Kaiserreich Drachenstein

Viserya streicht liebevoll mit den Händen über Rhaegars Körper, der unter der Last seiner düsteren Erinnerungen schwach zittert. Sie muss nicht sehen, was ihn in seinen Träumen verfolgt hat. Und sie muss ihn auch nicht danach fragen. Sie weiss es, denn der Anblick jenes Momentes hat sich auch in ihren Geist gebrannt.

Als er sich langsam aber sicher beruhigt, haucht sie ihm einen Kuss auf die Wange und lässt ihn sein Gesicht Schutz suchend in ihrer Halsbeuge verbergen. In wenigen Stunden wird es zu dämmern beginnen. Spätestens dann werden sie aufbrechen müssen. Aber zunächst sollte Rhaegar noch etwas schlafen. Der kommende Tag wird anstrengend genug.

Rhaegar versucht es wirklich sehr, wieder in den Schlaf zu finden. Viseryas Nähe und Geborgenheit helfen ihm ungemein, dennoch schafft er es nicht, sich wieder ganz fallen zu lassen. Zu groß ist die Angst, Aerys' Schmerz erneut ertragen zu müssen.

Selbst wenn Rhaegar nicht schläft, Viserya zwingt ihn, ihn ihren Armen liegen zu bleiben und zumindest zu ruhen, bis der Tag anbricht. Erst dann küsst sie ihn erneut und lächelt liebevoll. 

Rhaegar nickt, streckt und reibt sich die Augen, als hätte er nicht die letzten Stunden Zeit gehabt, um aufzuwachen. Er weiß, dass er ihr ebenso wenig etwas vorspielen kann, wie sich selbst.

Er richtet sich auf und geht zu Arrax hinüber, sattelt ihn wieder und macht sich ohne auch nur an Essen zu denken, für den Flug bereit.

Während Rhaegar seinen Drachen für den Flug vorbereitet, sucht Viserya etwas Proviant zusammen. Viel ist nicht mehr übrig, allerdings ist es noch mehr als ursprünglich geplant. Immerhin hat der Krieg nur ein Bruchteil der erwarteten Zeit gedauert.. sofern man das Geschehene überhaupt als Krieg bezeichnen kann.

Sie lässt etwas Brot auf der Decke liegen, geht hinüber zu ihrem Mann und löst mit einem schnellen Handgriff den fast leeren Trinkbeutel von seinem Gurt, um ihn zusammen mit dem ihren am Bach zu füllen, welcher - dem Geräusch nach zu urteilen - irgendwo in der Nähe sein muss.

Die ganze Zeit über denkt sie dabei lächelnd an ihre Kinder.. und wie wundervoll es ist, sie endlich wieder in die Arme schliessen zu können.

Rhaegar lehnt seinen Kopf gegen die Schuppen seines Drachens, sobald Viserya nicht mehr in Sichtweite ist. Diese Nacht hat ihm mehr zu schaffen gemacht, als der gesamte vorherige Flug. Arrax stöhnt leise, da er Rhaegars Erschöpfung als seine eigene verspürt. Doch er ist nicht wirklich körperlich ausgelaugt, das kann selbst eine schlaflose Nacht nicht verursachen, vielmehr ist seine Seele mit all diesen scheußlichen Bildern gequält wurden.

Tatsächlich stösst Viserya nach wenigen Metern auf einen kleinen Bachlauf. Sie kniet sich auf einen grossen, flachen Stein und schöpft sich erst etwas Wasser ins Gesicht, ehe sie die beiden Trinkbeutel füllt und sicher verschliesst.

Als sie zurückkehrt, ist auch ihr Drache bereits gesattelt und abflugbereit. Rhaegar bemüht sich sogar um ein dankbares Lächeln, als er ihr den Trinkbeutel wieder abnimmt.

Viserya reicht Rhaegar seinen Beutel und sieht hinüber zur Decke, auf welcher noch immer das Brot liegt. Rhaegar hat es nicht angerührt. Natürlich. Sie räumt beides zusammen, befestigt die Decke an der Satteltasche und schwingt sich dann auf den Rücken ihres Tieres.

Sie spürt, wie Rhaegar sie aus seinen Gedanken ausschliesst. Wie er sie schützen will und versucht zu verbergen, wie es ihm geht. Und sie lässt ihn gewähren. Wenn er nicht reden will, dann braucht man eben etwas Geduld. Früher oder später wird er die Fassade nicht mehr aufrecht erhalten können. Dafür kennt sie ihn gut genug. Sie erwidert sein bemühtes Lächeln und wartet, bis auch er aufgestiegen ist.

Der Rest des Fluges ist eine reine Qual, auch wenn er Rhaegar wie immer einen gewissen Kick gibt, fühlt er sich so erschöpft, wie schon lange nicht mehr. Das ist also Versagen, denkt er bei sich und fährt sich durch die vom Wind zerstrubbelten Haare. Er kann es kaum erwarten, nach Hause zu kommen, seine Kinder zu umarmen und sich schließlich zu baden. Die letzten Tage kleben wie Blut an seinem Körper.

Viserya drosselt das Tempo schon ein gutes Stück vor dem Anwesen und setzt auf einer Wiese jenseits der Stallungen zum Sinkflug an. Man wird ihre Ankunft bemerken. Doch bis ihre Familie hier ist, wird es ein paar Minuten dauern. 

Ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit steigt beim Anblick ihres Anwesens in Rhaegar auf, kann die Schuld, die auf ihm lastet, jedoch nicht vollkommen verdrängen. Er sattelt Arrax ab, sobald sie gelandet sind und holt Fleisch aus dem Aufbewahrungsraum, um ihn zu versorgen.

Während Rhaegar Arrax' Sattel bereits rüber zum Stall bringt, rutscht Viserya aus dem Sattel und beginnt erst damit, die Gurte zu lösen. Ein seltsames Gefühl bemächtigt sich ihrer und noch kann sie nicht sagen, ob es tatsächlich Freude darüber ist, wieder hier zu sein.

Rhaegars Schweigen macht ihr mehr aus, als sie zugeben will und so schenkt sie ihm lediglich ein schwaches Lächeln, als ihre Wege sich kreuzen - sie mit dem Sattel in der Hand, er mit dem Fleisch für die Drachen.

Rhaegar seufzt leise und weiß, dass dein Verhalten ihr gegenüber nicht fair ist. Er bringt den Drachen jeweils etwas Fleisch, dann wischt er seine Hände ab und geht Viserya nach.

Er schließt von hinten die Arme um sie und küsst sie versöhnlich und entschuldigend in den Nacken.

Viserya zuckt überrascht zusammen und lächelt dann, während sie die Augen schliesst und sich einen Augenblick in Rhaegars Arme sinken lässt. Nur kurz. Aber genug lange, um sich etwas zu beruhigen.  Na los, geh schon. Ich weiss, du kannst es kaum erwarten, sie zu sehen.. In der Ferne kann man bereits aufgeregte, freudige Rufe hören.

Rhaegar reibt seine Nase einen Moment sanft an ihrer Seite, nimmt den Geruch ihres Haares mit geschlossenen Augen in sich auf.

Er greift ihre Hand und führt sie wieder nach draußen, wo er sie jedoch fast sofort wieder los lässt, als er seine Kinder auf sie zu eilen sieht. Daeny, die ältere der beiden, ist Viserya wie aus dem Gesicht geschnitten. Wunderschön und für ihr Alter bereits unfassbar reif. Joen ist drei Jahre jünger, kann jedoch bereits mit dem Bogen umgehen, wie kein Zweiter. Auch wenn es keine typische Waffe für einen Drachenreiter ist. Rhaegar läuft auf seine Kinder zu, schließt erst seine Tochter, dann seinen Sohn in die Arme, drückt ihnen beiden einen Kuss auf die Stirn und kann nicht verhindern, dass eine Freudenträne seine Augen verlässt.

Viserya folgt ihrem Mann mit etwas Abstand und wartet, bis die Kinder ihn begrüsst haben. Wenn sie ihn so sieht.. liebevoll mit seinen Kindern, wiegt das vergangene Grauen der letzten Tage noch viel schwerer. Daeny ist alt genug, dass sie nach der Wahrheit fragen wird. Und auch Joen etwas vor zu machen ist mittlerweile beinahe unmöglich. 

sagt Rhaegar und lächelt Joen an, während er ihm durch die Haare wuschelt.

Er lacht und Joen blickt trotzig zu ihm auf, doch Daeny nickt nur beharrlich.

Beim Gedanken an die Haushälterin lacht Rhaegar erneut auf.

Viserya schliesst lächelnd zu ihrer Familie auf und legt ihre Arme erst liebevoll um den zarten Körper ihrer Tochter. Sie schliesst die Augen und atmet den Duft ihres Zuhauses ein, unfassbar glücklich wieder hier zu sein. 

fragt sie dann, während sie sich wieder von ihr löst und ihr mit der Hand lächelnd über die Wange fährt und schliesslich über die Konversation neben ihnen lacht.