Kaiserreich Drachenstein

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Besuch im Hause Lantset

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Jayden blickt sich um, als würde er sich selbst von ihren Worten überzeugen müssen. Das junge Ding hat sich mittlerweile beleidigt abgewendet und Tratsch vermutlich gerade mit ihren Freundinnen darüber, wie impotent er wohl ist. Doch das ist Jayden egal. Die strahlenden Gesichter der Leute sind ihm viel wichtiger. Also beschließt er, ein weiteres Stück für sie zu spielen, nimmt jedoch nun sein neues Instrument heraus, schiebt die Hände durch die Schlaufen und zieht dann den Torbus auseinander.

Kaum zieht Jayden sein zweites Instrument hervor, sieht nicht nur Belle diesen seltsamen Kasten äusserst skeptisch an. Doch kaum beginnt er zu spielen, verflüchtigt sich die Argwohn und die Blicke der Leute werden interessierter. Einige lachen sogar überrascht auf, während ein junges Paar die Gunst der Stunde nutzt, um das Tanzbein zu schwingen.

Jayden strahlt angesichts des Wohlwollens seiner Zuhörer übers ganze Gesicht, beschleunigt den Takt noch einmal etwas, um den Tanzenden etwas zu bieten. Die Leute reagieren fast durch und durch positiv, was ihm unglaublich freut. Auch wenn es nie anders war.

Belle ist beeindruckt von der mehrstimmigen Melodie, die Jayden da mit nur einem einzigen Instument spielt. Es klingt fast, als hätte er in diesem Kasten ein ganzes Orchester versteckt. Sie wippt mit dem Fuss im Takt der Musik und betrachtet mal Jayden, mal die Tanzenden, die immer zahlreicher werden.

Als Jayden sein Stück beendet, tut es ihm fast leid, als die zahlreichen Zuschauer zu applaudieren beginnen. Er würde gerne noch weiter spielen, doch er ist nicht für die Unterhaltung der Reisenden zuständig. Daher packt er seine Instrumente dankend wieder ein und schließt seinen Koffer.
"Gehen wir?"

Belle sieht Jayden einen Moment lang bewundernd an. Dann nickt und lächelt sie und steht schliesslich auf. 

Danke, danke, wir sind noch die ganze Überfahrt lang hier.. 

kommentiert sie die beneidenden Blicke mit süsser Stimme und hakt sich dann bei Jayden ein.

Jayden lacht leise auf und lächelt sie noch immer applaudiderenden Gäste zu, während er sich schnell auf den Wagen nach draußen macht. 
"Ich kann nicht behaupten, dass so etwas neu für mich ist, aber irgendwie haben diese Blicke mir... gereicht. Wenn sie nicht sogar schon zu viel waren. Und das schlimmste ist, das ich keines von ihnen kannte. Ich spiele normalerweise nicht für unbekannte Menschen. Nur, um sie ins Bett zu bekommen, notfalls."

Er lacht erneut auf und geht schnellen Schrittes zu ihrer Kabine zurück.
"Wenn du schlafen möchtest, dann vertreibe ich mir die Zeit noch ein wenig an Bord."

Man könnte schon fast denken, meine Gesellschaft sei dir langsam unangenehm. Willst du mich los werden?

fragt Belle fast schon beleidigt und verschränkt demonstrativ die Arme vor der Brust.

Jayden lacht erneut leise auf.
"Ganz und gar nicht. Ich wollte dir nur ermöglichen, ein paar Stunden ruhig und alleine zu schlafen."

Und du?

fragt Belle mit skeptischem Blick.

Suchst du das armselige Gör von vorhin?

"Ich dachte eher an ihren Bruder."

sagt Jayden mit leicht zusammen gekniffenen Augen und schief gelegtem Kopf. Dann grinst er jedoch breit.
"War nur ein Scherz. Vielleicht suche ich mir aber einen ruhigen Ort und vergnüge mich in Gedanken an Gideon mit meiner Hand."

Belle dreht Jayden lächelnd den Rücken zu, damit er die Schnürung ihres Kleides öffnen kann. 

Rubbel nicht zu fest. Sonst fällt er noch ab.. 

säuselt sie sichtlich besänftigt.

Aber ich bestehe auf das versprochene Privatkonzert irgendwann auf dieser Überfahrt. Mit diesem.. seltsamen Kasten, den du da hast.

Jayden lacht auf und hilft Belle mit der Schnürung.
"Glaub mir, er hält so einiges aus."

Er streift ihr Kleid über ihre Schultern, damit sie es besser ausziehen kann. Dann wendet er sich zur Tür.
"Keine Sorge, wir sind noch ein paar Tage unterwegs."

Ich habe keine Angst. Ich bekomme meistens, was ich will. 

antwortet Belle unschuldig lächelnd und grinst dann, ehe sie sich abwendet und ihr knappes, dünnes Nachtgewand aus dem Koffer nimmt. 

Jayden lacht noch kurz, dann schnappt er sich wieder seinen Koffer und verlässt den Raum. Ja, das tut sie.
Er macht sich auf den Weg an Bord, wo er sich erneut auf einer Band niederlässt, von der aus man aufs Meer blicken kann. Doch statt nun ein Instrument aus dem Koffer zu holen, nimmt er Stift und Papier zur Hand und sitzt solange mit ihnen da, bis es zu dunkel ist, und die Linien auf dem Papier zu erkennen.

Belle legt sich hin, schliesst die Augen und denkt über Marius nach. Sie wünschte die Tage vergingen schneller, die Distanz wäre leichter zu überbrücken.. Mit seinem Bild in der Hand lässt sie ihre Gedanken schweifen, hin zu jenem Moment, wo sie auf ihn treffen wird. Voller Vorfreude und Angst gleichermassen, denn würde er sie wirklich verschmähen, dann ist sie sicher, unter ihren Füssen würde sich ein grosser Schlund öffnen und sie und ihre Welt geradewegs verschlingen. Ob sie sich wohl töten könnte, noch ehe der vorgegebene Tag ihres Todes da ist? Ist dieser Pakt nicht nur Fluch, sondern vielleicht auch Segen, sollte er garantieren, dass sie bis zu jenem noch fernen Datum nicht sterben kann? Sie legt die Stirn in Falten und dreht sich zur Seite. Es bringt nichts, darüber zu sinnieren. Im Augenblick hat sie keinen Grund, diese Theorie zu überprüfen.

Nein, das ist nicht der Fall ;) und wollen wir jetzt springen?

Ok. Dann spring, wenn du möchtest. :)

Jayden spielt nicht nur einmal für Belle, sondern jeden folgenden Abend. Und manchmal auch vormittags. Abends, wenn sie schläft, sitzt er erneut an seinen Zeichnungen, doch sie werden mir auch nur annähernd so gut wie das, was er bei Samson gesehen hat. Dann ist es so weit. Rosener taucht am Horizont auf und Jayden kann nicht anders, als nervös an Bord hin und her zu laufen.

Hör auf damit du machst mich nervös herrjeh!

lacht Belle, die hübsch verpackt an der Reling steht und Jayden bei seinem Treiben zusieht.

Das Schiff fährt nicht schneller nur weil du an Bord hin und her gehst.