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So manches Mal wird ihm bei seinem Abschied auf die Schulter geklopft oder die Hand geschüttelt. Darcy muss alle Selbstbeherrschung aufbringen nicht laut auf zu schreien. Zum Glück vermischt sich der ausbrechende Schweiß mit jenem der Anstrengung. Endlich ist er an den parfümierten Leibern vorbei, nur um als Lichtblick Gwen zu erkennen welche ihm entgegen kommt und mit ihm umdreht und Schritt hält. Es ist recht angenehm neben ihr her zu gehen und sich vor zu stellen, dass sie sich doch Sorgen gemacht hat um ihn.
Ich wusste gar nicht, dass wir uns so lange schon kennen, dass du meine Dummheit beurteilen kannst, Prinzesschen.
Aber sag mir doch, was war den so dumm?
Die Schulter brennt höllisch. Jetzt mehr als noch vor einem Moment. Vermutlich gebrochen. Na großartig, als ob er das brauchen könnte.
Es ist nicht schwer, diese zu beurteilen, wenn man Euch einen solch waghalsigen Sprung beinahe verpatzen sieht und ihr Euch dann auch noch verletzt weiterlauft.
Gwen schüttelt sacht den Kopf, scheint aber seiner Großspurigkeit gerade nicht mehr viel abgewinnen zu können. Dennoch regt sie sich nicht über seinen Spitznamen für sie auf, selbst wenn er sie erneut stutzen lässt.
Das ist tatsächlich ziemlich dumm. So wie Ihr gefallen seid, habt Ihr Euch mindestens die Schulter ausgerenkt. Das sollte Ihr jemanden ansehen lassen.
Als habt Ihr mich gesehen.
Spricht er mit Triumpf in der Stimme. Er braucht gar nicht ihre Antwort ab zu warten, denn er weiß, sie würde sich nur wutschnaufend zurückziehen wenn er es zu weit treibt also setzt er nach um ihre zweite Aussage zu beantworten.
Ist nicht so schlimm. Wirklich. Hatte schon schlimmere Verletzungen. Es hat durchaus seine Vorteile, ein halber Vampir zu sein. Aber schön, dass Ihr Euch Sorgen macht.
Es war zugegebenermaßen schwer, nicht hin zu sehen. Wie bei einem Unfall, wisst Ihr?
erwidert Gwen spontan und auch ein ganz gleich wenig spitz. Ihr gefällt es nicht, dass er ihr Verhalten zu seinen Gunsten auslegt.
Und ja, mag sein, dass ich mir Sorgen gemacht habe. Bei so einem Fall ist es schwer, dies nicht zu tun. Egal wer das Pferd führt.
Kein Wunder, es war ja auch ein Unfall.
Es ist schon in Ordnung. Freut mich, wenn du dir Sorgen um mich machst.
Er grinst sie an und geht an ihrer Seite weiter.
Wie gehen deine Studien zum blaublütig sein voran? Möchtest du immer noch, dass ich dir helfe?
Gwen blickt zu ihm auf, denn er überragt sie im mehr als einen Kopf, und sieht sein breites Grinsen, meint jedoch da hinter ehrliche Freude zu erkennen. Nicht diese hochnäsige Maske.
Es ist nicht so, dass ich es möchte, dass Ihr mir helft, eher so, dass ich glaube, das es vorteilhaft sein könnte, um mich hier mit der Zeit zu behaupten.
Sie wahrt die Distanz weiterhin, während er scheinbar bereits zum Du gewechselt ist, und ignoriert seine neckende Frage zu ihrem Unterricht gekonnt.
Dann lass uns gleich damit anfangen.
Er blickt in ihr Gesichtchen hin und versucht die Schulter ein wenig zu bewegen. Nein, tut immer noch weh.
Fürs erste habe ich nichts besseres vor. Und heute Abend gibt es einen richtigen Empfang.
Möglichst unauffällig lässt Gwen ihren Arm so an ihrer Seite schaukeln, dass er dabei Darcys Arm berührt. Dies bringt ihr nicht nur sie Erkenntnis, dass sie sehr eng beieinander gehen, sondern auch, dass er Schmerzen hat. Denn sobald ihr Arm den seinen berührt, durch zuckt er auch sie. Überrascht davon, dass sich ihre Vermutung bestätigt hat, kann sie ein Stöhnen nicht unterdrücken. Diese Erkenntnis raubt ihr einen Moment die Kraft, dann jedoch fasst sie sich wieder und richtet ihren Blick auf Darcy.
Zuerst solltet Ihr zumindest mich einen Blick auf Eure Schulter blicken lassen. Meine Mutter hat mir ein paar Kenntnisse mitgegeben. Und wenn ihr schon zu keinem Heiler wollt, dann...
Darcy ist überrascht über Gwens Angebot und blickt zu ihr längere Zeit hinüber um ihre Absichten zu erkunden.
Ihr wollt mich verarzten?
Eine Mischung aus Neckerei und Rührung liegt in der Stimme. Dann zuckt er mit den Schultern, oder versucht es wenigstens.
Na schön. Und danach werde ich mein unschätzbares Wissen mit Euch teilen.
Gwen verdreht bei seinen Blicken die Augen.
Mit Wollen hat das nichts zu tun. Es ist mir eher ein Anliegen, eine Pflicht.
Sie nickt, anscheinend zufrieden mit ihren Worten und deutet Darcy dann, sie zu begleiten.
Vielleicht könnt Ihr mir währendessen ja bereits ein wenig Eurer Weisheiten nahe bringen.
Dann währenddessen.
Stimmt er ihrem Vorschlag zu und macht sich mit Gwen auf.
Ich schätze, die Umgangsformen, das knicksen und neigen und begrüßen habt Ihr schon alles gezeigt bekommen?
Gwen führt Darcy bis vor ihr Zimmer, wo sie kurz zögert. Nicht aufgrund seiner Frage, doch sie schiebt diese vor.
Ja, ich denke, diese Umgangsformen beherrsche ich bereits.
Sie zögert erneut kurz, dann öffnet sie schließlich ihre Tür und bittet ihn hinein.
Darcy kommt hinein und sieht sich kurz um. Viel hat sich natürlich nicht verändert seit seinem letzten Besuch. Irgendjemand dürfte ihr Bett gemacht haben, was nur allzu verständlich ist in einem Palast. Er wandert hinüber zum nächsten Stuhl und zieht erst einmal die Jacke aus.
Gut, dass ist ja wohl die Basis.
Als erstes einmal, fragt Euch nicht ob Ihr einen schlechten Eindruck hinterlasst. Ihr seid die Nichte des Königs, Ihr werdet ohnehin bei den Meisten auf Missfallen stoßen wenn Ihr nicht perfekt seid.
Beim hinausschlüpfen aus dem Ärmel durchzuckt ihn ein Schmerz, welches ihn dazu bringt die Reiterjacke doch langsamer als gewollt aus zu ziehen bis das Seidenhemd darunter zum vorschein kommt.
Zweitens, jeder der sofort Euer Freund sein will, wird hinter Euren Rücken über Euch reden. Nehmt sie offen und herzlich auf und verratet ihnen nichts was Euch oder Eurem Onkel schaden könnte, und das wäre im Grunde alles persönliche.
Unweigerlich muss Gwen wieder an ihre neue Bekanntschaft von heute Morgen denken, während sie nach irgendetwas Unangenehmen in ihrem Zimmer sucht. Sie kann jedoch nichts finden. Also geht sie zu Darcy hinüber und hilft ihm auf den letzten Stücken, seine Jacke auszuziehen, dann bittet sie ihn, sich hin zu setzen.
Ich werde Eure Worte bedenken, wenn mir jemand freundlich kommt.
Er kann einfach nicht anders als die Augen überdrehen.
Du klingst wie eine meiner Mägde. Höflich aber distanziert. Wir kennen uns doch ein wenig besser.
Darcy setzt sich auf den ihm angebotenen Platz und versucht sich nicht anmerken zu lassen wie gespannt er darauf ist, was als nächstes passiert.
Nein, das würde ich nicht behaupten. Immerhin weiß ich nicht viel mehr über Euch als Euren Namen, einen Teil Eures Familienstammbaums und dass ihr wahnsinnig schlechtes und selbstverliebtes Benehmen an den Tag legt, um anderen nicht zu zeigen, wie es in Euch drinnen aussieht. Doch selbst das weiß ich nicht.
erwidert sie scharf und doch mit ruhigem Ton, bevor sie ihn auch noch bittet, nach kurzem Zögern jedoch, sein Hemd auszuziehen.
Um fair zu sein, IHR habt jedes Angebot mich näher kennen zu lernen abgelehnt.
Darcy knüpft Stück für Stück sein Seidenhemd auf, auch wenn ihm nicht ganz wohl dabei ist. Manchmal kommt es mir vor sie schließt eine Tür wenn ich mal ein Fenster geöffnet habe. Bei den Göttern ist sie anstrengend.
Unter der Bluse kommen einige Verbände zum Vorschein, welche sich quer über den Oberkörper ziehen. Achja, noch ein wenig im Nachrausch bemerkend, da war ja was.
Ich habe eben das Gefühl, dass ich in jedem Fall auch nur Eure Maske kennenlernen dürfte.
erwidert Gwen knapp und führt ihre Gedanken auch nicht weiter auf, als sie seinen Oberkörper erblickt und daraufhin scharf die Luft einzieht.
Was ist Euch denn da passiert?
Darcy, recht ungehalten über die Frage erwidert nicht ohne ein gewisses Maß an Zynismus.
Es nennt sich Verband. Solltet Ihr als Heilerin ja wissen.
Dann schnaubt er einmal, Gwen kann ja nichts dafür.
Ist nicht von Belangen. Eine alte Verletzung. Ihr wolltet Euch die Schulter ansehen.
Ich fragte nicht, was es ist, sondern woher Ihr die darunter verborgene Verletzung habt?
erwidert Gwen spitz und zieht sich einen Stuhl zu ihm heran.
Und außerdem... würdet Ihr sicher keinen Verband mehr tragen, wenn diese Verletzung so alt wäre. Also... wie habt Ihr Euch sie zugezogen?
Sie setzt sich schräg hinter ihn und zieht sein Hemd noch weiter hinab, um seine Schulter zu mustern.