Es war mitten in der Nacht, der ohnehin schwache Mond - es waren drei Tage nach Neumond - war wolkenverhangen, und es regnete leicht.
Eine dunkle Gestalt huschte vorsichtig durch die Gassen Forholms, möglichst bedacht darauf nicht entdeckt zu werden. Aber von wem schon entdeckt werden? Als größte Hafenstadt der Insel hatte Forholm zwar seinen Reiz und sein ganz besonderes, geschäftiges Leben, allerdings war man hier doch etwas weiter vom Schlag entfernt, dort wo die Städte wirklich nicht schliefen. Und so war es, dass zwei bis drei Stunden nach der Sperrstunde wirklich niemand mehr draußen war. Die allermeisten Anwohner und Besucher schliefen in ihren dunklen Häusern oder Tavernenzimmern. Nur im Gebäude der Wachstation war Licht zu sehen, aber die Wachen hatten während der ruhigen Nächte Wichtigeres zu tun als draußen herumzustreunern.
Roland von Montans schlich weiter vorwärts und huschte in Richtung Stadtgrenze, dort wo der verlassene und zerstörte Leuchtturm einst stand. Jetzt war von dem Gebäude nur noch eine Ruine übrig, die des Charmes wegen erhalten wurde.
"Grundgütiger... was hat er sich dabei gedacht unbedingt hier herkommen zu wollen..."
Er seufzte schwer und grummelte leise.
Er hasste solche abgelegenen Nester wie Forholm, gab es hier doch bisweilen kaum etwas Reizbares für ihn. Er war hierher gekommen, weil er einer Spur gefolgt war und hatte tatsächlich das gefunden, was die Information ihm versprochen hatte. Das "Wie?" oder "Warum hier?" interessierte ihn dabei nicht. Ohnehin war es seit jeher meistens so, dass er für die Beschaffung zuständig war und den Rest anderen überließ.
Aber er hatte gehofft so schnell wie möglich wieder zurück aufs Festland kommen zu können und sein Treffen mit ihm nicht hier halten zu müssen. Er hatte kein Problem mit ihm - im Gegenteil, er mochte ihn sogar.
"Aber ich hasse es hier..."
sagte er leise, während er weiter schlich und kurz vor dem Ziel war.
Zwei Minuten später schlich er unter einer Kette zur Absperrung durch, ging durch einen maroden und halb eingestürzten Torbogen und erblickte rechts einen offenen Raum. Der Raum war deshalb offen, weil die Wand zur Küste hin weggebrochen war. Man konnte heraus aufs Meer schauen und einen herrlichen Anblick genießen - wenn man auf so etwas stand...
Roland hingegen war eher der pragmatische Typ.
Auf einer Kiste rechts im Raum, den Blick gen Meer gerichtet, saß er und wartete bereits.
"Warum müssen wir uns ausgerechnet hier treffen? Ich mag solche Nester nicht. Hier gibt es nichts zu holen. Außerdem ist das Wetter nicht gerade toll"
Wie zur Bestätigung wich er einem dünnen Rinnsal, das von der Decke lief, aus