Die Priester waren vergangenen Abend angekommen und hatten sich in einem der vielen Wirtshäuser in Estemer untergemietet. Heute erschienen sie schon ziemlich früh, neugierig beäugt, auf dem Marktplatz. Einer von ihnen besetzte einen guten Platz in der Mitte, nahe am Brunnen. Er fing an, von Göttern zu erzählen, die älter seien als die Götter der Hrok. Der Hrok-Glauben sei nicht falsch, aber er sei auch nicht wahr, und um diesen unbefriedigenden Zustand zu verlassen, gäbe es nur eine Lösung: Der Runismus. Lange erzählte der Priester vom Runismus, von seinen Bräuchen und seinen Grundgedanken, und einige der Zuhörenden stimmten zu oder waren gar begeistert, während andere das Ganze für Scharlatanerei und Glaubensverrat ansahen. Diese Vorwürfe ließen sie jedoch fallen, als sie hörten, dass der Runismus die vorherrschende Religion in Drachenstein sei und sowohl ihr Kaiser als auch ihr König Runer seien. Am Abend hatte man viele neue Anhänger gefunden, die den Tag über getauft worden waren, und so weihte man ein Feld, das man sich außerhalb der Stadttore gekauft hatte, und schuf einen provisorischen Altar aus einem mannshohen Felsblock, der auf dem Feld lag. Noch in der Dämmerung konnten die Priester dort einen Weihegottesdienst mit allen Frischgetauften halten, und einer der Priester wollte in Estemer bleiben, um dort den Glauben zu festigen, neue Anhänger zu finden und die Gemeinde zu betreuen, bis sich Ersatz gefunden hatte. Die anderen zogen schon am nächsten Morgen weiter nach Inare.