Kaiserreich Drachenstein

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Die Jagd geht weiter

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Rhogan 03.03.2009, 10:23

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Mit leichten Schritten einer Elbe gleich, betritt sie die kleine Lichtung. Ein kleines Lagerfeuer wurde entfacht. Gerade groß genug die Orks um sie herum zu beleuchten und ihnen etwas Wärme zu schenken. Mehrere müde Augenpaare sehen sie an.

"Hattest du Erfolg mit dem wonach du gesucht hast?"

Ein Ork in einer geschwärzten Plattenrüstung stellt diese Frage. Es ist Gobork vom Stamm der Baraak. Er ist der einzige aus seiner Meute die die Katgorrad in ihrem Kampf unterstützen soll, der überlebt hat. Wäre er im Lager gewesen, wäre er wie die anderen durch seine schwere Rüstung ertrunken. Doch er war zur Zeit der Flutung gerade unterwegs und hat die Spähposten inspiziert. Bei ihm am Feuer sitzen einige Dutzend Orks. Nur ein Bruchteil von dem einst so großen und stolzen Stamm. Vor wenigen Stunden hat man die scheinbar letzten ihrer Art aufgesammelt die die Flut überlebt haben. Alle anderen waren bei den Spähposten und hatten Glück. Anders kann man es nicht beschreiben.

Karra blickt auf die Ansammlung von Orks. Fast alle die sie kannte waren tot oder verschollen. Sie hat aus der Ferne gesehen wie man den Leichnam von Brahak verscharrt hatte. Am liebsten wäre sie hingeeilt und hätte wie er gekämpft bis zu ihrem ehrenwerten Tod. Doch sie hat noch Aufgaben zu erledigen. Thorak, der beste Schamanenschüler von ihrem Häuptling Rhogan war ertrunken. Sie sah seinen, durch Fels und Holz zerfetzten Leichnahm durch das Wasser treiben. Fast alle ihre Schwestern sind tot. Nicht gestorben in einem ehrenwerten Kampf, sondern durch eine Zwergenlist.

Karras Blut kocht wenn sie nur daran denkt. Das knirschen von Holz holt sie zurück in die Gegenwart. Sie hebt einen Speer hoch. Der Holzschaft ist ziemlich mitgenommen und teilweise fehlen Stücke, aber das ist egal. Die Spitze ist ganz. Und in dieser Spitze eingebetet liegt jene, welche ihnen einst von Kirgamosh persönlich überreicht wurde. Der einzige Speer eines Sterblichen der jemals Uko tötete. Die Reliquie ihres Stammes.

"Es war nicht einfach zwischen den ganzen Menschen hindurch zu schlüpfen und danach zu suchen. Aber ich habe ihn gefunden. Der Speer von Kirgamosh!"

"Hast du auch gesehen was mit eurem Häuptling passiert ist?"

"Nein. Rhogan war in seiner Höhle mit den tropfenden Steinen. Sie war eines der ersten Opfer der Flut. Rhogan war schon alt und sein Bärenfell wird sich mit Wasser voll gesogen haben... Ich glaube nicht, dass er es überlebt hat. Sonst wäre er sicher schon bei uns."

"Karra, kommt mit mir nach Gorbag. Hier hält euch nichts mehr. Ihr habt keinen Häuptling und kein Lager. Kämpft mit mir gegen die Schädelknacker und die Menschen. Wir können starke Orks wie euch immer gebrauchen. Ich bin sicher unser Häuptling wird euren Stamm aufnehmen."

Einige Orks zeigen Interesse an dem Angebot. Sie wollen weiter kämpfen. Hier ist alles vernichtet. Doch Karra schüttelt nur den Kopf.

"Dein Angebot ehrt dich, Gobork. Aber wir sind Jäger, Jäger von Gorrad. Keine Krieger von Khar wie du. Einige von den hier anwesenden Orks sind seit ihrer Geburt hier. Wir werden bleiben. Nach diesen Ereignissen werden sie uns für tot halten. Jetzt wo unser Stamm klein ist, werden sie uns in den weiten Wäldern nicht so schnell finden. Und wenn ein Mensch uns jemals zu Gesicht bekommen sollte und lange genug überlebt um es anderen zu erzählen, werden wir schon fort sein und man wird uns nur für böse Geister halten. So lange wir uns verstecken müssen, werden wir noch bessere Jäger werden.

Wir bleiben wenn es sein muss bis zum letzten Krieg."

"Aber ihr habt keinen Häuptling, Karra... willst du etwa...? Ich bin niemand aus eurem Stamm, aber so weit ich weiß war bei euch niemals ein Weib Häuptling."

"Ich werde diese Pflicht übernehmen. So lange bis der würdige Häuptling geboren wird."

Dabei legt Karra eine Hand auf ihren Bauch.

"In ihm fließt das Blut seines Vaters. Das Blut eines Drachenschlächters. Er wird genau so stark werden wie sein Vater und er wird uns führen.

Wer sich Gobork anschließen will, soll es tun. Ich werde niemanden deswegen verurteilen."

Einige Orks entscheiden sich für den Weg von Gobork. Sie werden mit ihm in Richtung des Strandes gehen und dort Flöße bauen oder sich besorgen um damit nach Gorbag zu kommen. Die andere und größere Gruppe entscheidet sich für den traditionellen Weg. Die beiden Orkgruppen trennen sich friedlich und mit allen Ehren. Karra begutachtet die überschaubare Ansammlung ihres Volkes. Dann streicht sie noch einmal über ihren muskulösen Bauch der einige wenige Ansätze zeigt von dem Leben welches in ihr wächst. Schließlich steht sie auf und ergreift den Speer.

"Vorwärts Orks! Die Jagd geht weiter!"

05.06.2010, 23:57

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Sie folgt den Spuren schon den ganzen Tag. Für eine erfahre Jägerin waren sie leicht zu verfolgen, jeder andere hätte ihnen kaum Beachtung geschenkt. Im Geiste flucht sie über die Geschicklichkeit ihrer Beute, auch wenn es einen Jäger bei der Erlegung um so mehr ehren mag. Sie muss bald zurück. Denn dutzendweise Nachwuchs wartet auf sie um es zu behüten. Mehr als ein Wechsel der Welt, einer Jagd der Fruchtbarkeit ist vergangen seit der Stamm beinahe ausgerottet wurde. Und als ob die Götter selbst davon erfahren hätten, gebaren die Frauen überwiegend viele gesunde Kinder. Karra selbst ist keine große Mutter geworden. Sie hat sich auch nie wieder einen Gefährten gesucht seit dem Tod von... Die Erinnerung schmerzt sie, auch wenn sie sich sicher ist, dass er an Khars Tafel sitzt, dem Kriegsgott von seinem Leben erzählt und seinem mutigen Ende.

Da, ein abgebrochener Zweig! Die Beute der Orkin scheint unvorsichtig geworden zu sein. Sie senkt sich herab auf die Knie um das Stück Holz besser zu betrachten. Ihre Augen verengen sich, während sich die Oberlippe über die Hauer schürzt. Dies war kein Zufall, der Ast wurde mit Absicht abgebrochen. Fast augenblicklich schreckt ein Gebrüll alles Getier der Umgebung auf und ein drahtiges, grünes, halbnacktes Wesen stürmt zwischen den Büschen hervor, einen geschnitzten Speer als Waffe. Er läuft geradewegs auf Karra zu, will sie mit der Waffe durchbohren, als diese nach der Spitze schnappt und den Angreifer mit seinem eigenen Schwung herumwirbelt und gegen einen Baum schleudern lässt. Es knirscht und knarrt, doch das junge Wesen hat sich nichts gebrochen. Orks sind zäh, selbst ihre Kinder.

"Gorrad möge dich mit Maden füttern auf dass sie dich dann von innen auffressen werden! Was soll das immer weg zu laufen? Nur zusammen ist der Stamm am stärksten."

Erbost und die Hände auf die Hüfte gestemmt richtet sie sich vor ihrem einzigen Sohn auf der immer noch schwerst schwankend an dem Baum lehnt. Ein wölfisches Grinsen bereitet sich auf seinem Gesicht aus und Karra wird zum wiederholten Maße bewusst wie sehr er seinem Vater ähnelt. Sie muss ihr gesamtes Geschick einsetzten um die strenge Mine aufrecht zu behalten. In solchen Situationen ist es unvorteilhaft Schwäche zu zeigen. Sie zerrt ihn an Oberarm in die Höhe und wollte zu einer weiteren Schimpftriade ansetzen als der junge Ork ihr grinsend seinen Speer unter die Nase hält. Er war voller Blut, doch gehört es nicht zu einem Ork, was Karra dazu schließen lässt dass er sie doch nicht erwischt hatte wie sie im ersten Augenblick geglaubt hatte.

Fluchs hetzt der Kleine wieder zurück in die Büsche und nach einigen Augenblicken schleppt er ein erlegtes Reh größer als er selbst heran. Stolz präsentiert er seine Beute seiner Erzeugerin und Karra kann nicht anders als ihn für diese Leistung Respekt zu zollen.

Ich kenne kein Orkkind welches in diesem Alter schon sein erstes Wild erlegt hat... andererseits kenne ich auch kein Kind welches so schnell wächst. Orks rechnen nicht in Lebensjahren wie viele andere Völker. Orks geben das Alter von ihresgleichen in der Anzahl ihrer erbrachten Taten an. Hat er gejagt und erfolgreich eine wilde Beute erlegt, gehört er, egal wie klein oder schwach er sein mag, zu den Heranwachsenden. Der erste erschlagene Feind oder das erste erlegte Raubtier macht ihn zum Mann. Karra hat den Grund ihres Zorns längst vergessen. Wie von der Tradition gefordert bestreicht sie das Gesicht des Jungen mit dem Blut seiner Beute und bittet die Geister und die Götter um ihren Segen. Dann schneidet sie ein saftiges Stück hinaus und hinterlässt es im Wald. Die eben angerufenen werden sich die Opfergabe in Gestalt von wilden Tieren holen. Zusammen machen sie sich auf den Rückweg. Er wächst so unglaublich schnell... Viele Male mehr als die anderen. Noch während des Weges verfällt Karra ins grübeln.