5.057 Aufrufe, 91 Beiträge.
"Wenn mein anderer Gefährte so ein verschlagener Hund wäre, hätte er sich nicht vor dem Kampf in Deckung bringen sollen, obgleich ich vermute, dass Ihr eure Sorge nicht zum ersten Mal äußert, habe ich Recht?"
Er sah sich abermals um, nachdem er Roland einen kurzen Blick zugeworfen hatte.
"Wie weit ist es denn bis zu Eurem Lager? Hier den Pfad entlang?"
"Direkt hier um die Bäume herum, dieser Pfad ist quasi zu Ende. Deshalb waren wir hier auch so eilig daran Euch am weitergehen zu hindern. Was haltet ihr davon, wir setzen uns und Euer Gefährte gesellt sich gleich zu uns. Vielleicht hat er ja noch Angst oder ist gar ohnmächtig geworden."
Er ließ ein leicht spöttisches Grinsen um den Mund herum auftauchen, aber nur ganz kurz. Der Blick Car Thûlors ließ ihn das Grinsen direkt wieder verschwinden lassen.
"Als ob ihr so viel besser seid. Aber gut. Setzen wir uns."
Er machte einen Schritt in Rolands Richtung und wartete dann aber, dass dieser voran ging.
Roland verstand die Geste und ging vor, umrundete den Baum und tatsächlich war dort das Lager seiner wohl ehemaligen Bande aufgeschlagen. Es gab Feldbetten, Kisten mit Vorräten und eine Feuerstelle mit Sitzgelegenheiten. Er setzte sich auf einen Baumstumpf und wartete auf den Ork, dem er irgendwie sein Leben zu verdanken hatte. Im Grunde genommen hatte er ihm sogar einen Gefallen getan, weil er so wieder leicht aus diesem Wald entkommen konnte. Es war mit der Bande zwar eine illustre Zeit gewesen, aber auf Dauer war diese Lage nicht das Richtige für sein eigentliches Handwerk, dem Schmuggeln und Verhehlen.
"Also, mein Freund, setzt Euch. Wollt Ihr etwas trinken?"
Nachdem er Roland gefolgt war, setzte er sich und sagte:
"Danke und nein, ich möchte gerade nichts trinken."
Er blickte sich zum Eingang des Lagers um und hoffte Rowan würde sich in Kürze zeigen.
"Ihr misstraut mir doch nicht etwa, oder?
Keine Sorge, ich würde Euch nicht versuchen zu vergiften. Das ist nicht mein Stil. Ihr habt es vielleicht nicht bemerkt, aber ich bin kein sonderlicher Freund von Gewalt jeglicher Form. Sie kann zwar gelegentlich ein nützliches Werkzeug sein, sagt mir aber trotzdem nicht zu."
Er ließ ein kurzes Schnauben hören.
"Also, Car Thûlor.
Ich verdanke Euch irgendwie mein Leben, da Ihr mich verschont habt und deshalb möchte ich Euch helfen. Lasst uns so etwas wie Partner werden, wenn Ihr mögt. Ich habe zwar keine Ahnung was genau Euer Handwerk ist, aber wie ich bereits erwähnte habe ich Kontakte und Beziehungen und kann Euch sicher gut helfen, wenn Ihr etwas braucht.
Wegen Eurer Axt hatte ich ja schon gesagt, dass ihr am besten eine Zwergin namens Minash aufsucht. Sie ist eine hervorragende Schmiedin und lebt in einem Gebirge in Pisar."
Car Thûlor zog eine Braue hoch.
"Mit Minash helft Ihr mir nicht wirklich, Roland, weil ich sie schon kenne. Was glaubt Ihr wer mein Schwert geschmiedet hat. Zu ihr wäre ich sowieso aufgebrochen um die Axt reparieren zu lassen."
Er zögerte und dachte kurz nach.
"Was mein Handwerk angeht, wie Ihr es nennt...
Im Wesentlichen bin ich ein Wanderer. Ich durchstreife die Gegend, kann mich bestens versorgen und gelegentlich nehme ich Aufträge für Leute an, die irgendetwas gefunden haben wollen."
"Ihr seid also eher so etwas wie ein Schatzsucher? Wenn Ihr wollt, kann ich Euch da auch mit Informationen versorgen, wenn ich etwas höre. Viele Leute halten in den heutigen Zeiten so etwas für überzogene Gerüchte, aber neugierige Geister könnten mitunter ihren Spaß daran haben."
Er blickte Car Thûlor direkt an.
"Und dass ihr Minash kennt erklärt natürlich Euer besonderes Schwert.
...
Also ich würde mich freuen, wenn ich jemanden wie Euch unterstüzen könnte, was sagt ihr?"
Er hielt ihm die ausgestreckte Hand hin, wie um eine Abmachung zu beschließen.
"Ihr braucht aber nicht etwa Schutz, oder?"
Trotz seiner Frage und der ausstehenden Antwort nahm er Rolands Hand und schüttelte sie. Wer wusste schon, ob Roland wirklich auf Car Thûlor angewiesen war oder umgekehrt. Aber er dachte sich, dass eine Art Mittelsmann für Informationen und mehr sicher nützlich für seine Abenteuer sein konnte.
"Nein. Nicht wirklich.
Sicher. Mein Geschäft ist mitunter nicht ungefährlich und es gibt Konkurrenten oder Neider. Aber wirklich Feinde, die mich beseitigen wollen, habe ich meines Wissens nicht."
"Also dann. Auf eine gute Zusammenarbeit."