7.411 Aufrufe, 230 Beiträge.
Vielleicht hast du recht.
erwidert Julie und schließt in seiner festen Umarmung die Augen.
Aber es ist viel komplizierter, als du vielleicht glaubst. Seit Marius und ich und zum ersten Mal getroffen haben, vor mehr als sieben Jahren, war klar, dass ich eines Tages seine Frau sein werde. Und verdammt, ich fühlte mich so geehrt, als Zofe von einem Lord, einem Grafen, dem Cousin der Königin gewollt zu werden. Geliebt zu werden. Und mit diesem Gefühl habe nicht nur ich mich angefreundet. Wir sind... sozusagen damit aufgewachsen, dass Marius und ich eines Tages zusammen sein werden. Auch wenn er sich stets wie ein Gentleman zurückgehalten hat.
Und dann...
Ihre Stimme wird immer langsamer und schwächer, als wäre sie kurz vorm einschlafen.
Dann kamst du. Ich hatte ja keine Ahnung, dass man sich so schnell verlieben kann. Ich meine so richtig. Bedingungslos.
Jaromir schluckt zurückhaltend. Na großartig. Es scheint ja von jedem, einschließlich von Julie schon alles fest geplant worden zu sein. Er ist sich sicher, dass Julie ihm im Halbschlaf diese Wahrheit verraten hat, sonst hätte sie ihm das sicherlich verschwiegen. Jetzt kommt er sich ja noch mehr wie ein Eindringling vor, wenn selbst Julie es so empfindet.
Der Gardist hält noch eine ganze Weile Julie im Arm und sanft an sich gedrückt. So lange zumindest, bis er durch ihre regelmäßigen Atemzüge von ihrem Schlaf überzeugt ist. Erst dann versucht er sich langsam zurück zu ziehen.
Julie bemerkt seine Regung, obwohl sie schläft. Sie dreht sich in seine Richtung, als er sich von Bett erhebt und ihre Hand fällt auf die leere Stelle auf der Matratze neben sich. Dann murmelt sie leise etwas, undeutlich, aber dennoch hörbar.
Ich liebe dich.
Sein Kopf wandert noch einmal zu ihr herum. Ein stolzes wie auch beruhigtes Lächeln auf seinen Lippen.
Ich dich auch.
Dann macht er sich daran seine Schuhe in die Hand zu nehmen, sowie seine Kette und bei beidem so wenig Lärm wie möglich zu machen als er sich zur Tür schleicht.
Julie regt sich nicht mehr, klammert sich im Schlaf nur an ihre Decke und genießt die ruhigen Stunden.
Leise öffnet er die Tür, schleicht auf Zehenspitzen hinaus und zieht sie wieder hinter sich zu. Noch einige Schritt weiter und er wagt es sich seine Stiefel wieder an zu ziehen und seine Waffe notdürftig zu verstauen. Dass sie ihn liebt, erleichtert jede Bürde welche er sich auf sich nehmen muss um ein vielfaches.
Schließlich wendet er sich zum gehen in Richtung seines Zimmers.
Die Wachen, die ihm auf dem Weg dorthin begegnen, kennt er noch nicht, aber das Gerücht, Julie de Lunnot hätte sich einen Liebhaber aus Laigen mitgebracht, hat schnell die Runde gemacht. Interessiert mustern sie ihn, flüstern, als er an ihnen vorbei ist.
Jaromir zieht seine Stiefel zurecht und geht dann weiter. Als er sich umblickt um die Quelle des Flüsterns zu vernehmen, hören die Wachen sogleich auf und schauen anderswo hin. Der Gardist muss schmunzeln. Endlich etwas vertrautes.
Hey, was war den so interessant?
Fragt er im belustigtem Tonfall.
Die Wachen blicken sich kurz ratlos an, wissen nicht so recht, ob sie tatsächlich mit der Sprache rausrücken sollen. Doch dann kann sich einer von ihnen, der deutlich jüngere, ein schmutziges Grinsen nicht verkneifen.
"Ich habe mich nur gefragt, ob du ihr die Trauer über den verpatzten Lebenstraum gerade weggevögelt hast."
Einen Moment lang ist Jaromir starr vor Empörung. Seine zuvor noch heitere Mimik verschwindet augenblicklich.
Ich habe sie zu Bett gebracht, damit sie schlafen kann. Nichts weiter, wenn du es unbedingt wissen willst.
Die Wachen nicken schnell, wenn auch sichtlich amüsiert. Dann wenden sie sich ab, um ihren Rundgang fortzusetzen. Dabei sagt der ältere noch zum jüngeren:
"Die Kleine lässt sich wirklich mit einem Laigener ein, statt den Chamberlain zu nehmen..."
Nur mühsam hat Jaromir sich zurück gehalten den Kerl in den Bauch zu boxen. Hätte er nur noch eine blöde Bemerkung fallen lassen, er wüsste nicht ob er diese Zurückhaltung noch gehabt hätte.
Jedenfalls ist seine Laune wieder im Keller. Wenn die Sache jetzt schon die Runde hier im Schloss macht, dann dauert es nicht mehr lange, bis es auch außerhalb an geschwätzige Ohren gelangt.
Mit einem tiefen seufzer geht er zu seinem Zimmer zurück um sich anschließend schlafen zu legen.
Am nächsten Morgen weckt ihn das Klopfen eines Pagen an seiner Tür.
Jaromirs Augen reißen auf. Hat er verschlafen? Wie spät ist es? Noch einmal das Klopfen, und Jaromir merkt, dass nichts bedrohliches dahinter liegt. Gideon hätte wahrscheinlich nicht mehr angeklopft.
Er steht auf und sucht nach seiner Kleidung.
Ja?
Doch vor der Tür regt sich nichts. Der Page wartet, dass ihn geöffnet wird, würde nie wagen, das Zimmer eines Gardisten zu betreten.
Hat er sich in der Tür geirrt? Jaromir zieht sich weiter an und ist innerhalb kürzester Zeit gerichtet. Im Orden haben sie ihm beigebracht, sich schnell an zu kleiden. Ohne noch einmal zu fragen geht er zur Tür und öffnet diese schwungvoll.
Der Page zuckt zurück, senkt dann schnell den Kopf.
"Verzeiht, Sir. Ich wollte Euch nicht stören. Doch Ihre Majestät und Captain Chamberlain verlangen nach ihrer Anwesenheit im Audienzsaal."
Ihre Majestät und der Captain?
Fragt er noch einmal nach, spart sich aber auf die die Antwort zu warten. Wenn sie beide ihn sehen wollen, dann wohl kaum um über seine Diensteinteilung zu sprechen.
Ich komme schon.
Er stürzt noch einmal zurück, holt sich seine Kette und beginnt noch während er dem Pagen folgt diese auf seinen Arm zu winden.
Wäre es in Ordnung, wenn wir erstmal eine Pause hier einlegen, damit Marius und Connor wieder mit ins Spiel kommen können? Connor hat ja eigentlich Schicht und Marius soll später dazustoßen.
Ist in Ordnung. Ich weiß nur nicht wie weit ihr seid. Mal nachsehen. ^^