Amelie und Terben
Von Nera Kohpardor
Amelie war eine Prinzessin, so schön wie ein Abendstern. Alle Kinder kennen ihre traurige Geschichte. Ein gefährlicher Drache hatte sie zu sich geholt. Der mutige Schmied namens Terben reiste, um gegen den Drachen zu kämpfen, und um die Prinzessin nach Hause zu holen. Terben sah und liebte Amelie, doch Amelie liebte Terben nicht. Die Prinzessin freute sich, als der lobenswerte Schmied sich opfernd an den Drachen gab, um Amelie zu retten. Sie trauerte nicht über den baldigen Tod ihres Retters. Stattdessen flüchtete Amelie freudig in den äußerst dunklen, wilden, zu großen Wald, als Terben vom Drachen verbrannt wurde.
Sie rannte zu weit und zu schnell. Amelie fühlte sich bald, als ob sie blind durch die ganze Welt wanderte. Die Zeit ebbte ab und flutete, Ebenen wurden zu Bergen, Wälder zu Feldern, Flüsse zu Meeren, Sonne zu Mond, Regen zu Schnee Amelie hatte die Hoffnung begraben. Sie dachte, sie stürbe in diesem fremden, ewig scheinenden Wald. Sie war nicht mehr fröhlich. Die Prinzessin weinte viel und lang. Sie war einsam, so sehr einsam. Erst jetzt weinte sie um Terben. Warum nur war sie sein Tod gewesen?
Doch nun war ihre Zeit vorbei. Sie war allein in einem fremden Land und würde nicht mehr nach Hause finden. Würde sie hier sterben? Sie wollte nicht sterben! Stürbe Amelie nun, wäre Terben umsonst gestorben. Also errichtete die Prinzessin ein Baumhaus, damit sie vor wilden und gefährlichen Tieren geschützt sei. Sie aß Früchte und trank den Regen.
Die Zeit verging, und Amelie dachte viel an den Leidenden Terben. Die Zeit verging, und Amelie liebte den toten Terben. Die Zeit verging, und Amelie blieb in dem Wald um nun sich selbst für Terben zu opfern. Viele Jahre waren vergangen, als Amelie einen lebendigen Terben in ihrem Wald sah.
»Ich habe dich gesucht«, sagte Terben.
»Ich habe auf dich gewartet«, sagte Amelie.
Und Terben liebte Amelie, und Amelie liebte Terben, und ihre Ewigkeit begann.