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Ihr seid zu freundlich, mein Herr. Oder soll ich Euch... Bruder nennen? Offensichtlich seid Ihr ein Mönch, nicht wahr? Verzeiht, die Gepflogenheiten dieses Landes sind mir noch fremd.
antwortet Shi, diesmal klingt er fast so reumütig und unschuldig wie ein süsses, kleines Lämmchen. Er betrachtet das spärliche Kraut, das an der baufälligen Mauer wächst. Von wuchern kann man bei weitem nicht sprechen.
Nun, die Götter sind die höchsten Herren, dann der Kaiser und die Könige. Herr wie Herrschen oder Herrschaft. Herr der Dinge. Herr über etwas.
Atti legt eine Hand auf seine Brust und hebt die andere.
Ich bin kein Herr. Nur ihr demütiger Diener. Du kannst mich Bruder nennen oder Atti oder Bruder Atti, das ist nicht so wichtig.
Zahar
20.04.2017, 09:52
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In der Hitze des Schmiedefeuers wischt Zahar sich dicke Schweißtropfen von der Stirn. Sein schmächlicher, bleicher Oberkörper ist zu klein für die löchrige Lederschürze und augenscheinlich zu schwach für das Schlagen am Amboss. Dennoch hämmert er glühendes Metall mit unerschöpflicher Härte.
Venio, ein Novize, älter als Zahar, aber nach ihm eingetreten, stellt sich in Zahars Sichtfeld, gerade weit genug, dass ihn keine Funken erwischen, woraufhin Zahar aufhört.
Was?
Solange Ihr wenigstens Herr Eurer Sinne seid..
schmunzelt Shi. Irgendwo wird dem Klang nach zu urteilen mit Metall gearbeitet und der Kitaier sieht sich unauffällig um, um die Schmiede auszumachen.
Also, Bruder Atti. Ich habe nichts, um Euch für Eure Mühen zu entlöhnen. Wenn Ihr mir allerdings die Gelegenheit gebt, mich hier als nützlich zu erweisen, würde ich Euch im Gegenzug zu Speis, Trank und Unterkunft gerne mit meiner Arbeitskraft dienen. Zumindest so lange, bis ich einen Weg gefunden habe, nach Laigen zu gelangen.
Es gibt immer was zu tun hier. Leider ist das nicht meine Entscheidung.
Einige Mönche sammeln sich und schauen den Pfad entlang auf die beiden Wanderer.
Wir werden dich schon nicht verhungern lassen und wenn du wirklich nach Laigen musst, werden wir dir helfen, keine Sorge. Ruh dich erstmal-
Mit zum Trichter geformten Händen brüllt ein hochgewachsener Glatzkopf.
Atti! Wen hast du uns mitgebracht?!
Der Alte grinst Shi breit an und krächzt zurück.
Ein Mann aus dem Meer!
Shi lacht kehlig auf. Noch bis vor einigen Tagen war ihm das Meer so fremd wie die Unterwelt. Er hat noch niemals die Planken eines Schiffes betreten. Und nach diesem Schiffbruch wird er es wohl auch so schnell nicht mehr tun, selbst wenn er hier nun offensichtlich "der Mann aus dem Meer" ist. Oder vielleicht gerade deshalb.
Die Männer in braunen Kleidern stehen zwischen Hütten aus Lehm und Flechtwerk. Verwitterte Steine liegen gestapelt oder aufgereiht, meist aber in kleinen Haufen verteilt. Sichtbar sind die Bemühungen Wände auf alten Grundrissen wieder aufzubauen, doch kein Mönch arbeitet daran. Nur ein zentrales Steinhaus ist vollständig errichtet.
Ich habe ihn im Wasser gefunden. Sein Schiff ist aufs Riff aufgelaufen.
Sofort häufen sich die Fragen.
Ein Schiff?! Hey du, hatte dein Schiff viel Proviant geladen? Woher kam es denn? Atti, in welcher Richtung liegt das Schiff? Sollen wir denen nicht helfen?
Atti erklärt.
Ich habe es nicht gesehen.
Shi sieht sich offen um. Es ist mehr als offensichtlich, dass hier einiges im Argen liegt. Entweder sind die Leute noch nicht lange hier, oder sie geben sich nicht sonderlich viel Mühe, ihr Anwesen im Schuss zu halten.
Ein Frachtschiff? Aus Kitai?
Akechi lacht auf und schüttelt den Kopf, als sich die Aufmerksamkeit auf ihn richtet.
Nicht, seit die Beziehung zwischen Eurem Kaiser und unserer Kaiserin so angespannt ist. Es war nicht viel mehr als eine jämmerliche Jolle, die mich nach Laigen bringen sollte. Kein Wunder, dass wir den Sturm letzte Nacht nicht überstanden haben.
Was für ein Sturm?
Hast du verpennt!
Aus Osten also.
Atti wundert sich.
Osten?
Ja!
Atti wendet sich an Shi, aber da wird er aufgefordert.
Jetzt erzähl mal, was genau passiert ist.
Ich habe nach Muscheln und Krebsen getaucht.
Du bist doch fast blind!
Atti ignoriert den Zwischenruf.
Ich habe einen richtigen Brummer gesehen so im Augenwinkel. Eine riesige Muräne, Schlange oder sowas. Ich drehe mich hin und es ist weg. Mir geht die Luft aus, also schwimme ich hoch und atme erstmal durch.
Zahar beobachtet mit verschränkten Armen.
Ich will aber nicht von so einem Ding überrascht werden, also halte ich die Augen offen und da sehe ich diesen guten Mann treiben. So blind kann ich also gar nicht sein. Ich denke, er ist tot, deswegen bitte ich Nerron um seinen Segen. Der Mann wird an Land gespült und ich hinterher. Nur bewegt er sich auf einmal.
Atti blickt in die Runde.
Die Sturmherren selbst haben ihn zu uns geschickt! Es ist ein Zeichen! Die Götter sind mit uns!
Zahar
20.04.2017, 16:58
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Festgefroren steht Zahar da. Sein Herz hämmert gegen seine Brust. Er will schreien, doch er reißt sich zusammen. So gelassen und beiläufig wie möglich spricht er.
Ey, Wönib, kuck doch mal, ob du von oben irgendwas sehen kannst.
Woraufhin ein drahtiger Kerl das Steinhaus hinaufklettert. Zahar tippt Venio am Arm und geht mit ihm außer Hörweite der anderen.
Geh zum Posten, such nach toten Vögeln, komm mit den Wächtern ins Gespräch, sag nichts von dem Ausländer. Horch, ob sie irgendwas gesehen haben. Wenn sie dich nach ihm fragen, dann sag, du bist schon seit Stunden am Suchen und weißt von nichts.
Akechis Augenbrauen schiessen in die Höhe. Dann beginnt er zu lachen und streckt abwehrend die Hände vor sich aus.
Ein Zeichen? Der Götter?
er lacht erneut, anstatt den freundlichen Leuten hier zu sagen, dass sein Kommen garantiert kein Zeichen der Götter sein kann. Immerhin hat er in seinem Leben alles mögliche getan, sich aber in die Gunst der Götter zu stellen gehörte definitiv nicht dazu. Andererseits... was kann es schon schaden, das niedere Volk denken zu lassen, die Götter selbst hätten ihn hier her geschickt? Er räuspert sich.
Nun.. wer weiss. Ist denn jemand unter euch.. der solche.. Zeichen zu deuten weiss?
Das liegt außerhalb unseres Ermessens.
Anschließend richtet der große Glatzkopf sich an die Mönche.
Es ist Zeit zum Gebet. Geht ins Haus und leutet die Glocke.
Ist doch noch hin.
Es sind fast alle hier. Nehmen wir diese Gelegenheit wahr. Bruder Atti, wir bringen unseren Gast zu Vater Kaz.
Damit wendet er sich wieder an Shi.
Darf ich gestatten? Mein Name ist Kattel, ich bin der Prior dieser Gemeinschaft. Hier entlang, bitte.
Akechi tritt einen Schritt zur Seite, als die Mönche sich erheben und verneigt sich vor dem Glatzkopf. Prior Kattel.. Ein Prior? Ein Vater? Der Kitaier versteht zwar die Herrschaftsordnung an diesem Ort noch nicht, aber das wird sich bestimmt noch geben.
Shi. Sehr erfreut, Prior Kattel.
sagt er schliesslich und folgt dem Prior.
Kattel nickt. Seine Lippen formen den Hauch eines Lächelns. Im Gehen blickt zu lange aufs Wasser hinaus.
Atti, sei so gut und warte im Fasshaus. Ich denke, es ist vielleicht doch besser, wenn ich Vater Kaz allein von deiner Erfahrung berichte.
Atti fügt sich. Kattel führt zu einer kleinen Hütte abseits der anderen.
Vater Kaz, wir haben einen Gast. Sein Name ist Shi.
Kaz
24.04.2017, 17:15
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Eine Tür gibt es nicht. So blickt der Zwerg von seinem Schreiben auf.
Ah, kommt rein.
Kaz lacht herzlich.
Hätte ich heute Besuch erwartet, hätte ich Kuchen da.
Shis Mundwinkel zucken unweigerlich nach oben, als er den kleinen Mann entdeckt, den sie alle Vater Kaz nennen. Der Kitaier hat zwar gehört, dass es in Drachenstein Zwerge und andere Geschöpfe geben soll, einem davon gegenüber zu stehen ist aber dennoch etwas belustigend. Schnell verneigt er sich, nachdem er die Hütte betreten hat.
Hätte ich vor gehabt, Euch zu besuchen, hätte ich wohl Kuchen mitgebracht.
Kaz
25.04.2017, 16:39
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Kaz winkt ab.
Kein Grund zur Förmlichkeit! Ich habe nicht mal einen Stuhl, den ich dir anbieten kann. Wie du siehst, ist bei uns alles etwas knapp bemessen derzeit. Mein lieber Sohn-
Dabei macht er immer noch lächelnd eine übertriebene Handbewegung von seiner Brust zu Zahar, der nun in Kutte in einer Ecke neben der Tür auf dem festgestampften Erdboden sitzt.
-hat mir berichtet, dass du Schiffbruch erlitten hast. Was ist passiert?
Shi nickt Zahar freundlich und noch einmal zum Dank zu und wendet sich dann wieder an den kleinen Mann, den sie alle Kaz nennen.
Das macht nichts, um ehrlich zu sein bin ich schon froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Ich bin nicht.. für die See gemacht.
Er verzieht seinen Mund zu einem freudlosen Lächeln, wird aber schnell wieder ernst. Als er weiter spricht, kann man ihm deutlich anhören, wie sorgfältig er seine Worte wählt.
Mein.. oberster Befehlshaber hat mich nach Drachenstein geschickt. Ich war zuvor noch niemals auf dem Ozean und die stinkende Jolle auf der ich angeheuert habe, war von Beginn an dem Untergang geweiht. Das Tau lag an Deck verstreut wie Vogelnester, es gab Scheuerungen an der gesamten Takelage. Aber Befehl ist Befehl, versteht Ihr?
Einen Mond lang waren wir unterwegs. Bis wir in diesen Sturm gerieten.
Kaz nickt und scheint Shi weiter erzählen lassen zu wollen. Da ergreift Kattel die Gelegenheit.
Wahrlich, Gehorsamkeit ist eine Tugend. Darf ich fragen, was für ein Befehl Euch zu uns geführt hat?
Innerlich wütet es in Shi, doch äusserlich lässt er sich davon möglichst wenig anmerken.
Nun, ich bin nicht sicher, ob ich befugt bin, darüber zu sprechen. Ich sollte nach Laigen gebracht werden. Doch wenn wir hier so weit südlich sind, dann scheint es niemals der Plan des Kapitäns gewesen zu sein, mich dort hin zu bringen. Ich vermute eine Verschwörung. Jemand sollte mich wohl daran hindern, den Befehl auszuführen.