. Als sie das Wesen dahinter schemenhaft erkennt, schnappt sie sich schnell ein Kissen und geht damit auf das Fenster zu. Mina blickt sich überrascht ebenfalls nach dem Fenster um und sieht die Fledermaus auf dem Fenstersims an, ihre Augen vom Tränen gerötet, doch ein kleines Lächeln von Julies Worten auf den Lippen.

Samson ist neugierig, wer nun das Zimmer betritt. Es ist die hübsche Tochter De Lunnots, die er schon bei der Trauerfeier gesehen hat. Offensichtlich ist sie Minas Zofe und Freundin. Zumindest sieht es ganz danach aus. Er beobachtet die beiden eine Weile und versucht, die gesprochenen Worte von ihren Lippen zu lesen, aber dafür hatte er noch nie ein Talent.

Dann jedoch tut sich etwas. Die Zofe steht auf und Samson ist sich nicht ganz sicher, ob sie ihn gesehen hat. Er robbt rückwärts bis zur Kante des Simses, um sich - wenn nötig - schnell fallen lassen zu können. Doch dann wendet sich auch Mina um und sieht ihn direkt an. Himmel, dieses Lächeln.. was immer die Zofe ihr auch gesagt haben mag, sie konnte sie trösten, wie er es gerne getan hätte.