Hoch verehrte kaiserliche Exzellenz,
in meinen erster Bericht will ich mich mit der magischen Frage zu Kitai beschäftigen.
Die Flüchtlinge aus diesem Land welche in den vergangenen Wochen und Monaten in unser Land strömen, haben mich dazu veranlasst mich näher damit beschäftigen. Wie Ihr sicherlich wisst, wurde in Kitai die Anwendung der Magie verboten. Deshalb ist es naheliegend, dass ein Großteil der zu uns kommenden Flüchtlinge magischer Natur sein könnte. Ich fragte mich, welche Gründe die Regierung von Kitai hatte die Anwendung von Magie zu verbieten, und ob sie berechtigt seien und auf tatsächlichen Vorfällen basieren welche Beispielgebend sein könnten für eine spätere Entwicklung im Kaiserreich. Ich habe mich deshalb dazu entschlossen hier an zu fangen.
Meine erste Unterhaltung hatte ich mit Sonja Taymoris die, wie Ihr sicherlich wisst, aus Kitai stammt und zwar über keinerlei Magiebegabung verfügt, wegen ihrer Position am Hof im Diensten eines Generals jedoch sehr viele Informationen versprach. Ich wollte ihre Ansichten hören, da sie mir unbeteiligt erschien und somit unvoreingenommen. In Kitai scheint Magie wie wir sie wirken, eine Art Mythos zu sein, genau wie Götterglaube wird er ohne sichtbaren Beweis praktiziert und von den einen geglaubt, von den anderen als Aberglauben und Wunschdenken abgetan. Dementsprechend wenig konnte die Dame zur Magie preis geben und die Lager der dortigen Magier. Es gibt aber auch eine andere Art der magischen Anwendung, zur Stärkung des Körpers und Erhöhung der Reflexe, sowie ähnlicher Anwendungsbeweise, die Anwender werden "Meister des Chi" genannt. Diese wird durchaus offen praktiziert und soll durch Meditation und Konzentration hervorgebracht werden. Wie magisch diese Technik genau ist, kann ich nicht beantworten. Die Dame Taymoris behauptet wie gesagt, nicht magisch zu sein, beherrscht jedoch Techniken dieser Art, welches sie auch höchst effektiv anwenden konnte, wie ich am eigenen Leib zu spüren bekam. Ich persönlich schätze, dass ihr Amt beim General von Kitai entweder als Leibwächter oder als Spion oder Attentäterin beinhaltete. Dies würde ihre Kampfkünste, ihr Wissen über tödliche Waffen welche keiner Spuren hinterlassen, sowie ihre Kennzeichnung als "Tochter der Nacht" erklären. Offiziell wurden die Magier aus Kitai verbannt, weil sie für den Tod des letzten Kaisers verantwortlich gemacht wurden und an einem Umsturz beteiligt sein sollen. Nähere Informationen hat mir die Dame Taymoirs nicht sagen können, woraus ich vermute, dass dies nur ein fadenscheiniger Grund sei um die Kitaiischen Magier zu verbannen. Eine Spionin oder Leibwächterin hätte sicherlich mehr dazu einbringen können, wenn es wahrhaftige Vorfälle gegeben hätte. Ein Machtkampf unter Beratern am Hof oder derartiges kann nicht ausgeschlossen werden und halte ich für naheliegender als diese Verschwörung. Eine weitere Theorie beinhaltet den Götterglauben in Kitai, dass der neue Kaiser unter Einfluss einer bösen Gottheit namens Seths sein soll. Dieser habe bei Kitai einst ein großes Reich beherrscht und wurde von den Magiern mit Hilfe der Götter geschlagen. Seths Diener, welche durchaus real sein könnten auch wenn es ihr Gott nicht ist, bedienen sich der List, der Täuschung und der Sabotage. Sie werden mit Schlangen verglichen. Auch hier lässt sich schlecht durchblicken was davon Mythos und was Wahrheit sein soll.
Ich habe von einem so genannten Daoshi Sanraal gehört, welcher sich in Esturien aufhalten soll. Passenderweise befindet sich meine werte Gattin gerade auf dem Weg zu ihm für eigene Nachforschungen. Ich werde ihn befragen lassen und Euch meine Informationen dazu so bald wie möglich mitteilen.
Hochachtungsvoll
König Avinash Volmar
in Ausführung seiner Pflicht als Reichskommissär über Magie und Religion
Nachtrag:
Ich möchte, außerhalb meiner Kompetenzen, noch auf die diplomatischen Schwierigkeiten dieser Flüchtlinge hindeuten. Die Magieanwender in Kitai werden scheinbar strafrechtlich verfolgt. Diese könnte sogar soweit gehen, dass die Regierung von Kitai die Auslieferung dieser beantragt und Vertreter entsendet. Meiner persönlichen Meinung nach wäre eine Auslieferung von jetzigen drakischen Bürgern unvereinbar mit der Verfassung. Natürlich gibt es auch politische Gründe für diesen Entschluss. Die Tuchfühlung mit anderen Kulturen bringt nicht nur Probleme mit sich, sondern auch andere Sichtweisen, Ideen, Erfindungen und Techniken. Uns bietet sich die Möglichkeit von diesen (vorwiegend) Menschen zu lernen und unser eigenes Land dadurch im Bereich von Wissen und Weisheit zu erweitern. Sollte es zu einer diplomatischen Konfrontation kommen, wäre dieses Wissen äußerst nützlich für uns. Bei eventuellen Nachfragen schlage ich vor, auf unsere Verfassung und Gesetze hinzuweisen aber gleichzeitig uns Wege offen zu halten und freundlichst nach Informationen über Straftäter und ihre Verbrechen zu bitten. Somit können wir einerseits unsere Kooperationsbereitschaft signalisieren, gleichzeitig aber auch kriminelle Elemente ermitteln und im Auge behalten, oder Flüchtlinge mit besonderen Fähigkeiten und von besonderer Bedeutung für das Reich von Kitai leichter ausfindig machen.