Die Religion der Elben und Albae Drachensteins begründet sich aus einem Schöpfungsmythos, der heute keinem der Völker mehr bekannt ist.

Er ist so alt wie die Völker selbst und über die Jahrhunderte hinweg entwickelte sich daraus sowohl die Naturreligion der Elben und Elfen, als auch der Blutkult der Albae.

Bis die runische Religion in der Köpfen Einzug hielt, waren die Druiden die höchsten religiösen Führer, doch selbst den ältesten und weisesten unter Ihnen ist die ursprüngliche Entstehungsgeschichte der Völker nicht mehr bekannt. Zu viele Jahrehunderte zogen ins Land und durch zu viel Münder floss die Geschichte. Dabei gerieten Teile der Geschichte in Vergessenheit, andere wurden hinzu gefügt.

Doch nun tauchte eine uralte Steintafel auf, in die der berühmte Druide Darisdor eine Version meißelte, die der ursprünglichen wohl sehr nahe kommt. Wahrscheinlich wirde sie noch vor drei bis vier Jahrtausenden, ebenso den jungen Adepten erzählt.

In einem Zeitalter, in dem unsere Welt noch jung war und die Götter noch frei unter den Sterblichen wandelten, begab sich folgendes.

Die mächtige Schöpferin und Allmutter Sonne stieg heimlich herab, um sich verborgen von den Augen ihres Partners dem Himmel mit ihrer Geliebten zu treffen. Sehnsüchtig fiel sie in der Arme der Schönen, die auf sie wartete - es war die Mutter alles Sterblichen - die Erde.

Natürlich blieb ihr Fehlen nicht lange unbemerkt und mit donnerndem Getöse riss der Himmel die Beiden auseinander und holte sein Weib wieder hinauf in ihre himmliche Heimat, wo er von nun an ein wachsames Auge auf sie hatte. Doch sollte sie Begegnung nicht ohne Folgen bleiben : kurze Zeit darauf schenkte die Sonne Zwillingen das Leben.

Die zwei Mädchen waren die Augensterne ihrer Mutter und doch... um den Frieden im göttlichen Gefüge zu wahren, musste sie sie schweren Herzens in die Welt der Sterblichen entlassen.

Dort gediehen die Beiden, unter den wachsamen Blicken von Sonne und Erde, schnell zu wunderschönen jungen Frauen. Ihren ebenmäßigen Gesichtzügen ließen jeden Künstler jubilieren, ihre makellosen Kurven jeden Mann träumen und ihre eleganten und grazilen Bewegungen jede Tänzerin erblassen. So sehr sie sich jedoch in ihrem perfekten Äußeren glichen, so unterschiedlich waren sie im Geiste.

Die eine wahr sich ihrer Wirkung auf ihr Umfeld sehr wohl bewusst, zudem war sie selbstbewusst und mindestens ebenso selbstsicher im Umgang mit Anderen. Dies trug ihr sehr viel Bewunderung von allen Seiten ein und besonders die Männerwelt lag der Göttinnentochter reigenweise zu Füßen, was diese sehr gut für sich zu nuten wusste.

Die andere Tochter war eher verschlossen und ruhig - ja fast schon als schüchtern konnte man sie beschreiben. Sie war oft still und zog sich in die Abgeschiedenheit der Natur zurück, wo sie den Gesängen der Feen und Dryaden lauschte. Diese Schwester konnte das Verhalten der anderen, die in ihren Augen nur Spaß und Männer im Kopf hatte, nicht verstehen. Für sie war von Anfang an klar, dass sie ihr Herz nur einem Mann öffnen würde - ihrer großen Liebe. Und so wurde sie auch nicht müde dies ihrer Schwester vorzuhalten und sie für ihr Verhalten nur zu schelten. Allerdings hatte diese für sie nie mehr als ein verständnisvolles Lächeln als Antwort.

Schließlich kam jedoch jener schicksalhafte Tag, der das Leben der zwei Schwestern auf immer verändern sollte. Als Azshara, die schüchterne der beiden Schwestern wieder einmal auf einer Lichtung im Wald saß und sich ganz dem Gefühl der unglaublichen Ruhe in ihr hingab, betrat plötzlich ein junger Jäger eben jenen Flecken Erde. Erschrocken zuckte die junge Frau zusammen, doch als sie ihren Blick auf jenen Mann mit Namen Tharovar richtete, war alle Angst verflogen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie wusste, nur er konnte derjenige sein auf den sie die ganze Zeit gewartet hatte.

Übervoll von Gefühlen und wie auf Wolken schwebend kehrte Azshara an diesem Tag zurück zu ihrer Schwester. Doch das Schicksal hatte einen anderen, perfiden Plan...

Natürlich war Tharovar sofort fasziniert gewesen von der Schönheit der Sonnentochter, doch sobald er ihre Schwester erblickte, konnte er sich deren Anziehung, wie so viele andere nicht entziehen. Fast augenblicklich war Azshara vergessen, die ihrer Schwester zwar rein äußerlich in nichts nachstand, in ihrem scheuen Wesen doch aber gleichsam so viel weniger faszinierend war. Und so buhlte auch Tharovar um die Gunst ihrer Schwester wie so viele andere zuvor.

Etwas in Azshara zerbrach bei diesem Anblick und eine bisher unbekannte Macht erhob sich tief in ihr. Vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben spürte sie Wut - Wut gegenüber ihrer Schwester, die ihr ihre Liebe nahm. Dabei war sie blind dafür, dass diese gar kein Interesse für den jungen Jäger hegte. In ihrem Zorn strömte die Magie ihrer göttlichen Herkunft pulsierend wie ihr Blut durch ihre Adern. Der Himmel schien sich zu verdunkeln, als sie ihrer Schwester in dem unbändigen Verlangen nach Sühne einen schrecklichen FLuch entgegen schleuderte.

Nie wieder sollte sie ohne Qualen mit erhobenen Haupt unter das Anlitz ihrer Mutter treten können.

Augenblicklich erfüllte ein fürchterlicher Schrei die Luft. Ihre Schwester krümmte sich vor Schmerzen, während ihre Haut langsam begann kleine Bläschen zu werfen, dort wo die Strahlen der Sonne sie berührten. Wie ein gehetztes Tier verschwand sie in den schützenden Schatten und Azashara sollte sie nie wieder sehen...

Gequält von unsäglichen Schmerzen fand die Sonnentochter in einer kleinen Höhle zunächst Zuflucht. In der Nacht verließ sie diese schließlich wieder, um an einer nahe gelegenen Quelle etwas zu trinken. Was sie jedoch erblickte, als sie in den klaren Spiegel des Wassers blickte, ließ sie zurück schrecken. Ihre so makelos blasse Haut hatte sich gerötet wie das Fell eines Fuches und überall hatten sich kleine Bläschen gebildet, ganz so als hätte sie ins offene Feuer gegriffen. Heiße Tränen rannen über ihr Gesicht, denn ihr war klar was dies für sie bedeutete - der Fluch ihrer Schwester in blinder Wut und Eifersucht ausgesprochen, verdammte sie zu einem Leben in Dunkelheit.

Ihre Tränen fielen zu Boden und dort wo sie die Erde berührten, tat sich ein flacher Gang ins Innere eben jener auf. Die Schöpferin alles Sterblichen hatte Mitleid mit ihrer Tochter, die einer ihrer Mütter nun schon beraubt wurde und so bot sie ihr einen Ausweg. Sie würde die Oberwelt verlassen und in ihren Innerem aufgenommen werden, vor immer geschützt vor den Strahlen des oberirdischen Lichtes.

Kurz zögerte sie, als sie mit Wehmut an das Leben, welches sie bisher geführt hatte dachte. Doch die Sonnentochter wusste, dass sie auf der Oberfläche nie wieder wirklich frei sein könnte und dieser Gedanke ließ ihre Trauer schließlich zu etwas viel gefährlicherem heran wachsen. Mit grausamer Entschlossenheit in den Augen, machte sie sich auf in die Welt unter der Oberfläche...

Ihre Seele war zerissen worden, zerissen von dem Verrat ihrer Schwester, zerissen von Trauer und zerfressen von Hass, der als kleiner Funke begann und sich in ihr ausbreitete wie ein schwarzes Loch. Nie wieder würde sie jemandem von oberhalb vertrauen - die Dunkelheit und ihre Bewohner wurden ihre einzigen Begleiter. Von ihnen lernte sie Verschlagenheit, Gier und das es nur zwei Arten von Wesen gab : die Jäger und die Opfer. Sie wurde eine perfekte Jägerin - lautlos und voller tödlicher Präzision stand sie bald an der Spitze der Welt, die sie nun ihre Heimat nannte.

Wie als Spiegel der Veränderungen in ihrem Inneren, veränderte sich auch ihr Äußeres - die Augen verloren ihr strahlendes grün, stattdessen leuchteten sie bald blutrot. Ihre Haut verlor ihre elegante Blässe, ja sie schien geradezu die Dunkelheit der Umgebung aufzusaugen und wurde immer dunkler, bis sie irgendwann nachtschwarz erstrahlte. Ihr Haar dagegen verlor jede Farbe und schimmerte nunmehr in fahlem Silberschein. Als einzige Vertraute erlaubte sie die Spinnen in ihrer Nähe, die in ihren Augen ihrem Wesen so viel mehr glichen, als es ihre Schwester je gtan hatte. Eben jene Spinnen waren es dann auch, die ihr die Nachricht von Azsharas baldiger Hochzeit mit Tharovar berichteten.

Oh ja nachdem sie von der Oberfläche verbannt worden war, hatte alle Welt die Augen auf ihre Schwester gerichtet. Doch nicht in anklagender Härte - nein viel mehr in Bewunderung ihrer Kraft, Macht und nun einzigartiger Schönheit. Auch der junge Jäger war zurück gekrochen gekommen und das törichte Herz Azsharas hatte ihn nur allzu gern wieder willkommen geheißen.

Dies ließ ihr Herz nun endgültig brechen - verzehrt von Hass gegen ihre Schwester auf der Oberwelt und gegen die Männer, denen sie die Schuld an ihrem Zerwürfnis gab, zog sie sich nur noch tiefer in die Unterwelt zurück. Getrieben von dem Wunsch nach Rache erschuf sie sich, Kraft ihrer göttlichen Herkunft ein Volk nach eigenem Vorbild - die Albae. Allesamt beseelt von ihrem Hass und ihrem Wunsch nach Rache, doch ebenso ausgestattet mit ihrem wachen Geist, ihrer tödlichen Präzision, ihrer unerschütterlichen Selbstsicherheit und ihrer immernoch unglaublichen Schönheit. Sie selbst stieg auf zur obersten Göttin dieses Volkes und noch heute ehren sie ihren Namen : Lloth.

Währenddessen führte Azshara ein unbeschwertes und glückliches Leben auf der Oberfläche. Mehr denn je fühlte sie sich ihrer Mutter der Sonne verbunden. Ihre Tage waren erfüllt von der Liebe zu ihrem Mann und schon bald waren beide mit einer reichlichen Schar an Kindern gesegnet. Allesamt lehrte die Mutter Respekt vor der Natur und das Leben im Einklang mit ihr, zudem unterrichtete sie der Vater in der Kunst der Jagd und dem Überleben in tiefsten Wäldern. Schon bald mischten sich weitere Sterbliche in die Blutlinie der Sonnentochter und so begründeten ihre Kinder ein weiteres Volk, gesegnet mit ihren Talenten und ihrer Schönheit. Die Schwester war bald schon nur mehr ein dunkler Schatten in der Vergangenheit, der so weit entfernt schien, dass man sich nach Äonen nicht einmal mehr sicher war, ob es sie überhaupt gegeben hatte. Der Verrat wurde ebenso aus dem Gedächtnis der Oberflächenbewohner gelöscht, wie die Tatsache, dass die Sonne damals Zwillinge gebar und nicht Azshara allein.

Die Sonne erhob Azshara und ihren Mann nach deren Tod in den himmlischen Olymp - konnte sie so doch wenigstens einer Tochter nahe sein... So kommt es, dass die Namen der Azshara und Tharovar noch heute die Tempel der Rasse schmücken, die schließlich profan als Elben bezeichnet werden sollten.