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Nya lacht und huscht mit Lucia am Alchemisten vorbei aus dem Schulzimmer, kann es aber nicht lassen, Preston dabei noch bewundernd anzusehen. Hat sie das richtig gehört? Er will vielleicht Alchemist werden?
Schmetterlinge wären mir Egal. Und Ameisen auch. Aber bei Käfern muss ich immer kreischen wie ein kleines Mädchen.
Sie grinst und sieht noch einmal über ihre Schulter zurück zu Preston, der sich mittlerweile aber ebenfalls mit einem Nicken abgewendet hat.
Glaubst du, er überlegt sich ernsthaft, Alchemist zu werden?
Lucia hebt die Schultern bis zum Ohransatz und lässt sie wieder fallen.
Keinen Schimmer. Wenn es ihm gefällt.
Dann geht ihr ein Licht auf und sie grinst breit.
Waaaaaruuuuum? Würdest du ihn vermissen?
Und dabei sieht sie Nya ganz tief in die Augen.
Ich... nein, also ich..
Nyas Wangen verfärben sich dunkelrot und sie wendet rasch den Blick ab.
Vielleicht ein bisschen.
Lucy kichert und gluckst in sich hinein, ist dennoch deutlich zu hören und schmiegt sich an ihren Arm.
Och, du bist echt süss wenn du so rot wirst. Gnihihi.
Dann musst du ihn nur vorher ganz schnell heiraten. Problem gelöst.
Nya schnaubt auf und ist einen Augenblick lang tatsächlich sprachlos. Dann beginnt sie zu lachen.
Himmel Lucia... in deiner Welt ist immer alles so schrecklich einfach.
Ist es doch auch. Nur die Leute machen es so kompliziert.
Sie schnappt sich Nyas Hände und reißt sie mit sich wild im Kreis.
Wenn du tanzen willst, dann tanze!
Wenn du einen Jungen magst, dann küss ihn!
Und wenn du fliegen willst, dann flieg!
Schwungvoll drehen sie sich im Kreis, die anderen Schüler im Gang machen einen weiten Bogen um das seltsame Paar, welches sie leise tuschelnd oder auch kichernd beäugen.
Nya lässt sich mitreissen und dreht sich lachend mit Lucia im Kreis. Allerdings nur bis zu ihrer letzten, unbedachten Aussage. Sie stockt einen Augenblick, beschliesst dann, dass ihre Freundin es vermutlich so nicht gemeint hat und legt schliesslich den Arm um Lucias Schulter, um sie sanft aber mehr oder weniger bestimmt hinaus aus der tuschelnden Menge zu führen. Ganz so viel Aufmerksamkeit ist ihr dann doch nicht recht.
Ich kann ihn nicht küssen, nur weil ich ihn mag. Tilia mag ihn viel mehr und sie war zuerst. Ich will keinen Ärger mit ihr bekommen. Also ist es doch nicht so leicht, wie du sagst, siehst du?
Lucia kichert unentwegt, sie hatte ihre Riesenfreude an dem Spass und beruhigt sich nur sehr langsam. Dass ihre Worte unbedacht waren, das kommt ihr gar nicht in den Sinn.
Klar kannst du einen Jungen küssen wenn du ihn magst. Musst ihn ja nicht gleich heiraten. Aber du könntest.
Und Tilia ist ja nicht die einzige. Ich glaub die halbe Mädchenschaft würde den Schnuckel gerne mal abknutschen. Hihi
Es ist wie überall: Nur wers wirklich hat, der hats.
Na aber bei allen anderen wäre es mir doch auch egal, ob sie enttäuscht von mir sind..
lacht Nya und sieht Lucia kopfschüttelnd an. Ihre verrückte, verdrehte Logik klingt manchmal so einleuchtend, dass sie kaum mehr etwas entgegnen kann.
Aber wo wir schon dabei sind.. wie sieht es denn bei dir und dem einen, seltsamen Jungen aus, den du noch nicht geküsst hast, hm?
wechselt sie neckend das Thema und denkt dabei an Asasel.
Welchen? Ich hab viele Jungs noch nicht geküsst.
Und dabei sieht sie so blauäugig aus, dass man wirklich nicht sagen kann ob sie nicht weiß wovon man redet.
Hihi, wir sehen uns nur ab und zu. Manchmal muss ich warten. Aber ich nehme mir fest vor das Versäumte nach zu holen. Ich frag mich nur wie ich es anstellen soll.
Dabei hüpft sie leicht auf und ab.
Normalerweise hab ich keine Probleme. Entweder die Jungs probieren es von sich aus oder sie schauen einem so verweifelt an und trauen sich nicht. Aber er ist anders. Er versuchts ja nicht mal.
Ich könnte ihn einfach so küssen. Was meinst du? Einfach einen Begrüßungskuss?
Zusammen biegen sie in einen der Torbogen nach draussen ein für ihren Unterricht in Kräuterkunde, wobei schon von weitem ein großer Aufruhr zu sehen ist. Statt wie sonst jene paar Schüler welche Unterricht haben (sowie einiger weiterer welcher zu Gunsten ihrer eigenen Studien sich darin aufhalten), sind vor dem Gewächshaus eine ganze Traube von Schülern versammelt.
Ich zitiere: Wenn du einen Jungen magst, dann küss ihn!
lacht Nya als sie nach draussen treten.
Wenn das für mich gilt, dann auch für dich. Ausserdem könnte es doch sein, dass er sich einfach nicht traut oder.. hey.. sieh mal. Was machen die denn alle da drüben?
Sie deutet auf die Schülertraube vor dem Gewächshaus und runzelt die Stirn.
Lucia grinst über Nyas Vorschlag und muss ihr Recht geben.
Sollte ich wohl wirklich. Auf meinen eigenen Rat hören.
Zu Nyas Frage hat sie aber keine Antwort. Genauso unschlüssig wie die Elbin nähert sie sich dem Gewächshaus. Schon bald kommen sie in Hörweite der Schüler welche sich ebenfalls unterhalten. Schon bald hören die zwei von einem 'Einbruch' und 'Diebstahl' wobei keiner etwas genaues weiß. Klar ist nur, dass jemand eingestiegen und mehrere Pflanzen gestohlen hat. Zwei Lehrer, dabei auch die Kräuterkundelehrerin Hobs ist an der Aufklärung dran.
"Und nocheinmal bitte ich alle Schüler welche gerade keine Stunde hier haben zu ihren Klassenräumen zu gehen."
Nur mit Mühe zerstreuen sich die Schüler. Neugierde ist etwas, was viele Schüler einer Magierakademie gemeinsam haben.
Nya versucht, möglichst viele Informationen zu erhaschen, ehe die versammelten Schüler sich nach und nach in alle Richtungen verstreuen. Selbst Madame Hobs, die ansonsten für ihre ruhige Ausstrahlung bekannt ist, wirkt angespannt. Was eigentlich nur bedeuten kann, dass wohl nicht die Küchenkräuter sondern andere, sehr viel wertvollere Pflanzen gestohlen worden sind.
Sag mal Lucia.. Ist doch seltsam.. Erst verschwindet Knochenpapier, dann verschwinden Pflanzen.. wir müssen rauskriegen, was genau da gestohlen wurde, findest du nicht?
Lucia zieht die Nase hoch auf dass sie sich kräuselt, lässt es wieder bleiben und schaut Nya unternehmensfreudig entgegen. Das abwägen hat nicht lange gedauert.
Klar machen wir das! Wo fangen wir?
Ihre Klasse hat sich inzwischen so weit zusammen gefunden, auf dass Madame Hobs den Unterricht anfangen kann. Die schweren, mit Glas eingelassenen Türen werden geöffnet um den Rundgang während des Unterrichts durch zu führen.
Mmmh.. Lass uns mal zum Unterricht gehen und uns im Gewächshaus umsehen. Vielleicht fällt uns ja auf, wo etwas fehlt..
Nya greift nach Lucias Arm und zieht sie hinüber zu Madame Hobs und ihrer Klasse. Ein Schüler nach dem anderen betritt das Gewächshaus und noch immer herrscht reges Getuschel. Die Elbin erhascht Wortfetzen, tut sie aber grösstenteils als wilde Spekulationen ab. Himmel, wäre doch nur Tilia hier. Ihr würde bestimmt auffallen, welche Pflanzen fehlen..
Die Elfin protestiert nicht, sondern folgt Nya mühelos hopsend. Innen drinnen sieht es so gut aus wie immer. Viele, viele Beete mit Pflanzen und Blumen, Bäumchen und Sträuchern, welche an unterschiedlichen Standorten gepflanzt wurden. Der Unterricht geht ganz normal los und es werden verschiedene Nutzpflanzen vorgeführt und zum begutachten gezeigt. Und während alle Schüler fleißig mitschreiben, sieht Lucia recht gelangweilt aus.
Nein, hier sieht es wirklich nicht anders aus wie immer. Da fällt ihr Blick in den hinteren Bereich des Gewächshauses und sie zupft Nya am Ärmel um dorthin zu zeigen.
Denn etwa nach zwei Drittel des Gewächshauses gibt es eine Zwischenwand mit einer für sie bisher immer verschlossenen Tür, nur dass diese dieses Mal halb offen steht. Das Schloss hängt nur noch halb im Holz.
Nya sieht von ihren Aufzeichnungen über die purpurblättrige Feigennessel auf und folgt Lucias Blick. Sie runzelt die Stirn, als sie erkennt, was ihre Freundin meint, und lässt die Feder sinken. Himmel, dort wurde also eingebrochen. Oder aber jemand hat leichtsinnigerweise in der Aufregung vergessen, die Tür wieder zu schliessen.
".. also unterschätzt diese Pflanze niemals, denn ihr Saft verspricht sowohl Himmel als auch Hölle, verpackt in einem einzigen, wunderschönen Antlitz."
Madame Hobs schliesst ihre Ausführungen und geht weiter, die Schüler folgen ihr. Bis auf Nya, die Lucia am Ellbogen packt und hastig hinter ein besonders ausladendes Exemplar eines Teufelskrallenbusches zerrt.
Pssst.. wir lassen uns abhängen...
Lucia, welche sich gerne mitreißen lässt unterdrückt ein kichern während sie sich von den anderen Schülern entfernen. Hinter dem Busch nickt sie dann eifrig.
Ist gut. Hoffentlich bemerkt niemand unsere kleine Expedition.
Zusammen schleichen sie durchs Gewächshaus, immer ein wenig versteckt um den Blicken der anderen zu entgehen.
Die Tür stellt sich wirklich als offen heraus, mehr noch, das Schloss wirkt geradezu deformiert. Jemand hat sich ganz klar daran zu schaffen gemacht. Zahllose Kratzer und spuren zeugen davon, und das Schloss selbst scheint sich verflüssigt zu haben und besteht nur noch aus zerfransten Metallteilen.
Das hoffe ich allerdings auch..
Nya wirft einen kurzen aber intensiven Blick auf das Schloss, traut sich allerdings nicht, es genauer zu untersuchen. Lieber schiebt sie sich mit hämmerndem Herzen so rasch als möglich in den Raum dahinter. Himmel, was tut sie hier nur? Was, wenn sie erwischt werden? Wird man sie dann der Schule verweisen? Sie wischt die Gedanken beiseite, strafft den Rücken und sieht sich vorsichtig um.
Dann heißts wohl rein in die Pflanzenstube.
Lucia kann ein weiteres Kichern gerade noch so unterdrücken als sie hineinschlüpfen. Drinnen ist es noch etwas schwüler als im Rest des Gewächshauses, sowie etwas dunkler. Das hat wohl damit zu tun, dass die Dachgläser hier noch eine Vergitterung aufweisen. Direkt nach dem Eingangsbereich gehen mehrere Reihen Blumenbeete weg in denen sich unterschiedliche, sehr seltsam anmutenden Gewächsen in teils seltsamen schrillen Farben und noch auffälligeren Gerüchen befinden. Ein Tropfen von der Decke ist zu hören, welches gleichmäßig auf eines der Blätter schlägt.
Am Beginn der Blumenbeete ist ein dick anmutendes Buch aus gewachstem Papier auf einem kleinen Sockel untergebracht. Es enthält eine Anordnung der Gewächse in diesen Räumlichkeiten.
Zuerst sind keine Spuren eines Einbruchs zu sehen, doch dann fällt den beiden Schülern ein umgestürzter und dabei zerbrochener Tontopf auf, direkt neben einem der hinteren Beete wo die Erde aufgewühlt zu sein scheint, als hätte jemand darin gegraben.
Junge, Junge. Hier war ich noch nie!