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Was auch immer du dafür brachst, du bekommst es.
Silas lächelt und greift nach dem Seesack, den er die ganze Zeit über mitgetragen hat. Doch anstatt ihn zu öffnen, schiebt er ihn Shae entgegen.
Ich weiss, du hast noch keine Ausrüstung. Im Grunde genommen fehlt es dir an allem. Hier drin findest du eine Art.. Grundausrüstung. Leere Fläschchen und Tiegel, einen Kescher, diverse Messer und andere Utensilien. Keine Ahnung, was genau du brauchst. Aber du kannst die Tasche ab jetzt bestücken, womit du möchtest. Sie gehört dir.
Erneut leuchten Shaes Augen auf und sie kann sich gerade noch so zurückhalten, Silas nicht erneut um den Hals zu fallen. Stattdessen zieht sie den Seesack andächtig an sich und hält ihn in einer eigenartigen Umarmung gefangen.
Du hast ja keine Ahnung, wie viel mir dein Vertrauen bedeutet, Silas. Ich glaube, noch nie zuvor hat jemand so viel Vertrauen in mich gesetzt, wenn überhaupt, wie du.
Ich traue dir sehr viel zu, Shae. Wenn es dir gelingt, so neugierig zu bleiben, wie du es jetzt bist, dann wirst du eine grosse Zukunft haben, das spüre ich.
Er lächelt und greift nach einigen Kieseln, um sie - einen nach dem anderen - ins Wasser zu werfen.
Irgendwann siehst du das selbst auch so. Zumindest hoffe ich das.
Shaes Brust schwillt vor lauter Stolz an, dem sie einzig und allein Silas zu verdanken hat. Sie bleibt schweigend neben ihm sitzen und genießt lediglich diesen wundervollen, atemberaubenden Moment in dieser schönen Höhle.
Hast du eigentlich Heimweh?
fragt Silas, nachdem sie beide eine Weile nebeneinander gesessen haben. Er kann sich nicht annähernd vorstellen, wie es sich für Shae anfühlen muss, ihr zuhause für etwas verlassen zu haben, das sie im Grunde überhaupt nicht kannte. Und er hat es ihr auch nicht gerade einfacher gemacht, mit seinen verworrenen Geschichten, die sie hier gleich zu Beginn in Beschlag genommen haben.
Erstaunlicherweise vermisse ich nicht mein Heim, wenn es das ist, was du wissen willst.
erklart Shae und blickt zu den Glühwürmchen auf.
Ich schätze, ich vermisse lediglich die Vertrautheit von Rosener. Das Wetter. Und meinen Bruder. Er hat mir einen Brief zukommen lassen - durch Samson, schätze ich. Ich will ihn bei Gelegenheit beantworten, damit er sich keine Sorgen macht.
Silas fällt auf, dass Shae gerade zum ersten Mal, seit sie mit ihm her gekommen ist, den Namen seines Bruders fast schon gleichgültig erwähnt. Diese Tatsache gefällt ihm, selbst wenn er sie nicht weiter kommentiert.
Ist er es denn? In Sorge?
fragt er und versucht sich an das wenige zu erinnern, was er über Jayden weiss.
Ich weiss, du hattest keine Gelegenheit, dich zu verabschieden.
Ich glaube, er war froh, dass meine Mutter ein Auge auf mich hatte und mich Zuhause eingesperrt hat.
erwidert Shae kühl, kommt aber nicht drum herum, ihren Bruder zu vermissen.
Dennoch konnte ich ihm nie wirklich böse sein, viel mehr habe ich ihn beneidet. Es war seine Schuld, dass er nicht da war, als ich gegangen bin.
Das kann ich ihm nicht verdenken. Das ging mir früher mit meiner Schwester auch so.
entgegnet Silas nicht halb so kühl wie Shae sondern mit einem Lächeln auf den Lippen.
Aber ich musste schnell einsehen, dass sie ihren eigenen Kopf hat. So geht es deinem Bruder vermutlich mittlerweile auch.
Ich glaube, er wird trotzdem erst einmal sauer auf mich sein, wenn wir uns irgendwann wiedersehen.
bemerkt Shae, trägt dabei aber ein sanftes Lächeln auf den Lippen.
Und ich werde ihn dafür lieben. Er ist ein guter Kerl, wenn er auch nie das Vorbild gewesen ist, dass er... naja, unseren Halbgeschwistern hätte sein sollen.
Ist nicht leicht, ein Vorbild zu sein.
lacht Silas und mustert Shae.
Und auch nicht, immer das zu tun, was man tun sollte. Aber er hat das Herz am richtigen Fleck, so, wie du über ihn sprichst. Und das ist es, was am Ende zählt.
Shae seufzt.
Lass uns über etwas anderes sprechen, sonst vermisse ich ihn wirklich noch.
bemerkt Shae und würde am liebsten ein wenig über Silas' Brüder sprechen, wären diese ihr nicht alle irgendwie unsympathisch.
Silas lacht leise auf und nickt dann zustimmend.
Na schön. Genug davon. Mein nächster Schritt wäre gewesen, einige dieser kleinen Glühkäfer einzufangen und in der Höhle frei zu lassen, die ich unter der Gilde geschaffen habe. Aber nun, da dieses Projekt in deinen Händen liegt, bin ich nur noch der Assistent.
Er hebt die leeren Hände und grinst.
Also... zu deinen Diensten.
In Ordnung, lass uns das versuchen. Und wir sollten auch noch ein paar frische Fische mitnehmen. Vielleicht stimmt deine Vermutung und sie leben in Symbiose.
bemerkt Shae und öffnet ihren Seesack, um darin nach Ausrüstung zu suchen.
Gut, dann los.
Silas steht auf und streift sich die Schuhe ab.
Erst die Fische? Dann treibe ich sie dir und dem Ufer entgegen, damit du sie einfach einfangen kannst.
Shae nickt begeistert und hält etwas aus dem Seesack hoch, das ist passabel für den Transport erscheint.
Ist das dafür gemacht?
Nicht explizit dafür, aber es hat sich bislang gut geeignet.
Silas blickt kurz zum wasserdichten Beutel auf, den Shae in der Hand hält. Dann krempelt er seine Beinkleider hoch und watet ins Wasser hinein, das ihm schon nach wenigen Schritten bis zu den Oberschenkeln reicht.
Shae beobachtet ihn amüsiert, dann macht sie sich am Rande des Gewässers bereit, um die Fische in einer fließenden Bewegung einzufangen.
Als das Wasser Silas' Beinkleider zu benetzen droht, behält er seine Höhe bei und schwebt durchs Wasser, ohne den Grund zu berühren. Er holt in einem grossen Bogen aus und nähert sich dann wieder Shae, die Fische vor sich her treibend.
Shae betrachtet das Geschehen interessiert und lässt das Gefäß nur mininal vor dem Eintreffen der Fische ins Wasser sinken. Sie bemerken gewiss den sich verändernden Druck vor ihnen, doch dann ist es bereits zu spät und die Ungewissheit darüber, was hinter ihnen geschieht, hat sie hineingetrieben.
Ich hab zwei.
stößt Shae freudig hervor und hebt das Gemäß schnell wieder ab, damit sie nicht wieder flüchten können.