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Chen Lus Lachen geht in einem weiteren Krampfanfall unter, als sie sich wieder auf die Matratze gelegt hat. Überrascht und schockiert schnappt sie nach Luft.
Bei den Göttern, das ist...
Dann keucht sie und schnallt erneut nach Luft, als Tao sie nicht gerade sanft tritt.
Der kleine Mann ist soweit..
lächelt die Hebamme und tritt mit der Wasserschüssel zurück ans Bett.
Chen Lu, Ihr müsst von jetzt an befolgen, was ich Euch sage, in Ordnung? Dann habt Ihr Euren kleinen Jungen schon bald gesund und munter in Euren Armen.
In den letzten Tagen hat die Hebamme Long und Chen Lu erklärt, was auf sie beide zukommen wird. Doch nun, da es soweit ist, fühlt er sich so unnütz wie schon lange nicht mehr. Er drückt besorgt Chen Lus Hand und streicht ihr über die verschwitzte Stirn.
Chen Lu nickt knapp, aber die Panik, dass es jetzt tatsächlich los geht, steht ihr tief in den Augen, als sie Long ansieht. Doch sie lächelt, denn dieser Moment hier wird für immer in ihrem Gedächtnis bleiben. Und vermutlich auch in seinem, weswegen sie lächeld für ihn in Erinnerung bleiben woll.
Hörst du das? Unser kleiner Junge will raus?
Ja..
flüstert Long und nickt mit begeistertem Blick. Er lächelt stolz und beugt sich hinunter, um Chen Lu flüchtig auf die Stirn zu küssen.
Mach dir keine Sorgen, meine starke Löwin. Zusammen kriegen wir das hin, in Ordnung?
In Ordaaaaah...
kommt es aus Lus Mund, als eine weitere Wehe sie aufschreien lässt. Ihr Haar klebt an ihrer Stirn und Longs Kuss spürt sie kaum durch die breite Schicht aus Schweiß.
Etwa zehn Minuten später scheinen die Wehen ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Die Schmerzen lassen Chen Lu zum Tier werden. Die Hebamme leitet sie in den richtigen Augenblicken an, zu pressen, und lobt sie in den Pausen dazwischen. Long mustert seine Lu. Es ist schrecklich, ihr nicht helfen zu können. Doch durch diese Schmerzen muss sie alleine durch, so gerne er sie ihr auch abnehmen möchte. Das Leid selbst ist nicht greifbar, er nimmt nur die äusseren Anzeichen wahr. Das Schreien, die wogende Melodie des Schmerzes. Immer wieder tupft er mit einem Feuchten Lappen ihre Stirn ab und reicht ihr bereitwillig seine Hand, wenn sie etwas braucht, das sie kraftvoll drücken kann.
Gleich habt Ihr es geschafft. Haltet noch einen Augenblick durch und versucht, Euch zu entspannen. Nicht pressen.
sagt die Hebamme bestimmt und Chen Lus Schreien geht in ein leises Wimmern über.
Und das braucht sie oft und drückt sie fest. Ihre Kraft scheint in den letzten Minuten nur auf seine Hand konzentriert und umschließt diese unablässig. Sie schreit und keucht vor Schmerzen, murmelt und wirft ihm Beleidigungen an dem Kopf, die sie keineswegs ernst meint. Doch bei all den Schmerzen hasst sie ihn plötzlich dafür, sie geschwängert zu haben.
Nur weil du dein verdammtes Glied nicht in der Hose behalten konntest, du schwanzgesteuerter Mistkerl!
Long, dessen Hand mittlerweile schon mehr schmerzt, als sein zertrümmerter Fuss, lacht laut auf.
Da ist sie ja, die unzähmbare Wildkatze. So habe ich dich ja schon lange nicht mehr gehört..
Und ihre Kraftausdrücke erinnern ihn wirklich an alte Zeiten, lange vor jener verhängnisvollen Nacht. Er beugt sich zu ihr hinunter.
Er ist gleich da, beschimpf mich, wenn du willst, aber halte noch einen Moment durch für deinen Sohn, ja?
Sag mir nicht, was ich tun soll, du impotentes Arschloch.
Chen Lu schafft es nicht mal mehr, ihre Augen offen zu halten, stattdessen zeigt sie ihm durch ihren Händedruck, wie sehr sie ihn gerade verachtet. Dennoch hält sie sich an die Anweisungen der Hebamme.
Long lacht noch immer sagt aber nichts mehr. Immerhin tut sie nur das, was er ihr gerade angeboten hat. Die Hebamme zwischen Chen Lus Beinen sieht zu ihm auf und nickt.
"Los. Ihr könnt jetzt pressen, Chen Lu. Holen wir Euren Sohn auf die Welt."
Genau wie Chen Lu, könnte auch Long jetzt vor Schmerzen aufschreien. Seine Hand pulsiert unter dem Druck von Lus festem Griff.
Schenk deinem impotenten Arschloch einen Sohn... meine Schöne.
Halt die Klappe!
schrie Chen Lu laut und feurig, bevor sie lange aufschrie und gleichzeitig zwischen den Zähnen Luft einsog. Sie presste und presste, bis sie Dad Gefühl hat bewusstlos zu werden. Ihr Kopf fährt zu Long herum und sie lächelt sanft aber gleichzeitig krampfhaft, da sie noch immer weiterpresst.
Chen Lus Schreie hallen durch die Reliquienkammer, als der kleine Tao das Licht der Welt erblickt. Die Hebamme wickelt ein sauberes Tuch um das kleine, bläuliche Bündel, doch noch hört man keinen Schrei. Nicht einmal ein leises Wimmern. Dann endlich durchbricht Taos Stimmchen zum ersten mal die Stille. Er schreit nach der warmen, sicheren Höhle, aus welcher man ihn gerade gerissen hat, nach dem Herzschlag seiner Mutter, den er Zeit seines Lebens gespürt hat. Die Hebamme beugt sich vor und legt Chen Lu das kleine Bündel auf die Brust.
Ihr habt das wunderbar gemacht, Chen Lu.. Ich gratuliere Euch herzlich zu Eurem wunderschönen Sohn.
sagt sie lächelnd und nickt auch Long zu.
Long hält den Atem an. Dann endlich hört er ihn. Tao. Er schreit und brüllt zum ersten mal in seinem Leben aus Leibeskräften, doch kaum liegt er an Chen Lus Brust, beruhigt er sich augenblicklich. Das Bild vor Longs Augen verschwimmt hinter einem Schleier aus Tränen. Er küsst seine Lu auf die Stirn, streicht ihr erneut das verschwitzte Haar aus dem Gesicht. Seinen Sohn zu berühren, traut er sich noch nicht. Aber er betrachtet ihn, grinst dümmlich bis über beide Ohren und streicht sich immer wieder die Tränen aus dem Gesicht.
Chen Lus Augenlider senken sich, als der Druck in ihrem Unterleib endlich nachlässt. Dann ist da dieser Schrei. Das erste Geräusch, dass sie nach dem Schlagen ihres Herzens wahrnimmt. Dieser Schrei erzählt es und lässt es kurz stoppen, dann wie verrückt schlagen. Als sie ein Gewicht auf ihrer Brust spürt, öffnet sie die Augen und schließt ihren Sohn in die Arme. Sie blickt ihn an und er erwidert ihren Blick. Dann verschwimmt sein Gesicht vor ihren Augen und sie schluchzt glücklich.
Tao... Tao, willkommen auf der Welt.
Dann blickt sie tränenreich zu Long auf.
Das ist unser Sohn. Unser Sohn, Long.
Ja.. unser Sohn..
antwortet Long leise und strahlt noch immer. Tao protestiert erneut lautstark angesichts der kalten, grellen Welt, die ihn willkommen heisst. Himmel ja, wäre Long gerade neun Monate lang in Chen Lus warmem Bauch gewesen, er würde wohl auch schreien. Er reisst seinen Blick von ihrem Sohn los und sieht seine Frau an, die mit fahlem Gesicht zu ihm aufblickt. Sie sieht mehr als geschwächt aus, aber sie lächelt und in ihren Augen liegt ein fiebriger Glanz. Long streicht ihr erneut übers Haar und sieht sie stolz an.
Das ist das schönste Geschenk, das du mir jemals hättest machen können..
Die Hebamme hat mittlerweile die kleine Blutung in Chen Lus Schoss gestoppt und sieht lächelnd hoch zu den glücklichen Eltern. Dann steht sie auf, nimmt einen kleinen Dolch und legt Long die Hand auf die Schulter, bis er zu ihr aufblickt.
Herzliche Gratulation. Auch an den Papa.
sagt sie freundlich und reicht ihm dann den Dolch. Im ersten Augenblick versteht Long nicht, was sie von ihm will. Doch als er dann sieht, wie die Hebamme mit einem Stück Schnur die Nabelschnur abbindet, die Chen Lu und Tao noch verbindet, ahnt er, welche Ehre ihm zuteil werden soll.
Chen Lu grinst breit, aber geschwächt bei Longs Worten, blickt dann aber sprachlos wieder auf das Bündel in ihren Armen hinab.
Er ist so... wunderschön. So unbeschreiblich schön. Er sieht genau so aus wie du, Long. Genau wie du.
Aber mit deinen wunderschönen Augen..
flüstert Long lächelnd und widmet sich dann der Nabelschnur, froh, etwas tun zu können. Er durchtrennt sie mit einem schnellen Schnitt, doch Tao beginnt entgegen seiner Erwartungen nicht wieder zu weinen. Stattdessen scheint selbst er müde und erschöpft von der Geburt zu sein und liegt mit geschlossenen Augen an Chen Lus Brust. Seine kleinen Lippen bewegen sich gelegentlich und bringen Long beinahe erneut zum heulen wie ein altes Waschweib.