Kaiserreich Drachenstein

Zur Navigation

Herzogschloss Korayn

7.742 Aufrufe, 94 Beiträge.

Avinash Volmar 07.06.2009, 20:46

81 zitieren melden

Nachdem der Herzog seinen Gast zu seinem Zimmer geleitet hat, geht er einen anderen Weg. Sein Weg führt ihn nach unten in den Kerker des Schlosses. Seit seiner Amtseinführung werden diese Räumlichkeiten wieder genutzt, die Urteile von Avinash sind hart, doch gerecht, wie er findet. Er hat die Nachricht eines ganz bestimmten Neuzugangs erhalten. Einem Mitglied der Verbrecherbande die unter anderem in Malaz tätig ist. Seine Soldaten haben ihnen einen Hinterhalt gestellt und alle Räuber dieses Überfalls außer ihn beseitigt. Vom letzten Überlebenden hofft der Herzog den Aufenthaltsort von Tarreg und seinen Spießgesellen zu erfahren um dieses Nest ein für alle Mal aus zu räuchern.

Avinash geht im Laufschritt an den Zellen vorbei wo die üblichen Verbrecher sitzen. Wenn sie ihn bemerken verstummen sie sofort oder drehen sich weg. Sicher ist er unter ihnen verhasst, aber niemand von ihnen riskiert es seinen Unmut in seiner Gegenwart laut zu äußern. Sie haben Geschichten gehört. Geschichten von Folter und Unbarmherzigen Handlungen die der Herzog selbst verbreiten lässt und dem Pack Furcht einflößen soll. Manche von ihnen sind erfunden, andere Wirklichkeit. Durch diese Mischung kann er sich gewiss sein, dass sein Ruf als Ordnungshüter auch ernst genommen wird.

Sein Ziel ist der Verhörraum am Ende der Kerkeranlage. Er ist wie vieles neu dazugebaut worden und dient dazu die Angeklagten zu befragen und ihnen Angst zu machen. Die schwere Eichentür lässt sich mit Leichtigkeit öffnen und der Herzog tritt ein und versperrt die Tür hinter sich mit einem schweren Riegel. Niemand soll hier eindringen. Der Raum ist wie erwartet leer. Er ist nur für die üblichen Befragung gedacht und nicht für eine solcher Wichtigkeit. Wichtiger ist er geheime Zugang der hier verborgen ist. er ist einer von dreien der in den neu gebauten Untergrund führt. Avinash hat darauf geachtet, dass er weder für den guten Beobachter noch für einen talentierten Magier erkennbar ist. Eine Ansammlung von Zaubern verhindern die Aufspürung der geheimen Zugänge. Nur wer weiß an wohin er sich wenden muss und die geheimen Worte flüstert wird eintreten können.

Avinash muss fast lächeln als er vor das massive Möbelstück tritt welches das Tor hier verbirgt. Einige Worte und Augenblicke später schreitet er eine weitere Treppe hinunter. Sie ist klein und praktisch gehalten. Verzierungen sind hier sowohl unnötig wie auch unerwünscht. Der Herzog betritt schließlich einen weiteren Raum wo schon mehrere Vertraute in versammelt sind. Mehrere Fackeln an den Wänden leuchten den Raum unter der Erde aus. Das meiste Licht gibt ein abgeflachter, tellergroßer Stein der in die Mitte des Raumes an die Decke angebracht wurde. Durch Magie gibt er ein sanftes Silbernes Licht ab, welches den Raum allgemein erhellt.. An den Wänden befinden sich Regale voller Bücher und Reagenzien. Nicht alle davon sind für die Augen von gewöhnlichen Menschen oder Magiern bestimmt. In Gläsern befinden sich verschiedene Pulver, Flüssigkeiten und Körperteile von Tieren und anderen Kreaturen. Es dient alles zu einem guten Zweck. Einem großen Ziel, das weiß Avinash. Andere würden es jedoch nicht verstehen.

Aus der Menge der versammelten Eirae Rotverniasis tritt der Elb Veldrin in seiner gewohnten Lederrüstung. Durch sein hervortreten kann Avinash schon einmal einen Blick auf den Gefangenen werfen, der mit all seinen Gliedern auf einem Tisch gebunden wurde. Ein kleiner Kerl mit ungepflegten Schnurrbart. Er wurde bis auf seine Hose komplett entkleidet. Die Lederschlaufen an Armen, Beinen, Kopf und einmal um die Brust halten ihn komplett ruhig und machen ihn bewegungsunfähig. Veldrin hat nur ein nicht ernst gemeintes Grinsen für Avinash übrig. Er ist unzufrieden. Offenbar hat die Befragung bis jetzt nichts ergeben.

"Ist dieser "König" gut versorgt, Avinash? Ich dachte schon du willst überhaupt nicht mehr kommen."

"Nun bin ich hier. Was kannst du bis jetzt für Erfolge vorweisen?"

Avinash weiß natürlich, dass es keine Ergebnisse gibt, bevor der Elb dies mit zusammengepressten Lippen vortragen kann. Doch die Respektlosigkeit bei seinem Eintreten sollte zumindest mit dieser Bloßstellung bestraft werden. Der Herzog beugt sich zu dem gefesselten Banditen.

"Ich bin Herzog Avinash Volmar. Ich werde mich kurz halten. Euch werden einige der schlimmsten Verbrechen zur Last gelegt die in Malaz je geschehen sind. Mehrfacher Mord, unter anderem an den Bauernfamilien mitsamt deren Frauen und Kindern, Raub, Plünderei, Entführung, Diebstahl, Vergewaltigung und vieles mehr. Eure Strafe ist der Tod, dies ist sicher. Ihr könnt euch jedoch aussuchen wie ihr sterben wollt. Wenn ihr weiterhin eure Komplizen deckt, werdet ihr einen langsamen und sehr qualvollen Tod sterben. Seid ihr jedoch reuig, büßt eure Taten und verratet mir den Aufenthalt eurer Bande, so wird euch der Tod ebenso gnadenvoll und schnell ereilen. Ihr werdet keinen Schmerz spüren.

Wählt bedacht."

Der Räuber sieht ängstlich zu den Männern in den Kutten von denen man sich so viel Schauerliches erzählt und dann wieder zum Herzog. Er überlegt angestrengt was er tun kann, schließlich überwiegt sein Trotz, er fasst Mut und versucht dem Herzog ins Gesicht zu spucken was ihm nicht gelingt.

"Fahr doch in die Unterwelt Goldpisser! Meine Kumpels verrat ich nicht!"

Der Herzog schüttelt nur den enttäuscht den Kopf. Enttäuscht vor so viel Dickköpfigkeit. Er wendet sich vom Tisch ab wieder zum gehen. Mit Reden kommt man hier nicht weiter. Kurz vor der Tür die zur Treppe nach oben führt bleibt er neben einem Mann in einer leinen Kutte stehen. Er blickt ihn nicht an und spricht nur einige Worte zu ihm.

"Er gehört euch, Darius."

Der Diener des Meisters nickt nur stumm. Er geht zu einem kleinen Tisch neben dem Tisch auf dem der Gefangene gefesselt liegt. Auf ihm sind aufgereiht eine Ansammlung von kleinen blanken Messern und Haken, die das Licht sanft reflektieren. Darius wählt sorgsam eines von ihnen aus und nähert sich dem Gefangenen. Dieser bekommt es jetzt doch mit der Angst zu tun.

"Was... das macht ihr nicht! Das könnt ihr nicht! Gut, ich habe ein wenig geraubt und so, aber ich hab keine Weiber oder Bälger gemeuchelt, das müsst ihr mir glauben! Das hab ich nicht verdient!"

"Das wissen wir."

Darius lässt den Gefangenen knebeln. Erst will er sein Studium an einem lebenden Objekt fort setzen und lernen, bevor dieser beichten darf. Er hatte seine Chance. Darius fährt mit der einen in Handschuhen gesteckten Hand über die bebende Bauchdecke des Gefangenen. Er misst den Abstand der Knochen voneinander bis er den Richtigen Punkt findet, dann setzt er das Messer an und schneidet...

Avinash kann schon durch die erste Tür nichts mehr von dem hören, was sich im inneren dieser geheimen Kammern abspielt. Als auch das geheime Tor und später die dicke Eichentür des Befragungszimmers geschlossen ist, denkt er wieder an den Empfang für den König. Dieser sollte sich nun so wohl wie möglich bei ihm fühlen. Er ist sein Gast und scheint ein vernünftiger Mann zu sein.

22.06.2009, 22:40

82 zitieren melden

Jeder Schritt führt in tiefer in die Dunkelheit. Weder sieht er den Boden auf dem er wandelt noch die Wände oder gar die Decke. Auf welchem Weg ist er unterwegs? Und wo führt er hin? Er weiß es nicht. Er weiß nur, dass er weiter gehen muss. Eine unsichtbare Kraft bewegt ihn vorwärts, immer weiter vorwärts zu seinem unbekannten Ziel. Er erkennt in einem nicht feststellbaren Licht nur sich selbst, seinen Körper, seine Hände, sein Schwert und seine Kleidung an diesem Ort der Finsternis. Als wäre er alleine im Nichts. Obwohl der Boden fest unter seinen Füßen scheint, hallt kein Laut beim Auftreten wieder. Die einzigen Geräusche welche er wahrnimmt sind die seiner eigenen Bewegungen. Die Stille um ihn herum ist vollkommen und doch so beunruhigend. Sogar das dehnen des Leders seiner Stiefel beim Auftreten oder das sanfte Scheuern des Samts seiner Kleidung auf seiner Haut kann er vernehmen an diesem Ort.

Er geht weiter voran, es scheint, als neige sich der Boden in die Tiefe. Wohin er sich bewegt liegt außerhalb seines Wissens. Immer größer werden seine Schritte, immer schneller seine Bewegungen. Sein Gang durch die Dunkelheit wird zur Jagd. Er muss sich beeilen! Was auch immer vor ihm lag, er hat nicht mehr lange Zeit. Seine Füße bewegen sich immer weiter fort ohne müde zu werden, sein Herz schlägt im wilden Rhythmus von Kriegstrommeln ohne dass Schmerz sich seiner Sinne bemächtigt. Sein Atem entweicht regelmäßig und Stoßweise aus seinem Körper. Kein Stechen in seinen Lungen, kein Gefühl der Schwere nimmt von ihn Besitz, als wäre seine Kraft nicht mehr menschlich und unbegrenzt. Vor ihm entdeckt er am Horizont der Ewigkeit ein Licht, das Licht eines einsamen Sterns gleich auf dem finstersten Firmament des Nachthimmels. Dieses Licht ist sein Ziel. Er weiß es ganz genau. Das Licht ist das Ziel all seiner Wünsche, all seiner Sehnsüchte. Sein Schritt beschleunigt sich weiter. Er hat jegliches Gefühl für Geschwindigkeit verloren. Einzig die Tatsache, dass sich das Licht ihm unaufhörlich nähert macht ihn bewusst, dass er sich schneller als ein fliegender Drache bewegen muss. Das Licht wird größer, strahlender. Eine Gestalt befindet sich inmitten des Sterns auf Erden. Eine Gestalt die ihm nur all zu gut bekannt. ist. Nur wenige Meter vor ihr bleibt er stehen. Seine Füße gehorchen ihn aufs Wort. Keine Kraft zieht ihn weiter voran und versucht ihm ihren Willen auf zu zwingen. Es widerspricht allen Gesetzen der Natur. Doch daran verschwendet er keinen Gedanken. Jetzt nicht mehr.

Vor ihm steht Celina. Vor ihm steht seine Geliebte. Seine einzige Liebe. Sein Leben. Eine leibhaftige Göttin hätte in diesem Moment nicht schöner sein können als sie, die nun vor ihm steht und ihm mit ihrem lieblichen Lächeln begrüßt wie es kein zweites gibt. Ihr geschmeidiger Körper wird von einem Kleid welches aus dem Licht des Mondes selbst gewoben sein musste eingefangen, welches bis zum Boden verläuft. Überall darin funkelten kleine Sterne und versuchen sich gegenseitig in ihrem Strahlen zu übertrumpfen um die Aufmerksamkeit seiner Geliebten zu gewinnen und ein amüsiertes Lächeln hervor zu bringen. Ein Lächeln von ihren zarten Lippen konnte die Sehnsucht eines jedes Wesens nach Glück und Erfüllung im Leben ausfüllen. Ihr Lächeln ist für jeden der das Privileg hat es zu erblicken, ein kostbares Geschenk welches ein Leben in Erinnerung bleibt. Ihr Gesicht mit ihrer weichen Alabasterhaut wird durch ihr langes, seidiges Haar eingerahmt, durch die nur Ansätze ihrer Elbenohren zu erkennen sind. Ihre mandelförmigen Augen blicken auf ihren Geliebten und erwidern seine Sehnsucht nach Zuneigung. In ihnen sieht man den selben Schmerz wie den der in den Augen des Herzogs zu sehen war und die selbe Freude wie er sie jetzt verspürt. Die Elbin trägt ein silbriges Amulett um den Hals welches auf ihrer Brust auf liegt. Das Medaillon zeigt einen silbernen Vogel auf einem schwarzen Opal seine Flügel spreizt um in den Himmel auf zu steigen, während rund um ihn funkelnde Himmelskörper in allen Farben dieser Welt schimmern.

Avinash, der es immer noch nicht fassen kann nähert sich mit behutsamen Schritten seiner Geliebten.

"Celina. Ich habe so lange diesen Augenblick herbeigesehnt dich wieder zu sehen. Mein Herz blutete seit dem Tag an dem ich dich verloren habe, vor so vielen Jahre. Und erst jetzt scheint sich diese Wunde zu schließen, jetzt wo du vor mir stehst. Ich möchte dich in meine Arme nehmen um die Wahrhaftigkeit dieses Augenblicks zu erleben, denn sogleich meine Gefühle diesen Moment begrüßen, mein Verstand will sich dagegen erwehren und diese Begegnung der Lüge bezichtigen."

Er geht einige Schritte auf sie zu, will sie umarmen, ihren Leib an den seinen schmiegen nach dieser Zeit der Ewigkeit ohne sie. Celina jedoch hebt sachte ihre geschmeidigen Hände, nicht um ihn ab zu wehren, oder gar ihren Unwillen zu zeigen sondern ihn zu ermahnen sich zurück zu halten. Avinash blickt sie erschrocken und verstört an. Er hatte dieses Zeichen der Ablehnung nicht erwartet. Sie blickt traurig zu Boden, Tränen sammeln sich in ihren Augen.

"Dein Verstand täuscht dich nicht, Geliebter, er hat dich noch nie betrogen. Denn dies ist nichts was ist und was sein kann. Es ist ein Traum, eine Welt zwischen der des Todes und des Lebens. Sobald wir uns berühren, wird diese Welt verschwinden und ich werde fort gezogen, wieder in die Welt des Todes."

"Dann wünsche ich mir, dass ich niemals erwachen werden, und wir auf ewig in dieser Welt zusammen bleiben. Auch wenn ich dich nicht berühren kann, so ist mir dieses Schicksal an deiner Seite lieber als in einer Welt ohne dich zu wandeln."

Sie streckt ihre Hand nach ihm aus, den Zeigefinger erhoben bis kurz vor seinem Mund und deutet ihm kein Wort mehr zu sagen. Seine Worte hatten sie berührt und auch ihr Gesichtsausdruck mit der einsamen Träne die über ihre Wange gleitet verrät, dass sie nichts lieber täte als mit ihm die Ewigkeit zu verbringen.

"Ich weiß, Geliebter. Auch in mir brennt dieser Wunsch und verzehrt mich. Aber dein Leben dort ist noch nicht vorbei. Es gibt so vieles auf der Welt, was noch geschehen muss. Wir haben uns einst gegenseitig das Versprechen gegeben alles zu tun um diese Welt vor dem Leid zu erlösen."

"Ich würde das Glück und das Bestehen der Welt sofort gegen ein Leben mit dir eintauschen, Geliebte. Ich... werde mir niemals verzeihen, dass ich den Preis nicht gezahlt habe, welches der Drache verlangte. Wenn es dich wieder zu mir zurückbringen würde, ich würde diesen aufgeblasenen Drachen töten!"

Celina lächelt ihn mitfühlend an. Obwohl sie unter der damaligen Entscheidung zu leiden hatte, ist es Avinash der sich seit dem quält. Ihr Blick ist ohne jeden Vorwurf, ihre Gedanken sind rein.

"Verurteile dich nicht für deinen Entschluss, Geliebter. Du hast nur an mein Wohl gedacht und dafür liebe ich dich. An meine Zukunft. Der Preis damals war zu hoch und du hast dich richtig entschieden. Wir werden bald wieder vereint werden Geliebter. Avinash, unsere Liebe überwindet alles, auch den Tod und die grausame Hand der Götter."

"Alles."

Avinash nimmt sie in die Arme. Er presst seinen Leib an den ihren, den er fürchtet den Augenblick, wenn sie voneinander durch eine Macht die nicht von dieser Welt ist getrennt werden. Sie sträubt sich nicht dagegen, sondern hält ihn ihrerseits fest, fährt ihm mit ihrer zarten Hand in sein Haar und drückt seinen Kopf zu sich. Tränen der Freude und der Trauer gleiten ihren samtigen Wangen hinunter. Der Kuss der beiden ist dauert lang und all ihre Sehnsucht aufeinander wird dabei offenbart. Avinash bemerkt dabei ihren Duft und atmen ihn mit einigen tiefen Atemzügen ein. Der Duft nach sanften Frühlingsblüten die sich in den ersten Sonnenstrahlen des Tages öffnen. Die Welt um ihn beginnt zu zerfließen.

Der Herzog erwacht in seinem Bett. Wieder zurück in die kalte Welt ohne seine Geliebte. Ohne Celina.

06.09.2009, 12:24

83 zitieren melden

" Sechs Kutschen geladen mit Proviant, Kleidung, Reiseutensilien und Beamten mitsamt ihren Büchern beladen stehen zur Abfahrt bereit, Sir."

Der dickbäuchige Kutscher wartet mit einem Schmunzeln auf eine Reaktion des Herzogs auf diesen kleinen Scherz. Als diese ausbleibt wendet er sich enttäuscht wieder seinem Gefährt zu. Er ist noch nicht all zu lange bei ihm und weiß offenbar noch nicht, dass Avinash solche Narreteien nicht leiden kann. Er wird es lernen.

Nach der Blamage mit der Religionssteuer ist Avinash sich bewusst geworden, wie wenig Unterstützung er noch inne hat. Das einschreiten seiner kaiserlichen Exzellenz, bestimmt durch die Priesterschaft angezettelt, hat ihm gezeigt, dass seine kaiserliche Exzellenz den Priestern den Vorzug gibt. Die Adelsklassen hat er mit der neuen Waffensteuer verärgert und die Unterstützung der Königshäuser bleibt auch aus. Nun muss er sich neue Verbündete um sich scharren, sonst wird seine Regentschaft in Malaz gefährdet. Deshalb hat sich Avinash zu einem neuen Schritt entschlossen. Er wird wie der Kaiser in den Ländereien und Städten von Malaz herumreisen und sich die alltäglichen Probleme der Bewohner anhören und vor Ort Entscheidungen treffen. Mit der Reisegruppe sind verschiedene Beamte die ihn bei der Ausarbeitung der Daten und Lösungen der einzelnen Dörfer helfen sollen. Vielleicht kann er sich so wenigstens den Rückhalt des einfachen Volkes sichern und besitzt damit eine Gegenmacht gegenüber dem Adel.

Für die Reisen wurden 6 Wochen eingeplant. Dies sollte fürs erste reichen. Danach ist ein Treffen mit den umliegenden Fauth geplant worden. Eyeor, Sian, Firent, Liryon, Anstrin und Tirya. Er muss sie auf seine Seite ziehen und versuchen sie für seine Pläne, eine Handelsstraße von Korayn nach Fel, zu gewinnen. Das wird jedoch mehr als schwierig. Firent und Sian profitieren von der derzeitigen großen Handelsstraße von Tirnos nach Fel. Eine Umleitung dieses Warenverkehrs würde ihnen vielleicht schaden.

Während der Herzog sich im Geiste schon verschiedene Argumente überlegt, wird eine lange Truhe mit schwarzen Samt bedeckt in einer der Kutschen verstaut. Der Herzog hat befohlen, dass diese mitgeführt wird auf seinen Weg. Und niemand stellt Fragen.

Nur eine Anmerkung: Eyeor, Sian, Firent, Liryon, Anstrin und Tirya sind Fürstentümer, keine Fautheien. Ansonsten sehr stilvoll. :)

Avinash Volmar 12.09.2009, 10:54

85 zitieren melden

Danke und Danke.

18.09.2009, 11:39

86 zitieren melden

"Dem Großbauern Kaliasch werden wegen seiner schlechten Ernte in diesem Jahr 15% seiner diesjährigen Ertragssteuer erlassen, damit er sich von diesem Unglück wieder etwas erholen kann.

Dem Großbauern Elmend erwartet eine Prüfung seiner Einnahmen. Für eine angebliche Seuche unter seinem Vieh sieht mir sein Hof noch ganz in Ordnung aus. Dem sollte nachgegangen werden."

Der Schreiber in der Kutsche notiert sich alles was der Herzog ihm diktiert in einem dicken Buch voller leerer Seiten. Der Hochbeamte daneben hält den Herzog ein weiteres Buch hin in dem alle wichtigen statistischen und hintergründlichen Angaben über die Bewohner des nächsten Dorfes aufgelistet sind. Ein wenig gelangweilt schlägt Avinash das Buch auf und beginnt zu lesen. Diese Tätigkeit, dieses Besuchen seiner Untergebenen und die Überprüfung der Höfe unternahm er schon seit er die Reise begonnen hatte. Zuallererst hatte er noch versucht sich volksnah zu geben, in dem er sich unter das einfache Volk mischte und versuchte ihre schwere Arbeit teilte... Er hat sich dabei so lächerlich und fehl am Platz geführt und es nach zwei Versuchen belassen. Dies ist einfach nicht seine Welt. Er ist kein Bauer oder Handwerker, dies hat er nicht gelernt.

Nun begnügt er sich damit die wichtigsten Städte und Burgschaften mitsamt einigen Dörfern die auf dem Weg dorthin liegen zu besichtigen und zu überprüfen. Wenn jemand der einfachen Leute dabei ein Anliegen hat, hat der Herzog ein offenes Ohr für jedermann. Zumindest versucht er es. Leider musste der Herzog fest stellen, dass er nicht gerade die Ausstrahlung besitzt eines vertrauenswürdigen und liebenswerten Adeligen den die Untertanen ihre Sorgen und Nöte berichten. Dies liegt sicherlich an seinem melancholischen Wesen, seine Emotionslose Haltung gegenüber anderer Leute Schmerz... seine Strenge?

Avinash konzentriert sich noch einmal auf das vor ihm liegende Buch. Fakten über Fakten. Dinge die er mehr verstehen konnte als das Gewinsel eines alten Weibes welches mit einer anderen über eine Stelle am Fluss stritt, wo beide ihre Wäsche waschen wollten. Nur dieses Mal empfand er die Daten beengend. Er wurde der Reise langsam überdrüssig, vor allem da sie keinen Erfolg verspricht. Die Herzen der Menschen gewann er nicht gerade, und was an Steuereinnahmen er durch diese Überprüfungen gewann sind kaum der Rede wert.

"Wir werden am Abend eintreffen, richtig?"

Der Schreiberling blickt erschrocken auf, als er fest stellt, dass er gemeint war.

"Richtig, Herzog Volmar. Etwas vor Sonnenuntergang."

"Dann übernachten wir dort und ich befasse mich vor Ort mit den Bewohnern. Lasst die Kutschen anhalten, ich steige um."

Der Schreiber wundert sich nicht all zu sehr über diesen Befehl. Dem Kutscher wird ein Zeichen gegeben und die ganze Kolonne hält an. Avinash steigt aus und betrachtet kurz den ganzen Zug. Eine Kutsche wurde nur mit Büchern und Schriftrollen verladen, wieder eine andere birgt die restlichen Beamten die ihm bei der Reise begleiten. Die Regierung eines ganzen Herzogtums verteilt auf ein paar Kutschen. Mobil und jederzeit bereit sämtliche Belangen an zu gehen. All das zusammen gestellt innerhalb von wenigen Tagen. Das soll ihm einmal einer nach machen.

Avinash geht nach hinten zu der Kutsche direkt hinter seiner. Die Fenster sind innen mit schwarzem Samt abgedichtet worden. Als er dort einsteigt und die Tür schließt fällt kaum Licht ins innere. Nur hier und da blitzt ein verirrter Lichtstrahl hinein. Dort ruht das lange mit schwarzem Samt überzogene Behältnis. Die Sitze im inneren der Kutsche sind herausgerissen worden um genug Platz im Innenraum zu bieten. Langsam zieht der Herzog den Samt hinunter, und sieht im spärlichen Licht das Metall und das Glas matt glänzend zum Vorschein kommen. Er muss es nicht sehen, er kennt die rankenförmige Gestaltung des Eisens, die Einlasse von dicken Glas die die Zwischenbereiche ausfüllen, die Gravuren und Schriftzeichen auf der Oberfläche. Liebevoll streicht er mit den Fingerspitzen über die Oberfläche, und ertastet jede Erhebung, jede Windung welche in Form gebracht wurde. Es ist ein Meisterwerk. Die Lippen des Herzogs bewegen sich, er flüstert leise Worte, die niemand außerhalb der Kutsche verstehen kann.

01.10.2009, 18:10

87 zitieren melden

Der Herzog von Malaz, Avinash Volmar hält sich in seinem Arbeitszimmer auf und besieht sich einer Liste. Er hatte die Reise quer durch sein Land nach der Hälfte der Zeit abgebrochen und ist zurückgekehrt. Zu viele Neuerungen haben sich ergeben, als dass er Dorfrichter spielen könnte. Die Reise selbst war für sein Empfinden wenig fruchtbar verlaufen. Zwar kam es ihm vor, dass er einige dunkle Gerüchte aus der Welt geschafft hat und ihm nun ein gewisser ehrlicher Respekt entgegengebracht wird, statt bloßer Furcht, aber beliebt hat er sich nicht unter der Bevölkerung gemacht. Zumindest nicht so beliebt wie seine kaiserliche Exzellenz auf seinen Reisen. Mit gemischten Gefühlen hatte er einige seiner Untergebenen den Auftrag erteilt sich um zu horchen im Herzogtum. Sie sollten herausfinden was das einfache Volk wirklich denkt. Es bleibt nur noch eine Unterhaltung übrig auf seiner Liste. Alles andere hat er gleich mit seinen Beratern besprochen.

Der Ausbau der Straße Richtung Osten kommt gut voran, der Aufbau der Akademie ebenfalls. Der Brief seiner kaiserlichen Exzellenz hat ihn ehrlich gesagt überrascht. Mit einem derartig großzügigen Beschluss hatte er nicht gerechnet. Diese neue Einnahmequelle für Malaz kommt ihn mehr als Gelegen und sofort hat er alle diesbezüglichen Papiere richten lassen. Die Schiffe gehören ab sofort der Königlich Malazischen Miliz... zumindest den Namen nach. Er hat seinen fähigsten Kapitän zum Leiter seiner kleinen Jagdflotte ernannt. Mit der schwarzen Flagge mit silbernen Phönix, eine von Avinash selbst entworfene Flagge für seine Flottille, stechen sie morgen in See um das Gesindel der Meere zu stellen. Wenn alles gut geht, kommt er so zu Ansehen und zu Geld. Zwei Dinge die für seine Pläne äußerst nützlich sind.

Eine weitere wichtige Nachricht ist die neue Fürstin von Firent, Cara d'Anjalia. Endlich wurde der alte Fürst und Saufkumpane seines Vorgängers abgesetzt. Wenn die Dame auch nur halb soviel Intelligenz aufweist wie man ihr Schönheit nachsagt, dann wird sie mit seinen Plänen sicherlich einverstanden sein. Dann kann er die neue Handelsroute endlich einrichten lassen. Noch weiß er viel zu wenig über die neue Fürstin. Ein paar Andeutungen, mehr nicht. Und leider hat er auch keine Zeit mehr Informationen ein zu holen. Die Zeit drängt. Mit jeden Tag leert sich mehr seine Kasse. Er wird geradewegs zu ihr hinreisen und ihr seine Pläne unterbreiten. Es darf nicht schief gehen.

Aber weder der Brief seiner kaiserlichen Exzellenz noch die Ausrufung der so wichtigen neuen Fürstin sind der Grund für seine vorzeitige Rückkehr. Der Grund ist ein anderer, und für diese Besprechung hat er sich viel Zeit genommen. Noch einmal betrachtet Avinash die Liste mit zwölf Namen. Sie trägt keinen Titel, um uneingeweihten nichts zu verraten. Was hier besprochen wird, muss fürs erste geheim bleiben.

"Ist es sicher?"

Der Herzog sieht auf und blickt in das verbundene Gesicht von Meister Androgar der sich als einziger außer ihm in seinem Arbeitszimmer befindet. Selbst die Wachen wurden weit von der Tür weg beordert um sie nicht einmal auf die Idee zu bringen zu lauschen. Vom Korridor aus haben sie genug Überblick um Eindringlinge vorher auf zu halten. Der Anführer der Eirae Rotverniasis sitzt zusammengesunken im weichen und reichlich verzierten Gästestuhl des Zimmers. Auf seinem Stab gestützt blickt er in die Richtung von Avinash. Ob er ihn wirklich sieht oder nur höflich ist, weiß der Herzog im Moment selbst nicht. Die Stimme des alten Mannes ist rasselnd, aber klar verständlich. Gelegentlich muss er etwas mehr Luft holen oder husten.

"Yersin... ohne Zweifel. ...Darius hat uns die Symptome zu gut beschrieben... Bisher sind zwölf erkrankt... fünf Familien, wenn du es so willst... Wir vermuten, dass eine Schiffsladung... ein Getreide... oder der Inhalt eines Fasses... der Überträger war..."

Avinash packt die kalte Wund und maßlose Enttäuschung. sollte alles was er erreicht hat vergebens sein? Wenn die Krankheit sich hier ausbreitet, dann wird es hunderte Opfer geben. Tausende wenn nichts getan wird. Aber eine Blockade, eine Quarantäne wäre das Ende für seine zukünftige Handelsmetropole. Allein die Panik innerhalb der Stadt würden Ruhe, Ordnung und Geschäftstüchtigkeit für Monate vielleicht sogar Jahre schädigen. ... Aber vielleicht gibt es auch einen anderen Weg. Der Herzog fixiert seinen Gegenüber, sein Blick entschlossen.

"Meister Androgar,... ich brauche euch wohl nicht zu sagen was diese Seuche anrichten kann wenn sie wütet... aber was ich euch auch nicht zu sagen brauche ist, was passiert wenn wir unnötigen Alarm geben, wenn wir die Sache ebenso hinter verschlossenen Türen regeln können. ... Ich will nicht dass das Wohlbefinden des mir anvertrauten Volkes wegen einen Dutzend Kranker für immer verdorben wird.

Wir müssen die Krankheit ausmerzen, bevor sie übergreift... aber wir werden es nicht verlautbaren. Wir werden den Überträger finden und aussortieren. Abschnitte um betreffende Häuser werden wir abschirmen wegen Baufälligkeit. Und Ihr müsst dafür Sorge breiten, dass die Krankheit nicht um sich greift. Dies ist mein Plan. Die Frage ist, lässt es sich verwirklichen? Könnt Ihr und die anderen Eirae Rotverniasis die Seuche aufhalten, ohne dass es weitere Opfer gibt? Und dies im geheimen? ... Wenn Ihr es nicht könnt, dann sagt es gleich. Ich will kein Risiko eingehen."

Gespannt wartet der Herzog mit angehaltenen Atem die Antwort des ihm vertrauten ab. Noch kann alles gerettet werden, es hängt an den Eirae Rotverniasis. Androgar hebt sachte den Kopf. Das einzige, milchigweiße Auge welches zwischen mehreren Stoffbahnen seiner zahlreichen Verbände hindurch blickt mustern den Herzog. Er scheint genau seine Gedanken erforscht zu haben und überlegt nun. Nach einem fast schon endlosen Augenblick nickt der alte Mann.

"Wir werden es schaffen... Darius ist auf den Weg... Seine Aufzeichnungen sind bereits bei uns eingetroffen... Die Infizierten gefunden... Es wird funktionieren, Avinash. ... Die Seuche wird sich hier nicht ausdehnen..."

Der Herzog unterdrückt ein erleichtertes Aufatmen. Er gibt den alten Mann ein Zeichen, dass er sich entfernen kann und schlägt ein neues Buch über die Steuereinnahmen einer Ortschaft auf. Mühevoll erhebt sich Androgar und wandelt mit den Stock leicht tastend Richtung Ausgang. Als seine Hand den Griff umfasst, spricht ihn Avinash noch einmal an, ohne von der Zahlentabelle auf zu blicken.

"Gibt es Fortschritte?"

Die Hand des Alten ruht weiterhin auf den Türgriff. Er bewegt sich nicht von der Stelle und macht keine Anstalten sich noch einmal um zu drehen oder zu gehen. Seine Antwort könnte man ebenso wie die Frage des Herzogs als beiläufig auffassen, wenn die beiden Herren nicht wüssten, um welche wichtige Angelegenheit es geht.

"Ja... wenn du willst, kannst du sie in den tiefen Laboren betrachten..."

Avinash spart sich eine Antwort darauf zu erwidern. Jedes Mal wenn er sich die geheimen Fortschritte an sieht wird ihm klamm und ein eiskalter Schauer geht auf ihn hernieder. Trotzdem wird er noch heute die versteckten Labore besuchen. er muss es einfach sehen. Wortlos geht der Anführer der Eirae Rotverniasis hinaus.

Ein Brief an den Herzog trifft ein.

Werter Herzog,

es ist eine [URL=http://www.freistaat-fuchsen.de/forum/thread.php?postid=26503#post26503]Konferenz über die Gründung[/URL] eines internationalen Dachverbandes der Heilenden und Helfenden in Fuchsen geplant. Da Ihr bzw. die Eirae Rotverniasis mittlerweile recht bekannt sind in Drachenstein für ihr geschicktes Heilerhandwerk, würde ich Euch oder einen Vertreter der Eirae Rotverniasis bitten, sich zur Konferenz zu begeben und dort im Namen Drachensteins zu sprechen. Das Kaiserreich hat ein aktives Interesse, sich an dieser Organisation zu beteiligen, solange der Name nicht dieses unsägliche "Kreuz" der Christen enthält. Desweiteren würde ich mich freuen, mich mit Euch darüber zu beratschlagen, wie man die Eirae Rotverniasis ediktlich geregelt zu einer provinzübergreifenden Hilfsinstitution des Kaiserreiches weiterentwickeln könnte, der etwa auch die Obhut über die Kranken- und Sterbehäuser Drachensteins zugeteilt werden würde. Zu beiden Punkten bitte ich um Stellungnahme (und bezüglich der Konferenz um Eile, da diese bald stattfindet oder gar schon im Gange ist) und verbleibe,

Veuxin II.

Kaetyr ent Drakestrin.

25.10.2009, 12:03

89 zitieren melden

Gebührend schnell ob der Dringlichkeit des Anliegens trifft wieder ein Brief ein.

Werter Herzog,

wir sind geneigt, den anderen Parteien stets aus vollster Kraft zu helfen, sowie es sich im Rahmen unserer Möglichkeiten befindet und wir selber keine Notwendigkeit haben, uns in erster Linie selbst zu helfen. Das Wissen der Magie würde den anderen Parteien wenig nützen, da es in ihrer Welt nicht funktioniert beziehungsweise in jenem, was sie Elektrizität nennen, schwere Verwirrungen auslöst, die viele ihrer moderneren Errungenschaften außer Gefecht setzen würde. Solange sie nur der Hilfe verpflichet sind, werden wir ausländische Hilfskräfte gerne nach Drachenstein einladen - ich bin davon überzeugt, dass sie von uns und wir von ihnen lernen können. Sollte auf der Konferenz das Gespräch auf eine mögliche Unterkunft oder Dependance dieses internationalen Hilfswerkes kommen, so könnt Ihr gerne unterrichten, dass Drachenstein mehr als erfreut sein würde, hierfür ein Gebäude in der Hauptstadt bereitzustellen. Generell möchten wir uns sehr kooperativ und bereit zeigen. Ich wünsche Euch vollsten Erfolg auf dieser Reise und eine Fülle an neuen Erfahrungen,

Veuxin II.

Kaetyr ent Drakestrin.

Avinash Volmar 02.01.2010, 21:55

90 zitieren melden

"Sehr gut, ausgezeichnet."

Avinash blättert in einem dicken Einband mit Hochrechnungen in dem die zu erwartende Bilanz mitsamt den voraussichtlichen steuerlichen Einnahmen sowohl durch die alte als auch die neue Steuer berücksichtigt wurde. Bezirk für Bezirk wird von den Steuereintreibern besucht werden und wie es aussieht können damit alle sich sammelnden Unkosten gedeckt werden. Zumindest wenn Avinash die neuen, oder besser gesagt alten Geschäftsbeziehungen mit ein bezieht. Ein kurzer Seitenblick aus dem Fenster bestätigen ihm noch einmal die Abreise der kleinen Gefolgschaft die er bis vor kurzem empfangen hat. Großhändler, Kaufmänner, Frächter... alte Freunde aus einer längst vergangenen Zeit vor Celinas Tod. Er hat sie jahrelang nicht gesehen, doch sie haben sich kaum verändert. Würde er sie bei seinem Aufbau von Korayn nicht brauchen, er würde diese verabscheuungswürdigen Krämerseelen davon jagen. So aber hat er mit ihnen ein paar Glas Wein geleert, ein paar nette Worte gewechselt und sich theatralisch an hören müssen, dass er sich so lange nicht bei ihnen gemeldet habe. Er ist sich sicher, sie werden auch an ihm, sobald sie seinen Grund und Boden verlassen, kein gutes Haar an ihm lassen, aber das ist ihm gleich. Wichtiger ist, dass sie ihm unterstützen. Nicht um seinetwillen, sondern für den zu erwartenden Profit.

Avinash reißt sich vom Fenster los und studiert noch einige Zahlen auf dem Papier. Die Fürstin von Firent bleibt uneinsichtig, ebenso wie König Taklon der ihm so vieles versprochen hat. Sie stehen dem Fortschritt des Kaiserreichs im Weg durch ihren Sturkopf, ihre Ignoranz. Es wäre für alle besser wenn sie durch fähigere Regenten ersetzt werden würden. So früher um so besser.

Das konzentrierte Arbeiten ermüdet rasch, und so kneift Avinash für einige Sekunden die Augen zu und massiert sich die Stirn. Alles in allem wird sein Herzogtum auch ohne Manys Hilfe über die Runden kommen wenn er richtig gerechnet hat. Eine neue Ausrüstung seiner Soldaten kann er sich aber sparen, dafür bleibt beileibe kein Geld mehr übrig. Zu Schade. Avinash öffnet wieder die Augen und blickt auf ein Dutzend Untergebene und Schreiber die im Arbeitszimmer gespannt auf weitere Anweisungen warten. Ganz in der Ecke auf einem Sofa sitzt in sich zusammen gesunken Meister Androgar. Allein mit seiner Körperhaltung für die man ihn als einen eingenickten alten Mann halten konnte hebt er sich von all den angespannten Anwesenden ab. Er ist in Gedanken versunken zu sein. Zumindest scheint es so.

"Zu den heutigen Tagebefehlen.

Erstens wünsche ich dass jeglicher Zoll oder Wegübertretungsgebühr oder derartiges bei der Übertretung der Grenze nach Firent oder von Firent kommend außer Kraft gesetzt wird. Außer natürlich die normalen Warengebühren. Von unserer Seite aus werden wir den Gästen unseres Herzogtum und den Reisenden keinerlei Steine in den Weg legen."

Ein verhaltenes falsches Lachen ertönt über die Bemerkung. Die Fürstin hat ihren Erlass ziemlich genau nach seiner Abreise herausgegeben. Offenbar wollte sie ihn treffen. Dass sie damit vor allem die Kleinen Leute trifft die sich ihr Geld mit herumreisen verdienen hatte sie sicher nicht beabsichtigt. Vor allem in ihrem so heiß begehrten Varoas hat dies nicht gerade zu einer steigenden Beliebtheit der Fürstin geführt. Schließlich befinden sich auf beiden Seiten der Grenze noch Verwandte von den Einwohnern dieses Gebietes und auch eine eventuelle Steigerung der Marktpreise werden ihr ebenfalls zu Lasten kommen. Sie hat ihm mit ihrer Aktion einen kleinen Gefallen getan.

"Aber weiter. Ich möchte so viel wie möglich über den Herrn der Burgschaft Eyeor heraus finden. Seine Gesinnung, seine politische Ausrichtung und Ziele. Seine Meinung zu mir und zu Cara d'Anjalia. Vielleicht können wir mit ihm besser verhandeln als mit der Fürstin, schließlich geht es nur um eine fast schon lächerliche Straße."

"Jawohl, Sir."

"Was haben wir noch? Ahja, die Sträflinge und Verurteilten sollen beim Straßenbau mit helfen, allerdings nur dort wo sie auch bestimmt nichts falsch machen können. Beim Transport des Materials etc. Aber das haben wir schon einmal besprochen.

Es gibt Gerüchte über Fremde im Kaiserreich die einige Inseln in der Fremde besiedelt haben. Meine Herren, ich wünsche, dass mir so schnell wie möglich Informationen über jene vorgelegt werden. Vielleicht können wir mit ihnen eine gute Handelsbeziehung aufbauen."

Erwartungsvoll blickt Avinash zu seinen Untergebenen. Die meisten von ihnen notieren sich gerade seine Anweisungen die er auf die schnelle erteilt hatte oder fabrizieren gerade die richtige Formulierung für die Auftragserteilung. Von Varoas wird sicher noch niemand Nachricht erhalten haben. Veldrin ist zwar gleich abgereist nachdem der Herzog seine weiteren Reisen angetreten hat, doch ist er sicherlich noch zu beschäftigt damit die dortigen militärischen Belange zu ordnen. Sicherlich wird in einigen Wochen erst ein ausführlicher Bericht vorliegen.

Die Schreiber sind zur Ruhe gekommen und scheinen keine weitere Fragen zu haben, so dass sie Avinash allesamt aus dem Zimmer geleitet. Alle, außer Androgar, der immer noch auf dem weichen Sitz kauert, in beiden Händen seinen dunklen gewundenen Stab, das Gesicht dem Boden zu gewendet. Der Herzog macht keinerlei Anstalten das Gespräch zu beginnen, wenn der alte Mann es wünscht, wird er das Gespräch beginnen, was er auch prompt nach einigen Minuten Schweigen anfängt.

"Wir haben die Seuche eingedämmt und vernichtet.

37 Opfer hat es gegeben. Offiziell wurden sie Opfer einer Grippeepidemie. Die Häuser wurden unter Quarantäne gestellt und wurden entweder nieder gebrannt oder gereinigt. Es gibt keine Kranken mehr und die Ursache wurde gefunden und ausgemerzt. Bis auf die Eirae Rotverniasis und einen engen Kreis von vertrauensvollen Personen weiß niemand etwas."

Hervorragende Neuigkeiten. Avinash belässt den Gedanken bei sich. Natürlich sind 37 Tote ein bedauernswerter Verlust, aber gegen den Tod ist er machtlos. Was dagegen mehr wiegt ist die Tatsache, dass es keine Panik gegeben hat, keine falschen Gerüchte, kein Aufruhr, keine Störung des Alltags. Trotzdem muss noch etwas vorgefallen sein. Androgar scheint noch immer betrübt zu sein. Avinash schweigt weiterhin und wartet bis der alte Mann fort fährt.

"Die letzten Opfer waren die gesamte Familie Montagré. Sie starben fast allesamt zwei Wochen nach dem letzten Todesfall."

Dieses Mal zuckt Avinash zusammen. Radred Montagré war einst einer seiner größten Fürsprecher gewesen als er das Herzogtum übernehmen wollte. Ein wertvoller Verbündeter, wenn auch kein Freund. Dafür war der Aristokrat zu ehrgeizig und selbst verliebt. Sein Sohn sollte einst alles erben, seine Töchter wollte er mit guten Häusern verheiraten um seinen Einfluss weiter zu festigen.

Avinash spürte wie sich seine Innereien aufbäumen. Etwas stimmte nicht.

"Euch beschäftigt doch etwas Meister Androgar, was ist es."

Gespannt mustert er den Mann in der schwarzen Kutte. Erfolglos natürlich. Schließlich kann er nicht sein Gesicht sehen und seine Körpersprache ist mehr als dürftig. Nur zögerlich antwortet der alte Mann, als koste es ihm Überwindung sich etwas ein zu gestehen.

"Der Zeitpunkt, Avinash, der Zeitpunkt und die Ursache. Sie passen einfach nicht. Weder wissen wir genau wie sie sich angesteckt haben, noch dazu alle gleichzeitig, und warum sie so spät gestorben sind. Darius war mit dem Heilmittel schon längst im Lande. Die Familie wurde von uns umsorgt, und trotzdem starb jedes einzelne Mitglied der Familie."

Avinashs Puls schlägt heftiger, seine innere Organe rebellieren, als wäre er selbst krank. Er versteht was Androgar ihm sagen will, ohne dass er es ausspricht. Diese Tode,... die Erkrankung... sie sind keine unglückliche Aneinanderreihung von Zufällen, sie wurden herbei geführt. Mit voller Absicht. Jemand wollte die ganze Familie umbringen und hat es auch geschafft.

15.02.2010, 00:23

91 zitieren melden

"Es ist alles vorbereitet?"

Noch einmal vergewissert sich der Herzog bei dem Eirae Rotverniase über die Vollständigkeit für das kommende Unterfangen. Es ist kein Misstrauen, sondern allein die innere Unruhe die ihn dazu verleiten lässt diese Frage zu stellen während er so geduldig wie möglich den Aufstieg von Androgar in das hohe Turmzimmer bei wohnt. Wie zuvor schweigt der alte Mann unter der groben Leinenkutte und spart sich seinen Atem auf für die beschwerlichen Stufen die Stück an Stück folgen und die auch durch die Hilfe des jungen Mannes an seiner Seite eine einzige Qual für ihn sind. Erst als sie die massiv beschlagene Eichentür erreicht haben die das ehemalige Observatorium von der Treppe trennt beginnt der Meister der Eirae Rotverniasis keuchend wieder zu Atem zu kommen und eine Antwort auf die Frage des Herzogs zu geben.

"Ist es, ist es... wir werden die Grenzen zwischen den Welten für einen Moment trennen.... Lange genug, dass Ihr mit eurer Liebe sprechen könnt..."

Die Tür wird von einem von Androgars Schülern geöffnet und langsam treten die beiden ein. Der Raum sieht auf den ersten Blick unverändert aus. Das Klavier, die Vorhänge, der abgedeckte Bereich. Doch im hinteren Teil herrscht große Bedrängnis. Alle Eirae Rotverniasis haben sich dort versammelt und flüstern mehr oder weniger lautstark miteinander. Beim Eintreten des Meisters allerdings fällt eine kollektive Stille über die Anwesenden. Für einen Moment bleibt er hinter der Türstelle stehen und ruft sich in Gedanken was heute Abend geschehen wird, was er Celina, seiner Angebeteten alles sagen will. Der heutige Tag wird vielleicht alles verändern. Er wird viel vagen müssen und im schlimmsten Fall sein Leben verlieren. Alles was in seiner macht steht hat er veranlasst. Die Wachen haben Befehl niemanden ins Schloss zu lassen, die Diener wurden auf ihre Zimmer verbannt und seine treuesten Soldaten versperren jedem Neugierigen den Zugang zum Turm. Zumindest für die Diskretion wurde gesorgt. Als die Türe hinter ihm verriegelt wird und Meister Androgar von seinem Ziehsohn nach hinten geführt wird, erwacht sein Sinn für die Gegenwart auch wieder. Meister Androgar erklärt den Anwesenden noch einmal was hier geschehen soll, wohl für ihn genauso wie für seine Schüler. Nur sein beständiger Husten unterbricht seine Ausführungen.

"Am heutigen Tag, sind die Mauern zwischen der Welt der Lebenden und der der Toten besonders dünn. Ich und vier andere von uns werden diesen Tag nutzen und ein Tor zwischen diesen beiden Gebieten errichten, auf dass Avinash hinübertreten kann um Kontakt zu seiner verstorbenen Frau zu suchen. Dabei ist wichtig... Hilgert, bitte."

Androgar spricht tadelnd in Richtung des unter den Zuschauern befindlichen Schülers der sich zuvor noch flüsternd mit seinem Nachbarn ausgetauscht hat. Der, vermutlich da Avinash im Rücken des Mannes steht, strenge Blick lässt den Schüler beschämt zu Boden blicken. Hilgert... Noch immer war Avinash skeptisch warum ein derartig lockerer Geist, wie Darius ihm erzählt hat, an diesem wichtigen Ereignis teilhaben soll. Seine Freundschaft zu der Fürstin und jetzigen Königin von Vincaster hat sich schnell herum gesprochen und hat für einige Aufregung unter den anderen gesorgt. Aber der Meister hielt nichts desto trotz große Stücke auf einen seiner jüngsten Schüler und wollte ihn dabei haben. Hoffentlich war dies eine gute Idee.

"... dass der Kreis von uns fünf nicht unterbrochen wird, egal was geschieht. Es wird nur Zeit sein so lange die Sanduhr läuft, um mit der Verstorbenen zu sprechen. Nicht länger..."

Diese Worte, und auch die kleine Sanduhr in bandagierten Hand waren klar an den Herzog gerichtet und Avinash bejahte mit einem aufrichtigem Nicken seine Absichten. Der alte Mann schien damit zufrieden zu sein und er wie auch die anderen machten sich daran die letzten Vorbereitungen ab zu schließen. Auf dem Steinboden war ein in einem Kreis umschlossener zehnzackiger Stern, deren Linien sich gegenseitig überkreuzen in den Boden gehauen worden. Die freie Fläche wurde mit mystisch angehauchten Symbolen und Runen ausgefüllt worden, vorsichtig aufgetragen und mit Bedacht in Position gebracht. Die kleinen Mulden waren mit verschiedenen Pulvern gefüllt worden die Avinash alle nicht kannte aber wahrscheinlich magisch sind und die Überwindung erst ermöglichen. Die fünf Auserwählten nahen allesamt an verschiedenen Stellen Aufstellung und beginnen einen tiefen, dunkle Aufzählung von Formeln. Avinash dreht sich noch einmal um und gleitet zu dem verdeckten Etwas in der Mitte des Raumes. Mit Schwung reißt er den schwarzen Samt hinfort und blickt auf den Sarg seiner Geliebten. Wie Schlingpflanzen windet sich das Metall dieses düsteren Behältnises und lässt weder den Deckel noch Seitenwände erkenne. Vielmehr hat es den Anschein als hätte wäre eine metallische Pflanze um einen unsichtbaren Behälter herum gewachsen. Die Zwischenräume sind mit Glas ausgefüllt worden und verstärken den Eindruck einer Schlingpflanze noch. Avinash blickt durch eine der nahtlos an dem Eisen anschließenden Glasteile hindurch und betrachtet seine Geliebte. dort liegt sie, eingebettet in weißem Samt, die Augen geschlossen, ihr langes Haar strahlenförmig ausgebreitet über das gesamte Kissen auf dem ihr Kopf ruht. Bemerkenswert wie die vielen Jahre des Todes nur eine leichte Bläße verursachen konnte und ansonsten die Schönheit seiner Liebe keinen Tribut von ihr forderten. Als schiene sie zu schlafen. Meister Androgar hat wirklich fantastische Arbeit geleistet. Er hatte ihm erzählt, dass keinerlei Luft von außen ins innere eindringen konnte, und Magie und Handwerkskunst dies aufrecht erhalten würden auf dass Celinas Körper auf ewig fort bestehen würde.

"Wir sehen uns gleich... Geliebte."

Zärtlich kommen diese Worte von seinen Lippen und mit neuer Entschlossenheit entledigt sich Avinash seines Schwertes und schreitet in den vielzackigen Stern, von deren Umrissen gerade ein rotes glühen aus zu machen ist. Fast augenblicklich bemerkt er ein leichtes Kribbeln auf seiner Haut und die Welt scheint für ihn zu verschwimmen. Die Worte von Androgar, Darius und den anderen der Fünf wurden immer leiser und leiser, und eine unbekannte Finsternis breitete sich über den Herzog aus.

<Fortsetzung folgt>

26.02.2010, 01:12

92 zitieren melden

Um ihn herum entsteht eine schwarze Mauer aus Nichts, über ihm eine nicht sichtbare Kuppel aus dem selben Material welches jegliches Licht auf seinen Weg zu ihm verschlingt. Der Boden ist hart und unnachgiebig, und trotzdem ist das Stehen auf ihm keine Last. Kein Lichtstrahl dringt vor an diesem Ort und doch, als er an sich herunter blickt kann er seine Gestalt, seine Hände und Kleidung erkennen. Wie in meinem Traum... Ist dies das Reich der Toten? Kommen hierher alle Seelen wenn sie sich aus ihren Körpern getrennt haben? Ein trostloser Ort der Leere? Sind diese Götter mit derart Bosheit versehen? Avinash zögert. Wenn es den selben Gesetzen wie sein einster nächtlicher Traum unterliegt, dann wird er einen Schritt nach den anderen machen können, ohne dass sein Körper sich fort bewegt, hinaus aus dem Bannkreis bewegt den Androgar mit den anderen mit beschwörerischen Formeln umringen und ihn im Reich der Toten hält. Andererseits, was geschieht wenn sein Körper aus dem sicheren Bannkreis ausbricht, während seine Seele noch hier wandert? Angst befällt seine Sinne, das Gefühl etwas unrechtes, gefährliches zu tun. Habe ich etwa all das auf mich genommen um jetzt zu zögern? Avinash verscheucht die eben noch gefühlten Ängste und versucht einen ersten Schritt. Es hätte ihm nicht verwundert wenn sein Fuß keinen Boden gefunden hätte und er in endlose Tiefen gefallen wäre. Aber nichts geschieht. Es dringt sogar kein Laut des Auftretens an sein Ohr. Die Stille ist dermaßen Perfekt, dass es schon an Wahnsinn grenzen mag sie länger ertragen zu müssen. Der Herzog schreitet weiter voran, immer einen Fuß vor den anderen setzend und blickt sich um. Er erkennt in dieser Finsternis rein gar nichts, keine Wesen, keine Mauern, kein Weg und allmählich nagt der Zweifel in ihm ob er auch richtig handelt. Seine Schritte beschleunigen sich unwillkürlich und für einen Moment hat er das Gefühl, das knurren aus mehreren Mäulern vernommen zu haben, da schimmert ein Licht inmitten der Düsternis. Avinashs Hoffnung auf ein baldiges Ende all seiner Irrfahrten bekommt neue Nahrung, seine Erinnerungen an den Traum frischt immer mehr auf. Sein Gang beschleunigt sich, wird immer mehr zu einem rennen und tatsächlich kommt er der Lichtgestalt immer näher und fängt an sie zu erkennt. Das marmorweiße vertraute Gesicht, die keck geschwungene Brauen, die wissbegierigen und doch allwinsenden Augen. Die eine die sein Herz besitzt. Seine Liebe aus vergangener Zeit die ihn noch über ihren Tod hinaus keine Ruhe lässt. Celina. In voller Schönheit scheint sie im Zentrum zu schweben, ein weites schneeweißes Abendkleid tragend aus tausenden funkelnden Diamanten die ihn in ihrem Glanz fast schon blendeten. Ihr schwarzes Haar, eingebetet auf den nackten Schultern, wurde um ein Diadem aus glitzernden Steinen bereichert. Auch ihre Augen strahlen in überweltlichen Blau. Sie sieht aus wie eine Königin, nein, wie eine Göttin! Sprachlos steht er vor ihr , seine Hände beginnen zu zittern als er sie nach ihr ausstreckt. Ihre Stimme, unwirklich, wie ein letzter Winterhauch im beginnenden Frühling.

"Geliebter... du bist gekommen..."

"Celina ich..."

Noch immer starrt er seine Gefährtin von einst an, ohne die richtigen Worte finden zu können, obwohl er sich vorgenommen hatte ihr so vieles mit zu teilen. Sie streckt sich ihm entgegen, legt ihre Hände in die seine und... er kann es kaum glauben,... er spürt die Handflächen und Finger seiner Geliebten wie sie seine Haut berührt. Seine Finger schließen sich um ihre Marmorweißen Hände. Unsagbare Freude entflammt in sein Herz und Avinashs Blick verschleiert sich durch die Freudentränen die ihn zu übermannen drohen. Eine wahrhaftige Last ist von ihm gefallen und die folgenden Worte sprudeln nur so aus ihm heraus.

"Ich habe auf diesen Moment so lange gewartet, Geliebte. Seit Jahren hoffe ich dich wieder zu sehen, deine Stimme zu hören, nicht nur in einem überirdischen Traum oder Vision, sondern dich leibhaftig vor mir zu haben, deine Nähe zu spüren... Der Gedanke daran dass all meine Hoffnungen enttäuscht werden könnte, umschloss mein Herz mit glühenden Ketten. Jeden Tag harrte ich einfach nur aus für diesen Moment, mein Liebling...

... Celina, ich brauche dich... das Kaiserreich braucht dich wieder... ich wollte dein Andenken ehren, in dem ich unseren Traum einer neuen Welt verwirklichen wollte, doch es schlägt fehl. Sie vertrauen mir nicht, ihre Ignoranz für die Zukunft macht sie blind!..."

Den Blick voller Liebe unterbricht sie den Herzog nur mit einer leichten Neigung ihres Kopfes. Schlagartig verstummt Avinash und sein noch zuvor erhitztes Gemüt die in ihm brodelt kühlt ab. Sein Herzschlag beruhigt sich augenblicklich. Ihre Daumen streichen über seine Haut und verursachen darauf eine Gänsehaut.

"Ich habe es gesehen... Geliebter... im Reich der Toten... können einige wenige sehen... was bei den Zurückgebliebenen vor sich geht... Sie werden verstehen, Avinash,.... dass du nur das Beste für sie willst."

Avinash führt Celinas Hände an seine Lippen und küsst diese voller dankbarkeit für die Worte des Trostes. Sie fühlen sich kalt an. Unwirklich, nicht lebendig. Er weiß das sie sich wohl genauso gesorgt hat um ihn wie er um sie, aber ihm blieb es bis heute verwehrt sie auf zu suchen. Der Entschluss war gefasst. Androgar musste Celina heute wieder in die Welt der Lebenden holen. Nicht in Zukunft, nicht später, HEUTE! Mit fester Stimme fährt der Herzog fort, die Hände seiner Liebe keinen Deut locker lassend. Seine Mine hart und unnachgiebig lässt keinerlei Widerspruch zu. Auch das leise mahnende Klingen von Meister Androgars Stimme in seinem Kopf hält ihn nicht davon ab.

"Nein Geliebte. Ich werde hier nicht ohne dich gehen. Du kommst mit mir zurück oder ich bleibe hier bei dir im Reich der Toten. Nie wieder will ich dermaßen getrennt von dir sein. Nie wieder werden wir getrennt sein. Im Raum liegt aufgebahrt dein Körper. Du wirst mich begleiten und gemeinsam werden wir die großen Änderungen die wir so lange zusammen planten durch führen. Wir beide werden die Weltordnung neu entstehen lassen."

Zuerst liegt ein Schleier der Angst über Celinas Gesicht, doch seine Worte zeigen Wirkung und immer entschlossener wird auch ihr Wille ihren Geliebten niemals wieder im Stich zu lassen und dieser Welt der Finsternis und damit auch den Göttern endgültig den Rücken zu kehren. Sie beugt sich nach vorne, ihre Lippen berühren sich für einen allerersten Kuss seit Jahren und Avinash ist so, als wären Zeit und Raum vollkommen Bedeutungslos für sie geworden, verschmelzen ihrer beider Seelen miteinander für diesen einen Augenblick der ihm alles bedeutet. Ein wohliger Schauer durchläuft seinen Körper als der Pakt besiegelt wird. Als sie sich langsam wieder voneinander trennen ist Celinas Blick ebenso entschlossen wie der seine. Ein helles Funkeln in ihren Augen deutet ihre Bereitschaft an. Vorsichtig tasten ihre Finger über Avinashs Unterarme und suchen eine bestimmte Stelle, dann schlagen sie sich direkt in das Fleisch hinein und setzen sich fest. Gleißender Schmerz durchzuckt das Hirn des Herzogs, die Welt zuvor noch neu erblüht durch ihre Liebe, geht in Flammen auf die sein inneres auf zu zehren beginnt. Schmerz ist alles was er zunächst spürt und welcher sein ganzes Bewusstsein ausfüllt. Sein Körper reagiert auf keinen seiner Befehle mehr, seine Beine können ihn nicht mehr länger halten, das pulsierendes Rauschen von seinem eigenen Blut nimmt sein ganzes Gehör in Anspruch. Eiswasser wird ihm scheinbar direkt in die Adern gespritzt und breitet sich von seinen Armen aus gehend im ganzen Körper aus, umfassen seine Lunge und schnüren sie zu, so dass er kaum mehr Luft bekommt. Keuchend versucht er sich zusammen zu nehmen, einen klaren Gedanken zu fassen. Der Schmerz beginnt sich zu lindern und Avinash reißt die Augen auf. Bunte Kreise tanzen vor seinen Augen, verwirren seine Sinne. Seine Umgebung ist unscharf, er erkennt nur vor sich eine Lichtgestalt die neben ihn kauert... ja kauert. Avinash fängt an mehr wahr zu nehmen. Er kniet auf den Boden, Celina immer noch bei sich haltend. Doch was geschieht mit ihr? Ihr Blick ist gen Himmel gerichtet, das Gesicht schmerzverzehrt, der Mund zu einem stummen, andauernden Schrei geöffnet. In ihren Augen flackern seltsame silberne Flammen und züngeln hungrig umher. Sie scheint unaussprechliche Qualen zu erleiden. Ihr Griff hat nach gelassen, erst jetzt bemerkt er wie die Arme seiner Geliebten sich aus den seinen entwinden. Dies muss der Auslöser für das Verebben der Schmerzen gewesen sein. Avinash beobachtet wie seine Liebe einer Ohnmacht nahe ist, anfängt nach hinten weg zu sacken vor Erschöpfung. Das kann nicht sein! Das darf nicht sein! Ich... darf sie nicht schon wieder verlieren! Mit leidenschaftlicher Gewalt reißt er den kraftlosen Körper an sich, umschließt ihren Körper und hält ihn fest an den seinen gedrückt. Celinas Augen mustern ihn durch einen wässrigen Schleier hindurch, die Pupillen sind nicht mehr zu erkennen.

"Du darfst mich nicht verlassen! Hörst du! Bleib bei mir!"

Pure Verzweiflung lässt Avinash gegen das Donnergrollen in seiner Umgebung anschreien. Die Finsternis um sie herum bekommt Risse, Licht strahlt durch diese hindurch. Ohrenbetäubendes Knirschen hallt in seinen Ohren wieder, irgendetwas fällt neben ihm zu Boden, er spürt den Luftzug durch das Fallen. Das Geräusch des Aufpralls auf den Boden bleibt aus. Durchsichtiger Staub, nur erkennbar wenn es vor den strahlenden Hintergrund von Celinas Kleides gerät, rieselt auf das Paar hinab. Unsicher was er tun soll, stützt er Celinas Kopf mit der einen Hand, ihren Körper mit der andern und blickt ihr immer wieder ins Angesicht um zu erkennen, ob sie noch bei Sinnen ist. Ein schwaches, schief verlaufendes Lächeln legt sich über ihr Gesicht und im selben Augenblick fühlt Avinash wie ihre eisigen Hände sich in sein Fleisch bohren ohne die Kleidung zu beschädigten. Ein neuerlicher Schmerz droht ihn zu überwältigen, lässt ihn erstarren. Im innersten gefriert sein Körper, die Organe beenden ihren Dienst, das Herz setzt spürbar aus. Alles um ihn herum dämmert, Celina wird immer undeutlicher, und trotzdem lässt er sie nicht los, stützt sich an ihr ab, wie sie es an ihn tut. Die Umgebung bekommt in Avinashs verschwommenem Blick mehr Konturen, mehr Farbe. Gestalten laufen hin und her, reden miteinander, rufen, aber Avinash versteht kein Wort, zu dumpf hallt es um ihn her. Eine gebeugte Gestalt die sich direkt vor ihm befindet und den Kopf zu ihm hinab senkt versucht ihm etwas mit zu teilen, er erkennt den Sinn ihrer Worte nicht. All seine Gedanken sind bei der Frau die er liebt und die er noch vor wenigen Augenblicken in seinen Armen gehalten hat. Doch sie ist verschwunden. In seinen Armen ist nichts, und auch am Rande seines Blickfeldes befindet sich nichts was auf ihr Verschwinden hin deutet. Er hat versagt. Er war nicht stark genug sie aus den Klauen des Todes zu befreien. Gebrochen lässt sich Avinash auf den Steinboden fallen. Das aufplatzen der Kopfwunde registriert er nicht einmal. So,... komme ich zu dir, Celina. Sein letzter Gedanke soll ihr gelten, und wenn zumindest ein Fünkchen Wahrheit in dem steckt was von den Göttern erzählt wird, dann wird er sie dort auf der anderen Seite wieder finden. Avinash keucht auf, als die Welt ein weiteres Mal auf ihn ein zu stürzen droht. Am Rande nimmt er einen kühlen Luftzug wahr der ihm zärtlich über das Gesicht streicht. Und ein geflüstertes Wort, ein einziges klar erkennbares Wort, gerät in sein Ohr und in seinen Verstand.

"Geliebter..."

Zwei Dinge. 1. Den kleinen Seitenhieb auf Zerberus konnte ich mir einfach nicht verkneifen und 2. Avinash ist natürlich nicht tot, es gibt noch einen dritten Teil für den ich heute aber schon zu müde bin.

28.02.2010, 01:47

93 zitieren melden

Avinash schlägt die Augen auf und versucht sich zu orientieren. Anscheinend lebt er noch, diese Tatsache alleine wundert ihn schon. Und anscheinend liegt er auf einem Bett, irgendwo in seinem Anwesen, das verrät ihm das Muster an der Decke. Das eindringen von rotem Sonnenlicht verrät ihm dass es bereits Abend zu sein scheint. Er hat also mindestens einen Tag lang geschlafen. Sein Schädel fühlt sich zum bersten an und das Gefühl ist ihm aus Händen und Füßen gewichen, auch diese Anzeichen registriert der Herzog. Was ist nur geschehen? Jemand umkreist seine Liege und macht sich an seinen Gliedern zu schaffen. Die Taubheit schwindet allmählich und auch die Kopfschmerzen vergehen. Avinash dreht den Kopf zur Seite und erkennt eine Gestalt in einer lilanen Robe die gerade an seiner rechten Hand zu gange ist. Noch einmal schließt er die Augen und drückt sie zu, nur um sie wieder auf zu reißen und etwas mehr von seiner Umgebung zu erkennen. Dort steht Darius und löst gerade eine lederne Fessel um seinen Arm die ihn ans Bett gefesselt hatte. Die roten Striemen auf seiner Haut verraten ihm, dass der gefesselte Zustand schon lange angehalten hat. Sofort wollte er an sein Schwert langen, aber die schnelle Bewegung bereitet ihm nur noch mehr Schmerzen, davon abgesehen, dass sein Schwert sich nicht an seiner Seite befindet.

"Drei Tage lang... Währt Ihr nicht so verletzt... *husten* ... ich müsste Euch übers Knie legen... es war dumm."

Der hart gesottene Mann dreht verwundert seinen Kopf in die andere Richtung von der diese ungewohnten Worte aus gingen. Dort neben ihm sitzt Meister Androgar, nach vorne gebeugt, gestützt auf seinem Stab, den Kopf gesenkt als würde er jeden Moment einnicken. Doch die deutlichen Worte vorhin zeigten Avinash dass Androgar im Gegenteil überaus wach ist. Avinash muss wegen der Rüge lächeln. Bisher hat nur sein Vater gewagt so mit ihm zu sprechen aber in Anbetracht seiner Tat kann er es dem alten mann nicht verübeln. Seiner Tat? Mit einem Schlag, der wieder eine Welle vernichtender Kopfschmerzen mit sich brachte, fällt ihm das Geschehene wieder ein. Sein Versuch Celina aus dem Reich der Toten zu holen. Bestürzt fixiert er den Anführer der Eirae Rotverniasis.

"Celina! Ist sie durchgekommen? Wie geht es ihr? Ist sie..."

Androgar hebt gebieterisch seine Hand, sein Gehilfe stellt sich schräg hinter ihn und verschränkt die Arme hinter seinem Rücken. Der Herzog hätte ohnehin keine Frage mehr stellen können, ein neuerlicher Schmerz wie glühendes Eisen durchstößt seinen Kopf und nimmt ihm einen Augenblick die Fähigkeit sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Als der Schmerz abebbt erwartet er unruhig eine Antwort. Die Bestätigung von seinem geglückten Versuch sie ins Leben zurück zu holen... oder aber die Eingestehung der vernichtenden Niederlage. Als Androgar antwortet, ist es nur ein flüstern, als würde er nur mit sich selbst sprechen. Die gelegentlichen Hustenanfälle zwischen den Sätzen ist Avinash schon gewohnt.

"Es ist eigentlich vollkommen unmöglich... Wir waren nicht vorbereitet... wir haben den Übergang nicht verstärkt... es hätte nicht geschehen dürfen... können... keine Seele kann von selbst in unsere Welt zurückkehren..."

Avinashs Züge entspannen sich nach den ersten Worten. Auch wenn er beunruhigt klang, seine Aussage ist unmissverständlich. Mister Androgar hebt ein wenig den Kopf und wird etwas lauter, um mit Avinash bewusster zu sprechen.

"Ja, Ihr... nein ihr beide, habt es geschafft... der größte Teil von Celinas Seele... hat den Weg zwischen den Welten ... überstanden und fristet ihr Dasein nun im Turm."

"Was bedeutet der größte Teil? Wie geht es ihr?!"

Neue Befürchtungen keimen in Avinash auf. Diese vagen Details passten ihm überhaupt nicht. Hat er sie vielleicht doch verloren? Wurde ihre Seele,... gespalten und wenn ja, welches Auswirkungen hatte dies auf seine Geliebte? Der Meister der Eirae Rotverniasis deutet noch einmal zur Ruhe an bevor er weiter spricht und alles, dieses Mal ausführlich erklärt, während Avinash versucht die eingehenden Worte zu begreifen.

"Beruhigt Euch, Avinash. Ein Teil ihrer Seele verblieb im Jenseits... das Tor für Euch wurde nicht geschlossen... es existiert nun ein schmaler ... Pfad zwischen den Welten. Zu gering auf dass er einer anderen Seele auffallen würde... Und Celinas Seele nimmt diesen Pfad auf sich um hier her zu kommen... Ihr Geist in unserer Welt,... mal ist er stark und ansprechbar, dann wieder schwach und... und verwirrt. ... Erst wenn ihre ganze Seele ihren Weg hinter sich gelassen hat, können wir unseren Teil... einlösen. Bis dahin müssen wir warten... ... Vielleicht einige Wochen... oder Monate..."

Die ungefähre Zeitangabe kam erst bei dem drängenden Ausdruck in seinem Gesicht. Avinash lehnt sich wieder vollständig zurück und begutachtet sinnierend die Decke. Wochen,... Monate... ein unbeschreiblicher Zeitraum, und doch ist er seinem Ziel näher wie je zuvor. Er wird mit seiner Geliebten wieder vereint werden, irgendwann. Er wird sie täglich besuchen, ob sie ihn erkennt oder nicht... und auch auf die Gefahr hin dass er sie gar nicht wahrnimmt. Wenn ihr Geist verwirrt ist dann wird er ihr vertrautes bringen, damit sie sich wieder erinnert. Altes Mobiliar, Andenken ihrer gemeinsamen Erlebnisse, was bei geistig verwirrten Personen funktioniert wird auch sicherlich hierbei helfen. Diesen Gedanken nachgehend bemerkt Avinash zuerst nicht, dass einer seiner Besuche inzwischen gegangen ist. Erst als Darius die Tür ins Schloss fallen lässt blickt er auf. Darius wendet sich zum Herzog um und schreitet schnell näher und stützt seine Hände auf dem Bett ab. Sein ganzes Auftreten ist... euphorisch und die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus, lange durchdacht und vor Aufregung überschlagend.

"Herzog Volmar, der Meister möchte dieses Tor in die andere Welt schließen sobald Celinas Seele ihre Reise beendet hat, aber das darf er nicht! Hört mir bitte einen Moment zu. Durch diese Fügung des Schicksals kommen wir an ein mächtiges Werkzeug. Wir können jeden verstorbenen zu uns rufen um mit ihm zu sprechen und um Rat zu fragen.

Avinash! Jede Seele kann uns zu Diensten sein! Wir könnten Philosophen und Gelehrte, Staatsmänner und Strategen laden um uns ihrer zu bedienen. Die Möglichkeiten sind unendlich, wir dürfen sie nicht ungenutzt verstreichen lassen!"

Eindringlich gibt er sein Anliegen vor und Avinash muss zugeben, dass die Vorstellung ihn verlockt. Die Möglichkeiten sind wirklich außer ordentlich, wenn man in der Lage ist sich aus dem Jenseits zu bedienen. Nicht zuletzt weil er gerne seinen Vorgänger gefragt hätte wohin er die ganzen Gelder veruntreut hat. Bisher hat er nur einen Teil von diesen zurückholen können. Avinashs Blick schwenkt hinüber zu den erwartungsvoll blitzenden Augen des Eirae Rotverniase. Der Herzog ist weiß genau dass Darius seine eigenen Pläne verfolgt. Er ist keineswegs Begriffsstutzig, die Tode der Familie Montagrae waren ihm eine Warnung. Darius hatte intensiven Umgang mit ihnen, hat sie betreut und hatte zur Zeit der Erkrankung bereits das Heilmittel entwickelt. Der Verdacht ist sowohl schlüssig wie furchterregend. Darius hat diese Menschen in voller Absicht sterben lassen, doch es fehlt ein Motiv und der Beweis für die Tat. Davon abgesehn kann es sich Avinash nicht leisten einen öffentlichen Prozess gegen einen der Eirae Rotverniasis zu führen. Seine gesamte Arbeit, das gesamte geschaffene Vertrauen in sie wäre innerhalb von nur wenigen Tagen zu nichte gemacht. Und um Darius auf andere Weise zu beseitigen braucht er ihn noch zu sehr. Trotzdem hat er dem kranken Mann deutlich gemacht, dass er in Augenschein behalten wird. Ich werde ihn zur Rechenschaft ziehen wenn ich auf ihn verzichten kann... Aber keineswegs lass ich ihn dort allein mit den Toten sprechen. Der Herzog richtet sich soweit es ihm möglich ist auf und versucht seine momentane Schwäche zu überspielen.

"Die Sachlage ist zu mehrdeutig um sie sofort zu entscheiden. Ich werde es mir überlegen."

Darius nickt nur kurz. Er scheint zu wissen dass sein Vorschlag so gut wie abgesegnet ist, lässt es darauf beruhen und verlässt das Zimmer mit leisen Schritten. Was er Avinash nicht erzählt hat ist die leise Stimme die er während der Beschwörung gehört hat und die nur mit ihm alleine sich ihm mitgeteilt hat.

Avinash legt sich wieder nieder und betrachtet seine Hände. Er hatte vergessen zu erfragen warum er angebunden war. Die Fesselspuren zeigen tiefe Einschnitte ins Fleisch und Abschürfungen. Wunden wie sie ein Gefangener hat wenn er sich gegen die Fesseln wehrt. Hatte ich gar so etwas wie Anfälle als ich hier lag? Wurde ich deshalb fest gebunden? Noch etwas fällt Avinash an seinen Händen auf. Sie wirken ein wenig... faltiger, hat es den Anschein. Nicht wie bei einem alten Mann doch deutlich abgenutzter wie er sie in Erinnerung hatte. Hat diese Reise vielleicht noch weitere Spuren bei ihm hinterlassen? Neugierig geworden durchsucht er das Zimmer mit Blicken und entdeckt an einem Ende des Raumes einen lebensgroßen Spiegel in dem er Teile seines Bettes erkennen kann. Es bedeutet einige Mühe sich auf zu richten und dermaßen zu positionieren dass er sich selbst in Antlitz blicken kann. Mit zusammengezogenen Augenbrauen mustert er sein Spiegelbild. Auch in seinem Gesicht scheinen einige Falten deutlicher hervor zu treten, dunkle Augenringe verstärken den Eindruck noch. Dies allein würde er noch seiner Bewusstlosigkeit zuschreiben doch etwas anderes beschäftigt ihn mehr. Zwischen seinem sonst so rabenschwarzem Haar befindet sich ein Streifen schlohweißer Haare welches sich auf seiner rechten Seite bis nach hinten aus breitet. Die Befreiung seiner Geliebten hat ihren Tribut gefordert. Mögen die Götter mich vor weiterem Unheil bewahren. denkt er in einem Anflug von Galgenhumor.

31.08.2010, 23:00

94 zitieren melden

Der Herzog von Malaz, Avinash Volmar sitzt über einen Schreiben gebeugt in seinem Arbeitszimmer. Ein kurzer Blick an den Seiten vorbei kann er die kleine, die Arme erhobene Gestalt im fackelnden Kaminfeuerschein erkennen. Wieder konzentriert er sich auf den Brief. Jeden Tag bekommt er einen neuen von seiner Geliebten und nun angeheirateten Frau Celina welche in spezieller Mission kreuz und quer durchs Land reist um die Bürger seines Herzogtums kennen zu lernen. Zu Anfangs, hatte sie ihm geschrieben, waren sie noch überaus Scheu und zurückhaltend. Von einigen redlichen Ausnahmen wie den Kaiser ausgenommen waren es die Menschen einfach nicht gewohnt dass eine hohe Persönlichkeit quer durch das Land reist nur um sich ihre Probleme an zu hören. So bestanden die ersten zwei Dorfbesuche nur aus Treffen mit den Vorstehern und einer Führung. Erst bei dem dritten Ort, dem Dorf Klabec wagte es eine ältere Frau sie an zu sprechen und um Aufschub der Pacht an den dortigen Großgrundbesitzer zu erbitten. Ein unerwartete Ernteausfall machte es der kleinen Familie für die die Frau vorsprach unmöglich rechtzeitig zu bezahlen. Celina hatte noch am selben Tag den Mann besucht und dieser hat die Pacht gestundet. Seit dem kamen die Menschen und Elfen und alle anderen Bewohner zu seiner Gemahlin und sprachen vor. Niemand wurde bei seiner Anhörung zurückgewiesen. Celina hörte jeden einzelnen an und kam dadurch ihrem Zeitplan kaum hinterher. Ihre offenen Einfluss zu ihm war aber nicht der einzige Grund warum ihre Besuche in den letzten Wochen wohlgefälliger aufgenommen wurden. Celina ist eine Magierin, und im Grunde eine mächtige noch dazu. Der von ihr verursachte Regen bei den Leeber Getreidefeldern ein kleines Wunder für einfache Gemüter.

Avinash lächelt in sich hinein. Obwohl seine Gattin seit ihrem... Übergang fast all ihre Kraft verloren hatte war sie nicht wehrlos. Ja sie nutzte wie sie ihm versicherte, jede einzelne Minute auf ihrer Reise dafür ihre Zauberkunst wieder zu beherrschen, so wie einst. Ein wenig Regen war dabei die leichteste Übung. Doch für die einfachen Bewohner waren diese kleinen Werke ein Segen. Celina wurde jetzt schon in vielen Dörfern und Gemeinden hoch geschätzt, und es würde sicher nicht mehr lange dauern, bis ihr Ruf auch über die Grenzen des Herzogtums bekannt werden würde. ER würde schon dafür sorgen. Schon jetzt sind Massendrucke in Auftrag gegeben worden. Bildnisse von Celina wie sie in ihrer Zeit zuvor ausgesehen hatte, wie sie wieder aussehen wird. Bedauernt erhebt sich Avinash. Die Bürger glaubten auch weiterhin dass er eine Eirae Rotverniasis geheiratet hätte. Niemals nahm sie ihren Schleier ab um die zwar eben mäßige aber bleichgraue Haut zu verdecken. Stets trägt sie lange Handschuhe die ihre gesamten Arme verdecken. Nicht eine Spur von ihr war für alle anderen sichtbar. Außer für Dahrla. Die einzige weibliche Eirae Rotverniase die sie auf ihren Reisen begleitet und ihr bei allen half. Die ihr die Gebäude und Tätigkeiten rund um sie beschrieb, sie führte und auch diesen Brief für sie schrieb. Denn Celinas Augen waren ihr vor ihrem Tode schon ausgestochen worden und so konnte sie Meister Androgar nicht wieder herstellen. So muss sie sich auf ihr Gefühl verlassen.

Avinash war nun an dem kleinen, starren Wesen mit hoch erhobenen Armen angekommen, welches direkt vor seinem Schreibtisch stand. Sein Blick wurde ernster. Er hatte seine Wirtschaftspläne fast ganz durchgesetzt, hatte sich gegen Bevölkerung und Adel zur Wehr gesetzt, hatte seine Feinde verhaften lassen und macht ihnen derzeit den Prozess. Kein Verbrechen war erfunden, nur schwer zu beweisen. Denn Avinash standen seit Celinas Befreiung andere Ermittlungswege zur Verfügung. Trotzdem waren sie erstmals ausgeschaltet. Seine Freunde im Adel gesichert. Jene die auf ihn bauten oder seine Ideen unterstützten, oder einfach nur Angst vor ihm hatten, Angst vor dem was er über sie wusste. Schon bald würden sie eine Empfehlung für den Kaiser schreiben in dem sie ihm bitten werden Malazien einen neuen König zu schenken, und sein Name wird fallen. Ohne wirklichen Gegenkandidaten rechnet sich Avinash gute Chancen ein. Ja, all das geschah aber sein größter Feind hatte noch nicht einen Schlag hinnehmen müssen. Vor ihm stand ein geschnitztes Bildnis von Zerron. Ein wirklich fachkundiger Handwerker, das musste Avinash zugeben, hatte detailgetreu die verschiedenen Aspekte des Gottes in seinen Gliedmaßen wieder gegeben. Es war ein Geschenk von einem der Bauerndörfer denen Celinas geholfen hatte. Avinash hat es annehmen müssen, wollte er kein Gerede über seine Person. Bisher hatte er noch kein Mittel gefunden diesen Kult um die "Götter" aus zu löschen. Alle Versuche die Religion zu schwächen wurden abgeblockt. Sein Aufstieg, dem ist er sich gewiss, steht kurz bevor, doch seine Ziele hat er nicht verraten. Die Völker mussten von diesen Parasiten befreit werden, dem ist er sich sicher. Langsam zieht er sein Schwert aus der Scheide und umringt das hölzerne Gebilde wie ein Raubtier sein hilfloses Opfer. Der einzige Grund warum er nichts weiter gegen die Run Religion unternommen hatte war, weil es ihm an einen akzeptablen Plan fehle. Der versuch die Völker mit Reden und Argumenten davon zu überzeugen von ihrer Huldigung ab zu lassen würde nichts bringen. Zu tief verwurzelt ist der Glaube. Auch jeglicher Versuch den Einfluss der Priester zu beschneiden war zu scheitern verurteilt. Zu dicht ist ihr Netz welches bis zum Kaiser führt. Nein der einzige Weg war und ist, dass sich die Bewohner des Kaiserreichs freiwillig von den Göttern abwendeten. Eine neue, andere Religion wäre für diese Aufgabe wie geschaffen, aber auch hier wäre der Erfolg durch den tief sitzenden Glauben ernüchternd. Voller Zorn schwingt Avinash das Schwert und mit einem wütenden Aufschrei lässt er es hernieder fahren auf das Stück Holz. Die Schneide bohrt sich durch die rechte Schulter der kleinen Statue, quer durch den gesamten Leib und tritt kurz vor dem linken Bein wieder aus. Die Statue verliert ihre Standfestigkeit und die zwei Teile fallen klappert zu Boden. Plötzlich weiten sich Avinashs Augen. Aber natürlich. Die Religion an sich kann er nicht abschaffen, wohl aber ihren derzeitigen Einfluss und Glauben mindern. Philosophen und Priester, Sekten mit ihrer speziellen Auslegung der Schriften und der Verehrung gab es schließlich schon zuvor. Wenn er die richtigen Stellen fördern würde, dann würde vielleicht Zwist innerhalb der Religion entstehen, Zwist über die Auslegung bestimmter Heiligen und Propheten. Vielleicht würden sich so Glaubensgemeinschaften abspalten. So toleranter die Run Oberhäupter sein würden, um so mehr Abspaltungen wird es geben und so härter sie reagieren würden, so gefährlicher würden sie in den Augen des übrigen Volkes und vielleicht auch des Kaisers erscheinen.

Mit einem grimmigen Lächeln steckt er das Schwert in die Scheide und nimmt die beiden Hälften um sie in den Kamin zu werfen. Dort würde das dicke Holz lange brennen. Genüsslich blickt Avinash in die Flammen wie sie versuchen das Holz zu verzehren. Der Glaube an die Götter wird enttäuscht werden wenn die ersten Streits um Kleinigkeiten der alten Schriften Einfluss in die Politik nehmen wird. Die Völker werden schmerzhaft erfahren müssen, wie falsch ihr Aberglaube ist, und es wird ihm und Celina den Weg ebnen eine neue Welt zu gestalten, wo der Name Zerron in Vergessenheit geraten wird. Aber jetzt muss er ein Dankesbrief an den Schnitzer dieses Werks aufstellen. Wie bedauerlich, dass jemand mit solchem Talent es in diesen Götzen vergeudet. Doch immerhin hat er dem Herzog damit sehr geholfen, auch wenn es wohl nicht in seiner Absicht lag.