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Nein, kann er nicht.
In Jaromir verkrampft sich alles als er sieht wie Gideon die Frau behandelt, auch wenn es aus dem Standpunkt einer Leibwache wohl das vernünftigste war was er tun konnte. Sie könnte ebenso gut ein Zeichen sein andere auf sie aufmerksam zu machen. Jaromir beugt sich hinunter und hebt kurz den Dolch auf, besieht ihn kurz.
Gideon trägt sie sanft Hunter den Felsen, wo man sie vom Weg aus nicht sehen kann. Dann mustert er erneut seine Umgebung und blickt schließlich zu Jaromir.
"Du bist doch Ordensmitgliedern. Kannst du nicht irgendein Hokus Pokus, um sie vor unfreundlichen Wanderern zu schützen, solange sie bewusstlos ist?"
Jaromir sieht ihn kurz an und fragt sich was Gideon genau vom Orden weiß, und was er erwartet. Dann schüttelt er behutsam den Kopf.
Nichts außer ein Schild auf zu stellen wie jeder andere auch, Captain.
Ich beherrsche keine Magie, nur meine Waffe ist magisch.
"Auch gut..."
meint Gideon etwas enttäuscht, sieht aber nicht ein, einen seiner Männer als Schutz zurück zulassen.
"Lasst uns weitergehen."
Einvernehmliches Nicken, dann setzt sich Gideon wieder an die Spitze des Trupps und führt sie weiter.
Als Miama wieder zu Bewusstsein kommt, fasst sie sich ächzend an die Stelle an ihrem Hinterkopf, die pocht, als hätte ihr jemand einen Morgenstern in den Schädel gerammt, und betrachtet dann ihre Fingerkuppen.
Na wenigstens kein Blut..
murmelt sie und tastet dann hastig nach dem Anhänger um ihren Hals. Den Göttern sei Dank.. er ist noch hier.. Leise lachend steht sie auf und hält sich am Felsen fest, weil ihre Beine ihr noch nicht richtig gehorchen wollen. Das hier ist erniedrigend. Aber nicht, weil sie von den Wachen der Königin übertölpelt wurde, sondern weil sie sich langsam eingestehen sollte, dass ihr Mann recht hatte. Diese Idee hier war bescheuert und ziemlich naiv.
Sie steckt zwei Finger in den Mund und stösst einen lauten Pfiff aus. Eine quälende Ewigkeit lang geschieht überhaupt nichts. Dann erscheint endlich ihr Pferd unten am Strand zwischen den Felsen.
Jaromir bleibt in Formation und geht mit den anderen weiter, geführt von Gideon und behält die Umgebung im Auge. Diese neue, ihm unbekannte Umgebung muss er erst einmal verarbeiten. Es ist interessant, dass es jede Menge Kleinigkeiten gibt welche sich von Laigen unterscheidet. Die Form der Steine welche den Wegesrand markieren zum Beispiel. Trotzdem versucht er sich nicht in Details zu verlieren. Immerhin scheint alles ruhig zu sein.
Und zum Glück bleibt es das auch. Unisono seufzen die Gardisten, als sie den geheimen Tunnel erreichen, bleiben jedoch weiterhin wachsam. Erst als sie drinnen sind und die Tür hinter ihnen wieder geschlossen und von außen unsichtbar ist, lockern sie ihre angespannten Glieder. Doch Gideon ruft sie schnell zur Ordnung.
"Ohne Verzögerung weiter, Männer."
Er greift nach einer Fackel an der Wand und entzündet sie an einer scheinbar dafür vorgesehenen Konstruktion. Litch und James tun es ihm gleich. Dann gehen sie weiter in ihrer Formation in den dunklen Tunnel hinein.
Jaromir wirft noch einen Blick zurück wie sich der versteckte Eingang hinter ihnen verschließt. Jetzt gibt es kein zurück mehr. Er rückt etwas näher an Julie heran um zu sehen wie es ihr geht. Immerhin könnte sie tausend Ängste durchgestanden haben, den so wie Gideon sie vorangetrieben hat, dürfte jemand welcher dies nicht gewohnt ist, ziemlich einschüchternd gewirkt haben.
Julie blickt auf, als Jaromir neben sie tritt und vergisst einen Moment, dass die anderen nicht wissen sollen, wie eng ihre Beziehung ist. Sie lächelt kurz, wirkt dann aber leicht besorgt.
Alles in Ordnung? Wie geht es dir?
Miama springt auf und trabt los, bremst ihr Pferd aber rasch zu einem gemächlichen Schritttempo ab, als die Beule an ihrem Hinterkopf sich bei jedem einzelnen Schritt des Tieres mit dumpfem Pochen bemerkbar macht. Sie schliesst die Augen und wendet das Gesicht der warmen Sonne entgegen, während sie die Felsen an der Küste hinter sich lässt und gemächlich wieder zurück in die Stadt reitet.
Jaromir ist nicht bewusst ob er eine beunruhigte Mimik aufgesetzt hatte, so lächelt er automatisch sogleich beruhigend Julie zu.
Gut, danke. Wie stehts um dich? Wie ist das Doppelgängerinnen-sein?
Julie lächelt sanft.
Bei mir ist auch alles gut.
Sie mustert ihn, um die Wahrheit hinter seinen Worten zu ergründen. Doch dann wendet sie sich wieder dem Weg zu, der mittlerweile etwas steiniger geworden ist.
Wie gesagt, so ein Manöver haben wir schon öfters verwendet in Notsituationen. Ich bin daran gewöhnt.
Schon öfters?
Wiederholt er und hofft darauf, dass Julie etwas mehr von ihren Fähigkeiten preisgibt welche sie bis jetzt gut geheimgehalten hat.
Wurdest du von Anfang zur Doppelgängerin vorbereitet oder hat sich das mit der Zeit so ergeben?
Ich denke nicht, dass dies von Anfang an der Plan war. Ich war einfach nur ihre Zofe.
ignoriert Julie unabsichtlich seine erste Frage.
Damals war ich auch noch viel zu jung, aber dann hatte der Captain, Gideons Vorgänger, sein Name war Tibon, diese Idee. Und ich habe zugestimmt, mich von ihm ausbilden zu lassen, wenn Mina mich nicht brauchte. Und Gideon hat sein "Werk" schließlich fortgesetzt.
Erst nach einer gefühlten Ewigkeit erreicht Miama das Gasthaus, in welchem sie heute schon einmal gesessen hat. Sie ist sich mittlerweile sicher, dass die beiden verhüllten Damen am Strand definitiv Mina und ihre Zofe gewesen sein müssen. Selbst wenn sie ihre Gesichter nicht gesehen hat.. die Statur stimmt. Und selbst der Mann, der sie vor... wie lange auch immer das her ist... niedergeschlagen hat.. kommt ihr nun bekannt vor.
Doch erst einmal bindet sie ihr Pferd fest und betritt erneut die Spelunke. Diesmal mit brummendem Schädel und einem nicht mehr ganz so ausgelassen fröhlichen Gesichtsausdruck.
Rhea blickt überrascht auf, als sie Miama wiedererkennt. Von ihrem Boss ist nichts zu sehen.
"Alles in Ordnung bei Euch? Ihr seht, wenn Ihr erlaubt, etwas zermürbt aus."
Miama setzt sich an die Bar und nickt.
Ja alles klar.. ich hatte nur ein etwas unerfreuliches Zusammentreffen mit... ach, nicht so wichtig.
Sie fährt sich gedankenverloren mit den Fingern über die Beule an ihrem Hinterkopf und bemüht sich dann um ein Lächeln.
Rhea, währt Ihr so freundlich.. mir womöglich noch etwas von jenem scharfen Gebräu bringen? Ich schätze, das könnte ich jetzt gebrachen.
Rhea mustert sie noch einen Moment, nickt dann aber knapp und lächelt zaghaft.
Sicher, dauert nur einen Moment.
Sie wendet sich ab, um ins Hinterzimmer zu verschwinden, ruft zuvor aber noch nach einem Josh, der sich einen Moment später als der Inhaber des Ladens entpuppt. Er kommt wieder hinter den Tresen und nickt Miama kurz zu, während Rhea im Hinterzimmer werkelt.
Danke..
sagt Miama freundlich und stützt den Ellbogen auf dem Tresen auf. Den Wirt beachtet sie nicht wirklich, während sie sich in ihrem Kopf einen andern Plan zurecht legt. Wenn sie es nicht schafft, zur Königin vor gelassen zu werden und zumindest für zwei Sekunden mit ihr alleine zu sein, dann war das alles hier umsonst. Dann wird sie morgen nach Hause reiten und zugeben müssen, dass die ganze Mission wirklich von vorn herein zum scheitern verurteilt gewesen ist. Dass sie sich geirrt hat und... aber nein. So weit denkt sie jetzt noch nicht.
Nach einigen Minuten kommt Rhea zurück, in der Hand ein kleines Glas, dessen Oberfläche verheißungsvoll zittert.
Bitteschön...
Sie stellt es vor Miama ab und mustert sie erneut.
Wollt Ihr wirklich nicht darüber sprechen, warum Ihr eine Beule habt? Ich meine, wenn Euch jemand geschlagen hat, kann ich Will Bescheid geben, wenn er wieder da ist. Dann wird er sich darum kümmern, dass der Typ zumindest eine Geldstrafe zu zahlen hat...