Der Drache lauscht mit geschlossenen Augen dem Lied des Orks. Er wiegt sich sogar leicht hin und her und hört nicht auf bis auch das Lied verklungen ist.
Ich danke Euch. Ich bin ein Freund von guten Liedern, Geschichten und Schauspiel. Was ich an vielen anderen Völkern vermisse ist der gutturale Gesang den es nur bei Eurem Volk gibt. Kein anderes Volk kann das brache und wilde Leben sonst in Musik einfangen.
Aber ich schweife ab. Wir haben eine Abmachungen und an die pflege ich mich zu halten. Wartet hier bis ich zurück bin.
Mit diesen Worten breitet er seine mächtigen Schwingen aus und beginnt sich in die Luft tragen. Er ist auch schon am überlegen was er tun könnte. Die Kinder sind in einer Garnison und so wie er Euphemia und Veuxin einschätzt, wäre ein gewaltvoller Ausbruch nicht nach ihrem Wunsch. Auch ein Ausbruch ohne Tote oder Verletzte kann er ausschließen. Nein, am besten er richtet es so ein, dass die Garnison sie freiwillig entlässt.
Sein Flug führt in an die Grenze der von den Drachensteinern besiedelten Gegend. Da ein verbannter, heran stürzender Drache ein wenig auffällig sein könnte beginnt Syrwanos zu zaubern. Rauchschwaden kommen aus seinem Maul und hüllen ihn ein. Als sie verzogen sind, ist dort nichts mehr. Nichts was zu sehen ist. Zumindest für alle Nicht-Magier. Unsichtbarkeit. Nicht gerade originell, aber da ein ganzer Drache verschwunden ist, doch eindrucksvoll für jeden der es sieht, oder auch nicht sieht. Syrwanos erweitert diesen noch mit einem Stille Zauber, da sein Drachenkörper doch einige Geräusche von sich geben könnte. Unter anderem sein Magen. Langsam bekommt er Hunger.
Ah da ist es ja. Die Holzbauten der Garnison sind schon von weitem zu erkennen. Im Grunde nicht mehr als ein Vorposten welcher die Bürger und Landwirte der Umgebung Sicherheit geben soll. Stark genug ausgebaut um den Angriff eines hiesigen Orkklans stand zu halten. Jedoch bezweifle ich, dass sie sich gegen zwei ausreichend erwehren könnten. Die Geschichte hat Syrwanos ein gewisses Einschätzungsvermögen verliehen was Kriege und Schlachten anbelangt, von dem er, genauso wie von seinen anderen Erfahrungen Gebrauch macht.
Still und unsichtbar umreist er das Gebäude mit seinen Mauern aus Holz und braucht eine Weile um einen geeigneten Platz zum landen zu finden. Seine Krallen verteilen sich auf den Brunnen, zwei besonders stabilen Mauerstücken und dem Dach um sein Gewicht zu tragen. Schließlich wären gigantische Drachenspuren im Gras wenig hilfreich bei seiner Aufgabe. Für einen Beobachter, wenn es den einen gäbe, wäre dies ein ausgesprochenes Kunststück an Balance. Dann wollen wir mal lauschen... Vorsichtig fährt sein Kopf am Hauptgebäude entlang. Seine Sinne sind gespannt und Augen und Ohren machen durch die Fenster jede Kleinigkeit aus. Schließlich sind Gesprächsfetzen aus einem der obersten Fenster zu vernehmen.
"...berichten, dass der Orkklan sich in Kriegstracht in Richtung des Klans der Schädelknacker aufgemacht hat. Inzwischen dürften sie aufeinander getroffen sein und die Kämpfe begonnen haben. Er hat sich rechtzeitig zurückgezogen um nicht erkannt zu werden."
"Ausgezeichnete Arbeit. Sendet morgen früh erneut einen Späher aus. Nicht früher. Für den Bericht brauchen wir nur die Opferzahlen, keine detaillierte Beschreibung. Diese gegenseitige Ausmerzung wird jemanden in Pretannica sehr glücklich machen...."
Soso, ihr habt davon gewusst. Ein guter Plan. Könnte von mir sein. Aber was würde Veuxin dazu sagen? Oder befürwortet er dein Vorgehen, Kommandant? Natürlich würde er ihn nicht fragen. Im Grunde dürfte es sogar gleich sein. Der Kaiser beschäftigt sich nicht mit solchen Kleinigkeiten, wenn es ihm niemand erzählt. Was Syrwanos jedoch wissen möchte ist, wo die Kinder sind. Syrwanos formuliert einen Zauber und einen Gedanken. Er bläst ihn mit leiser Vorsicht in den Raum, direkt in den Kopf des Kommandanten. Er wird glauben, dass der Gedanke von ihm kommt.
"Zeit nach diesen Missgeburten zu sehen. Sie befinden sich vermutlich immer noch in Zelle 3?"
"Jawohl Kommandant. Sie sind unter strenger Bewachung seit wir sie festnehmen konnten."
"Geflügeldiebe haben auch nichts anderes zu erwarten. Lasst sie in den Hof kommen. Ich möchte sie mir selber ansehen und..."
Alles andere interessiert den Drachen vorerst gar nicht. Der Kommandant wird sie draußen im Augenschein nehmen, das ist seine Idee und seine Chance. Der Mann scheint mir wenig Skrupel zu haben. Ich glaube ich habe eine Idee... Sein Kopf gleitet zum Erdboden und er schnuppert an jedem der tief sitzenden, vergitterten Fenstern. Schließlich wird er fündig. Der Geruch von Orkjungen ist eindeutig. Das Fenster ist zu dicht am Boden und so kann der Drache nur ein paar Beine im Raum ausmachen. Nackte Orkbeine. Mit einem lächeln über die breite Drachenschnauze webt er einen weiteren Zauber und bläst Rauch durch das Fenster. Das bisschen Husten stört ihn nicht weiter. Er hat seinen Zauber gut abgestimmt.
Es dauert nicht lange und Türen werden geöffnet. Der Kommandant, ein Mann dem es sichtlich gefällt in Uniform herum zu laufen tritt heraus und positioniert sich direkt unter Syrwanos Kinn. Ein besseres Angebot jemanden zu verspeisen würde ich wohl kaum bekommen... ach die guten alten Zeiten. Nach einer Weile kommen Wachsoldaten heraus, zwischen ihnen zwei Orkkinder.
"Ihr wisst weshalb ihr hier seid. Ihr habt vor vier Tagen am Hof des Bauers Lundgrechts Hühner gejagt und erlegt. Ohne dessen Einwilligung. Ein Diebstahl in unserem Land wird nicht toleriert..."
Lass doch das selbstherrliche Gefasel und schau dir deine Gefangenen doch mal genau an. Dem Drachen dauert der Vortrag über Recht, Gesetz, Pflicht und Ordnung jetzt schon zu lange. Die Begriffe selbst sind ihm ja schon ein Graus. Deshalb webt er einen weiteren Zauber und lässt ihn im Kopf des Mannes wirken. -SIE SEHEN KOMISCH AUS-
Kaum dass der Zauber durch die Ohren des Soldaten geflogen sind beginnt er die Orks näher zu betrachten... und springt einen Schritt zurück.
"Pest noch eins! Wo haben sie die Auswüchse her? Wache! Habt ihr sie nicht sauber gehalten?"
Erstaunt nehmen nun auch alle anderen die eitrigen Beulen und Pusteln auf den Orkkindern war. Wird ja auch langsam Zeit... Sogar die Kinder selbst haben nichts bemerkt, wie auch, haben sie diese erst vor wenigen Augenblicken verpasst bekommen. Schnell ist von Seuche und Krankheit die Rede. Von irgendetwas was die Orks heimsuchen könnte. Eines der Kinder hustet, vermutlich noch ein wenig wegen des Illusionsrauchs, und hätte es einen Babykopf dabei ausgespuckt, es hätte nicht weniger angewiderte Blicke ernten können.
"Vielleicht ist das ansteckend. Wir müssen das Problem zum Schutze der Stadt sofort beseitigen."
Einer der Wachleute zieht unauffällig sein Schwert, mit einem Nicken seines Vorgesetzen. Ich glaub ich weiß was du vorhast, Menschlein, und das gefällt mir überhaupt nicht. Das war nicht mein Plan. Lass mich dir eine bessere Idee einflüstern. Syrwanos formuliert einen weiteren Gedanken und schickt ihn fort.
"Nein, wartet. Wir erlassen ihnen ihre Strafe und schicken sie zurück. Ihr Klan soll sich um sie kümmern und sie pflegen."
Der Kommandant grinst erfreut und lässt die Wache antreten um sie zum Wald zu bringen. Syrwanos kann nicht anders, er muss eine Augenwulst für die Vorstellung dieses Mannes heben. Eine wirklich großzügige Umschreibung dafür, sie nach Hause zu schicken damit sie alle anderen Orks mit dieser Seuche anstecken. Den nichts anderes hat ihm der Drache in einem Geistesblitz einfallen lassen. Man lernt bei Lügnern nie aus.
Wenig später wurden die Orks an den Waldrand nach Norden dirigiert. Die Wachleute hatten die Stiele ihrer Speere benutzt um sie zu dirigieren. Später würden sie diese sicherlich verbrennen. So verängstigt wie die Kinder von den Vorfällen der letzten Stunde auch waren, wollten sie keinen Einspruch erheben und folgten den Anweisungen der Fremden ohne Fragen zu stellen oder Widerworte. Kaum jedoch, dass sie in den Wald gestoßen wurden, beginnen sie zu laufen. Mit schnellen Schritten eilen sie durch den Wald, an Büschen und Gräsern vorbei, an Steinen und Baumwipfeln... das letzte verdutzt sie, als ihre Füße den Boden verlassen und sie von einer unbekannten Kraft in die Luft gehoben werden. Um sie herum beginnt ein Drache wie aus dem Nichts auf zu tauchen, sie selbst in seiner Pranke haltend.
Wisst ihr, ihr könntet danke sagen. Schließlich habe ich euch gerettet.
Als Antwort beginnen die beiden Kinder zu schreien und zu kreischen und versuchen aus seiner Klauenhand zu entkommen. Die Tatsache, dass sie ein Fall von dieser Höhe töten würde, scheinen sie zu vergessen. Und da fragen sich Sterbliche, warum wir Drachen uns nicht gleich wie sie um unsere Jungen sorgen.
Syrwanos beginnt mit schnellen Flügelschlägen sich von den besiedelten Gebieten zu entfernen. Es ist ein kurzer Flug, gefühlt mit Schreien, Heulen und Versuchen einen Drachen zu beißen, als Syrwanos schließlich wieder zum Felsen kommt und die Plagegeister vorsichtig vor den Orks absetzt. Natürlich sind die falschen Beulen und Seuchensynthome schon verschwunden.
Sie wollten sich als Jäger versuchen. Leider wurden sie dabei von den Drachensteinern gefasst. Sie müssen wohl noch ein wenig üben.
fügt er mit einem Schmunzeln hinzu.