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Brav.
entrinnt es Rhaegars Mund, dann schweigt er den Rest des Fluges.
Auch der Alte schweigt. Den ganzen Flug über hält er seine Augen geschlossen und klammert sich an diesem jungen Burschen fest, als ginge es um sein Leben. Und das tut es schliesslich auch.
Viserya blick immer wieder hinüber zum Fenster. Der Herzschlag ihrer Mutter wird immer schwächer und schon seit einer Stunde hat diese ihre Augen überhaupt nicht mehr geöffnet.
Es ist in Ordnung. Rhaegar ist bald zurück, dann kannst du gehen. Dann findest du Frieden.
flüstert sie leise und drückt die Hand ihrer Mutter.
Rhaegar kann ein erleichtertes Ausatmen nicht zurückhalten, als Arrax wieder Boden unter den Pranken hat. Er entfernt die Arme des Alten selbstständig von seinem Körper und springt von dem Rücken seines Tieres, bevor er dem Heiler hinunter hilft.
Sie liegt oben.
Der Alte braucht erst einen Moment, um seine weich gewordenen Beine wieder zu belasten. Niemals wieder wird er auf ein solches Tier steigen. Niemals!
Als er sich ein wenig gefasst hat, klopft er sich den Staub von den Kleidern, die mindestens so alt sind wie er selbst und folgt dem Drachenreiter ins Haus. Er kann den Tod schon hinter der Türschwelle riechen. Er ist hier. Es wird nicht mehr lange dauern.
Rhaegar?
fragt Viserya in Gedanken, noch bevor sie überhaupt Schritte auf der Holztreppe hört.
Ich habe jemanden gefunden. Er wird uns helfen.
erklärt Rhaegar Viserya, als sie die Haustür unten öffnen. Ein Blick zu seinen Kindern und der Kleinen, dann geht er die Treppe hinauf.
Den Göttern sei dank.
Viserya ist bereits aufgestanden, als ihr Mann mit einem alten, etwas missmutig dreinblickenden Mann das Zimmer betritt. Er begrüsst sie knapp mit einem Kopfnicken und sie tut es ihm gleich, während sie Mutters Hand los lässt und stattdessen hinüber zu Rhaegar geht.
Er kennt sich mit Giften aus. Und er will Edric genauso wie wir zur Strecke bringen.
erklärt Rhaegar Viserya weiter vertraulich, während er den Alten schweigend seiner Arbeit überlässt.
Der Heiler begutachtet die ältere Dame zunächst, ohne sie anzufassen. Er hält sein Ohr vor ihren Mund, lauscht den schwachen Atemgeräuschen, tastet schliesslich doch nach ihrem Herzschlag und schlägt die Decke zurück, um nach Ausschlägen Ausschau zu halten. Erst nach ein paar Minuten widmet er sich ihrem Ohr und gibt ein pfeifendes Geräusch von sich, beugt sich noch einmal vor und riecht an seiner Patientin, ehe er sich zu den Drachenreitern umdreht.
"Ich bestätige Euren Verdacht, Don Tymont. Eure Mutter wurde vergiftet. Ich kann Euch sogar sagen, mit welcher Pflanze es geschah."
Erleichterung macht sich unweigerlich in Rhaegar breit, auch wenn es dafür nicht wirklich einen Anlass gibt. Er wird sie nicht retten können.
Ist es zu spät, um etwas für sie zu tun?
Der Alte sieht erst den Drachenreiter, dann dessen Frau an und schüttelt schliesslich den Kopf.
Ich fürchte nicht, es tut mir leid. Es dauert lange, einen Menschen damit zu vergiften und erfordert viel Geduld. Wer es ihr auch verabreicht hat, er hat es über einen langen Zeitraum getan. Und dafür gesorgt, dass zunächst ihr Gehirn geschädigt wird. Was zerstört wurde, kann ich nicht wieder herstellen.
Viserya schlägt die Hand vor den Mund und dreht sich um. Sie starrt zum Fenster hinaus, blickt abwesend hinunter zu ihren spielenden Kindern und ringt um Fassung.
Rhaegar versucht, seine Fassung zu bewahren, doch angesichts der ganzen Situation, den Tränen seiner Frau, trifft es Rhaegar dennoch hart.
Sie wird also...
Seine Stimme bricht. Bestätigt von dem Heilkundigen wird alles noch einmal realer. Schwerer auf Rhaegars Herzen.
"Nun, ich könnte den jetzigen Zustand erhalten, aber ich schätze.. "
beginnt der Alte und mustert die reglose Frau auf dem Bett noch einmal.
Nein!
Viserya unterbricht den Heiler, denn sie weiss genau, was er sagen will. Sie dreht sich um, doch entgegen Rhaegars Befürchtungen weint sie nicht, auch wenn ihre Augen bereits brenne wie Feuer.
Das ist ihrer nicht würdig. Ein solches Leben ist nicht lebenswert und ich würde ich sie tausen mal lieber tot sehen, als so. Sagt uns einfach alles, was uns helfen könnte, den Mistkerl zu überführen, der das getan hat.
Rhaegar kostet es so einiges, ruhig und gelassen zu bleiben. Doch schlussendlich muss er Viserya Recht geben. Also nickt er schweren Herzens, als der Alte sie fragend anblickt.
Gebt uns alles, was uns hilft, ihn zu überführen. Meine Mutter würde es so wollen.
"Wisst Ihr..."
beginnt der Alte und macht eine Abwehrende Geste mit der Hand. Sich mit dem Gatten der Königin anzulegen ist ihm dann doch etwas zu heiss. Er sieht in die Augen der Drachenreiter, dann hinunter zu der reglosen Dame, die mir Sicherheit nicht mehr aufwachen wird.
"Ich gebe Euch alle Informationen, die ich habe. Auskunft über Herkunft und Art des Giftes. Aber ich will, dass Ihr mich aus dieser Sache mit dem Königlichen Gatten raus haltet, verstehen wir uns?"
Er hebt den Blick und mustert Rhaegar scharf.
Rhaegar runzelt die Stirn. Wie soll ihnen irgendwer glauben, wenn sie keine stichfesten Beweise, keine Aussage eines Heilkundigen vorzuweisen haben. Doch andererseits kann er auch verstehen, dass dieser Alte Angst hat. Vor seinem Onkel. Das ist nur allzu weise.
Damit müssen wir wohl zurecht kommen.
Der Alte nickt und mustert nun die blonde Drachenreiterin, bis diese ebenfalls nickt.
Dann schweift sein Blick wieder hinüber zu Rhaegar.
"Gut. Wenn Ihr mir dann unten Pergament und Tinte vorbereiten würdet, ich werde zunächst ein paar Proben nehmen und Euch danach alles aufschreiben.
Ihr braucht mich nicht zurück zu fliegen, danke, ich gehe lieber zu Fuss. "