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Raik sieht hinunter auf den See, während er auf Serenia und Sonja wartet. Der blasse Mond beleuchtet ein einsames, kleines Fischerboot auf den sanften Wellen und noch während der Hüne sich fragt, wer wohl zu dieser späten Stunde noch draussen auf dem See ist, um zu Angeln, bewegen sich seine grossen, behaaren Füsse wie von Geisterhand. Hat ihn nicht gerade jemand gerufen? Er grunzt überrascht. Immerhin war er noch niemals in Sefer, woher sollte also jemand seinen Namen kennen?
Ohne diesen Zweifeln die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, stolpert er weiter und folgt der süssen, melodischen Stimme, die direkt vom See her zu kommen scheint.
Sonja nimmt die Lampe und geht raus zum Wagen. Vielleicht kann ihr Raik ja helfen, ist er doch um einiges grösser als sie. Draussen angekommen bemerkt sie, dass er nicht da ist.
Raik? RAIK?
Sie dreht sich um und geht wieder rein.
Serenia, Raik ist nicht hier. Hat er gesagt, wo er hin möchte?
Süß und verheißungsvoll lockend zieht ihm die Stimme durch die Straßen zum See hin. Als Raik eine kleine Böschung überwindet, kann er einen guten Teil des Sees überblicken und inmitten des Wassers, nahe am Ufer, ragt ein Kopf mit weiblichen Zügen heraus. Sie vollführt ein kurze Schimmbewegung und stößt sich vom Ufer ab, kleine Wellen gehen von ihr bei jeder Bewegung aus und auch wenn sich ihre sanft geschwungenen Lippen kaum bewegen, vernimmt der Halb-Ork die Worte klar und deutlich.
Rrrraik. Da bist du ja.
Komm doch her zu mir. Das Wasser ist herrrrrrlich.
Und dabei rollt sie das R genauso wie seinen Namen.
Serenia welche das Geschirr weggeräumt hat und sich die Hände in einem Taschentuch abwischt sieht verblüfft zu Sonja hinüber.
Nein. Vielleicht ist er ja schon voraus gegangen.
Obwohl uns stehen zu lassen passt nicht zu ihm. Sie steckt das Taschentuch weg und verabschiedet sich noch knapp bei Mermadoc.
Danke noch einmal für alles. Aber wir müssen unseren Freund wiederfinden. Er ist die Stadt nicht gewohnt.
Und mit einem kurzen Seitenblick in Richtung des Behandlungsraums wendet sie sich ab und geht mit Sonja nach draußen.
Es passt nicht zu Raik einfach davon zu laufen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er zum Gasthaus unterwegs ist... vor allem da er genau wie ich nicht weiß in welchem wir einquartiert sind. Oder ist er vielleicht zu dieser Dryade unterwegs?
Raik geht festen Schrittes durch die Strassen und auf den See zu, woher die feine, liebliche Stimme zu kommen scheint. Als er die Uferböschung erreicht, entdeckt er endlich eine weibliche Gestalt und selbst im blassen, glitzernden Mondlicht kann er erkennen, wie wunderschön sie ist. Er bleibt stehen und beobachtet, wie sie sich vom Rand abstösst und mit fliessenden Bewegungen scheinbar schwerelos durchs Wasser schwebt. Die Aufforderung, die sie ihm dabei zu haucht, ist unmissverständlich.
Wer bist du? Woher kennst du meinen Namen?
fragt er schliesslich, ist aber bereits dabei, seine Schuhe abzustreifen.
Sonja hält die Lampe etwas höher.
Hier sind Fussabdrücke. Er ging anscheinend in diese Richtung.
Sie zeigt in Richtung des Sees.
Verfügt ihr über einen "Findezauber" oder etwas Ähnliches? Oder dauert das zu lange?
Ich bin verwirrt. Er ist doch so gewissenhaft, dass er nie gegangen wäre ohne euch zu informieren.
Die Wasserfrau lacht hell auf und macht einen Zug von Raik weg, gerade so viel um ihm Angst zu machen sie zu verlieren.
Aber Raik, du weißt wer ich bin. Ich bin die Quelle welche deinen Namen murmelt. Der Regen welches dein Gesicht benetzt. Der Tautropfen welcher deinem starken, muskulösem Körper herunterläuft.
Die Säfte welche deinen Körper durchströmen und ihn in Wallung bringen.
Und dabei mustert sie aufreizend Raiks Körper wie eine überaus köstliche Frucht.
Ich bin die Herrin des Sees, und seit du von mir getrunken hast, kenne ich dich.
Serenia kann zwar beim besten Willen keine Fußabdrücke ausmachen, andererseits ist es dunkel und sie hat sich nie um so etwas wie Fährtenlesen gekümmert.
Es gibt Zauber, ja. Auch wenn sie nicht Findezauber heißen.
Nur das wäre in diesem Fall wirklich zu umständlich.
Und ich bin so schon ziemlich am Ende meiner Kräfte.
Verfolgen wir die Spuren, weit kann er ja nicht sein.
Raiks Füsse tragen ihn über die Kiesel und durch die Wasserlilien am Rand des Sees, bis er schliesslich bis zu den Knien im kalten Nass steht. Er hat noch immer nicht die leiseste Ahnung, wer diese fremde, schöne Frau ist, die sich "Herrin des Sees" nennt, aber ihre Worte lullen ihn ein, verzücken und verzaubern ihn, schmeicheln ihm zusammen mit ihrem beinahe schon begehrenden Blick auf eine Weise, wie es Worte einer Dame nur selten tun.
Weshalb rufst du nach mir?
fragt er und seine Stimme klingt dabei weit weniger donnernd als gewöhnlich, als fürchte er, das zarte Wesen sonst damit zu verscheuchen. Und das will er auf keinen Fall riskieren.
Ich bin hier.
Nach ein paar Minuten bleibt Sonja stehen und schaut sich um. Sie hebt die Lampe um besser sehen zu können.
Da vorne geht es zum See. Was könnte Raik am See wollen?
Das musst du noch fragen? Du bist ein stattlicher, muskulöser, gutaussehender Mann.
Dabei schwimmt sie näher an Raik heran, bis ihre Füße den Boden berühren und sie sich ganz langsam aus dem Wasser erhebt bis der Ansatz ihrer Brüste sichtbar werden lässt, dass sie nichts trägt welches diese bedeckt. Sie streckt ihre Zarte Hand aus, welche mit Schwimmhäuten besetzt sind um in näher ins Wasser zu ziehen.
Ich weiß es nicht!
Herrscht sie Sonja an, als diese sie abermals etwas fragt worauf sie keine Antwort hat. Warum sollte sie wissen was in seinem Halb-Ork-Schädel vor sich geht.
Bin ich sein Kindermädchen?
Trotzdem folgt sie Sonja zum See, den sie macht sich mindestens ebenso viele Sorgen wie sie um ihn. Wahrscheinlich noch mehr. Serenia nervt sie ungemein, dass sie die Spuren nicht erkennen kann, so wie ihre Begleiterin, also entschließt sie sich zu etwas anderem.
Raik! RAIK!
Serenias Rufe klingen im Vergleich zu der Verführung der Wasserfrau wie zerspringendes Glas. Die Hand der Nixe zuckt zurück und entszieht sich Raiks großer Hand und geht langsam ins Wasser zurück bis das Kinn eintaucht.
Komm zu mir wenn wir ungestört sein können... Rrrrraik.
Bei diesen Worten taucht sie ins Wasser ein und nicht wieder auf.
Sonja bleibt kurz stehen und dreht sich abrupt zu Serenia um. Sie spricht leise und betont deutlich.
Und ich bin nicht eure Dienerin, also beherrscht euch und hütet eure Zunge. Ihr habt keine Vorstellung davon wen ihr gerade in unbedachter Weise angefahren habt. Ich schreibe das alles eurer Sorge um Raik zu, dennoch Rate ich euch an eurem Benehmen zu arbeiten.
Etwas sanfter fährt sie fort
Auch meine Nerven liegen blank, ich habe seit fast zwei Tagen nicht mehr geschlafen und die Mahlzeit vorhin war die erste seit ebensolanger Zeit.
Ich schlage also vor wir finden Raik und kehren dann zurück.
Serenia hätte gerne gesagt, dass sie ebenso nicht wüsste mit wem sie redet. Dass sie eine berühmte Magierin ist von der wohl renomiertesten Magierakademie des Kaiserreichs ist. Andererseits sind Sonjas Worte wahr und vernünftig, so kämpft ihre Eitelkeit mit ihrer Vernunft und bringt nur ein stummes Nicken zu tage als sie weitergehen und Raik im Wasser stehen sehen.
Raik!
Ruft die Magierin hocherfreut, dann blickt sie auf den See und den Halb-Ork und ihre Mund verdüstert sich.
Wir machen uns Sorgen um dich und du nimmst ein Bad?!?!
"Son Ya ..."
Ja, ich weiss. Ich stehe noch am Anfang. Verzeih bitte.
Raik, wisst ihr woher die Wellen kommen? Es gibt keinen Wind, der See müsste glatt sein. Dennoch gibt es hier Wellen. Habt ihr vielleicht Steine in den See geworfen?
Der Unterton in Sonjas Stimme verrät auch dem ungeübten Zuhörer, dass sie das mit dem Stein nicht glaubt.
Raiks Unterkiefer klappt, mit jedem Schritt mit dem die Nixe sich aus dem Wasser bewegt, weiter nach unten. Sie ist wunderschön - makellos und es fällt ihm schwer, seinen Blick weiter auf ihre Augen zu richten, wie sein Vater es ihn bei schönen Frauen gelehrt hat. Doch noch ehe er näher zu ihr ins Wasser gehen kann, zieht sie ihre Hand wieder zurück.
Warte...
fleht er so sanft wie möglich, doch mit ein paar letzten Worten taucht sie wieder ins Wasser und ist verschwunden, als wäre sie nie da gewesen. Der Hüne regt sich nicht sondern starrt einen Augenblick lang weiter auf die Wasseroberfläche. Dann erst hört er Serenias und Sonjas Worte und wendet sich mit verwirrtem Blick um, sieht erst die beiden Damen und schliesslich sich selbst an, wie er so mitten im Wasser steht.
Ich nehme kein Bad.
In Situationen wie diesen gibt es nur eine Karte, die er ausspielen kann. Die des ahnungslosen, etwas dümmlichen Ork, für die ihn die meisten halten. Er greift mit seiner gesunden Hand blitzschnell nach unten in den See und zieht einen nicht gerade kleinen Fisch aus dem Wasser.
Hunger?
Serenia schnaupt nur verächtlich auf und verschränkt die Arme vor der Brust, so weit dies mit dem ganzen Geschirr überhaupt möglich ist. Sie hat sich wirkliche Sorgen gemacht und Raik geht einfach fischen.
Nein danke! Wir haben bereits gegessen, falls du dich erinnern kannst.
Ich jedenfalls gehe schlafen, mach du doch was du willst!
Und dabei dreht sie sich um, um Raik stehen zu lassen.
Sonja wartet, bis Serenia ausser Hörweite ist
Raik, wir wissen doch beide dass du hier nicht Fischen warst. Du hast auf den See gestarrt, als wir hier ankamen. Aber du musst es natürlich nicht sagen.
Sonja dreht sich auch um, langsamer jedoch als Serenia. Sie bleibt nochmal stehen, dreht den Kopf und sieht Raik fragend an. Dann geht auch sie wieder in Richtung Stadt und Meriadocs Haus.
Raik wirft den Fisch zurück, nachdem Serenia sich umgedreht hat, um watet dann wieder aus dem Wasser, um seine Stiefel über zu streifen.
Zum fischen starrt man auf den See. Würde man in den Himmel starren, hätte man keine guten Chancen, einen Fisch zu fangen.
gibt er auf Sonjas Anmerkung hin zurück, wendet sich aber noch einmal zum See um. Er würde zu gerne wissen, was die schöne Frau wirklich von ihm wollte. Dennoch meldet sich sein schlechtes Gewissen. Was hat ihn nur geritten, einfach hinunter zum See zu gehen? Gerade jetzt, wo doch so viele von Serenias kleinen Freunden verletzt sind und sie sich ohnehin nicht gut fühlt?
Er folgt den beiden Damen in einigem Abstand und ist froh, seinen Kopf ein wenig lüften zu können, nachdem dieses Wassermädchen ihn so gekonnt verdreht hat.