Behenden Schrittes eilt Veuxin zu einem alten Gasthaus im Hafenviertel Pretannicas, das seit Jahren ausser Betrieb zu sein scheint. Er öffnet die knarzende Tür und tritt ein. Nachdem er die Tür geschlossen hat, nimmt er vorsichtig eine Kerze, die auf dem Fensterbrett neben der Tür steht, und zündet sie an. Durch die stark verschmutzten, grünlichen Butzenscheiben dringt kein Lichtschimmer nach Draussen. Veuxin läuft an den alten, verstaubten Tischen unter einem mit Spinnenweben behangenen Wagenrad, auf dem noch niedergebrannte Kerzen stecken, zu einem alten, großen, steinernen Kamin. Er tritt näher und drückt einen unscheinbaren Hebel unter dem Kaminsims hoch. Man hört ein Ruckeln, das von weiter Ferne zu kommen scheint. Dann, plötzlich, sinkt die Rückwand des Kamins nach Unten weg und gibt den Blick frei auf einen durch Balken gestützten Schacht, der nach unten führt. Über eine knorrige Leiter kommt Veuxin nach unten. Nun, ein paar Meter unter der Erde, läuft er gebückt einen in die Erde gestampften, nicht sehr hohen Gang entlang. Lang ist der Weg, der mit der Zeit immerzu an Höhe und an Schönheit gewinnt. Am Anfang nur eine einfache Röhre, ist er am Ende ein fast zwei Meter hoher, in schwarz-roten Granit gehauener Gang mit Reliefs von Wiesen, Wäldern und Flüssen an den Seiten, die sich fast lebendig immer fortzuziehen scheinen. Das Ende des Tunnels besteht aus einem hölzernen Portal mit silberner Türklinke in einer grünen Marmorfassung, die im Schein der Kerze glänzt. Das Portal ist umgeben von den in Stein gehauenen Abbildern zweier Rosenpflanzen, die sich an der Fassung hochzuranken scheinen, um sich oben zu einem, den Mitgliedern der Wanderergilde wohlbekannten, Baum zu vereinen. Veuxin drückt die Türklinke hinunter und öffnet die Tür, die keinen Laut von sich gibt, als die Scharniere sich bewegen. Der Kaiser Drachensteins tritt in eine ungefähr drei Meter hohe Halle, vielleicht zehn Meter lang und acht Meter breit. In der Mitte wächst unvorhergesehen ein riesiger Baum, in dem zahlreiche Lichter glänzen. Das ist das Feenvolk der Arwûién, das von der Gilde beheimatet wird. Neben dem Baum steht auf einem Akazienholzständer ein dickes, ledergebundenes Buch, in dem die Mitglieder der Gilde und ihre Funktionen verzeichnet sind. An den Wänden des Saales stehen geräumige Sessel und am Ende steht ein großer Kamin, schöner und größer als der Kamin, der den Geheimgang zur Gilde freigibt. Umsäumt ist er von zwei Türen, beide aus poliertem Akazienholz, aus dem auch der Fußboden ist, umrahmt von Fassungen aus schwarzem Granit, jeweils mit einem mittelgroßen Kreis in der Mitte des Türstocks. An der linken Tür ist im Kreis ein aufgeschlagenes Buch abgebildet, an der Rechten eine Schreibfeder. Veuxin kennt die Symbole: Die Feder als Schreiber des Wortes, als Neues, das Buch als Verwahrer des Wortes, als Altes. Die rechte Tür führt zum Gildenrat, die linke Tür zur Bibliothek. Aber dies sind nicht die einzigen Türen im Raum, an der linken und an der rechten Wand sind je zwei Türen angebracht, die zu komfortabel eingerichteten Zimmern führen, in denen sich Reisende der Gilde ausruhen können, Barden, Gauklervolk und Bänkelsänger, aber auch Gelehrte, Verbreiter der alten Schriften und Heiler. Veuxin schreitet zielstrebig auf die rechte Tür zu. Als er an seinem Ziel angelangt ist, spricht er das Losungswort. Die Tür schwingt zur Seite und gibt den Blick frei auf einen schweren Akazientisch, der von Stühlen umgeben ist.

Zulange war niemand in diesen Räumlichkeiten. Nun soll die Gilde ihre einstige Pracht wieder entfalten!

Mit diesem Entschluss nimmt Veuxin Feder und Pergament zur Hand und beginnt, eine Liste der zu erledigenden Aufgaben zu schreiben.