Kaiserreich Drachenstein

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Vaterfreuden

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Avinash Volmar 19.02.2015, 05:40

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Vornweg: Das ganze spielt eigentlich vor einigen Jahren. Wie die Eirae Rotverniasis in Pisar einer Krankheit auf der Spur waren. Ich habe mir kurz überlegt, die ganze Geschichte einfach in die heutige Zeit zu übernehmen und in Malazien spielen zu lassen, allerdings wären es schon ein paar Zufälle zuviel... Deshalb bleibt es als einmalige Geschichte hier. :)

Heute schaff ich es nicht mehr fertig zu schreiben (fühlt sich an als ob das ohnehin nur die Einleitung war. In meinem Kopf waren das nur drei-vier Sätze...) Ich werd es morgen fertig machen. Mit einem neuen Post.

Die Türe des abgedunkelten Raumes wird geöffnet. Eine Säule aus Licht bricht in den Raum, in welcher sich eine vermummte Gestalt befindet die am Türrahmen höflich auf Einlass wartet. Im Raum selbst befindet sich nur eine einzige Person. Ein alter Mann welcher in seinem Bett liegt, durch Fieber gepeinigt und durch vereiterte Augen hin zur Türe starrt. Es vergehen Sekunden in welcher Stille herrscht, unterbrochen nur von den müden Atemzügen des Alten welcher sich bemüht weiter am Leben zu bleiben. Dann lugt eine weitere Person bei der Türe herein. Er hat sich offenbar verdeckt gehalten.

Herr... verzeiht die Störung. Doch Meister Hilgert von den Eirae Rotverniasis möchte Euch untersuchen.

Sein Leibdiener, erkennt er. Der alte Mann formt einige Worte mit den rissigen Lippen, doch der Ton kommt nicht bei der Türe an. Dann versucht er zu nicken und dieses Mal bewegt sich die Kapuzengestalt ins Zimmer. In seinen Händen trägt er eine Öllampe sowie eine schwere Tasche die er beides auf einem Tischchen neben dem Bette stellt welches vorsorglich frei geräumt war. Die Prozedur wiederholt sich wie schon seit vielen Wochen tagtäglich. Stumm öffnet der Heiler aus Malaz seine Tasche und holt einige Instrumente hervor. Er beginnt damit die Augen seines Patienten zu begutachten und spreizt dabei die Augenlieder auseinander. Der Alte Mann verliert für einen Moment sein komplettes Augenlicht, während der Eirae Rotverniasis mit einem kleinen Plätchen ein wenig von der weißlich-gelben Maße entnimmt die sich fast ganz über seine Iris verteilt hat. Er hält das Plätchen nah an die Lampe und begutachtet es genau, bevor er es in einem kleinen Glasgefäss verstaut. Als nächstes horcht er den Körper ab, hört auf die Atmung und den Herzschlag, fühlt das Heben und Senken des Brustkorbes indem er seine Hand auf diesen legt. Die Stille dieser Behandlung ist dem alten Mann nur recht. Er fühlt sich ohnehin durch seine Krankheit erniedrigt und entwürdigt. Sein Leben lang war er stark, unabhängig. Niemals hat er sein Haupt beugen müssen, niemals eine Verfehlung begangen. Krankheit ist eine Schwäche des Körpers und des Geistes und dass diese ihm jetzt in hohen Jahren eingeholt hat ist schon demütigend genug. Zumindest vollbringt dieser Heiler seinen Dienst mit allem ihm zur Verfügung stehenden Respekt. Er untersucht ihn allein, lässt niemanden zu ihn um ihn in dieser Weise zu sehen. Selbst diese kleine Geste, zu warten bis er seine Erlaubnis gibt ein zu treten, ist für ihn ein Zeichen, dass sie ihm den richtigen Mann geschickt haben. Er ist das Oberhaupt seiner Familie, ein Mann von Adel mit weitreichendem Besitz und Titeln. Niemand sollte ihn so sehen. Doch da es nicht anders möglich ist, und seine Behandlung und Genesung einiges abverlangt, fordert er zumindest den Respekt ein der ihm gebührt.  Der Heiler beginnt über seine schweißbedeckte Stirn zu streichen und wischt diese behutsam fort. Er weiß nicht wann er sich das Letzte Mal im Spiegel betrachtet hatte. Im Grunde möchte er es auch nicht. Seine markanten Züge, sein kraftvolles Aussehen wurden von der Krankheit sicherlich schwer gebeutelt. Die Untersuchung hat aufgehört und es herrscht wieder Stille im Zimmer. Er wartet darauf dass ich ihm die Erlaubnis zu sprechen gebe. Ein guter Mann. Er nimmt sich zusammen und räuspert sich um seine Stimme so kraftvoll wie möglich klingen zu lassen. Das Ergebnis ist jedoch erbärmlich. Seine Stimme klingt heiser und alt.

Wie sieht es aus?

Eigentlich wollte er mehr sagen, doch nach den ersten Worten wird ihm klar, dass seine Stimme jeden Moment ganz seinen Dienst versagen könnte. So entscheidet er sich dazu es dabei zu belassen. Der Heiler aus Malaz faltet die Hände vor sich zusammen. Sein Blickt bleibt auf seine Hände gerichtet während er beginnt zu sprechen.

Ihr werdet sterben.

Die Worte schlagen ihn erneut nieder auf sein Bett, das Atmen fällt ihm schwerer. Selbst in seinem jämmerlichen Zustand konnte er sich nicht einem Moment lang vorstellen daran zu Grunde zu gehen. Nicht so. Nicht auf diese Weise. Dann spricht der Mann weiter. Seine Worte sind sorgsam gewählt, die Hände hat er immer noch vor sich auf den Schoss zusammengefaltet.

Eure Krankheit hat Euren Körper zerfressen, die Organe arbeiten nur noch mit höchster Anstrengung. Es geht dem Ende zu. Macht Euren Frieden mit den Göttern.

Tränen steigen in ihm auf. Er wird sterben. ER. Ans Bett gefesselt, eiternd und fiebernd wie Vieh. Natürlich musste jeder irgendwann sterben, doch hat er sich vorgestellt bei einem Unfall bei der Jagd oder durch einen plötzlichen Schlag im Herzen. Sein Leben geht zu Ende. Wer soll sein Erbe weiterführen?

Was... ist mit meiner Frau... meiner Tochter...

Auch sie sind erkrankt, doch nicht so schwer wie er. Seiner Frau traut er zu sein Haus zu leiten, seiner Tochter,... nun zumindest bis sie den Richtigen bekommen hat. Es darf nicht alles verloren gehen...

Sie sind tot. Alle beide. Schon vor einigen Tagen. Ich wollte Euch die Nachricht nicht gleich überbringen und habe den Dienern verboten es Euch mit zu teilen.

Ein weiterer Schlag trifft den alten Mann. Für einen Moment glaubt er alles sei nur ein Fiebertraum, ein wahnhafter Albtraum welcher seine Sinne ihm spielen. Doch das erste Mal seit Tagen scheint sein Geist klar zu sein. Er hat die Worte vernommen, hat ihren Sinn entschlüsselt und so oft es auch in seinem Kopf hallt, es ändert nichts daran was sie bedeuten. Doch sie waren doch noch so gesund gewesen. Natürlich hatten sie ihm die letzten Wochen nicht besucht, das verbot er ihnen, aber ihre Krankheit konnte doch nicht weiter fortgeschritten sein als seine.

Warum... wie kann... das sein?

Er bricht dabei in Husten aus. Seine Tränen über den Tod vermischen sich mit jenen vom Anfall. Kurz verschwimmt alles vor seinen Augen. Doch als er wieder aufblickt meint er eine andere Gestalt vor sich zu haben. Den Blick nicht mehr auf die Hände gerichtet sondern fest in seine Augen, sprühend vor Härte wie geschmiedeter Stahl.

Weil... ich sie getötet habe, VATER.

20.02.2015, 05:36

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Zum wiederholten Male glaubt der alte Mann sich verhört zu haben. Ungläubig blickt er zum Heiler hinauf wie dieser sich seine Verbände von Mund und Nase reißt um mehr von seinem entstellten Gesicht zu offenbaren.

Erkennst du mich jetzt? Kommen dir diese edlen Züge bekannt vor Vater? Natürlich, es sind Jahre her, und mein degenerierter Körper nimmt mir einiges meiner einstigen Jugend und Schönheit, aber sieh mich genau an. Sieh mich genau an, ich komme dir auch gerne näher. Dann wirst du dein eigen verfaultes Fleisch schon erkennen.

Langsam sickert die Erkenntnis in das trübe Hirn des Alten, während er die verbissenen Züge seines Sohnes erkennt.

Darius?

bricht er hervor. Den Namen seines Kindes das erste Mal seit vielen Jahren wieder aussprechend. Der Angesprochene verliert jegliche Anspannung. Die Wut in seinem Gesicht weicht Genugtuung.

Also doch noch. Ich dachte schon, dein Verstand würde zu weit dahingesiecht sein. Ja, ich bin dein Sohn Darius,... dein einziger Sohn. Erbe deines Hauses. Verstossener vom Vater, von der Mutter, von der ganzen Familie...

Mühevoll hebt der alte Mann die Hand, hin zu dem Gesicht.

Was ... hast du... getan...

Die Hand wird harsch hinfort gestoßen.

Willst du wissen warum ich sie getötet habe? Mutter und auch Servenja? Warum du sterben musst? Ich erzähl es dir gern. Ich habe nur darauf gewartet, dass du so schwach vor mir liegst, damit ich es dir erzählen kann.

Ihr alle habt mich fallen gelassen als es anfing. Ihr alle! Du hast mich zu einem würdigen Nachfolger erzogen. Reichtum, Macht, Ansehen, alles wartete auf mich um von mir übernommen zu werden. Und was geschah als ich krank wurde? Als ich an diesem... Fluch erkrankte? Oh natürlich... du hast ein paar Ärzte kommen lassen um zu sehen ob von deinem Erben nicht etwas vorzeigbares übrig bleibt. Ober nicht doch noch zu retten wäre. Doch als sie dir die Wahrheit sagten, da hast du mich rausgeworfen wie ein Stück Dreck. MICH! Ich weiß noch genau wie deine Worte waren... ich sei es nicht wert deinen Namen zu tragen. Du... du und der ganze Rest! Mutter die einfach weggesehen hat und mich nicht erkannte, als ich sie heimlich aufsuchte und bat mit dir zu reden. Und Servenja... dein liebes kleines Töchterlein. Welches in ihrer 'Unschuld' schon mehr Schwänze in sich hatte wie eine Zuchtstute.

Darius hat sich immer weiter in Rage geredet. Er marschiert im Zimmer auf und ab während seinen Ausführungen. Auf seine Lautstärke braucht er keine Rücksicht zu nehmen. Der Raum und die Tür sind massiv gebaut. Niemand wird sie beide hören. Er kommt wieder zurück zum Bett, blickt ihn fest in die Augen, möchte seinen Gesichtsausdruck sehen, während er fortfährt.

Für sie hatte ich mir etwas besonderes vorgenommen, genauso wie für Mutter. Zuerst nahm ich mir ihre Schönheit. Ich ließ ihre Haut aufplatzen, ihr Fleisch verkümmern... dann ließ ich sie von innen ausbluten. Nicht so wie bei dir. Ich musste bei ihnen schnell sein, damit sie noch vor dir krepieren konnten. Und die ganze Zeit war ich ihr treusorgende Heiler. Machte ihnen Hoffnung wo ich nur konnte und zerrieb sie vor ihnen. Erst im Angesicht ihres Todes, wie ihre Körper zu schwach waren auch nur zu flüstern, doch ihr Verstand noch da, da habe ich mich ihnen offenbart. Jetzt sind sie dahin. Werden verscharrt auf meine Anweisung hin, damit sich niemand ansteckt. Dank dir Vater. Wie großzügig den Dienern zu sagen, dass sie mich mit besten Kräften unterstützen und meine Anweisungen folgen sollen. Wie in alter Zeit, nicht wahr?

Genüsslich weidet er sich an dem Entsetzen in dem Blick seines Erzeugers.

Mein... Sohn...

Am liebsten hätte er dem alten Mann den Hals dafür umgedreht.

Sohn?... So nennst du mich? Hast du es vergessen? Du hast keinen Sohn mehr! Du hast mich verbannt. Mehr noch, du hast mein leben ausgelösch! Aus allen Urkunden, aus allen Büchern hast du meinen Namen streichen lassen. Meine bloße Existenz geleugnet! Ich kam hierher, als man von eurer Erkrankung erfuhr, und ein kleiner Teil von mir hoffte noch so närrisch, irgendwo etwas zu finden. Tage habe ich damit zugebracht die Chroniken zu lesen, die Schriften, habe das Personal befragt welche ich selbst noch kannte! Deine Räumlichkeiten habe ich auf den Kopf gestellt auf ein bloßes Anzeichen, dass ich dir doch noch irgendetwas wert war.

Seine Stimme wird brüchiger. Seine Sicht wird durch etwas verschleiert. Sind es tatsächlich Tränen? Darius nimmt seine Kräfte wieder zusammen. Eiseskälte liegt in seiner Stimme.

Nichts war dort. Die Leute leugneten  mich und meinen Namen. Als ich einen von ihnen direkt und unbestreitbar konfrontierte, gab er an ich wäre gestorben. Bei einem Reitunfall! Ich weiß nicht ob du sie dermaßen gut bezahlt hast oder magische Unterstützung hattest. Muss dich ein Haufen Gold gekostet haben. Immerhin, SOVIEL war ich dir dann doch wert.

Darius setzt sich auf das Bett neben seinem Vater. Er erinnert sich an die Zeit. Wie er er herumirrte. Sich von Abfällen und den wenigen großzügigen Gaben ernährte. Versuchte seine Schmerzen zu lindern, seinen Verfall ein zu dämmen. Von Ort zu Ort gejagdt wurde. Und dann die Eirae Rotverniasis. Gepeinigte wie er, die ihn aufnahmen.

Ich wurde gefunden. Als ich meinem Leben schon ein Ende machen wollte wurde ich von den Eirae Rotverniasis und dem gütigen Meister gefunden. Sie zeigten mir nicht nur wie ich mein eigenes Los erleichtern, wie ich meine Verbände umlegen, meine Schmerzen mildern, mein Fleisch behandeln konnte. Nein, sie zeigten mir so viel mehr. Ich lernte den Körper zu verstehen, Fleisch wachsen zu lassen, Gift aus ihm zu verbannen. Ja wir wurden trotzdem für das was wir sind davongejagdt, doch wir sind Meister unseres Faches. Wir können tot geglaubtes neuem Leben einhauchen. Der Lahme kann wieder gehen, der Blinde wieder sehen. Der Tod selbst ist nur eine Krankheit die es herauszufordern gilt! Und mit Avinash als unseren Gönner, sind wir bald die führende Kraft in ganz Malazien.

Vater, dein Sohn ist auch ohne dich etwas geworden! Der Meister hat mich zu seinem Nachfolger ernannt. Das heißt ich werde bald schon an der Spitze stehen, größer als du jemals für mich geplant hattest.

Sein Blick gleitet wieder hinzu ihm. Höchstes Entzücken glitzert in seinen Augen. Aus seiner Tasche holt er etwas hervor und hebt es über den Kopf seines Vaters, während er seinen Kopf nah neben ihn legt. Es ist ein Spiegel, welcher die beiden Grimassen von Vater und Sohn, entstellt von Leid ihnen vor Augen führt. Das einst marmorgleiche Gesicht eines großen Mannes verwelkt zu einem Hautüberzogenem Totenkopf mit dicken Tränensäcken und aufgeplatzen Lippen.

Doch das wirst du nicht mehr erleben. Dir bleiben keine drei Tage. Bis dahin wirst du dich in deinem Körper winden, unfähig auch nur einem Wesen mit zu teilen, dass ich dich getötet habe. Dein Tod kommt langsam, damit du dich weiter daran erniedrigst wie deine Diener dir deine beschmutzten Laken unter deinem Hintern hervorziehen. Du warst ein stolzer und starker Mann und sollst so erbärmlich wie möglich zu Grunde gehen. Niemand wird deine Schreie mehr hören, doch du wirst wissen, dass ich jeden Tag kommen werde um dich Leiden zu sehen. Es ist nur ein geringer Ausgleich für das, was du mir angetan hast, aber ich vollbringe es mit größtem Vergnügen. Vater.

Sorgsam verstaut er den Spiegel wieder in der Tasche. Sein Blick richtet sich nochmals auf seinen Patienten. Liebevoll streicht er ihm über die dürren Haare und gibt ihm einen Kuss auf die fiebrige Stirn zum Abschied.

ENDE