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Euphemia lacht.
Bin ich in der Vergangenheit einem solch amüsanten gesellschaftlichen Anlass jemals fern geblieben? Mein Gatte sollte mich inzwischen gut genug kennen, um zu wissen, wohin ich gegangen bin. Dass ihm sein Jagdausflug wichtiger war, als mich zu begleiten, dafür kann ich nichts...
Doch verzeiht, dieser Disput soll nicht auf Eurem Rücken ausgetragen werden.
Mais non, die Einladung zur Krönungszeremonie kam ja nun malheureusement recht kurzfristig. Selbst wir hätten es ja beinahe nicht rechtzeitig geschafft, und das, obwohl wir direkt nach Erhalt der Einladung aufgebrochen sind.
Nun, man wird ihm wohl gesagt haben, wohin wir gereist sind. Als ob den neugierigen Nasen bei Hofe jemals etwas entgehen würde..
Bien sûr, bien sûr …
, sagt Arthur, wobei er sich fragt, ob das noch so ganz zutrifft, wenn doch die neugierigste aller Nasen mit der Kaiserin im Ausland war.
Nun, hier trennen sich unsere Wege vorerst. Ich danke Euch herzlich für die Freundliche Begleitung, Herr von Hochwald.
Euphemia verneigt sich, so galant es mit der schlafenden Flientmora im Arm irgendwie geht, und steigt mit den beiden Kindern die Treppe empor, um sie ins Bett zu bringen. Dann macht sie sich auf die Suche nach ihrem Gatten. Aus dem Türspalt zu seinem Arbeitszimmer entfleucht ein schwacher Lichtschein. Euphemia lächelt voller Vorfreude und betritt das Arbeitszimmer.
Veuxin sitzt am Schreibtisch. Oder liegt. Irgendetwas dazwischen – sein Kopf ist jedenfalls im Schlaf auf den Stapel Papiere vor ihm gesunken.
Euphemia kichert leise, als sie den schlafenden Veuxin entdeckt. Sie schlüpft aus ihren Schuhen, rafft ihre Röcke und schleicht um den Schreibtisch herum. Eine Weile betrachtet sie Veuxin schweigend, dann geht sie neben ihm in die Hocke und streicht ihm liebevoll über die Wange.
Psst.. Liebster.. Ich bin zurück.
Veuxin schreckt auf. Er blickt Euphemia müde an.
Sind die Kinder bei Dir?
Aber natürlich sind sie bei mir. Ich wollte sie nicht alleine lassen, als du bei deinem Jagdausflug warst.
Euphemia küsst Veuxins Stirn.
Du siehst ziemlich erschöpft aus, Veux..
Ja…
Veuxin sagt nichts weiter, sondern dreht seinen Kopf von Euphemia weg und legt ihn wieder, die Augen geschlossen, auf den Papierstapel.
Sie steht auf und streicht ihm lächelnd über den Rücken.
Glaubst du nicht, dass etwas Schlaf im Bett um einiges erholsamer wäre?
Es kommt sowieso jeden Moment ein Diener und unterrichtet mich darüber, dass die Kutsche zum Hafen bereitsteht. Ich muss noch nach Pisar.
Ich verstehe.
Euphemia beisst sich auf die Unterlippe um sich die Enttäuschung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Nicht so sehr darüber, dass er gleich wieder abreist. Das ist soweit nichts neues, schliesslich hat er als Kaiser eine ganze Menge Verpflichtungen. Aber dass er sich ihr gegenüber so kühl und distanziert verhält, treibt ihr beinahe die Tränen in die Augen.
Weisst du schon, wann du wieder hier sein wirst?
Vermutlich in vier Tagen, wenn nichts dazwischen kommt. Wirst Du dann da s… nicht so wichtig.
Willst du denn, dass ich da bin? Manchmal bin ich mir da nicht mehr so sicher..
Veuxin hebt seinen Kopf wieder vom Schreibtisch und blickt Euphemia an. In seinem Blick sind Tränen.
Ich will, dass Du immer da bist. Du und die Kinder … dass Ihr alle immer da seid. Als ihr weg wart … ich wusste nicht, ob Du die Kinder mitgenommen hast; niemand hat mich darüber informiert, und auch Du bist ohne ein Wort gegangen. Ich habe mir solche Sorgen um euch gemacht.
Er steht auf und umarmt Euphemia. Seine Euphemia, seine Kaiserin, die endlich wieder da ist.
Ihr seid das Wertvollste und Schönste, was ich besitze. Und auch nur der kleinste Zweifel, dass euch etwas—
Seine Stimme erstickt.
Euphemia bleibt einen Moment lang erstarrt stehen. Dicke Tränen kullern über ihre Wangen. Sie ist bestürzt darüber, dass ihre Reise nach Kitai solche Konsequenzen nach sich zieht. Schluchzend schliesst sie die Augen und legt ihren Kopf an Veuxins Schulter.
Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.. Wirklich nicht. Aber ich war so enttäuscht, dass du mich nicht begleitest. Ich habe nicht nachgedacht.. Es tut mir leid..
Veuxin drückt Euphemia fest an sich.
Vergeben und vergessen. Bitte versprich mir nur, dass Du sowas nie wieder machst, denn das würde mein Herz nicht noch einmal ertragen …
Versprochen. Ich liebe dich, Veuxin. Mehr als alles andere.
Euphemia murmelt das Wort mehr, als dass sie es sagt. Veuxins warme Umarmung tut so unendlich gut. Viel zu kostbar und selten sind diese Momente trauter Zweisamkeit zwischen ihnen geworden. Sie atmet seinen Duft tief ein und kuschelt sich noch einige Sekunden in seine Arme, ehe sie sich aus seiner Umarmung löst und mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht streicht.
Darf ich dich zum Hafen begleiten?
Er blickt ihr in die Augen, und ein leichtes Lächeln zieht sich über sein Gesicht.
Nichts wäre mir lieber.