Kaiserreich Drachenstein

Sie erstarrt und senkt ihren Blick auf ihre Hand, die er mit seiner berührt. Eine wohlige Wärme breitet sich sofort durch ihren Körper aus. Sie kann ihm nicht antworten. Sie blickt ihm lediglich in die wundervoll braunen Augen. Diese kleine Berührung raubt ihr all ihre Sinne.

Long erwidert ihren Blick, sieht Chen Lu jedoch etwas besorgt an.

Als sie es schafft, ihren Blick abzuwenden, findet sie auch ihre Stimmr wieder. Jedoch nur stockend. 

Longs Züge ziert ein schiefes, spitzbübisches Lächeln und seine Augen funkeln. 

Chen Lu entgeht dieses spitzbübische Glänzen in Longs Augen nicht, auch wenn sie sehr damit beschäftigt ist, nicht rot zu werden, als sie bemerkt, was sie zuvor von sich gegeben hat.

Sie lächelt ihn ebenso spitzbübisch an und wirft ihr Haar zurück und entblößt somit ihren blanken, geschmeidigen Hals.

Eine heisse Welle durchzuckt nun auch Long, als er - unfähig den Blick abzuwenden - auf Chen Lus Hals starrt. Erneut erscheinen verwirrende Bilder vor seinem geistigen Auge, die sein Blut beinahe zum kochen bringen. Chen Lus Hals, der Geschmack von Alkohol auf ihrer Haut, das Gefühl ihrer nackten Haut auf seiner, die Bewegungen ihrer beiden Körper in perfektem Einklang. 

Seine Stimme klingt plötzlich heiser und er räuspert sich. Sich zurück zu halten und nicht mit seinen Lippen ihren Hals zu liebkosen, bedarf seiner ganzen Konzentration. Himmel, was ist denn plötzlich los? Weshalb fällt es ihm auf einmal so schwer, Chen Lu nicht zu berühren?

Long schafft es, dein Blick von ihrem makellosen Körper abzuwenden und lässt sich zurück auf den Rücken fallen. Er verschränkt die Finger unter seinem Hinterkopf.

Chen Lu entgeht seine Benommenheit nicht. Und genau das war ja ihr Ziel gewesen. Sie liebt es einfach, Männer in den Wahnsinn zu treiben, sogar bei Long. Doch jetzt hat er plötzlich die Oberhand gewonnen, denn als er sich wieder auf den Boden legt und seine Finger unter seinem Kopf verschränkt, will sie ihn einfach nur anfassen. Am liebsten würde sie ihren Kopf auf seine breite Brust legen und sich an ihn schmiegen, so wie sie es... Moment, warum kam ihr das sos bekannt vor? Woher kamen diese Bilder in ihrem Kopf nur?

Long hält seine Augen geschlossen. Nicht wegen der Sonne. Sondern um nicht in Versuchung zu geraten, Chen Lu erneut anzuschauen. Woher kommt nur dieses plötzliche, beinahe unmenschliche Verlangen, sie anzufassen und ihren warmen Körper an seinem zu spüren? Natürlich, sie ist wunderschön. Aber das waren auch schon andere Frauen vor ihr, mit denen Long und Liem Zeit verbracht haben. Doch noch niemals hat eine Frau solche Bilder heraufbeschworen, wie sie gerade in seinem Kopf ablaufen. Er drückt seinen Kopf fester auf sein Handgelenk, wo sich das nietenbesetzte Lederband befindet. Schmerz hat noch immer geholfen, ihn an seine Pflichten zu erinnern.

Seine Gedanken wandern und selbst der altbewährte Trick kann sie diesmal nicht aufhalten. Long stellt sich vor, wie er sich aufsetzt, sich über Chen Lu beugt, seine Brust an ihren Busen presst und sie leidenschaftlich küsst, während er seine Hände in ihren Haaren..

Noch mehr Druck auf sein Handgelenk ist die Antwort seines letzten Fünkchens Verstandes.

Interessiert und auch leicht erregt betrachtet Chen Lu Longs Oberkörper, jetzt wo sie es schonmal unbemerkt kann. Er scheint über irgendetwas stark nachzudenken. Oder stellt er sich vielleicht genau wie sie gerade vor... was sie zusammen tun könnten? Ein Blick zu seiner Hose verrät ihr, dass das durchaus möglich wäre, jedoch kann sie nicht sagen, ob das vielleicht auch das normale Ausmaß seines... Oh Gott, Lu! Hör auf damit!

Sie wendet den Blick ab, jedoch kommt ihr kurz darauf ein weiterer Gedanke. Sie lässt sich neben ihm auf den Boden sinken, wobei ihre Haare auf seinem Oberarm liegen bleiben und ihr Ellenbogen seinen nackten Oberkörper streicht. Ganz zufällig berührt sie jetzt auch noch mit den Fingerspitzen seine Brust, als sie sich den Träger ihres Bustiers wieder richtet. Sie lag so nah neben ihm. Ob ihm das etwas ausmacht?

Long regt sich äusserlich nicht, doch innerlich erschauert er. Er geniesst diese unverhoffte Berührung und beinahe könnte er sich einbilden, dass auch Chen Lu Mühe hat, ihre Finger von ihm zu lassen. So absurd das auch klingen mag. Als er die vertraute Regung in seinem Unterleib spürt, presst er seinen Kopf mit voller Kraft auf sein Handgelenk. Doch es hilft nichts. Ob es nun am Restalkohol in seinem Blut liegt oder daran, dass er einfach keine Kraft mehr hat, für sein letztes Bisschen Ehre zu kämpfen, ist ihm nicht ganz klar. Jedenfalls bleibt er trotz allem auf dem Rücken liegen. Soll Chen Lu doch sehen, dass sie ihn mit ihren Berührungen beinahe in den Wahnsinn treibt.

Überrascht stellt Chen Lu fest, dass Long kein Problem mit ihrer plötzlichen Nähe zu haben. Auch wenn sie es nicht auf die Spitze treiben will, kann sie nicht widerstehen, noch ein Stück weiter an ihn heran zu rücken. Nun berührt ihr gesamter linker Arm seine Seite - und das ist einfach unheimlich berauschend. Unbewusst entfährt ihr ein kleines Keuchen. Ihre Haut steht förmlich in Flammen, sodass sie sich fragt, warum sie nicht abrückt. Weil sie es liebt, so nah bei ihm zu sein. Sie schließt ihre Augen und genießt seine Wärme, wenn nicht sogar seine Hitze.

Chen Lu scheint Long also tatsächlich mit Absicht zu berühren, so viel ist klar, als sie noch ein Stück näher an ihn heran rückt. Long bemüht sich, ruhig zu atmen und seinen Herzschlag unter Kontrolle zu halten. Es gelingt ihm nicht ganz. Doch immerhin hält er sich so weit zurück, dass er nicht sofort ihrem betörenden Duft erliegt und auf der Stelle über sie herfällt. LONG! Verdammt, hör auf, an sowas zu denken. Das ist Chen Lu, die da neben dir liegt!

Long ist nicht mehr fähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, als Chen Lu neben ihm auch noch leise aufkeucht. Er überlegt, einfach aufzustehen und ins Wasser zu springen, doch ihre wundervolle Berührung lähmt ihn und er bleibt reglos liegen.

Auch Chen Lu ist kurz davor, über Long herzufallen. Seine Wärme sowie sein Geruch scheinen sie in den Wahnsinn treiben zu wollen. Ohne es zu bemerken, streckt Chen Lu ihre Hand nach Longs Oberkörper aus. Als sie ihn jedoch berührt, wird ihr klar, was sie gerade tut, und sie reißt ihre Hand schnell wieder zurück.

Die Worte kommen nur als kehliges Flüstern aus Longs Mund. Er räuspert sich erneut, traut sich jedoch nicht, noch etwas zu sagen. Alles in ihm schreit danach, Chen Lu nun seinerseits zu berühren. Sie zu streicheln, ihre sanft geschwungenen Lippen mit den seinen zu berühren... Er zieht eine Hand unter seinem Kopf hervor, packt Chen Lus Handgelenk, als sie ihre Hand wieder zurück zieht und verschränkt seine Finger mit ihren. Was kann am "Händchenhalten" schon verwerflich sein...

Chen Lu erstarrt einen Moment und erwidert den Druck seiner Finger nicht. Sie starrt nur einen Moment auf ihre Finger und dann zu ihm hoch, direkt in seine Augen. Schnell droht sie geradezu in ihnen zu versinken, sodass sie nicht einmal bemerkt, wie ihre Finger nun doch den Druck erwidern und sich mit den seinen verschränken.

Long erwidert Chen Lus Blick. Sein Gesicht bleibt ernst, als er ihr direkt in die Augen sieht. Er versucht zu ergründen, was sie in diesem Augenblick wohl fühlen mag. Ob es das selbe ist, was auch er fühlt? Ob sie die Verbindung zwischen ihnen ebenfalls wahrnimmt, oder ob das alles für sie ein Spiel ist?

In seinen Augen sucht Chen Lu nach einer Emotion, die ihr verrät, was er gerade denkt. Ist das hier für ihn nur ein Spiel? Ein Zeitvertreib? Will er sie langsam gefügig machen und dann fallen lassen? Nein, das würde Long sicher nicht tun. Aber was ist mit ihr?

Seine Frage durchbricht ihre Gedanken und sie schafft es, stirnrunzelnd den Blick abzuwenden. Sie durchforstet ihr Gedächtnis, bis sie tatsächlich Bilder vor ihrem inneren Auge auftauchen sieht. Und mit ihnen eine angenehme Schwere in ihrem Bauch. Der Alkohol hatte bereits da ihre Sinne vernebelt. Die Bilder sind nur verschwommen und scheinen abgehackt. Doch sie spürt ihren Kopf an Longs Schulter lehnen, ähnlich wie sie es jetzt tun könnte. Mit diesen Bildern kommen jedoch Gefühle, die sie in diesem Moment nicht gebrauchen kann. Zuneigung, Wärme...  und Lust. Sie wendet ihr Gesicht ab, lässt ihre Finger jedoch noch mit den seinen verschränkt.

Tatsächlich ist sich Long nicht ganz sicher, ob er nun erleichtert oder enttäuscht sein soll. Als ihm eben wieder eingefallen ist, wie er mit ihr getanzt hat, hat das in ihm ein unglaublich angenehmes, vertrautes, warmes Gefühl hervorgerufen. Und er hat gehofft, dass es ihr bei der Erinnerung daran auch so geht.

Okay. Halt! Das kannst du nicht tun! Chen Lu richtet sich auf und streift Longs Hand ab, ohne ihn anzusehen.

Sie zieht ihre Kleidung zu sich hin und streift sich blitzschnell ihr Oberteil über den Kopf, auch wenn ihr Bustier noch nicht komplett getrocknet ist.

Long bleibt liegen und sieht nicht zu ihr auf. An der Stelle, wo zuvor noch ihre Hand gewesen ist, beginnt sich ein kalter Schauer über seinen ganzen Körper auszubreiten. Also war es tatsächlich nur ein Spiel, das sie bis eben noch gespielt hat.