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Immer gerne.
erwidert Marius und führt Jaromir weiter. Kurz darauf gelangen sie an eine weitere große, zweiflügelige Tür, die sich nahe dem Schlosseingang befindet. Eine Wache ist davor positioniert, tritt aber schnell und nickend zur Seite als er Marius erkennt. Der Cousin der Königin öffnet die Türen und tritt ein. Drinnen steht ein weiterer Mann, doch auch dieser nickt nur knapp, als er Marius sieht. Der Raum ist vollgestellt mit hohen, mit Blätterstapeln und Ordnern gefüllten Regalen. Der Raum wirkt wie eine Bibliothek, nur eben ohne Bücher, stattdessen mit Dokumenten und Urkunden.
Das ist das Archiv. Für jedermann einsichtlich, jedoch gut gesichert.
Jaromir hebt den Kopf an bis in den Nacken hinein und staunt nicht schlecht über die Fülle der Akten und Blätter welche sich hier stapeln. Er hat keine Ahnung ob es bei seiner Majestät auch solch einen Raum gibt, zumindest hat er ihn nie gesehen.
Das... ist wirklich beeindruckend.
Ja, das finde ich auch.
meint Marius ehrlich und blickt sich ebenso erstaunt um, auch wenn er diesen Raum schon gefühlte hundert Mal gesehen hat.
Minas Vater, mein Onkel, hat das alles eingerichtet. Zuvor war dies alles unter Verschluss, nur zugänglich für die Hofbeamten und Richter. Doch er wollte keine Geheimnisse vor seinem Volk haben und hat ihnen ermöglicht, alles einzusehen, wenn es sie danach verlangt.
Jaromirs Augen wandern noch eine ganze Weile über die vollgepackten Schränke, die überquellenden Regale und die unzähligen Schriften bevor er sich wieder an Marius wendet. Ein skeptischer Ausdruck in seinem Gesich.
Wirklich keine Geheimnisse?
Marius lacht leise, aber auch leicht betrübt auf, blickt jedoch nicht zu Jaromir hinüber.
Diese Frage hätte dir wohl nur der König selber beantworten können. Ruhe er in Frieden.
Jaromir wagt es nicht Marius an zu sehen.
Entschuldigt. Daran habe ich nicht gedacht.
Marius schüttelt nur abwehrend den Kopf.
Kein Problem. Ich weiß, Ihr meintet es nicht so.
Jaromir wartet geduldig ab bis Marius bereit ist zu gehen. Das Archiv ist ohne Frage beeindruckend, aber für ihn wohl nicht interessant. Außerdem möchte er nach dieser Peinlichkeit hier weg.
Nach einer Weile blickt Marius Jaromir fragend an und versichert sich, dass der Gast nicht noch länger bleiben will.
Dann lasst uns weitergehen.
Er nickt dem Mann, der das Archiv bewacht, noch einmal zu und verlässt dann mit Jaromir den Raum.
Möchtet Ihr noch die Privatgemächer der Königin sehen oder wollen wir gleich in den Garten gehen?
Jaromir weiß zuerst nicht was er sagen soll,... dann fällt ihm ein, dass er ja Minas Leibwächter ist. Marius hat den Vorschlag mit den Privatgemächern so formlos vorgetragen, als ob es um das Zimmer einer Schwester ginge. Jaromir muss über sich selbst schmunzel, wird aber schnell wieder ernst.
Wenn es möglich wäre und wir ihre Majestät nicht stören, würde ich gerne die Räumlichkeiten ihrer Majestät sehen. In nächster Zeit werde ich sicherlich noch öfters darin sein, allerdings will ich sie mir in Ruhe ansehen ohne ihre Majestät zu beunruhigen.
Mina befindet sich momentan im Audienzsaal. Eine Gruppe von Bauern wartet dort auf sie.
Er lächelt sanftmütig.
Ich sagte ihr, sie solle sich ausruhen, doch so ist sie eben.
Marius führt Jaromir in Richtung der Privatgemächer der Königin.
Jaromir folgt Marius wie gehabt.
So ist sie eben... ich habe schon davon gehört, dass sie sehr besorgt um ihre Untertanen ist. Und auch, dass sie ihre Meinung nicht zurückhält.
War sie schon immer so?
Eines ihrer vielen Talente.
sagt Marius ohne eine Spur von Ironie. Er meint jedes Wort ernst.
Sie war von klein auf dazu gewillt, ihren Vater stolz zu machen. Sie liebt ihn. Ich meine...
Er stockt kurz, belässt es dann aber bei den Worten und geht einen Moment schweigend weiter.
Also ja, sie war schon immer so. Das ist einfach ein Teil ihrer selbst. Die geborene Königin, wenn Ihr mich fragt.
Jaromir lässt Marius reden und setzt erst ein als er geendet hat.
Verzeiht es ist nur... ungewöhnlich. Dass sich jemand welcher so hoch... ich meine von so hohem Stand für Leute wie einfache Bauern interessiert.
Wer hat behauptet, dass Mina gewöhnlich ist?
erwidert Marius und lacht leise auf.
Ich kann es Euch nicht verdenken, immerhin kennt aber sie noch nicht lange. Aber glaubt mir, die Frauen an diesem Hof sind alles andere als gewöhnlich...
Ein verträumtes Lächeln tritt auf seine Züge.
Ja...
Ihr Gesprächsthema hat eine Wendung genommen, welche ihm nicht ungelegen kommen.
Auch die anderen Mitglieder der Garde und auch Julie hat mir davon erzählt. Es hängt wohl auch damit zusammen, dass die Meisten mehr oder weniger miteinander aufgewachsen sind.
Marius lacht leise auf, als sie in den hinteren Teil des Schlosses treten, der von zwei Wachen bewacht wird, die sie aber wortlos passieren lassen.
Ja, es gibt gewisse Familienbande. Aber selbst wenn es die nicht gebe, wären wir alle wie eine Familie. Auch wenn ich nie zur Garde gehört habe, würde ich für jeden von den Jungs meine Hand ins Feuer legen.
Zur Verdeutlichung seiner Worte hebt er seine Hand kurz an, bevor er sie mit der anderen in seinem Rücken überkreut und weitergeht.
Ja, eine sehr entschlossene Truppe. Wie bei mir daheim.
Antwortet er. Den letzten Part hätte er sich bei sich daheim sparen können. Marius kann der Orden ja egal sein. Nur fühlt er sich hier so verlassen wie schon lange nicht mehr und hat irgendwie das Bedürfnis hervor zu heben, dass er kein unnützes Anhängsel ist.
Um das Thema zu wechseln, und vielleicht auch um ein paar Antworten zu bekommen beginnt er in eine andere Gesprächsrichtung ein zu schwenken.
Ich war auch erstaunt als Julie mir erzählte, dass sie ein Training absolviert hat. Sie wirkt nicht so wie andere Frauen die ich von meiner Truppe her kenne. Eher... zurückhaltend und sanft.
Ein Strahlen tritt bei Jaromirs Worten in Marius' Augen. Der Gedanke an Julie bringt sie geradezu zum Glänzen.
Julie ist alles andere als gewöhnlich. Und keineswegs mit auch nur einer anderen Frau dieses Landes zu vergleichen. Aber wenn man sie länger kennt, lernt man dies sehr zu schätzen.
Mittlerweile haben sie die Privatgemächer erreicht, doch Marius bleibt vor der Tür stehen, um seinen Gedanken zu beenden.
Julie ist die bezauberndste Frau dieser Welt, das kann ich Euch versichern. Sie vereinigt die besten Werte des Universums in sich.
Nur zu gut kann er Marius folgen. Und dabei hatte er sich doch Hoffnungen gemacht, Marius empfinde nicht mehr als bloßes Geschwisterliches oder seinetwegen auch begehrliches Interesse an Julie. Nein, Marius legt sogleich eine ganze Schwärmerei von sich. Ein wenig tut es Jaromir leid, ihn in nächster Zeit so vor den Kopf stoßen zu müssen. Eigentlich wird das Julie tun. Es wird ihr aber nicht weniger schwer fallen.
Er seufzt innerlich, setzt sogleich eine besonnene Mimik als Maske auf.
Sie... ist wahrlich ein Schatz.