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Ein Trinkspiel.
wiederholt Silas nachdenklich und betrachtet die Flasche Wein in seinen Händen.
Hmm.. na schön. Erklär mir die Regeln.
Shaes Augen leuchten begeistert auf, als Samson zustimmt. Doch einen Moment später geht ihr auf, dass sie überhaupt keine Regeln kennt.
Wie wäre es... mit Fragen. Und die muss man beantworten. Wenn man lügt, muss man trinken...
Und woher weiss ich, ob du lügst?
fragt Silas und grinst.
Oder woher willst du wissen, wann ich die Unwahrheit sage?
Shae legt erneut den Kopf schief und kneift die Augen angestrengt nachdenkend zusammen.
Das wissen wir einfach. Und wenn nicht, dann kitzeln wir den anderen einfach so lange, bis er die Wahrheit sagt.
Du willst mich kitzeln?
Silas lacht und rückt ein bisschen weiter von Shae weg.
Gut dass ich immer die Wahrheit sage. Also, einverstanden. Dann stell deine erste Frage.
Shae boxt ihm neckisch gegen die Schulter und rutscht ihm auf dem unebenen Boden hinterher.
In Ordnung... Meine erste Frage ist:
Das letzte Wort zieht sie gekonnt und zum Spannungsaufbau in die Länge.
Wenn du nicht Alchemist wärst, oder wie man euch eben bezeichnet, was würdest du dann machen?
Ich habe mal eine Weile versucht, als Schreiner über die Runden zu kommen. Das hat ganz gut funktioniert. Vermutlich wäre ich das heute noch.
Silas zuckt mit den Schultern.
Also keine Lüge, kein Wein? Richtig verstanden? Hmm..
Er sieht hinunter auf die Weinflasche in seiner Hand.
Shae legt den Kopf schräg, als könne sie sich nicht mehr genau an die Regeln erinnern.
Nein, ich denke, du hast die Wahrheit gesagt, also musst du trinken...
Dann grinst sie breit, scheinbar überzeugt von ihrer Erkenntnis.
Silas ist sich sicher, dass Shae das vorhin noch anders herum erklärt hat. Dennoch nimmt er brav einen Schluck Wein.
Wie wärs, wenn wir die Flasche einfach austrinken, ob die Antwort nun eine Lüge war oder nicht?
lacht er schliesslich und denkt sich eine Frage für Shae aus.
Also, ich bin dran. Gab es einen Moment, in dem du dir dachtest, du solltest einfach dem Vorbild deiner Mutter folgen, dir den nächsten Mann nehmen und tun, was man von dir erwartet?
Nur allzu oft.
erwidert Shae und lacht auf, greift nach der Flasche und nimmt einen weiteren großen Schluck.
Also... Wenn du eine magische Fähigkeit haben könntest, welche wäre es?
Silas glaubt Shaes Worte und zweifelt sie kein bisschen an. So oder so - sie werden wohl einfach den Wein trinken und sich gegenseitig Fragen stellen. Und so langsam beginnt auch der Vampir, das Spiel spannend zu finden.
Eine mögliche oder eine unmögliche? Wenn ich aussuchen könnte dann.. wollte ich eigentlich immer nur eins. Menschen aus den Klauen des Todes befreien und zurück bringen.
Er nimmt Shae die Weinflasche wieder aus der Hand und gönnt sich selbst einen Schluck wein.
Du würdest Menschen also gerne vor dem Tod bewahren wollen?
hakt Shae nach und nimmt die Flasche wieder an sich.
Aber tust du das nicht als Heiler bereits? Ich meine... Ich nehme dann an, du willst sie alle retten, oder? Alle... Menschen.
Nein, nicht alle. Das würde irgendwann ziemlich eng werden.
Silas lächelt und lehnt den Kopf gegen die Wand.
Einfach nur manche. Kinder zum Beispiel, die niemals eine richtige Chance hatten, zu leben. Oder junge Menschen. Eben die, die es noch verdient hätten, das Leben weiter zu geniessen und die uns scheinbar ungerecht genommen wurden.
Es gibt noch Unmengen von Verletzungen und Krankheiten, gegen die ich nichts tun kann. Es wäre wirklich schön, das zu ändern.
Shae schweigt eine Weile in Gedanken versunken, dann nimmt sie noch einen weiteren Schluck.
Ich verstehe, was du meinst. Aber so etwas zu tun, vermag niemand. Manchmal wollen die Götter eben, was sie wollen.
Ja ich weiss. Aber.. Hey! Nicht so eilig. Du hast doch gar keine Frage beantwortet!
Silas nimmt Shae die Weinflasche lachend wieder weg und trinkt selbst einen Schluck.
Erst kommt die Frage. Also... wärst du auch mit mir gegangen, wäre ich tatsächlich Schreiner? Hättest du die Chance, aus Rosener weg zu kommen, auch dann genutzt?
Un dann hättest du mir gezeigt wie man schreinert?
fragt Shae amüsiert und streckt die Hand wieder nach der Flasche aus.
Aber ja, vermutlich schon. Du bist nett, weißt du?
Das kann ich auch jetzt noch, wenn dich die Holzbearbeitung mehr interessiert, als die Alchemie.
gibt Silas schmunzelnd zurück und reicht ihr die Flasche.
Ich ähm.. bin einfach nur freundlich, schätze ich. Aber danke. Ich mag dich auch, sonst hätte ich dir überhaupt nicht erst das Angebot gemacht, mit mir zu gehen.
Shae lächelt sanft mit der Flasche in der Hand, zögert jedoch in Gedanken versunken, daraus zu trinken.
Denkst du, man kann einen Menschen oder naja... Ein anderes Wesen zugleich hassen und doch lieben? Denkst du, das ist möglich? Oder wird immer ein Gefühl überwiegen?
Ja das kann man. Sehr gut sogar.
Während Shae vermutlich an jemand ganz anderen denkt, reisen Silas' Gedanken einmal mehr zu Claire. Unbewusst hebt er den Kopf und sieht hoch zu seiner Pritsche, wo - für ihn von hier unten natürlich unsichtbar - noch immer das Bild von Samson liegt.
Liebe ist ein Gefühl, das nicht kommt und geht wie Wut oder Hass oder Angst. Sie ist einfach hier, und hier bleibt sie auch. Ganz egal, wie wütend oder verrückt uns die Person macht, die wir lieben. Zumindest empfinde ich es so.
Das hast du schön gesagt.
gesteht Shae ihm zu und lehnt ihren Kopf sanft an seine Schulter.
Ich glaube jedoch, dass ich bis auf für meinen Bruder noch nie besonders tiefe Gefühle hatte. Nicht einmal für meine Mutter oder meine Geschwister.