7.977 Aufrufe, 280 Beiträge.
Solltet Ihr etwas zu sagen haben...
Avinashs Stimme grollt über den Tisch hinweg und funkelt den Herzog dunkel an.
...dann sagt es gleich. Ansonsten ist in meinem Hause ein gehöriges Maß an Respekt gefragt.
Geradezu gelassen begegnet Alberrac de Prahova dem Blick des Königs bevor er mit den Schultern zuckt.
"Nur Neugierde, Eure Majestät. Nichts weiter.
Ich entschuldige mich, falls ich beim Fräulein unbehagen ausgelößt haben sollte."
Dieser Herzog Prahova ist Gwen mehr als unsympathisch und sie würde ihm gerne an den Kopf werfen, dass er viel zu alt für sie ist. Das würde ihn hoffentlich vor den Kopf stoßen. Aber gerade deswegen kann sie es nicht sagen und tut es auch nicht.
Keineswegs.
erwidert Gwen knapp und vergisst dabei die Anrede, was ihr im Nachhinein jedoch als kleiner Trotz gar nicht Mal so schlecht gefällt. Dankbar lächelt sie noch einmal den Herzog Der Lacombe und auch ihren Onkel an, dann geht sie langsam und erhobenen Hauptes davon. Darcy und den unsympathisch Herzog ignoriert sie gekonnt, auch wenn sie nicht vermeiden kann, sich zu fragen, was Ersterer wohl von dieser Vorstellung hielt.
Gwen hat den Raum gerde erst verlassen, als Avinash sich wieder an seine Gäste wendet.
Ihr könnt Euch Eure Anspielungen sparen, Alberrac.
"Eure Majestät,.. "
Mit lang gezogener Stimme und einem süffisanten Gesichtsausdruck beginnt der Herzog zu antworten.
"ich weiß wirklich nicht..."
Er wird jäh unterbrochen als Avinash mit Wucht auf den Tisch schlägt.
Ich werde dieses Vorgehen nicht weiter dulden. Bei der Ratssitzung werden sich Dinge ändern um die Konflikte die bestehen zu lösen. Sollte es dennoch zu weiteren Anfeindungen in der selben Art und Weise kommen...
Avinash belässt es bei einer Pause und einer nicht-angesprochenen Drohung.
Sobald klar ist, dass der König nicht weiter spricht, erhebt sich Darcy vernehmlich.
Bei Gesprächen über Staatsinteressen möchte ich mich gerne als Unbeteiligter zurückziehen, wenn Ihr gestattet Eure Majestät.
Avinash mustert den jungen Mann kurz und entscheidet sich, dass es wirklich keine unbeteiligten Ohren benötigt. Das Zurechtweisen wird ihm leichter fallen ohne den Knaben. Mit einer Handbewegung entlässt er ihn und dieser wendet sich nach einer angedeuteten Verbeugung dem Ausgang.
Gwen macht sich schnell wieder auf den Weg zu ihrem Zimmer. Sie hat noch etwas vor heute Abend und jetzt, wo sie das Abendessen hinter sich gebracht hat, wird sie es so schnell wie möglich versuchen.
Gwen biegt gerade um die Ecke um zum Gang mit ihrem Zimmer zu kommen, als Darcy lässig und unberührt an der Wand lehnt, die Arme vorne verschränkt. Sie kann ja nicht wissen, dass er sich extra beeilt hat sie über einen anderen Weg zu überholen und sich sehr zusammenreißen muss, nicht nach Luft zu schnappen. Er will auch etwas sagen, doch sein Herz und seine Lunge arbeiten noch mit solch erhöhter Leistung, dass es ihn beim geringsten Wort wohl verraten würde. Also schaut er nur gelangweilt zu ihr hinüber und versucht sich zu beruhigen.
Gwens Herz setzt einen Moment tatsächlich aus, als sie um die Ecke biegt und Darcy dort an der Wand lehnen sieht. Als sie ging, hatte er den Raum noch nicht verlassen. Wie war er so schnell hier her gekommen? Und vor allem, warum?
Ihr seid also Vampir?
fragt sie instinktiv, ohne weiter darüber nachzudenken. Und statt ihn anzugehen, wie sie es gerade für gar nicht so unpassend findet. Verdammt, verfolgt dieser Typ sie etwa?
Da ist Euch aber der Charme, mit dem eure Rasse angeblich gesegnet ist, abhanden gekommen.
Darcy zieht seufzend die Luft ein, hauptsächlich um genug Luft zu bekommen.
Und du bist also Frau.
Was hat mich verraten? Achja, mein Vater.
Darcy lächelt übertrieben und zeigt seine Zähne. Die Eckzähne sind in der Tat spitz, allerdings bei weitem nicht so beeindruckend wie beim Herzog de Lacombe.
Im Gegensatz zu meinem Vater, wie? Oder de Prahova? Sagt mir nicht Ihr seid seinem Charme erlegen. Oh bitte, dann müsstet Ihr alle Vernunft verloren haben die ich Euch unterstellt habe.
Gwen rafft aufgebracht ihren Rock und geht an Darcy vorbei. Als könnte sie irgendjemanden in diesem Raum, außerdem ihren Onkel, leiden. Sie waren ihr alle mehr als unsympathisch und sie ist froh, sie nun fast alle hinter sich gelassen zu haben. Doch das würde sie Darcy sicher nicht auf die Nase binden, immerhin könnte er es gegen sie verwenden.
Entschuldigt mich. Ich habe wie immer Besseres zu tun, als mit Euch Gehässigkeiten auszutauschen.
Den Eindruck hatte ich im Saal nicht.
Darcy schüttelt den Kopf, mehr amüsiert als verärgert.
Kitzelst meinem Vater eine Entschuldigung raus.
Es war nicht an ihm, sich zu entschuldigen.
erwidert sie nur und blickt kurz zu ihm zurück, ohne jedoch stehen zu bleiben. Sie weiß, dass das gegen jede Etikette verstößt, doch ihm scheinen sie ja auch nicht so wichtig zu sein.
Und für Euch noch immer MyLady oder Fräulein.
Ich hatte auch keinen Grund mich zu entschuldigen, 'Fräulein Volmar'.
Gibt Darcy an Gwen zurück.
Eines verstehe ich aber nicht.
Mir ist schon klar, dass der Krauskopf sich beschwert hat, aber wegen unserem kleinen Reitausflug hat niemand geplaudert.
Kann es sein, dass Ihr nichts davon erzählt habt?
Wenn Ihr meint...
Nun bleibt Gwen doch noch einmal stehen und blickt wütend zu ihm hin.
Ihr solltet mir lieber dankbar sein, dass ich diese Geschichte für mich behalten habe. Ich kann immer noch jederzeit zu meinem Onkel gehen und ihm davon berichten, wie Ihr mich... Was auch immer mit mir tun wolltet.
Aber das tut Ihr nicht.
Jetzt erst löst er sich von der Wand und geht auf Gwen zu um sie zu umrunden.
Entweder erzählen die Leute diese Geschichten gleich oder gar nicht. Warum also nicht? Um mich zu erpressen? Wohl kaum. Wäre nichts womit Ihr mir wirklich Probleme bereiten könntet, Fräulein Volmar.
Dann bleibt nur noch, dass es Euch doch gefallen hat.
Dabei lächelt er breit.
Gwen lacht empört auf.
Ihr glaubt doch tatsächlich, dass ich es Euretwegen verschwiegen habe?
Sichtlich amüsiert schüttelt sie den Kopf. Nein, es hat ihr ganz gewiss nicht gefallen, von ihm auf ein Pferd gezogen und mitgeschleppt wurden zu sein, ohne dass er sie auch nur gefragt hat. Sie braucht diesen Nervenkitzel im Gegensatz zu ihm nicht.
Aber ja doch.
Darcy geht gerade vor ihr, zur ihr das Gesicht zugewand, also rückwärts den Gang entlang und breitet die Arme in selbstgefälliger Weise aus.
Gebt es doch zu. Dieses 'Dinner' war das langweiligste Essen eures Lebens. Da war ein bischen Nervenkitzel eine angenehme Abwechslung.
Ich gebe nichts zu, dass dieses Abendessen nicht gerade unterhaltsam war. Aber ich würde lügen, würde ich sagen, dass ich die Zeit mit Euch heute Mittag sonderlich genossen hätte.
Sie geht weiter in Richtung ihres Zimmers und dabei gezwungenermaßen auf Darcy zu, den sie zwar anblickt, jedoch nicht wirklich mehr wahrzunehmen scheint. Sie hat wirklich genug von seinem selbstgefälligen Getue. Obwohl es bei ihm wohl schlussendlich nicht einmal Getue ist.
Ich wette...
Darcy geht weiterhin rückwärts, so dass sie weiterhin vor ihm bleibt.
...ihr habt genau von so etwas geträumt. Von einem Prinzen welcher Euch auf sein Pferd mitnimmt und wohin entführt.
Weil das genau solche Geschichten sind, die Ihr in Euren Büchern gelesen habt, nicht wahr?
Nur, dass dieser Prinz ich war. Und nicht gerade Euren Erwartungen entspreche. Tja, das höre ich öfters.
Dabei zuckt er mit den Schultern.
Hättet Ihr es nicht bereits so deutlich erläutert, hätte ich es wohl erwähnt.
erwidert Gwen kalt und zugegebenermaßen genervt, während sie weiter geht und hofft, ihn bald hinter sich zu lassen.
Was wollt Ihr, Darcy? Mitleid? Soll ich Euer Ego stärken? Oder Euch Ablenkung bieten? Von weg hört Ihr denn solche Worte oft? Eurem Vater?
Ihre letzten Worte waren als Spitze gemeint, doch dann geht ihr auf, dass sie damit gar nicht so falsch liegen könnte, und sie bleibt abrupt stehen. Ja, es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass er eben von seinem Vater gesprochen hat.
Darcy sieht sie nur müde an, geradezu arrogant, aber seine Stimme ist von einer deutlichen Klarheit.
Und wenn? Ihr kennt meinen Vater nicht, also maßt Euch nicht an zu wissen was er wünscht oder nicht.
Er wechselt wieder das Thema, verschränkt die Arme hinter dem Kopf, seine Stimme wird wieder ausgelassener.
Ablenkung, das kommt dem schon recht nahe. Warum irgendwo versauern und den Vorzeigenachwuchs zu mimen, wenn man Spaß haben kann? Brav im Kämmerchen sitzen und stricken könnt Ihr immer noch, wenn Ihr verheiratet seid.