Kaiserreich Drachenstein

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Lustige Stellen aus Büchern

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Cara d'Anjalia 21.01.2015, 15:16

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(Sagt er wirklich "assaulting and bettering" oder ist das ein Übertragungsfehler?)

Eilonwy 21.01.2015, 15:19

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Da wird mir schmerzlich bewusst, wie eingerostet mein Englisch ist. ..

Übertragungsfehler. Das ist so etwas, das einem die Rechtschreibkorrektur natürlich nicht anzeigt. :D

Cara d'Anjalia 21.01.2015, 16:23

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Eigentlich schade, das wäre eine nette Bezeichnung für das elterliche Züchtigen oder so. :D

Es steht Dir frei, diesen Begriff mal bei Deinen Kindern zu etablieren. :P

Vor kurzem, ich weiss nicht, warum mir das nicht schon früher eingefallen ist, kam mir folgende Stelle wieder ins Gedächtnis gekrochen. Der Grund warum es mich wundert ist der, dass ich 1,5 Jahre indirekt für genau diese Berufsgruppe tätig war. Aber lest selbst.

WEISHEIT

 

Als Randy vor ein paar Jahren den ununterbrochenen Druck im Unterkiefer satt hatte, suchte er auf dem nord- und mittelkalifornischen Kieferchirurgenmarkt nach jemandem, der ihm die Weisheitszähne ziehen würde. Seine Krankenversicherung deckte das ab, so dass die Kosten kein Hindernis darstellten. Sein Zahnarzt machte von seiner ganzen unteren Kopfhälfte eine dieser großen CinemaScope-Panorama-Röntgenaufnahmen, bei der sie einem den Mund mit einer halben Rolle High-Speed-Film voll packen, den Kopf in eine Spannvorrichtung klemmen und, während das gesamte Personal der Zahnarztpraxis sich hinter einem Bleischutzschirm zu Boden wirft, die Röntgenkamera um einen herumfahren und durch einen Schlitz Strahlen aussenden lassen, was am Ende eine Aufnahme von einem ziemlich unappetitlich verzerrten Unterkiefer in einer einzigen Ebene ergibt. Bei ihrem Anblick vermied Randy derbere Vergleiche wie »Kopf eines flach auf dem Rücken liegenden Mannes, der mehrmals von einer Dampfwalze überrollt wurde« und versuchte, eine kartographische Projektion darin zu sehen – einfach einen weiteren jener vielen unklugen Versuche der Menschheit, 3-D-Zeug zweidimensional darzustellen. Die Ecken dieser Koordinatenebene bildeten die Weisheitszähne selbst, die sogar einem zahnmedizinischen Laien wie Randy etwas beunruhigend vorkamen, da jeder von ihnen die Größe seines Daumens hatte (obwohl das möglicherweise auch nur eine Verzerrung in der winkeltreuen Abbildung war – wie das allgemein bekannte aufgedunsene Grönland bei Mercator) und sie waren ziemlich weit von allen anderen Zähnen entfernt, was sie (logischerweise) Körperteilen zuzuordnen schien, die nicht im Zuständigkeitsbereich eines Zahnarztes lagen, und sie standen im falschen Winkel – nicht nur ein bisschen schief, sondern nahezu auf dem Kopf und nach hinten gerichtet. Anfangs schrieb er das alles dem Grönlandphänomen zu.Mit seiner Kiefer-Landkarte in der Hand suchte er in ganz Three-Siblings-Land nach einem Kiefernchirurgen. Allmählich schlug es ihm schon auf die Psyche. Diese blöden Zähne! Entstanden durch das Wirken von DNS-Relikten aus dem Zeitalter der Jäger und Sammler. Vorgesehen für das Zermalmen von Baumrinde und Mammutknorpel zu einem leicht verdaulichen Brei. In einem zierlichen Cromagnon-Kopf, der einfach keinen Platz für sie hatte, waren diese Findlingsblöcke aus lebendem Schmelz nun völlig überflüssig. Man denke bloß an das zusätzliche Gewicht, das er die ganze Zeit mit sich herumgeschleppt hatte. Und daran, wie man diesen überaus wertvollen Grund und Boden im Kopf hätte sinnvoll nutzen können. Was würde die vier riesigen mahlzahnförmigen Lücken in seiner Melone füllen, wenn sie erst einmal weg wären? Das war allerdings eine rein akademische Frage, solange er niemanden gefunden hatte, der sie ihm entfernte. Doch ein Kieferchirurg nach dem anderen schickte ihn wieder weg. Sie nahmen die Röntgenaufnahme, steckten sie an ihre Leuchtschirme, schauten sie an und erblassten. Vielleicht lag es auch nur an dem fahlen Licht, das diese Schirme verströmten, aber Randy hätte schwören  können, dass sie blass wurden. Nicht eben aufrichtig – als wüchsen Weisheitszähne normalerweise ganz woanders – betonten sie alle, dass Randys Weisheitszähne tief, tief, tief in seinem Kopf verankert seien. Die unteren säßen so weit hinten in seinem Kiefer, dass man praktisch den Kieferknochen entzweibräche, wenn man sie entfernte; und dann würde eine falsche Bewegung einen Knochenmeißel aus Chirurgenstahl in sein Mittelohr treiben. Die oberen säßen so tief in seinem Schädel, dass ihre Wurzeln sich um die Teile seines Gehirns gewunden hätten, die für die Wahrnehmung der Farbe Blau (auf einer Seite) und die Fähigkeit, seine Skepsis gegenüber schlechten Filmen zeitweise außer Kraft zu setzen (auf der anderen) zuständig seien, und zwischen diesen Zähnen und Luft, Licht und Spucke lägen viele Schichten aus Haut, Fleisch, Knorpel, dicken Nervensträngen, das Gehirn versorgenden Arterien, geschwollenen Lymphknoten, Knochenbalken und -trägern, gesundem Knochenmark, das seine Aufgabe bestens erfülle, danke der Nachfrage, ein paar Drüsen, deren Funktionen noch beunruhigend wenig erforscht  seien, und vielen anderen Dingen, die aus Randy Randy machten, und alle fielen definitiv in die Kategorie schlafende Hunde.

Kieferchirurgen gruben sich,  wie es schien, nicht gerne mehr als ellbogentief in den Kopf eines Patienten hinein. Lange bevor sich der bedauernswerte Randy mit seiner entsetzlichen Röntgenaufnahme in ihre Praxen geschleppt hatte, hatten sie schon in großen Häusern gewohnt und waren in Mercedes-Benz-Limousinen zur Arbeit gefahren, das heißt, sie hatten absolut nichts zu gewinnen, wenn sie auch nur versuchten, diese, nun ja, weniger Weisheitszähne im herkömmlichen Sinne als vielmehr apokalyptischen Vorzeichen aus dem Buch der Offenbarung zu ziehen. Das  beste Mittel, diese Zähne zu entfernen, war die Guillotine. Keiner dieser Kieferchirurgen zog die Extraktion auch nur in Betracht, bevor Randy nicht eine Haftungsausschlusserklärung unterschrieben hatte, die zu dick zum Heften war, ein  Ding, das fast in ein Ringbuch gehörte und darauf hinauslief,  dass eine der normalen Folgen der Prozedur darin bestand, dass der Kopf des Patienten am Ende als Touristenattraktion in einem Ort gleich hinter der mexikanischen Grenze in einem Krug mit Formaldehyd schwamm. Auf diese Art wanderte Randy ein paar Wochen lang von einer Kieferchirurgiepraxis zur anderen, wie ein teratomatöser Ausgestoßener, der ein postnukleares Ödland durchstreift und von den Ziegelbrocken armer ängstlicher Bauern aus einem Dorf nach dem anderen vertrieben wird. Bis er eines Tages in eine Praxis kam und die Zahnarzthelferin am Empfang ihn fast zu erwarten schien und ihn zu einer privaten Unterredung mit dem Kieferchirurgen, der in einem seiner kleinen Behandlungszimmer eifrig damit beschäftigt war, eine Menge Knochenstaub in die Luft  zu blasen, nach hinten in einen Untersuchungsraum führte. Die Zahnarzthelferin ließ ihn Platz nehmen, bot ihm Kaffee an, schaltete den Leuchtschirm ein, nahm Randys Röntgenaufnahmen und steckte sie daran fest. Dann trat sie einen Schritt zurück, verschränkte die Arme und  schaute die Bilder verwundert an. »So so«, murmelte sie, »das sind also die berühmten Weisheitszähne!«

Das war der letzte Kieferchirurg, den Randy für die nächsten paar Jahre aufsuchte. Er hatte noch immer den unaufhörlichen 24-Jam-Druck im Kopf, aber seine Einstellung dazu hatte sich jetzt geändert; statt ihn als eine leicht zu behebende Anomalie seines Gesundheitszustands zu betrachten, sah er ihn jetzt als sein persönliches Kreuz, das er zu tragen hatte, das aber, verglichen mit dem, woran andere Leute zu leiden hatten, wirklich gar nicht so schlimm war. Wie in vielen anderen unerwarteten Situationen kam ihm auch hier seine außerordentliche Erfahrung im Fantasie-Rollenspiel zugute, denn während er sich verschiedene epische Szenarien ausgedacht hatte, war er in das Bewusstsein, wenn nicht sogar in den Körper so mancher Figur geschlüpft, der Gliedmaßen fehlten oder die durch den feurigen Atem eines Drachens oder den Feuerball eines Zauberers zu einem algorithmisch bestimmten Prozentsatz verbrannt war, und es gehörte zu den ethischen Grundsätzen des Spiels, dass man sich richtig in ein Leben mit solchen Behinderungen hineindachte und seine Figur entsprechend spielte. Gemessen daran war das ständige Gefühl, eine automatische Spannvorrichtung im Schädel zu haben, die alle paar Monate  den Druck um eine Umdrehung erhöhte, nicht mal der Rede wert. Es verlor sich im somatischen Rauschen.

Aus "Cryptonomicon" von Neal Stephenson.

Rahil Jahani 21.02.2015, 18:12

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"Das beste Mittel, diese Zähne zu entfernen, war die Guillotine." - diesen Satz muss ich unbedingt einmal im wahren Leben anwenden. Wenigstens in abgewandelter Form.

(Cryptonomicon steht auch schon länger auf meiner Wunschliste, sollte ich wohl echt mal lesen. :D)

Mein Favorit ist:

»So so«, murmelte sie, »das sind also die berühmten Weisheitszähne!«

Ich glaube anschliessend hätte ich eine Apotheke ausgeraubt und jeden Zahnarzt gemieden.

Periston d'Angilo 27.02.2015, 00:03

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Aus einen meiner Lieblingsbücher: "Die Goblins" von Jim C. Hines.

Kurze Einleitung: Jig der Goblin wohnt mit anderen Goblins, Hobgoblins, einem Nekromanten und einem Drachen in einem Dungeon. Natürlich kommen regelmäßig Abenteurer und schlagen sich durch um zum Schatz des Drachen zu bekommen. Die Goblins sind, wie jeder P&P Abenteurer weiß, das erste Kanonenfutter.

Bei einer Patroullie zu der Jig mit Prügel gezwungen wurde, werden die Wachgoblins natürlich wieder mal alle abgeschlachtet. Nur Jig wurde am Leben gelassen und soll ihnen den Weg nach unten zum Drachenhort zeigen, wo das mystische Zepter der Schöpfung des Zauberers Ellnorein sein soll, welches die Macht hat einfach alles gar Gottgleich zu formen und umzuwandeln.

[z]

"Ellnorein hat also das Zepter hier versteckt, damit es in Sicherheit ist, ja?, fragte Jig.

"Jetzt hat du es kapiert", antwortete Darnak (Zwergenkleriker).

"Und Ellnorein war ein schlauer Mann?"

"Der weiseste Magier seiner Zeit", erklärte Barius (Menschenprinz). "Genau betrachtet vielleicht sogar der weiseste Mann in der gesmten Geschichte der Menschheit."

"Und ihr wollt trotzdem versuchend as Zepter zu nehmen, obwohl Ellnorein sich solche Mühe gegeben hat, euch daran zu hindern?"

"Äh..." Der Zwerg wandte den Blick ab.

"Genau das ist unsere Absicht", bekräftigte Barius. "Das Zepter zu retten ist meine Queste. Tradition und Ehre verlangen von mir, mich meinem Vater, dem König, zu beweisen, als wie auch seinen Untertanen. Meine sechs Brüder vor mir haben alle solche Queste unternommen, doch wenn ich das Zepter der Schöpfung wiederfinde, beweise ich mich damit als Mann von größerem Mut und größerer Stärke als die Besten von ihnen."

Jig versuchte, das zu verstehen. Weniger als die Hälfte aller Goblinkinder überlebten die Adoleszenz. Viele fielen beutesuchern zum Opfer, andere starben, wenn sie sich zum ersten Mal aus ihrem Territorium wagten. Der Initiationsritus ins Erwachsenenalter forderte ebenfalls viele Opfer, aber diese Tradition war überlebenswichtig für die Gemeinschaft. Der Goblin, der seinen Weg durch die Tunnel nicht finden konnte, stellte eine Gefahr für alle dar und würde früher oder später getötet werden. Dann doch besser früher, sodass er keinem mit sich in den Tod nahm. Doch die Tradition, von der Barius erzählte, war wie einem Kind das Schwimmen beizubringen, indem man es in einen See voller Echsenfische warf.

"Wie viele deiner Brüder haben diese Questen überlebt?", fragte er.

"Vier."

"Drei.", korrigierte Ryslind (dunkler Magier und Bruder von Barius) ihn.

"Stimmt nicht. Thar hat auch überlebt."

"Thar glaubte, der Gott des Meeres zu sein. Er kämpfte gegen einen Meistermagier aus dem Osten", klärte Ryslind Jig auf.

"Der Magier starb, doch nahm er Thars Verstand mit sich. So lebte unser Bruder weiter, aber er nahm die bedauerliche Gewohnheit an, nackt durch den Palast zu rennen und nach seinem Riesenseestern zu suchen. Sechs Monate später ertrank er im Burggraben. Anscheinend hatte unser Gott des Meeres nie schwimmen gelernt."[/z]

Sehr amüsant! :D

Periston d'Angilo 27.02.2015, 00:32

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Hab ich doch gesagt. :D

Solche D&D (oder was auch immer) Veralberungen sind meist recht lustig. Ich kann da "Order of the Stick" empfehlen. Hier mein Favorit: [url=http://www.giantitp.com/comics/oots0089.html]als Vorgeschichte[/url] und [url=http://www.giantitp.com/comics/oots0090.html]dieser[/url] dann. Jeder der schon mal würfeln musste weiss was ich meine ;)

Oh, OOTS habe ich eine Zeitlang geradezu fanatisch gelesen. =)

Sorry, aber die zwei müssen noch her: [url=http://www.giantitp.com/comics/oots0130.html]The bag of tricks[/url] und [url=http://www.giantitp.com/comics/oots0136.html]The polearm Emporium[/url].

Was auch einen gewissen Humor hat, wenn man auf Hardboiled-Urban-Fantasy-Krimis steht: "Dresden Files" von Jim Butcher.

25.03.2015, 09:30

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Aus dem Buch, das ich grade Lese:

Bast öffnete den Mund, aber Kote fuhr fort, ehe er etwas zu sagen vermochte. »Ja, ich habe mich vergewissert, dass die Grube tief genug war. Ja, ich habe mich vergewissert, dass auch Ebereschenholz mit verbrannt wurde. Ja, ich habe mich vergewissert, dass es lange und bei großer Hitze brannte, ehe sie es vergraben haben. Ja, ich habe mich vergewissert, dass sich niemand ein Stück davon als Andenken mit nach Hause genommen hat.« Er blickte ein wenig finster, zog die Augenbrauen zusammen. »Ich bin ja schließlich kein Schwachkopf.«

Bast lehnte sich sichtlich erleichtert auf seinem Sessel zurück. »Ich weiß, dass du kein Schwachkopf bist, Reshi. Aber der Hälfte dieser Leute traue ich nicht mal zu, dass sie ohne fremde Hilfe leewärts pinkeln können.«

Bast sah ihn entgeistert an. »Ich kann hier doch nicht weg, Reshi.« Er öffnete und schloss den Mund ein paar Mal, ihm fehlten die Worte. »Wer sollte mich denn dann unterrichten?«

Kote grinste, und einen Moment lang war seinem Gesicht anzusehen, wie jung er in Wirklichkeit war. Jenseits der müden Falten und der bedächtigen Gastwirtsmiene sah er kaum älter aus als sein dunkelhaariger Gefährte. »Tja, wer?« Er wies mit dem Löffel zur Tür. »Dann geh jetzt deine Lektüre nachholen, oder belästige irgendjemandes Tochter. Du hast doch sicherlich Besseres zu tun, als mir beim Essen zuzusehen.«

»Also, eigentlich …«

»Hebe dich hinweg, Dämon!«, sagte Kote und verfiel dann, den Mund halb voll Eintopf, ins Temische. »Tehus antausa eha!«

Bast lachte verblüfft auf und konterte mit einer obszönen Handbewegung.

Kote schluckte und wechselte die Sprache. »Aroi te denna-leyan!«

»Also bitte«, tadelte Bast, und sein Lächeln schwand. »Das ist eine Beleidigung.«

»Bei der Erde und dem Stein – ich beschwöre dich!« Kote tunkte seine Fingerspitzen in den Becher an seiner Seite und schnippte ein paar Tropfen in Basts Richtung. »Gebannt seist du!«

»Mit Apfelwein?« Bast gelang es, zugleich belustigt und verärgert auszusehen, und er wischte sich einen Tropfen von der Hemdbrust. »Wenn das mal keine Flecken gibt.«

Aus "Der Name Des Windes" von Patrick Rothfuss

04.04.2016, 07:55

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Das stammt auch aus "Der Name des Windes":

Er legte mir eine Hand auf die Schulter. "Mit Worten über Worte sprechen zu wollen, das ist, als würde man versuchen, mit einem Bleistift eben diesen Bleistift zu zeichnen, und zwar auf dem Bleistift selbst. Unmöglich. Verwirrend. Frustrierend.“

04.04.2016, 08:01

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Aus "Die Furcht des Weisen - Teil 1"

Kilvin zuckte die Achseln und legte die Armbrust an. Vor seiner breiten Schulter sah sie geradezu klein aus. Dann zielte er und ließ sich Zeit dabei. Ich war erstaunt zu sehen, dass er ganz ruhig halb einatmete, um dann beim langsamen Ausatmen abzudrücken.



Die Armbrust zuckte, die Sehne schnellte nach vorn, und der Bolzens schoss heraus.



Ein lautes, metallisches Scheppern folgte, und der Bolzen erstarrte im Flug, als wäre er an eine unsichtbare Wand geprallt. Er fiel auf den Steinboden, mitten im Raum, fünf Meter von der Vogelscheuche entfernt.

Da konnte ich nicht mehr an mich halten: Ich lachte und riss triumphierend die Hände hoch.



Kilvin hob beide Augenbrauen und sah mich an. Ich grinste wie manisch.



Der Meister hob den Bolzen vom Boden auf und betrachtete ihn erneut. Dann spannte er die Armbrust ein zweites Mal, zielte und drückte ab.



Scheppern. Der Bolzen fiel ein zweites Mal zu Boden und schlitterte ein wenig beiseite.



Diesmal entdeckte Kilvin, woher das Geräusch kam. In der von uns aus fernsten Ecke des Raums hing ein Metallgegenstand von der Decke herab. Er hatte die Ausmaße und die Form einer großen Laterne. Er bewegte sich sacht hin und her und drehte sich ein wenig, als hätte er gerade einen leichten Schlag von der Seite abbekommen.



Ich nahm den Gegenstand von seinem Haken und brachte ihn zu Meister Kilvin. »Was ist das, Re’lar Kvothe?«, fragte er neugierig.



Ich stellte das Ding auf der Werkbank ab. »Allgemein gesagt, Meister Kilvin, ist es ein automatisch reagierendes kinetisches Abwehrgerät.« Ich strahlte vor Stolz. »Genauer gesagt, es hält Pfeile ab.«



Kilvin beugte sich darüber, um es sich genauer anzuschauen, aber außer schlichten dunklen Eisenplatten gab es da nichts zu sehen. Meine Konstruktion sah tatsächlich ganz so aus wie eine große, achtseitige Laterne, die komplett aus Metall bestand.



»Und wie nennst du es?«



Das war der einzige Aspekt meiner Erfindung, für den ich bisher keine befriedigende Lösung gefunden hatte. Ich hatte mir hundert Namen dafür überlegt, aber keiner schien mir passend. »Pfeilfalle« war zu banal und unschön, »Freund des Reisenden« zu hochgestochen, »Banditen-Ruin« allzu melodramatisch. Ich hätte Kilvin nie wieder in die Augen sehen können, wenn ich versucht hätte, es so zu nennen.



»Der Name bereitet mir noch Probleme«, gestand ich. »Vorläufig nenne ich es ›Pfeilfänger‹.«



»Hmm«, machte Kilvin. »Aber es ist ja nicht so, dass es die Pfeile direkt fängt.«



»Ich weiß«, sagte ich. »Aber mir fiel nur das ein oder ›Schepper … Plumps …‹.«

Ich habe noch nie einen Antihelden so gemocht wie Kvothe. Er ist der absolute Hammer. Und ich fiebere dem dritten Teil der Serie so entgegen dass ich es mir auch auf englisch besorgen würde. Ich würde dort mit Ausnahme der Antagonisten jeden gerne persönlich kennenlernen. Die Figuren sind so toll.

04.04.2016, 08:05

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Und weil es so schön war aus dem gleichen Buch:

»Jetzt klingst du in etwa so.« Vashet stand auf, fuchtelte mit den Händen über ihrem Kopf herum und zeigte mit den Daumen auf sich. »Ich gut kämpfen.« Sie grinste dümmlich. »Mit Schwert!« Sie schlug sich mit den Fäusten an die Brust und hüpfte wie ein aufgeregtes Kind auf und ab.

»Ach komm«, protestierte ich verlegen. »So schlimm ist es nicht.«

»Aber fast«, entgegnete Vashet ernst und setzte sich wieder. »Wenn du mein Sohn wärst, würde ich dich nicht aus dem Haus lassen. Als mein Schüler ist deine einzige Entschuldigung, dass du ein Barbar bist. Es kommt mir vor, als hätte Tempi einen Hund mitgebracht, der pfeifen kann. Dass du auch noch falsch pfeifst, spielt dabei keine Rolle mehr.«