Kaiserreich Drachenstein

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[Cisum] Augenblick des Lichts

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Kyra 21.12.2014, 17:14

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Immer einen Schritt nach dem anderen. Ganz einfach... nur nicht stolpern... hier ist ein Stein... sehr gut. Weiter gehts.

Schritt für Schritt kämpft sich Kyra den unbekannten Weg entlang. Mit dem Wanderstock schubst sie den Stein einfach aus dem Weg. Noch nie hat sie sich so weit von der Akademie fort bewegt, und das auch noch in ein Gebiet indem sie vor ihrer Erblindung auch noch nie gewesen war. Seit sie von diesem schrecklichem Alb Augenlicht und ihre Zunge verloren hatte, war ihr Leben immer in unwiederrufliche Dunkelheit gehüllt gewesen. Die Maguschakademie hatte sie freundlich aufgenommen, das stimmte zwar, und sie hatte auch Freunde dort gefunden mit denen sie sich mit ihrer Schreibtafel verständlich machen konnte, doch sie fühlte sich immer wie eine Außenseiterin. Die herrliche Maguschakademie mit all ihren Wundern, sie konnte sie nie wirklich erleben, niemals sehen, sondern nur erhorchen und erfühlen. Trotzdem konnte sie von sich nicht behaupten hilflos zu sein. Inzwischen kannte sie das Gebäude besser als jeder der Schüler und auch besser als viele Lehrer dort. Es überraschte sie selbst wie sehr ihr Gedächtnis jedes einzige Detail sich einprägte, jeden Gang, jedes Zimmer, Regal, jeden hervorstehenden Stolperstein und anderes. Mit etwas Glück konnte sie nur durch das gleiten ihrer Hand über den Mauerstein erkennen in welchem Bereich der Akademie sie sich aufhielt. Und sie brauchte des Nachts keine Kerzen oder andere lästigen Leuchtmittel, womit sie bei Nachtdiensten alles mit zwei Händen erledigen konnte. Seit einiger Zeit vollführte sie sogar Botendienste außerhalb der Akademie. Einfache Einkäufe bei Händlern deren Weg sie sich gemerkt hatte. Ihre feine Nase und ihr Tastsinn reichten aus um gute und schlechte Lebensmittel zu erkennen.

Ihr heutiger Ausflug jedoch hatte einen anderen Grund. Eigentlich sollte sie etwas Gemüse einkaufen, doch sie nahm mit voller Absicht die falsche Fährte um nach Cisum zu kommen. Den Ort andem die Stimme sie geordert hatte. Die Stimme, ihr ständiger Begleiter und Gesprächpartner welcher seit den grauenhaften Erlebnissen in ihr steckte und mit dem als einziges eine Konversation möglich auf gleicher Ebene möglich ist. Sie wusste weder woher sie kam, noch was sie war. Sie konnte genausogut ein Ausdruck ihres Wahnsinns sein. Nun, zumindest würde sie es wohl gleich erfahren. Die Stimme hat sie genau angewiesen wohin sie sich wenden solle, so als würde sie sie die ganze Zeit beobachten.

Folge dem Weg weiter, es ist nicht mehr weit...

Ich werde jetzt auch kaum umdrehen...

Sicher nicht. Hast du dir schon überlegt was du der Akademie sagen willst warum du keine Zwiebeln und Möhren bringst?

Natürlich hatte sie das. Und da die Stimme in ihrem Kopf saß wusste sie auch schon die Antwort. Das machte sie öfters. Einfach um sie zu ärngern. Die Stimme konnte richtig gemein sein, und das war sie oft. Aber zum schweigen bringen konnte sie sie ja nicht.

Kyra schnaupte kurz, das konnte sie ja noch, bevor sie ihre Antwort dachte.

Ich werde einfach sagen dass ich mich vertan habe und in die falsche Fähre stieg. Sie werden es dem armen blindem Mädchen schon nachsehen. Das tun sie doch immer.

Kaum hatte sie es zuende gedacht bereute sie ihre harschen Worte. Sie wollte die anderen nicht anlügen, aber sie wollte ihnen auch nichts von der Stimme erzählen. Sie würden sie für verrückt halten und ihr restliches Dasein in einem Kämmerlein fristen. So war es einfach besser. Sie schadete ja niemanden...

Die Luft wurde irgendwie seltsam... Kyra musste husten. Es roch ähnlich wie in einem der Alchemielaboren. Schwefel, Asche, aber noch andere würzige Gerüche vermischen sich zu einem unsagbar wolkenartigem Gemisch der in ihrer Nase brannte.

Das ist aber nicht sehr nett. Dein Geruchssinn ist im übrigem äußert empfindsam geworden.

Es hat doch nichts damit zu tun wenn es hier sti...

Kyra erschrak kurz und verlor fast das Gleichgewicht. Die Stimme... sie hatte sie GEHÖRT. Und zwar mit ihren Ohren, nicht in ihrem Kopf. Trotzdem ist es die gleiche Stimme.

Ich bin nicht verrückt!

Nein, nein das bist du nicht kleine Kyra. So sehen wir uns endlich... zumindest seh ich dich.

Die Stimme lachte. Aber das war Kyra vorerst egal. An den Spott hat sie sich gewöhnt.

Wer bist du? Warum kannst du mit in meinem Kopf sprechen? Was willst du von mir?

Wirklich die selben Fragen? Die selben Fragen wie die als wir uns kennengelernt haben? Enttäuschend. Wenn ich sie damals schon nicht beantwortet habe, warum glaubst du sollte ich sie jetzt beantworten?

Kyra war gekommen um Antworten zu bekommen, nur dewegen.

Nur deswegen? Dann will ich nicht so sein. Wer ich bin ist für dich nicht wichtig. Ich kenne dein Innerstes. Du kennst mich nicht und hast auch noch nie von mir gehört. Zu schade. Dabei bin ich recht bekannt. Aber dann könnte dir mein Name auch nicht weiterhelfen. Es ist ja nicht so als ob du die Auswahl hättest und mich ansprechen müsstest.

Spöttisches Lachen. Kyra schnaupte nur verächtlich. Das ging schon einmal großartig los.

Ich kann in deinem Kopf sprechen weil du mein Zeichen trägst.

Jetzt musste sie aufhorchen. Sein Zeichen?

Mein Zeichen. Ich vergebe es an meine Getreuen, damit sie mit mir sprechen können und ich an sie. Der Alb hat es auf deine Haut geritzt, zusammen mit etwa ein hundert anderer Verschnörkelungen welche sie überlappen, dadurch wurde es nicht von den Maguschen entdeckt. Niemand hat ihn darum gebeten... vielleicht fand er es ästhetisch. Merkwürdiges Volk.

Eine merkwürdige Stimmung kam in Kyra auf. Noch heute spürte sie die tausend Schnitte des Messers die ihre Haut anritzten und kaum ernsthafte Blutsprugen hinterließen. Sein Zeichen... ein magisches Zeichen! Aber... mit wem war sie da bekannt? Was wollte er von ihr?

Kyra wurde allmählich wütend. Sie hatte weder erblinden, noch ihre Sprache verlieren wollen und schon gar nicht mit diesem Wesen verbunden sein.

Ich? Ist es nicht eher so, dass du etwas von mir willst?

Natürlich, eigentlich war sie ja gekommen weil er ihr etwas versprochen hat. Das was sie am meisten vermisst. Wieder zu sehen, zu sprechen, nicht mehr durch Augenlöcher und Schnitte entstellt zu sein. Ein Leben, ein normales Leben. Unbewusst fährt sie sich über ihre Augenbinde.

Ich will sehen... ich will wieder sehen können! Und sprechen! Und, und... und meine Haut soll wieder unversehrt werden. Keine Schmerzen mehr, keine Stimmen mehr in meinem Kopf!

Sehr viele Wünsche, die du da hast. Aber alles zu seiner Zeit, alles zu seiner Zeit. Was bist du den bereit dafür mir zu geben? Was bist du bereit dafür zu tun?

Kyra zögert. Auch wenn sie sich nichts sehnlicher wünschte als ihr altes Leben wieder zu haben, wer weiß was diesen Wesen von ihr verlangt. Solche Geschichten verliefen nie gut aus für diejenigen, das wusste sie noch aus ihrer Kindheit.

Und da durchbricht etwas die Finsternis die all die Jahre ihre Welt war. Sie sieht Licht. Gleißendes Licht und satte Farben. Grün... Grüne Bäume, Wiese, einen Trampelpfad der durch ein Waldstück führte, nahe an einem Gebirge vorbei. Sie erblickt ein Stück Himmel. Wolken! Noch nie wurde ihr bewusst wie schön Wolken sein konnten. Und sie sieht ein Mädchen auf dem Weg stehen. Ein Mädchen in einem einfachen Leinenkleid mit einem Wanderstab und einer Schiefertafel am Gürtel. Und sie trägt eine Augenbinde aus Leinen welche zum Teil von ihren lang gewordenen Haaren verdeckt werden. Vorsichtig streicht Kyra sich über ihre Binde und erblickt wie das Mädchen exakt die selbe Bewegung vollführt. Für Kyra mutet es merkwürdig an sich selbst zu beobachten. Doch andererseits hatte sie sich noch nie selbst gesehen seit dem Ereignis damals.

Alles... ich will alles tun was du willst.

24.04.2015, 20:16

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"Du hast nicht mehr viel Zeit..."

Die Stimme in ihrem Kopf war drängend. Ungewöhnlich. Normalerweise hatte sie die Ruhe weg und Kyra war diejenige die nervös aufschreckte.

Ich weiß, ich weiß. Aber ich bin hier noch nicht fertig.

Ihre Finger streichen nervös über die Bücherrücken. Im Geiste immer wieder die Formel aufsagend um sie lesen zu können. Sie hat das Ende des Regals schon fast erreicht und bisher ist keines der Bücher das Gesuchte. Wenn sie jetzt aufhört zu suchen, kann sie beim nächsten Mal wieder ganz von vorne anfangen. Die Bibliothek ist riesig. Für eine Blinde war sie nur durch Schritt- und Regalzählungen zu ermessen. Sie hörte Schritte... der Bibliothekar vollführt seine Runde, regelmäßig wie immer. Eine Regelmäßigkeit welche Kyra gerne benutzt um sich nachts in die Bibliothek zu schleichen und unentdeckt ihren Forschungen nach zu gehen... Forschungen... eine gelungene Umschreibung für das Suchen und Lesen bestimmter Bücher welche ihre Stimme ihr empfiehlt.

"Ich schätze dir bleiben noch... 8 Schritt."

Als ob sie das nicht ebenfalls wüsste. Endlich erreichen ihre Finger das hölzerne Ende des Regals. Erleichtert setzt sie sich in Bewegung und huscht um die Ecke wo die breite Seite des Regals sie ausreichend schützt.

Es war schon wieder nicht dabei. Bist du sicher, dass es in dieser Abteilung sein muss?

Die Stimme schwieg eine Weile. Mal wieder. Kyra konnte nie sagen ob sie überlegte, nicht antworten wollte oder konnte.

"Es 'sollte' hier sein. Vielleicht wurde es ausgeborgt oder es wurde falsch einsortiert. Möglich wäre auch eine Übertragung auf eine Pergamentrolle."

Großartig... die Schriften könnten irgendwo sein, direkt vor ihrer Nase und sie würde sie nicht finden.

Ich kann nicht alle Bücher und Pergamente der Maguschakademie durchlesen. Das würde Jahre dauern. Jemand muss mir helfen.

"Ich..."

Eine ECHTE Hilfe!

Kyra verfällt ins grübeln während die Schritte des Bibliothekars sich entfernen. Sie könnte einfach morgen früh nach dem Buch fragen. Und eine Geschichte erzählen, dass sie das Buch gerne vorgelesen haben möchte... oder dass sie geschickt wurde um für einen der Lehrer das Buch ab zu holen. Nein, Kyra schüttelt den Kopf, der Inhalt ist zu speziell. Und Nachforschungen würden ihr schaden. Sie muss ungesehen da ran. Jemanden einweihen? Kyra hat echte Freunde hier gewonnen. Diese könnten mit Leichtigkeit das Buch ausfindig machen.

"Und dann müsstest du alles erzählen. Von mir, von deinem Können. Glaubst du sie werden dir einfach magische Utensilien überlassen? Dir vertrauen? "

Kyra sinnierte und schüttelte den Kopf. Nein, das könnte sie weder verlangen, noch glaubte sie an so viel Hilfsbereitschaft. Sie musste irgendwie anders an die Sache rangehen.

"Der Bibliothekar wird wissen wo sich die Schriften befinden."

Das Mädchen runzelt die Stirn. Er würde es ihr sicher nicht verraten. Der Bibliothekar galt als geradezu penibel auf die Vorschriften bedacht und würde ihr nicht einfach so ein Buch über Magie überlassen.

"Es gibt Methoden andere zu beeinflussen. Damit sie tun was du willst..."

Das hört sich gefährlich an. Damit das klar ist, ich möchte niemanden verletzten!

Ein tiefer Brummton erfolgt.

"Dann fallen einige Möglichkeiten schon mal weg. Es gibt Zauber, bei denen der Geist manipuliert wird. Der angezauberte tut was ihm befohlen wird, oder er gibt sein Wissen preis. Und andere Zauber löschen das Gedächtnis desjenigen oder manipulieren es ganz."

Mhmm, jedenfalls besser als zu foltern oder ihm Avancen machen zu müssen...

"Leider erfordern diese Zauber einiges an Wissen, Können und zumeist Sichtkontakt. Dazu gehört noch, dass dieses Wissen streng unter Verschluss ist. Ich könnte versuchen es dir auf diesem Wege bei zu bringen, doch wenn wir ehrlich sind, dann wissen wir beide, dass es zu lange für dich dauern würde."

Kyra beißt sich auf die Lippen und gibt keine Erwiderung darauf. Natürlich stimmt dies alles. Sie hat keine Lust wegen einem einfachen Buch mehrere Jahre Zaubern zu üben.

"Hypnose... funktioniert nur mit Stimme. Nein, nein auch das können wir vergessen."

Würdest du... bitte... etwas hilfreiches... vorschlagen?

Kyra verliert allmählich die Geduld und muss sich zügeln im Geiste nicht einfach loszuschreien.

"Es gibt einen Kräutersud welcher eine ähnliche Wirkung wie Alkohol entfaltet. Die betreffende Person ist freundlich und mild gestimmt und geschwätzig. Und am nächsten Morgen kann er sich an nichts mehr davon erinnern. Für große Geheimnisse ungeeignet, aber für unsere Zwecke reicht es. Das Rezept findet sich leicht und Kochstelle sowie Kräuter findet sich in der Maguschakademie."

Das hört sich schon besser an. Ein verschwörerisches Grinsen breitet sich auf Kyras Lippen aus. Das wird sie schaffen.

08.05.2015, 21:54

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Ah der Tee, pünktlich seid Ihr ja, gut, gut.

Die Stimme des Bibliothekars ist von nicht weit entfernt zu hören. Von seinem Schreibtisch. Wie immer um diese Uhrzeit. Er könnte die Gezeiten und den Sonnenaufgang selbst vorhersagen. Ihre Beine fühlen sich schwerer an wie sonst. Jeder ihrer Schritte fällt ihr schwer. Mach dich nicht fertig. Du bringst ihm nur den Tee. Tee vermischt mit dem Kräutersud eines Rauschkrautes, welches seine Sinne benebelt... ich muss verrückt sein, er wird es merken! Auch wenn Kyra die Schritte schwer fallen, führt sie dennoch ihren Weg fort. Ihre Beine wackeln ebenso wie ihr Wille, doch ihre Überzeugung stößt sie immer weiter voran. Möchtest du nicht irgendetwas darauf erwidern? Du hältst dich doch sonst nicht mit Spott zurück.

"Entschuldige, ich war gerade abgelenkt... diese Menschen aus Kitai sind einfach zu faszinierend."

Kitai? Hört sich an wie ein fremdländisches Wurzelgemüse... bitte bleib bei mir.

"Oh du Unwissende, aber einfallsreiche kleine Närrin... Bei dir bleiben? Was ist aus dem selbstbewussten blinden Mädchen geworden welches ich kennen gelernt habe?"

Die versucht gerade einen Magusch der Akademie zu vergiften. Ich habe nur dich. Du musst mir beistehen.

Wird das heute noch was?

Die Stimme des Bibliothekars lässt Ungeduld vermuten. Kein Wunder. Kyra ist während ihres Zwiegesprächs immer langsamer geworden. Sie gibt sich selbst einen Ruck und legt die letzten Schritte zurück und merkt schließlich wie ihr das Tablett aus der Hand gerissen wird.

Du kannst nun gehen.

Sie verbeugt sich knapp und dreht sich herum um den Rückweg wieder an zu treten. Hinter sich kann sie hören wie der Tee in die Tasse eingeschenkt wird. Wie lange dauert es bis der Sud anfängt zu wirken?

"Das kommt darauf an wie viel er zu sich nimmt. Die Menge verteilt der Kanne... mhmm... etwa vier oder fünf Tassen Inhalt. Wenn er sie über die Nacht verteilt trinkt wird es schon einige Stunden daue..."

Warte einmal! Der Tee schmeckt anders wie sonst...

Kyra bleibt erschrocken stehen. Du hast gesagt er schmeckt es nicht raus! Es läuft ihr eiskalt den Rücken herunter. Jetzt ist alles vorbei. Sie werden sie aus der Maguschakademie werfen. Und ohne ihre Arbeit hier wird sie weder in der Lage sein ihr Augenlicht wieder zu bekommen, noch ihre Stimme. Noch schlimmer, niemand wird eine blinde Magd einstellen. Sie wird als Bettlerin enden oder gar verhungern.

Kyra dreht sich wieder um, versucht gefasst aus zu sehen. Vielleicht kann sie alles abstreiten. Ihre Hände werden feucht vor Schweiß. So kann sie nicht auf der Tafel schreiben. Die Kreide würde ihr aus der Hand fallen.

Weniger bitter. Endlich weiß jemand in der Küche wie guter Tee gemacht wird. Gib das Lob weiter.

Kyra verneigt sich kurz bevor sie sich umdreht und ihren Weg fort setzt. Sie ist gerade um eine Ecke gebogen als sie wieder anhält und sich an der Wand abstützt. Erst jetzt kann sie aufatmen. Das Gleichgewicht verlieren. Alles raus lassen.

"Wenn es ihm so sehr schmeckt, dann wird es nicht lange dauern."

Prima. Kyra versucht zu lächeln. Es klappt ja doch.

09.05.2015, 03:19

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Ich hab kein gutes Gefühl dabei. Woher wissen wir, dass er genug hatte? Kyra hat sich hinter einem Bücherregal versteckt und knabbert an ihrer Oberlippe. Sie hatte ihre Aufgaben in der Küche erledigt und ist zurückgekommen um ihre Chance zu nutzen.

"Bist du noch nie einen Betrunkenen begegnet? Du wirst es schon merken."

Natürlich kennt sie Saufköpfe und das andere Gesindel. Jede Dienstmagd hat auf die ein oder andere Weise mit ihnen zu tun. Gerade als sie sich wieder zu ärgern beginnt, hört sie wie etwas auf den Boden fällt und zerbricht. Die Teekanne? Nein, dafür war es zu klein... Seine Tasse! Jetzt oder nie. Kyra wendet sich langsam aus ihrem Versteck. Der Bibliothekar ist schon von weitem zu hören. Er scheint gerade dabei zu sein seinen Schreibtisch von Büchern und anderen Dingen zu säubern, da sie nacheinander auf den Boden klatschen.

Ah, da ist ja die feine Dame wieder... willkommen... willkommen. Ist doch schön Gesellschaft zu haben. Ich bin hier so allein.

Das glaubst auch nur du. Wenn du wüsstest wie oft ich schon heimlich hier rein geschlichen bin. Sie behält es für sich und nimmt ihre Schreibtafel zur Hand. Geschickt schreibt sie darauf etwas und hält es in seine Richtung.

I C H   S U C H E   E I N   B U C H

Kyra wartet. Keine Reaktion. Schaut er überhaupt zu mir? Sie stampft einmal fest auf den Boden auf und auch sofort kann sie das rascheln von Kleidung hören. Der Kerl hat sie doch tatsächlich einfach weggedreht.

Wie,was? Was steht da? ... Ich kann es nicht lesen... Meine Brille... muss hier irgendwo sein... und alles dreht sich so...

Kyra kann es nicht fassen. Kann es sein, dass dein genialer Einfall einige kleine Schwachstellen besitzt?

"Ich fragte mich schon, wann du sie bemerken würdest. Ich fürchte unser Freund hier hat sich den Sud ein wenig zu schnell eingegossen."

Die Stimme lachte. Sie lachte ganz einfach mit diesem fiesen überheblichen Lachen welches durch die Zähne gezogen wird. Das ist nicht komisch! Wenn er meine Fragen nicht lesen kann, dann war alles umsonst!

"Eigentlich schon. Sogar sehr komisch."

Ihr reichts. Schluss mit den großartigen Plänen. Entschlossen geht sie auf den Bibliothekar zu, umrundet noch schnell den Schreibtisch, stolpert dabei fast über die am Boden liegenden Bücher und tastet nach ihn. Der Kerl ist ziemlich überrascht, als die schmächtige Magd ihn zu fassen bekommt und an sich heran zieht. Sie klopft mit der Tafel hart auf seinen Kopf und hört ein zufrieden stellenden Schmerzenslaut. Dann hält sie ihm das Geschriebene direkt vor die Nase.

Was... achso... ein Buch... ja, ja, kein Problem. Bücher haben wir genug da. Aber was wollt Ihr den mit einem Buch? Na egal. Sagt mir einfach welches es sein soll.

Warum nicht gleich so? Zufrieden wischt sie die Buchstaben von der Tafel und beginnt von neuem zu schreiben. Den Titel hat sie sich noch gemerkt.

E R Z Ä H L U N G E N   U N D   E R F O R S C H U N G E N

Sie hält es ihm wieder vor das Gesicht. Die Kante ihrer Tafel muss ihm irgendwo getroffen haben, vielleicht an der Nase oder im Auge, jedenfalls hört sie ihn wieder kurz aufschreien.

Davon haben wir viele.. sehr viele...

Sie wischt die Buchstaben wieder hinfort und ergänzt den Titel.

V O N   A L B E R T I K U S   V O N   O R L A Y

Sie hört zuerst nichts, hält die Tafel einmal weiter weg, dann wieder ganz nahe.

Ach DAS sucht Ihr! Jaja, schönes Märchenbuch... mehr ist es nicht... Ich habs wegverstaut. Die Schüler haben seine Geschichten für authentisch gehalten. Warte, ich hol es Euch.

Er befreit sich aus ihrem Griff und stackst durch die Bibliothek. Es wäre kein Problem ihn auch auf Entfernung genau zu verfolgen, so laut ist er.

"Märchenbuch? Ts, wie können sie nur? Sicher, Albertikus nahm es mit der Wahrheit nicht immer so genau. Aber er hat einige der größten Entdeckungen aus den Zeiten vor dem Kaiserreich gemacht. Er hat die Schläferin gefunden. Wie er das geschafft hat ist mir bis heute ein Rätsel. Irgendwie hatte er ein Talent dafür, genau in jene Löcher in Böden zu stolpern welche ihn zu fantastischen Funden brachten, und das ohne sich den Hals zu brechen."

Für Kyra hörte sich die Beschreibung weniger nach einem echten Forscher, sondern nach einem landstreichenden Glückspilz an. Sie war sich auch nicht zu fein ihre Meinung auch laut zu denken.

"Als ob die heutigen Forscher anderes tun. Ihnen muss der Kopf mit wertvollen Schrifttafeln praktisch eingeschlagen werden damit sie diese erkennen. Ich frage mich wirklich wie sich diese Civilisation entwickeln konnte."

Das hört sich ja fast schon nach Eifersucht an kleine Stimme. Es gab selten Gelegenheit sie erfolgreich zu reizen, und wenn, dann genoss Kyra dies um so mehr. Die Stimme reagierte mit noch größerer Empörung.

"Keine Eifersucht. Ich bin es nur leid zu warten bis sie die nächste magische Kugel ausgraben oder heiligen Kelch bergen. Ich bin geduldig, aber doch nicht bis so geduldig."

Interessant. Und deshalb lässt du mich jetzt ein Artefakt finden, nicht wahr? In ihrem Kopf herrschte Stille. Oh angenehme Stille. Warum sonst wolltest du, dass ich dieses Buch raussuche? 

"Ich sage dies nicht sehr oft. Aber du bist ein kluges Mädchen Kyra."

Danke. Ein Lob kam wirklich nicht sehr oft vor. Sie musste lächeln.

"In der Tat hast du dich seit unserem ersten Gespräch sehr gewandelt. Als wir uns begegneten warst du sehr verschreckt und ängstlich. Du konntest dir ein Weiterleben nicht vorstellen. Doch du bist gewachsen. Innerlich gewachsen. Nicht viele hätten solche Schicksalsschläge verkraftet. Du jedoch hast deine Sinne erweitert, wie kaum ein Wesen vor dir. Und vor allem bist du selbstsicherer geworden. Ich mag dir oft eine Geduldprobe gewesen sein, doch du hast gelernt dich durchzusetzen. Das hast du auch beim Bibliothekar bewiesen. Die Kyra von früher hätte sich das nicht getraut."

Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Ein Lob mag hin und wieder vorkommen, doch das hier war etwas vollkommen anderes. Danke... das, war nett... was führst du im Schilde?

"Nichts. Ich hielt es nur für angebracht.

Übrigens, dein Buch kommt gerade."

Dann... nochmals danke. Und ich höre ihn. Kyra war immer noch verdattert. Konnte es sein, dass sie endlich respektiert wird? Der Bibliothekar ist zurück und drückt ihr etwas dickes, buchförmiges in die Hand.

Bitte sehr. Bring es zurück wann du kannst. Ich brauch es nicht.

Gut dass er sich morgen nicht daran erinnern wird. Ich glaube er würde sich umbringen wenn ihm einfallen würde, dass er ein Buch einfach so hergegeben hat. Sieverbeugt sich knapp als Dank und macht sich auf den Weg in ihre Kammer. Das Buch stopft sie in ihr Kleid hinein damit es nicht gleich unterwegs gesehen wird..

"Manche Leute können einfach nicht abschalten. Sie folgen Stur ihren Ritualen oder sitzen spät nachts bis nach 3 noch in ihrer Kammer und schreiben Texte. Wenn sie wenigstens gelungen wären."

10.05.2015, 05:04

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Endlich hat sie Zeit gefunden das Buch zu lesen. Wegen ihres kleinen Abenteuers in der Bibliothek, hat sie mit weniger Schlaf auskommen müssen. In der Küche ist ihr dadurch ein kleines Malheur passiert und die dazukommenden Arbeiten um das zerbrochene Geschirr wieder aus zu gleichen hat ihr noch mehr Freizeit gekostet. Die wenige die übrig blieb, verbrachte sie in Gesellschaft mit anderen. Wobei sie selbst nicht wusste, ob sie einfach nicht auffallen wollte, oder die Plauderungen mit den anderen wirklich genoss. Denn die ganze Zeit über musste Kyra an das Buch denken, welches zwischen zwei Brettern in ihrem Bett eingeklemmt auf sie wartet. Geduld, Geduld ist eine Tugend... wer das auch immer gesagt hat, wusste nicht wie nah die Lösung all seiner Probleme sein könnte. Der Bibliothekar jedenfalls hat den nächsten Morgen überlegt. Bald gingen aber die Gerüchte um jemand habe ihm in der Nacht irgendetwas verabreicht. Die Bibliothek sah verwüstet aus und der Bibliothekar wusste von nichts. Natürlich wurde das gesamte magische Lehrerkollegium darauf angesetzt und es wurden die Bücher durchkontrolliert ob etwas abhanden gekommen sein. Kyra machte sich während der Überprüfung die größten Sorgen, doch scheinbar wurden nur relevante Sachbücher oder Schriften, sowie die verbotenen Werke kontrolliert. Als bekannt wurde, dass nichts Wichtiges fehlte, wurde die ganze Sache als ein böser Schülerstreich abgetan. Zu Kyras eigener Überraschung wurde sie niemals verdächtigt etwas damit zu tun gehabt zu haben. Sie galt als äußerst loyal und als zu ordentlich um solch eine schändliches Werk vollbracht zu haben. Es ist seltsam. Seit ich meine Behinderungen habe, scheinen mir die Leute viel weniger zu zutrauen. Ich weiß nicht ob mich das glücklich oder traurig machen sollte. Und schließlich wurde nicht ganz aufgeklärt wie der Bibliothekar ausgeschaltet wurde. Zum Glück hatte am Morgen danach eine andere Dienstmagd die Teekanne abgeholt und routinemäßig gesäubert.

Endlich kam der Tag an dem sie eine Stunde für sich hatte. Die anderen Mädchen sind fort in die Stadt gegangen um sich nach neuem Schmuck um zu sehen. Kyra wollte nicht mitgehen, sie fühle sich nicht so gut teilte sie ihnen mit, und einige der Mädchen glaubten dort heraus zu hören, dass sie keine Lust habe sich durch Schmuckstücke zu grapschen was sie durchaus verstehen konnten. Kaum jedoch waren sie aus der Kammer und den Gang entlang gegangen, holte Kyra das Buch aus ihrem Versteck. Schlecht liegt man ja darauf. Mal sehen was es mir nützt. Neugierig schlägt sie die ersten Seiten auf und tastet sich durch Titel und Widmung bis sie an das erste Kapitel stößt. Die Geheimnisse des holen Berges. Klingt vielversprechend.

"Nicht das was wir suchen. Plätter weiter. Ich sag dir Bescheid wenn wir Richtig sind."

Kyra zuckt nur die Schultern und plättert Kapitel für Kapitel. Bei einer anderen Überschrift bleibt sie trotzdem noch hängen. Das merkwürdige Paarungsverhalten geschlechtsreifer Drachen zur...

"Bei allen Göttern, bitte, lass dieses Kapitel aus und such weiter."

Die Abneigung ihrer kleinen Stimme hat sie nur noch mehr ermutigt und ohne auf ihren Einspruch Rücksicht zu nehmen beginnt sie zu lesen und zu lesen. Dabei wird sie immer langsamer und stockender. Moment mal... stimmt... stimmt das etwa? Das geht doch gar nicht. Ich meine wie...

"Bitte, erspar uns weitere Qualen und such weiter."

Mit Freuden schlägt sie das nächste Kapitel auf und sucht eine Überschrift nach der anderen, bloß um das eben gelesene wieder aus ihrem Kopf zu verbannen, bis die Stimme sie schließlich zum halten ermahnt.

"Das ist es. Lies es gleich nochmal vor!"

Das hier? Die Stadt unter Wasser, eine Reise zu einer unbekannten Zivilisation der Dämonen zu Füßen von Pretannica. Klingt ja sehr abenteuerlich. Sollen die mir etwa helfen können? Dämonen? Sie konnte das energische Kopfschütteln beinahe schon spüren. 

"Nein. Es gibt weder eine Stadt, noch Dämonen dort. Albertikus hat etwas ganz anderes gefunden. Er konnte es sich nur nicht anders erklären. Wir müssen wissen wie er hineingekommen ist. Lies dir den Text ganz genau durch. Jeder Anhaltspunkt ist wichtig."

Kyra tut wie geheißen... und verliert sich in einer Geschichte aus Städten, Monstern und Geheimnissen.

:rofl:

Das merkwürdige Paarungsverhalten geschlechtsreifer Drachen zur…

Kyra 10.05.2015, 16:50

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Freut mich dass es gefällt ^^

Sanraal 11.05.2015, 14:24

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Bin auch mal gespannt. :)

@Kyra: Hat da jemand die "Königsmörder Chronik" gelesen? ;)

Kyra 11.05.2015, 17:17

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Nein hab ich nicht... Warum?

11.05.2015, 21:27

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Kyra beginnt zu lesen:

Auf meinen Reisen, so wunderbar und unglaublich sie auch sein mögen, ist mir noch kaum etwas anderes abenteuerliches begegnet, wie jenes, was sich auf meiner Reise in unserer schönen Hauptstadt Pretannica, den Stolz unserer gesamten Nation und Wohnsitz unseres guten Kaisers zu meiner Zeit im schönen Jahre...

Geht das etwa die ganze Zeit so weiter?

"Wer nicht viel zu erzählen weiß, muss seine Worte auskleiden. Lies einfach weiter."

Kyra zuckt nur mit den Schultern, und lässt den Lesefinger erneut über die Seite fahren.

...blah... blah... zugetragen über merkwürdige Vorgänge welche im Tuchmacherviertel die Runde machten. Neugierig geworden über die übelsten und aufsehenerregendsten Gerüchte war meine Abenteuerlust geweckt. Mein erster Weg führte mich zu einem alten Freund der mich meines Weges begleiten sollte. Er und seine bezaubernde Gattin mit ihren zwölf bildschönen Kindern mit den Namen...

Ich überspringe mal die nächsten drei Zeilen... wie kann jemand nur so viel Unsinn schreiben.

"Lass besser fünf Zeilen aus. Ich vermute er wurde vor seinem Abenteuer noch zum Abendessen eingeladen und zählt die Gänge auf."

...blah...blah...blah... Gewürzkroketten... blah... blah...

... Ausrüstung die mich zwei Tuk gekostet hat, sind wir aufgebrochen die Vorgänge in Angriff zu nehmen. Unser Weg führte uns, wie bereits erwähnt zu den Tuchmachern. Mit einem kurzen Zwischenstopp im "Kokelnden Keiler" wo wir auf unsere Unternehmung noch einmal anstießen, begann am nächsten Morgen unsere große Reise. Vom Wirtshaus war es nur ein Katzensprung entfernt, weshalb wir uns kurzerhand entschlossen einen Teil unsere Ausrüstung beim freundlichen Wirten zu lassen...

"zu lassen" Wers glaubt. Versoffen und verpfändet trifft es sicher eher.

Zwei Gassen weiter traten wir an den mysteriösen Brunnen heran, von welchem merkwürdige Geräusche berichtet wurden. Mit eigenen Augen konnten wir sehen wie sehen wie Wasser, welches kurz zuvor aus dem Brunnen geschöpft wurde, sich über den Rand des Eimers lehnte und von selbst wieder zurück in die Tiefen des Brunnens ran. Das Schauspiel wurde mehrfach bewundert, galt es als äußerst mysteriös. Einige Versuche ergaben, dass Wasser welches bis zu zwei Schritt von Brunnen entfernt ausgegossen wurde, sich wieder hin zu diesem wendete und sogar den Brunnenrand hinauf flossen, um sich mit dem darin befindlichen Nass zu vereinigen. Obwohl all meine Gefährten große Angst verspürten, so verschaffte ich ihnen mit meiner Abenteuerlust wieder Mut. Zusammen fertigten wir ein Seil von insgesamt zwanzig Fuß an, mit welchen wir uns den Brunnen hinab abseilten. Rauschendes Wasser war zu hören als unser erster Vorstoß in die Tiefe stattfand. Was wir fanden war überaus beeindruckend an zu sehen. Denn statt höhlenartige Strukturen trafen wir auf einen Tunnel welcher aussah als wäre er durch das Gestein gebrannt worden. Die Felsenwände waren in ihrer Struktur glatt und uneben zugleich. Keine Menschenhand konnte dies vollbracht haben, die Wände welche an Perlmutt erinnern. Eine neuerliche Probe des Wasser nehmend hatte das selbe anschauliche Phänomen zur Folge. Das Wasser konnte oder wollte nicht in unserer Hand bleiben. Wir beschlossen nach dem anstrengenden Abstieg Ruhe ein zu legen und eine Kleinigkeit zu uns zu nehmen. Ich hatte zwei belegte Brötchen mit...

Zwei Zeilen weiter...

... welcher sich kaputt lachte. Unser Weg führte uns in Richtung des Wassers, genau auf den Ort des Phänomens zu. Das Licht unserer Fackeln konnte seinen Schein nicht weit genug werfen, als ich mir unversehens an einer Kante unter dem Wasser den Zeh anstieß. Verletzt und fürs erste Verhindert, brauchte ich ein paar Minuten in denen meine tapferen Kumpanen sich entschlossen weiter zu laufen...

Woran erkennst du einen Feigling? An der Pünktlichkeit sich Verletzungen zu zuziehen. Hat meine Mutter mir immer gesagt. Ihre innere Stimme fängt an zu kichern.

Eine Stunde verging, ohne dass wir Nachricht hörte und so entschloss ich mich meine übrigen Kameraden zurück zu lassen und voran zu treten. Bewaffnet nur mit meinem Heldenmut und einem Messer ging ich voran, in die vollkommene Dunkelheit des Tunnels. Ich marschierte sechs oder sieben Stunden hindurch, bis ich mich in einer gigantischen Höhle wiederfand. So fern mein Blick auch schweifte, ich konnte das Ende der Höhle nicht erkennen. Noch fantastischer als die Höhle selbst, war die Stadt aus Stein welche sich dort auftat. Ungewöhnliche Bauten aus Meersteinen und von fernen konnte ich die Bewohner dieser Stadt erkennen. Blau-grüne Wesen, halb Fisch halb Haie welche auf zwei Flossen gingen. Unter ihnen entdeckte ich auch meine Gefährten, welche auf einem großen Platz inmitten der Stadt gefangen gehalten wurden. Ohne über mein eigenes Wohlergehen nach zu denken, stürzte ich hin, durch die Straßen und Gassen, vorbei an den grässlichen Wesen die nach mir schnappten. Die gefräßigen Bewohner, mehr Tier als Mensch welche aus dem finstersten Winkel gekrochen schienen versuchten mich auf zu halten und gleichzeitig in Stücke zu reißen. Mit Müh und Not konnte ich ihnen entkommen und stach dem ein oder anderen das Auge aus. Ich kam zu meinen geschätzten Freunden, welche jedoch schon halb verspeist von der Meute waren. Diese Dämonen des Meeres labten sich an ihrem Fleisch und saugten ihnen das Mark aus den Knochen. Als sie mich sahen, sollte es mir genauso ergehen. Ich erwehrte mich aus Leibeskräften und nahm viele von ihnen als Rache für meine Kameraden. Sie scheuten das Feuer und nach einem wilden Kampf konnte ich entkommen. Meine Freunde die ich zurückgelassen hatte, wären sicherlich schon krank vor Sorge gewesen. Ich lief die Strecke zurück und staunte nicht schlecht, als ich ihnen begegnete, denn während für mich fast ein Tag vergangen war, war es für sie nicht einmal eine Stunde. Zusammen flohen wir zurück, meinen Erzählungen folgend und wieder hinauf zur Oberfläche. Wir verschlossen den Brunnen und ließen ihn zumauern, auf dass die Dämonen der See niemals ihren Weg zu uns finden würden.

Kyra staunte nicht schlecht, als sie am Ende der Geschichte angekommen war. Ist das alles? fragte sie sich. Irgendwie war sie in der Haupthandlung und zum Ende hin so kurz und ließen mehr Fragen zurück als sie beantworteten.

"Das ist alles. Nun, was sagst du dazu? Ich gebe dir einen Tipp: Es steckt Wahrheit darin, Übertreibung und Erfindung."

Kyra dachte eine Weile darüber nach bis sie antwortete: Ich bin keine ausgebildete Magierin, und auch keine Geologin, aber die Sache mit diesen Wasserdämonen ist sicher falsch. Die Geschichte ist voller Fehler, kurzen Ausführungen die nichts erklären und ohne einen Beweis. Warum sollte er in die Dunkelheit aufbrechen und hat anschließend eine Fackel? Warum mögen diese Dämonen das Feuer nicht, und wenn, wie konnte er bei der Stadt überhaupt weiter als einige Meter sehen?

Die Sache wirkt erfunden. Ich weiß nur nicht warum er diesen Teil dermaßen verdreht haben soll.

"Gut, gut. Du hast dir die richtigen Fragen gestellt. Was die Sache wegen dem Warum angeht, kann ich dir weiter helfen. Albertikus hörte nichts mehr von seinen Kameraden und wurde wahrscheinlich von den anderen Verantwortlich gemacht und voraus geschickt. Vielleicht ging er wirklich voran und fand die Leichen seiner Freunde schwimmend im Wasser. Vielleicht verließ ihm aber auch schon vorher der Mut. Jedenfalls konnte er nicht ohne weiteres zurück. Deshalb konstruierte er diese waghalsige Geschichte. Seine übrigen Kumpanen würden bei solchen Wesen keine Nachforschungen anstellen und Uhr Tot wurde als gerächt erklärt. Gleichzeitig wirkt die Geschichte so albern, auf dass kaum eine Behörde Nachforschungen anstellt. Ich bin mir sicher, wenn jemand Albertikus aufgesucht hat, hat er die Geschichte ein wenig anders erzählt, um sie noch unglaubwürdiger und zweifelhafter zu machen. Er war kein Dummkopf, nur darauf aus heil aus der Sache raus zu kommen. Er hat gewusst was er tat."

Kyra musste sich eingestehen die Geschichte jetzt in einen ganz anderen Licht zu sehen. Wie dämlich dieser Text auch war, die einfachen Leute waren dumm genug es zu glauben. Und diejenige die klug und einflussreich waren, würden dafür keine Münze hergeben. Aber was nützt uns die Geschichte? Was suchen wir dort und wie hilfreich kann dieser Text sein?

Der Anfang vom Text muss im Groben stimmen. Sonst hätten diejenigen die dabei waren laut aufgeschrien wenn er ihn verändert hätte. Außerdem hat er so einfaches Volk wie Waschweiber als Zeugen für seine Geschichte. Was wir suchen, nun... es liegt etwas verborgen, in der Küste vor Pretannica. Etwas uraltes und mächtiges. Etwas was dir helfen wird, weil es für dich bestimmt ist. Eigentlich war es dafür bestimmt für immer weggeschlossen zu werden, doch die Zeit ist reif und Albertikus hat die Tür einen Spalt geöffnet. Du musst hindurchtreten.

Ich sollte die Geschichte an The Asylum verkaufen (Produktionsfirma von Sharknado und 2-Headed Shark Attack). Ein 5er ist sicher drin ^^

Sanraal 11.05.2015, 21:54

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Au Scharknado...das tut aber weh ! Falls es einer nicht kennen sollte. Der Weisse Hai, Twister und die üblichen Teenie Survival Streifen der 80er ins Jahr 2013 portiert. Wenn jemand noch grösseren Trash sucht, empfehle ich Killertomaten oder Plan 9 from Outerspace

Kyra 11.05.2015, 23:03

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Hehe, meint ich ja. Albertikus Geschichte wäre ein geeignetes Drehbuch für die nächste Produktion.

Du solltest mal "Mega Piranha" sehen. Piranhas die sich innerhalb von Minuten immer weiter vergrößern bis sie von Venezuela nach Florida springen und ganze Leuchttürme fressen, während der Held einen Helikopter steuert und dabei aussieht als hätte er Verstopfung. Ach Trash kann man sich mal zu zweit oder in einer Gruppe anschauen zum absurd lachen. Plan 9 sollte ich mir mal ansehen...

Achja, Tremors Im Land der Raketenwürmer kann ich auch dazu nennen. ^^

Nein hab ich nicht… Warum?

Wegen dem: Das merkwürdige Paarungsverhalten geschlechtsreifer Drachen zur…

Der Chronist, der Kvothes Geschichte aufschreibt hat ein Buch über genau dieses Thema verfasst. Also, IN dem Buch bzw. der Welt des Buches. Kvothe ist der Protagonist der Königsmörder Trilogie.

Lyrael Caron 12.05.2015, 09:46

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Hab letztens den Trailer zum absurdesten Film gesehen, der mir je begegnet ist. Zombiber. :D

Also mir gefällt's. Auch wenn das jetzt kein sehr hilfreiches Urteil ist. WEITER! :)

Kyra 16.05.2015, 01:17

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Nein. Mit fester Stimme macht Kyra ihren Unmut luft. Dass sie dies hierbei beim Abendessen tut und keiner der anderen Dienstmägde etwas mitbekommt, stört es auch niemanden.

"Hör mir doch bitte zu, meine Kleine..."

Ich bin nicht deine Kleine! Und du hast mich angelogen! Was wollte ich? Irgendein komisches Ding welches unter der Stadt zu finden ist jedenfalls nicht. Ich wollte wieder sehen können! Und sprechen! Und nicht irgendwelche Mythen und Firlefanz und sowas.

"Du weißt nicht was du da sagst. Andere wären froh, ja sie würden sterben um die Macht zu bekommen die ich dir anbiete."

Dann gib sie DENEN doch. Ich will keine Magie. Ich will kein Artefakt oder Kraft oder was weiß ich. Ich will leben. Mein Leben! Ich will die Sonne am Morgen sehen, den Bäckerjungen wenn seine Wangen voll Mehl sind weil er wieder einmal nicht daran gedacht hat seine Hände ab zu wischen. Ich möchte mit den anderen Mädels scherzen und lachen und auf dem Markt flanieren, die verschiedenen Waren anschauen und in einen Apfel beißen um ihn zu schmecken um dann mit dem Händler um den Preis zu feilschen.

"Nun... das klingt mehr als langweilig."

Das ist mir egal wie es für DICH klingt! Mein Leben war wunderbar bevor mir das passiert ist und DU da warst. Weißt du wonach Äpfel schmecken ohne Zunge? Oder Getreidebrei? Oder Schwein? Nach gar nichts. Ich weiß es nur noch aus meiner Erinnerung. Ich bin allein, in einem dunklen Raum. Ich höre was draußen geschieht, aber ich kann nicht einmal schreien. Ich bin allein...

"Kyra... du bist nicht allein..."

Sei still... du zählst nicht. Du bist meine Fantasie, oder mein Wahnsinn. Vielleicht auch eine Götterstrafe für was weiß ich. Heutzutage wird man ja von den Göttern für alles mögliche gesegnet und bestraft. Da wäre ich lieber dieses Mädchen welches jeden bei Berührung tötet. Sie kann zumindest reden und sehen und braucht nur ein paar Topflappen. Kyra verfällt in inneres Schluchzen und steht vom Tisch auf um schnellstens in die Kammer zu laufen. Die neugierigen und verständnislosen Blicke der anderen kann sie auf sich spüren.

"Ich meinte zur Abwechslung nicht mich. Du hast Freunde gefunden. Auch wenn sie meiner Meinung nach überschätzt werden. Ich weiß, die Götter sind nicht gerecht. Gerecht ist nichts auf dieser Welt. Warum sollen es dann die Götter sein? Und auch wenn du mich hasst, möchte ich dir helfen..."

Sie bleibt stehen und lehnt sich gegen eine Wand. Warum hilfst du mir dann nicht? Ich möchte eine Zunge und Augen, nicht irgendeinen magischen Schatz.

"Du musst verstehen, dass dies nicht so einfach ist. Wenn du einfach nur blind wärst oder stumm, oder geblendet, selbst wenn deine Augäpfel und deine Zunge tot in dir lägen..."

Mir wird schlecht...

"...dann gäbe es Mittel und Wege sie zu heilen. Aber sie sind weg. Zerstört. Neue wachsen zu lassen, ja, das ist schwierige Magie. Ich kann dir nur helfen dir selbst zu helfen. Unter der Stadt Pretannica, dort liegt etwas Mächtiges. Es verleiht dir nicht nur Macht sondern auch das Wissen sie zu nutzen. Du musst dir vorstellen, dass du förmlich mit dieser Macht verschmilzt und sie wird ein Teil von dir. So wie dir jetzt etwas fehlt, bekommst du dann etwas zurück."

Das hörte sich gar nicht mehr so schlecht an. Sie hat ein Teil ihres Lebens verloren, und bekommt einen neuen Teil hinzu. Es wird nie wieder so wie früher, nicht wahr?

"Nein Kyra. Es wird nie wieder so wie früher."

Wird es wenigstens besser?

"Das kommt darauf an was du daraus machst."

05.06.2015, 05:11

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Die Zwiebeln und die Karotten schneiden, ins Wasser geben, dann muss es erst mal ziehen. Derweil kann ich schnell die Wäsche nehmen und rauftragen zu den ersten Jahrgängen und sie auf die Betten verteilen. Dann wieder schnell hinunter die Kräuter zubereiten, schneiden, in den Topf geben, umrühren, zwei Prisen Salz dazu...

"Oh ihr Götter, befreit mich doch aus dieser Langeweile!"

Ruhe! Ich muss mir das alles merken. Jirlanda ist krank, jetzt hat halt jeder ein wenig mehr Arbeit. Du könntest mir ja helfen... wo war ich?

"Bei zwei Tassen Salz in den Topf."

Rich... Nein, falsch. Hör gefälligst damit auf! Und wenn du mich schon aus dem Konzept rausbringst, dann nicht auf diese lachhafte Art und Weise.

"Es war ein Versuch wert, aber wie gewünscht, dann streng ich mich mehr an."

Halt. Warte. So war das nicht gemeint! Sie hört ein untergründiges Lachen in ihrem Kopf und sie muss spontan mitlachen. Es ist irgendwie ansteckend. Unter Gelächter schneidet sie die Zutaten gekonnt und so schnell wie jede andere Küchenmagd und wirft sie in den Topf. Da sie in der Küche nicht allein ist, sind die Leute zwar verwundert worüber Kyra lacht, aber niemand denkt sich etwas dabei und sie folgen ihrem munterem Beispiel. Jemand pfeift sogar ein Liedlein in dem die Meisten mit einstimmen. Als nächstes schnappt sie sich die Wäschebeutel mit den frischen Sachen. Die Nummern der Stuben sind genau darauf gestickt und so leicht für sie zu ertasten.

Beschwingt läuft sie die Treppe zu den Quartieren hinauf und besucht ein Zimmer nach dem anderen. Doch mit jedem Zimmer aus dem sie geht zum nächsten überkommt sie eine immer merkwürdigere Ahnung. Es ist als ob sie jemand auf dem Gang beobachtet. Jemand der nicht hierher gehört. Eigentlich unsinnig. Die Schüler sind alle fort und bei ihren Stunden. Die Zimmer sind leer, abgesehen von dreckiger Wäsche und Materialien auf dem Boden, und selbst wenn jemand da wäre, sie müsste ihn hören. Trotzdem ertappt sie sich dabei, immer langsamer zu werden und mit einem Mal bleibt sie stehen und lauscht. Sie lauscht durch den Gang, hört das Ächzen des Holzes wie es sich bei den Temperaturen auseinanderzieht, der ferne Lärm von Schülern, irgendwo weit entfernt jemanden etwas eine Treppe hochtragen. Alles mögliche. Aber keine Schritte in ihrer Nähe. Kein Atem. Kein Nichts.

Es... ist seltsam... Da ist nichts. Aber,... könnte schwören, dass da jemand steht... nein, nicht nur steht... dass er auf mich zukommt. Immer näher. Nur einige Schritt entfernt... das ist doch nicht.

Instinktiv fährt sie ihre Hand aus. Sie steht mitten auf dem Gang. Vor ihr kann sich nichts befinden. Und doch... ein Geruch steigt in ihre Nase. Ein Geruch von Leder und noch etwas anderem. Etwas was viele Jahre her ist, aber doch so vertraut und bekannt ist...

"Kyra! LAUF! LAUF SCHNELL!"

Noch nie hat ihre Stimme ihr etwas so eindrücklich empfohlen und noch nie wie jetzt ist Kyra bereit ihr bedingungslos nach zu geben. Sie dreht sich um, will es zumindest, doch etwas schnappt nach ihrem Arm welchen sie gerade zurückziehen wollte, hält sie eisern fest und reißt sie wieder zurück, hin zu sich. Sie fällt auf ein Gemisch aus Metall und Tuch welches der Fremde trägt. Der Schlag war so heftig, dass sie sich auf die Lippen gebissen hat und blutet. Doch das registriert sie nicht einmal. Denn der Geruch steigt ihr unerbittlich in die Nase, genauso wie die Stimme welche von oben auf sie hinab spricht. Wunderschön und schaurig, voller Arroganz und Selbstherrlichkeit.

All diese Eindrücke hat sie schon einmal erlebt. An dem Tag an dem ihr Leben endete. An dem Tag, an dem das Licht erloschen und ihre Stimme verstummt war. Voller Schrecken wagt sie es nicht einmal sich zu rühren als ihr der Gedanke kommt: Der Alb ist wieder da!

Hast du mich vermisst?

30.06.2015, 15:13

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Unbarmherzig wird sie an Kleid und Haaren davon gezerrt. Eine Tür öffnet sich, dann wird sie voraus zu Boden geworfen. Ihre Knie schmerzen und bei der Landung hat sie sich den Kopf an einem Fass gestoßen. Sie erkennt den Geruch und die Beschaffenheit.

Es ist erstaunlich... ich hätte vermutet, sie hätten dich längst umgebracht. Um irgendetwas nützliches aus dir her zu stellen.

Die Worte des Alb bohren sich in ihre Seele. Sie kann seine Schritte nicht hören, diese verdammten lautlosen Kreaturen, aber da seine Stimme leicht von einer Richtung in die andere schwankt, kann sie sich vorstellen, dass er auf und ab geht.

Andererseits muss ich dankbar sein. So konnte jeder mein Werk begutachten in den letzten Jahren... Nunja, fast.

Unvermittelt wird sie gepackt und in die Höhe gezogen. Unsanft reißt er ihr die Augenbinde vom Gesicht. Sie versucht zu schreien, bekommt aber nichts heraus.

Schon besser... dann noch das.

Wieder packen sie die Hände und reißen ihr Stücke ihres Kleides herunter. Sie weiß worüber er spricht. Die feinen Narben und Linien in ihrer Haut. Die Linien die niemals ganz verheilt sind und sich über ihren Körper winden. Er hört erst auf damit als ihr ganzer Oberkörper frei ist. Schamvoll bedeckt sie ihre Brüste mit den Armen.

Dafür bekommt sie nur höhnisches Gelächter zu hören.

Was bildest du dir ein? Dass ich etwas von deinem grässlichen Körper will? Sogar mit meiner Kunst als Zierde wäre es eine Zumutung für mich solch ein unförmiges Wesen auch nur zu streicheln.

Ich... darf mir nichts dabei denken. Für ihn sind alle Sterblichen hässlich. Sie sagt sich das nicht aus Eitelkeit. Sondern um nicht mehr daran denken zu müssen. Als er sie 'verschönert' hat, hat sie Wochenlang an nichts denken können als an sein Gesicht, seinen Hohn, seinen Spott. Sie war wie gelähmt. Jetzt muss sie einen freien Kopf bekommen. Einen Ausweg finden. Er darf nicht die Oberhand behalten. Denk, denk, denk... 

"Vielleicht hilft es dir, wenn du weißt wo du dich befindest? Du kennst die Akademie doch auswen..."

Ohne Vorwarnung wird sie wieder gepackt und geschüttelt.

Das ist ER, nicht wahr? Also stimmt es!

Triumphierendes Gelächter vom Alb. Er lässt sie wieder los, nicht ohne sie wieder von sich zu stoßen. Sie landet abermals gegen das Fass und einem Regal. Mehrere Gegenstände schwanken darauf. Gläser? Vorräte? Ein Glas fällt herunter, direkt auf ihrem Kopf und zerbricht. Ihr wird kurz schwarz, während so etwas wie Sand über ihren Kopf und Schulter rieselt. Sie nimmt den beißenden Geruch wahr, kann ihn aber nicht zuordnen. Sie hat keine Ahnung von Alchemie. Wieder wird sie hochgezogen und ihre Schwebe klingt ein wenig ab.

Ich bin nämlich nicht wegen DIR gekommen. Oder um mein Werk zu begutachten. Versteh mich nicht falsch. Es bereitet mir große Freude, aber ich bin wegen jemand anderem hier. Weg dem einen der in deinem Kopf spricht.

Etwas kaltes, spitzes, legt sich auf ihre Stirn. Metall, ein Dolche? Oder ein Schwert? Gleich, sie spürt kaum Schmerz als sich dieser durch ihre Haut bohrt und Blut hinunter rinnen beginnt. Er weiß von dir. Woher weiß er von dir? Und warum hat er gemerkt, dass du mit mir sprichst? Das hat noch niemand.

"Er scheint mich zu suchen. Kyra, das tut mir leid... ich wusste nicht, dass er hinter mi..."

Dieses Mal ist es eine Ohrfeige mit beschwerter Hand, welche ihr Gespräch unterbricht. Kyra weiß nicht wie lange sie das alles noch ertragen kann. Soll sie mit einer Hand nach etwas greifen um damit auf ihn ein zu schlagen? Nein, bevor sie etwas gefunden hat, wird er es ihr aus der Hand schlagen.

Ich dulde nicht, dass du dich mit ihm absprichst! 

Wenn er noch einmal spricht, schneide ich dich auf! Sag ihm das! Das kannst du doch. Komm, sag es ihm!

Ich brauche dir nichts sagen, du hörst ja was ich höre. Verdammt... Was will dieser Dämon in Elbengestalt von dir? Nein, sag nichts. Kyra denkt weiterhin über eine Möglichkeit nach sich entweder bemerkbar zu machen oder aus seinen Klauen zu entkommen. Es muss doch etwas geben...

Gut. Du hast verstanden. Ich will wissen wo er ist. Das weißt du sicher. Wenn ich das weiß, werde ich verschwinden. Das verspreche ich. Wenn du mich verstanden hast, nicke. Du kannst doch nicken, oder? Oder muss ich dir den Kopf ausrenken?

Sie hat keine Ahnung wo sich die Stimme befindet. Sie sind sich nur einmal begegnet. Kyras Augenhöhlen fühlen sich mit Tränen. Sie schluchzt. Sie kann richtig hören als der Alb sich angewidert wegdreht, die Luft ausstößt und Kyra kassiert die nächste Ohrfeige.

Doch dieses Mal ist es ihr egal. Gleich nach dem Aufprall lassen ihre Hände die Brüste los und fahren dem Alb ins Gesicht. Die Jahre haben ihr beigebracht zu wissen wie groß jemand ist, wo in etwa welche Körperteile liegen. Oder die Sinnesorgane. Wie ein Habicht suchen ihre durch Küchenarbeit verhornten Finge die weichen Augen des Alben und bohren sich unbarmherzig hinein. Das hier... ist nur der Anfang, für alles WAS DU MIR ANGETAN HAST!

Der Alb schreit geqäult auf. Die Augen bilden nur wenige Momente Widerstand, bis sich ihre Daumen hineinbohren und sie mit höchster Zufriedenheit eine Flüssigkeit um ihr Gesicht spritzen fühlt.  Der süße Genuss der Rache, Kyra kostet diesen Augenblick aus, den im nächsten wird sie auch schon wieder davongeschleudert.

01.07.2015, 12:59

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Sie hört ein Klingeln in den Ohren. Nein, falsch, ein Klingeln in ihrem Kopf. Sie muss hart aufgetroffen sein, soviel ist sicher. Ihr ist schlecht und das Atmen tut ihr weh. Vermutlich blutet sie auch, sie spürt etwas nasses am Hinterkopf. Aber sie ist nicht mehr unter der Kontrolle des Albs. Allmählich kann sie ihre Umwelt wieder besser wahrnehmen. Das Klingeln verschwindet und dafür hört sie die Flüche und Schrei des Albs. Sie kann nur vermuten, dass es sich hierbei um Flüche und Drohungen handelt, den er spricht sehr schnell und in seiner melodischen Sprache.

"Wenn es möglich wäre seine Worte zu übersetzen, dann würde dir ihr Inhalt wahre Albträume bescheren. Begnüge dich damit, dass er, wenn er dich zu fassen bekommt, dich langsam und qualvoll umbringt."

Großartige Aussichten. stöhnt Kyra und versucht sich auf zu setzen. Ich muss weg. Früher oder später findet er mich. Jetzt sind wir zwar beide blind, aber im Gegensatz zu mir kann er sich geräuschlos bewegen. So lange er tobt kann ich entkommen. Vorsichtig richtet sie sich auf und macht sich ganz dünn während sie sich die Wand entlang tastet. Irgendwann muss sie schließlich an einer Tür ankommen. Derweil schlägt der Alb auf alles ein was ihm Widerstand bietet. Sie hört Gläser zerspringen und wie Holz splittert. Das Klingen von Metall auf Stein hört sie einmal ganz nah an ihrem Kopf. Früher oder später wird er mich erwischen!

Am Boden befinden sich Glasscherben und Splitter von Holz und Tonkrügen. Alle möglichen Mittel liegen verstreut und Kyra muss sorgfältig darauf acht geben, nicht auf etwas zu treten was sie verraten könnte.

Irgendwie schafft sie es schließlich, vorbei an Regalen und Kisten zur Tür hin. Sie greift nach der Klinke, zögert aber dann beim herunter drücken. Oh ihr Götter. Nein. NEIN!

"Was ist los? Du hast es doch fast geschafft."

Ich erkenne jetzt diesen Raum wieder. Das dritte Lager im Westflügelgang. Die Klinken wurden durch ganz andere ausgetauscht wegen eines dummen Schülerstreichs in welcher Säure im Spiel war. Kyra bekommt keine Antwort. Scheinbar weiß die Stimme nicht worauf sie hinauswill. Diese Tür, sie quietscht! Nicht nur ein bischen. Wenn ich die Klinke auch nur drücke, wird er es merken!

Kyra überlegt ob sie es riskieren soll. Sie hat vielleicht ein paar Sekunden Vorsprung. Vielleicht kann sie noch durch die Tür schlüpfen bevor er sich auf sie stürzt. Dann die geschlossene Tür, der Gang. Soll sie versuchen die Klinke nach oben zu drücken? Nein. Der Alb ist sicherlich stärker wie sie.

Ich krieg dich und dann zieh ich dir die Haut ab, in dünnen Streifen!

Noch immer tobt und schimpft er, aber zu Kyras Verdruss haben die wilden Schläge aufgehört. Der Alb scheint sich zusehends auf seine Sinne zu konzentrieren um sie zu finden. Das Geräusch einer Klinge die auf nackten Stein aufgesetzt wird ertönt. Dann ein Schleifgeräusch. Es bleibt bei der Wand und nähert sich im Uhrzeigersinn ihrer Position. Er fährt mit seinem Schwert die Wand entlang! Das Schleifen verändert sich in der Tonlage. Kyra kann nur vermuten, dass er langsam auf und abfährt damit, um ihr ein Ducken unmöglich zu machen. Selbst wenn sie sich ganz auf den Boden kniet, wird sie zu viele Geräusche dabei machen.

Da erscheint etwas wie ein hilfreicher Wink der Götter. Sie kann nicht sagen was es ist. Vielleicht hat sich ein Regal durch die vielen Hiebe gelockert, oder etwas stand auf der Kippe und fiel jetzt um. Oder vielleicht hat eine Maus etwas unachtsam bewegt. Vielleicht aber auch haben die Götter selbst ihr geholfen.

Auf jeden Fall hört sie auf der anderen Seite der Kammer etwas poltern. Der Alb hört es natürlich auch und schwingt sein Schwert zur vermeintlichen Geräuschquelle. Sie hört wie sich das Schwert ins Holz gräbt, hört das Fluchen des Albs, da es kein Fleisch und keine Knochen waren. Das ziehen und ächzen verraten ihr, dass es sich fest verhakt hat.

Jetzt wäre der beste Zeitpunkt um zu verschwinden. Doch Kyra verschwindet nicht. Sie merkt, dass sie keinerlei Angst mehr verspürt. Sie erkennt, dass sie im Vorteil ist. Er ist blind. Wie sie, aber im Gegensatz zu ihr hat er noch nicht gelernt mit der Blindheit richtig um zu gehen. Sie weiß wo er steht. Wo seine Hände sind, sein Schwert. Sie hat einen Trumpf. Ihre Hand gleitet zu ihrer Schürze und findet das Messer, mit dem sie zuvor noch das Gemüse klein gehackt hat.

Kein Versteckspielen mehr. Keine Angst mehr. Wenn ich heute sterben soll, dann nehm ich dich mit.

Alles was dann passiert, geschieht automatisch. Kyra die sich hochzieht, die beginnt die zwei, drei Schritt zu laufen, sich abstößt und auf den Rücken des Albs springt wie ein Tier. Ihr Gesicht kollidiert dabei mit seinem rückwärtigem Brustpanzer. Ihre Beine und der frei Arm umschlingen ihn, lassen ihn nicht mehr los, während ihre andere Hand mit dem Küchenmesser sich seinen Weg zum Nacken des Albs sucht und zusticht. Immer und immer wieder fährt das Instrument ihrer Rache in den Hals, nachdem es ein paar Male die Rüstung geschrammt hat. Sie fühlt das warme Blut wie es über ihre Hände rinnt, hört seine Schreie der Verzweiflung und des Schmerzes und spürt unendliche Genugtuung. Kyra hört auch nicht auf als seine Hände nach ihr schlagen und greifen und auch als er sich mit aller Kraft mit dem Rücken voran gegen eine Wand wirft, wird sie nur langsamer, unkoordinierter. Ihre ganzen Gedanken kreisen darum ihn zu töten. Ihn bluten zu lassen. Irgendwann werden die Schreie leiser. Seine und ihre inneren und kraftlos lässt sie sich zu Boden fallen. Den Aufprall spürt sie gar nicht mehr. Die Schmerzen werden dumpfer während sie erlösende Besinnungslosigkeit einholt.

Vorbei... es ist... vorbei... alles vorbei...

"Nein Kyra. ... Es fängt gerade erst an."