Gemeinsam treten wir nach draußen in den Flur und ich nehme eine Bewegung zu meiner Rechten war, gehe jedoch geduldig weiter, als hätte ich sie nicht wahrgenommen. Als Tristan gerade davon zu reden beginnt, wie er mir die Rettung seines Lebens heute Abend danken würde, und mir dabei unweigerlich heiß wird, wende ich mich ihm zu und unterbreche ihn kurzerhand, was ihm nicht gefällt, wie ich in seinen Augen lesen kann.
Ich glaube, ich habe noch etwas Schmuck gesehen, das wir verkaufen können. Ich hole die Truhe schnell, ja? Geh ruhig schon einmal vor, ich komme gleich nach.
Ich will mich schon wieder abwenden, da hält er mich sanft am Arm zurück und dreht mich noch einmal zu sich.
"Wir müssen es nicht alles verkaufen, wenn dir irgendetwas gefällt, kannst du es behalten, Babe."
Ich nicke und lächele, auch wenn ich niemals etwas von dem gestohlenen Schmuck behalten würde, überhaupt keinen Schmuck. Das ist einfach nicht mein Stil. Außer natürlich, Tristan schenkt mir etwas. Er lässt meinen Arm frei und ich wende mich ab, gehe zu dem Raum zurück, halte jedoch die Stelle, an der ich vorhin die Bewegung gesehen zu haben glaube, genau im Blick. Ich biege in das verwustete Zimmer ein, um Tristan nicht misstrauisch zu machen und warte einen Moment, dann kehre ich in den mittlerweile leeren Flur zurück und nähere mich der Wand. Tatsächlich kann ich einen etwas breiteren Spalt entdecken, der auf eine geheime Luke schließen lässt. Ich ziehe erneut meinen Revolver, lege meine Hand vorsichtig an den Spalt und habe die losen Bretter dann schnell an, wobei ich meine Waffe auf das Innere richte.
Den Jungen, der da drinnen sitz, gefangen in der Dunkelheit, ebenfalls eine Pistole auf mich gerichtet, hätte ich nicht erwartet. Seine Augen sidn ängstlich, zu ängstlich, um seine Waffe still zu halten, doch was viel wichtiger scheint: sein eines Auge ist brutal blau, beinahe schwarz verfärbt. Beinahe instinktiv lege ich einen Finger auf meine Lippen, den ich dabei von meiner Waffe löse. Der Junge blickt mich mit großen Augen an, hebt dann aber die Waffe, als würde mir das Angst einjagen.
Wenn du schießt, werden sie in wenigen Sekunden wieder hier sein. Wie heißt du?
"Aiden."
sagt er und seine Stimme ist nicht mehr als ein Hauch. Er hat unfassbare Angst.
Okay, Aiden, sei jetzt ganz leise und warte noch zehn Minuten, dann sind wir hier verschwunden. Du wirst den Milizen erzählen, dass es Räuber waren, die deinen Vater auf Beutezug umgelegt haben. Aber du kannst dich an keine Gesichter erinnern.
Er nickt kaum wahrnehmbar und ich nicke etwas kräftiger, versuche, zuversichtlich zu wirken. Doch hätte ich jetzt auch noch gelächelt, hätte er vermutlich tatsächlich noch auf mich geschossen. Erneut lege ich meinen Fingern an meine Lippen, dann lasse ich die Luke sinken, richte mich auf und greife im nach unten gehen nach einem Armreif, der zwar nicht teuer zu sein scheint, jedoch als Alibi reichen wird.
Mehr war nicht zu holen.
sage ich zu Tristan als er mich fragend anblickt. Dann gehen wir nach draußen, den gleichen Weg hinter dem Haus entlang in den anliegenden Wald, wie wir herein gekommen sind. Ich blicke kein einziges Mal zurück.