Kaiserreich Drachenstein

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Exkurs: Maße und Gewichte

Da es von unbestreitbarem Vorteil ist, nicht bloß zu wissen, wie viele Meilen einen vom nächsten Ort trennen, sondern ebenso, welches Gewicht einer Zwiebel zukommt oder welche Menge Wasser ein Zuber fasst, möge hier, mit jener gebotenen Kürze, die der Verfasser zu pflegen bestrebt ist, ein Überblick über die gebräuchlichen Maßeinheiten in Drachenstein gegeben werden. Jene Maße ruhen, gleich manchem anderen im Reiche, auf der ehrwürdigen kaiserlichen Ordnung und folgen treu dem altehrwürdigen Prinzip der stetigen Achtfachung, welches im kaiserlichen Kanzleistil so prägnant als »Acht ist das Maß der Maßgabe« bezeichnet wird.

Die Reihe der Längenmaße gliedert sich wie folgt: Punkt, Strich, Finger, Spanne, Schritt, Rute, Lauf, Meile und Marsch. Jedes Maß verhält sich hierbei zum nächstgrößeren in stets gleichem Verhältnis von eins zu acht. Acht Punkte ergeben einen Strich, acht Striche einen Finger, und so fort, bis man beim Marsch angelangt ist, der gemeinhin den Tagesabschnitt einer wandernden Truppe darstellt. Besonders gebräuchlich sind die Spanne, welche etwa der Distanz zwischen Daumen- und Kleinfingerspitze einer wohlgestreckten Hand entspricht, sowie der Schritt, der den Weg zweier aufeinanderfolgender Fußschritte eines wohlgebildeten und gesunden Menschen meint.

In gleicher Weise sind die Flächenmaße geregelt, welche sich als Quadrate der genannten Längeneinheiten darstellen. Im Volke spricht man gemeinhin von Flächenspannen, Plätzen, Flächenschritten, Zimmern, Flächenruten, Morgen, Ackern, Höfen, Flächenmeilen, Gemein und schließlich Flächenmärschen, welche allesamt ihrerseits jeweils achtfach vergrößert sind. Der Morgen bezeichnet jene Fläche, die ein arbeitsames Rind binnen eines halben Tages zu pflügen vermag.

Die Raummaße beginnen im kleinsten Falle mit dem Tropfen, welchen insbesondere die Alchemisten zu schätzen wissen, oder – im Falle der Küchenmaße – mit dem Löffel, auch Raumfinger genannt. Darauf folgen Becher, Krug, Eimer, Fass, Zuber und Becken, deren jeweilige Größe schon ihre Namen trefflich nahelegen.

Die Gewichtseinheiten schließlich beginnen beim Korn und steigen auf über Quent, Lot, Mark, Pfund, Stein, Last, Brocken bis hin zum Quader. Hierbei entspricht ein Lot dem Gewichte einer üblichen Münze, während eine Zwiebel gewöhnlich etwa eine Mark wiegt.

Die strikte Einhaltung dieser Maße ist durch die kaiserliche Maßordnung geregelt und obliegt der Kontrolle geeichter Normalgewichte und Maßstäbe, welche sorgsam in der Reichsgewichts- und Maßkammer zu Pretannica verwahrt sind. Regelmäßig gelangen von dort neue Eichgewichte und Maßstäbe in die Provinzen, eine Übermittlung, welche traditionell in festlichem Rahmen geschieht, begleitet von Gesängen, einem fröhlichen Umtrunk sowie der Zeremonie des »Achtfachen Schwurs«. Bei diesem geloben die anwesenden Beamten feierlich, das Maß niemals zu verfälschen – weder aus Habgier, sei sie eigener oder fremder Natur, noch aus Torheit, eigener oder fremder Art, auch nicht aus Gewohnheit, eigener oder fremder Herkunft, und schon gar nicht aus Feigheit, sei sie die eigene oder die anderer.

Es sei abschließend freundlich geraten, sich mit diesen Maßen zumindest in Umrissen vertraut zu machen, möchte man nicht Gefahr laufen, für ein Fass versehentlich den Preis eines Zubers zu zahlen oder unachtsam einem Wege zu folgen, der unverhofft mehrere Marschstrecken entfernt liegt.