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Ich lasse also Damen verschwinden, nachdem ich mich mit ihnen vergnügt habe?
Silas lächelt und zuckt nicht einmal mit der Wimper, obwohl er sich doch fragt, ob Lucrezia von Claire oder von Tami spricht.. oder vielleicht von beiden.
Das tue ich wohl, ehe ich ihre Seelen fresse oder ihr Blut aussauge, wie die Städter sich so schön erzählen.
Mab prustet neben ihm los und verschluckt sich jämmerlich.
Lucrezia, du solltest nicht so viel auf das Gerede da draussen geben.
Glaubst du tatsächlich, dass ich das tue?
fragt Lucrezia und legt ihren Kopf leicht schräg, als sie Silas mustert. Dabei umspielen ihre weißen Haare ihre feinen Gesichtszüge und lassen ihre Schönheit den Funken Schalk in ihren Augen überdecken.
Vielleicht bin ich ja einfach nur neidisch auf diese Frauen, da ich dich so lange nicht gesehen habe.
Sie lächelt erneut, doch allen Anwesenden, außer vielleicht Shae, ist klar, dass dies nur einer weiteren Täuschung gleich kommt.
Das wäre fast zu viel der Ehre, Dona Thénardier..
Silas hält Lucrezias Blick stand und schmunzelt.
Aber du darfst dich gerne selbst davon überzeugen, dass ich keine Damen verschwinden lasse.
Und wie das?
fragt Lucrezia mit einer Hauch Provokation, wobei sie alle anderen Anwesenden ausschließt, obwohl sie sie ja niemals vorhatte, einzubeziehen.
Himmel, was redet ihr denn da..
krächzt Mab kichernd mit rotem Kopf und wischt sich die Tränen aus den Augen. Als sie an Silas vorbei geht, rempelt sie ihn von der Seite so an, dass er endlich aufhört, Lucrezia anzustarren. Sie hat noch nie verstanden, was er an Thénardier findet. Sie ist mächtig, gewiss. Und auf ihrem Gebiet mit Abstand die Erfahrenste. Aber als Person war sie Mab schon immer suspekt.
Silas wirft Mab einen irritierten Blick zu und räuspert sich dann.
Lass uns dieses Thema auf unser Treffen unter vier Augen verschieben, meine Teure.
Er verneigt sich leicht und schenkt Lucrezia diesmal sein umwerfendstes Vampirlächeln.
Gewiss doch...
Lucrezia lächelt ebenfalls, neigt jedoch nur erneut kurz den Kopf, bevor sie die Anwesenden noch einmal mustert und sich dann erneut abwendet.
Ich schätze, wir sehen uns dann morgen. Feiert Silas' neuen Zögling noch fein.
Damit geht sie ab, um sich in ihr Gastgemach zurückzuziehen.
Wir geben uns die grösste Mühe.
antwortet Lorenzo schnell und verneigt sich ebenfalls, als Lucrezia Anstalten macht, den Raum zu verlassen.
Es war mir eine Ehre, Dona Thénardier.
Als sie schliesslich aus der Tür verschwunden ist, lächelt der Alte über beide Wangen und streicht seinen Bart glatt.
Man sieht sie wahrlich selten hier.. wirklich selten.
Auch Biff entgeht nicht, dass die Geheimniswahrerin die Gewächshäuser bereits wieder verlässt. Er schleicht ums Gebäude herum und hält sich so gut als möglich in der Dunkelheit verborgen, um sie zu beobachten.
Sie wirkt nicht gerade gesellig.
stellt Shae ebenfalls fest, fixiert mit ihrem Blick aber noch immer Silas fragend.
"Und jetzt bespannt Ihr also auch noch Frauen? So nennt man das bei Euch doch, oder? Bespannen?"
Erneut bleibt von Kathryn nicht mehr als ein paar Worte in der Nacht zurück.
Nein, das ist sie auch nicht. Umso überraschender und schöner, dass sie die Reise heute auf sich genommen hat.
Silas sieht in die Runde und sein Blick in Mabs und Lorenzos Richtung bringt die beiden Tratschtanten endgültig zum Schweigen.
Lasst uns auf Shae trinken! Möge dieser neue Zögling uns allen viel Inspiration bringen!
Lorenzo hebt sein Glas und sofort tut es Mab ihm gleich. Und auch die restlichen Alchemisten schliessen sich mit einem "Auf Shae" an.
Benedek vergisst seine Deckung und zuckt zusammen. Verwirrt sieht er sich um und weicht ein paar Schritte zurück. Spielt sein Verstand ihm schon Streiche? Stimmen zu hören ist niemals gut, selbst als Alchemist nicht...
Wer bist du?! Was willst du von mir?!
faucht er in eine undefinierbare Richtung, während er sich weiter zurück zieht.
Shae kichert und vergisst beinahe komplett das ungute Gefühl, dass sie eben noch in Lucrezias Nähe hatte. Stattdessen stößt sie nun mit den umstehenden Alchemisten an und fühlt sich willkommen wie noch niemals zuvor in ihrem Leben.
Benedek da Pifa, richtig?
fragt plötzlich eine omnipräsentere Stimme hinter Biff, deren Gestalt nicht sogleich wieder verschwindet, sondern Biff nun zum ersten Mal an diesem Abend eingehend mustert.
Biff erstarrt in seiner Bewegung. Sein Herz klopft ihm bis zum Hals, als er sich langsam zur Geheimniswahrerin umdreht. Er wusste bereits bei ihrem ersten Wort, dass sie es ist und nicht wieder jene körperlose Stimme, die ihm heute Abend bereits zum zweiten mal aus der Fassung gebracht hat.
Richtig.
bestätigt er und wagt nur kurz zu Dona Thénardier aufzublicken. Seine ganze Haltung wirkt wie die eines geschlagenen Hundes und die fahle Haut leuchtet im Mondlicht noch blasser als sie es ohnehin schon tut.
Mir gefällt Euer Haar.
bemerkt Lucrezia mit ungerührter Miene und ignoriert den Moment, indem der Bursche vor ihr anscheinend mit dem Nichts gesprochen hat, gekonnt.
Es ist.. farblos. Wie alles an mir.
gibt Benedek leise aber mit fester Stimme zurück und ist sich gerade nicht sicher, ob er nicht besser einfach weglaufen sollte.
Die Feier war wohl nicht nach Eurem Geschmack.
Nach Eurem anscheinend ebenso wenig.
erwidert Lucrezia und mustert den Burschen. Nicht mehr als zwanzig Winter alt. Und ja, gewiss farblos, doch deshalb nicht uninteressant.
Sagt, was hat Euch von dieser Feier verschlagen?