Kaiserreich Drachenstein

Zur Navigation

Nur ein kleiner Ausflug

6.725 Aufrufe, 196 Beiträge.

Belle zieht die Augenbrauen hoch und legt den Kopf schief. Dann schürzt sie die Lippen.

Wie hätte ich von dir auch eine freundliche Begrüssung erwarten können, mein Sonnenschein..

Sie lächelt und lässt sich offensichtlich von seinen Worten nicht beeindrucken.

Glücklicherweise will ich nicht zu dir, sondern zu deinem Bruder. Also wenn du bitte zur Seite treten würdest..

Gideon zieht die Augenbrauen verärgert zur Seite, beruhigt sich jedoch schnell wieder, als sie an ihm vorbei will und er ihr erneut den Weg verstellt. Dabei kommt er ihr näher, als es ihm lieb gewesen wäre.
"Es ist mir egal, was für bescheuerte Spitznamen du dir für mich einfallen lässt. Was mir jedoch nicht egal ist, ist, wie es Marius geht."

Er blickt sie eindringlich an und trotz der leichten Alkoholfahne, die ihn umgibt, ist er in diesem Moment hellwach und meint jedes seiner Worte erst.
"Das war ein scheiß Tag und so geht es ihm auch gerade. Also sollte er sich jetzt in Ruhe den Kopf wegknallen können, was er bereits bestens bewerkstelligt hat, und den ganzen Mist vergessen können. Und dabei braucht er keine gewisse Unbekannte ohne richtige Identität, die ihm bereits zuvor schon für Kopfzerbrechen gesorgt hat. Verstehst du?"

Amelias Mund öffnet sich empört und einen Augenblick lang ist sie tatsächlich sprachlos. 

Was erlaubst du dir? Ich bin hier, weil ich gehört habe, was passiert ist. Weil ich nach ihm sehen wollte. Weil ich mir SORGEN mache. Weil ich ihm dabei helfen wollte, sich den Kopf "wegzuknallen", wie du so schön sagst. Nur gewiss auf andere Weise als du.. das gebe ich zu.

Sie atmet geräuschvoll aus und erinnert dabei beinahe an ein schnaubendes Pferd.

Morgen bin ich weg. Und ich werde für kein Kopfzerbrechen mehr sorgen. Aber jetzt lass mich wenigstens ein letztes mal nach ihm sehen.

"Frag nicht, was ich mir erlaube."

sagt Gideon mit ruhiger, aber fester und bestimmter Stimme.
"Ich bin sein Bruder. Und ich werde auf ihn aufpassen. Heute und auch, wenn du wieder aus seinem Leben verschwunden bist. Also maße DU dir nichts an."

Er blickt ihr direkt in die Augen, während er jedes Wort einzeln betont. Er weiß, dass er auf die meisten Menschen unsympathisch wirkt, doch das ist ihm völlig egal. War es ihm auch schon immer. Was ihm nicht egal ist, ist Marius. Und Mina. Und er wird den Teufel tun, irgendetwas zu tun, was seinen Grundsätzen widerspricht. Trotz allem ist er kein Unmensch, er kann in Belles Augen sehen, wie erst ihr ihre Worte in diesem Moment sind, und zugegebenermaßen beruhigt ihn auch die Tatsache, dass sie morgen scheinbar wieder verschwindet. Er kann sie nicht einschätzen und das Gerücht, sie könnte Marius nur ausnutzen wollen, macht ihm zu schaffen. Selbst nach einem solch beschissenen Tag. Marius hat besseres verdient. Gideon seufzt.
"Wenn er auch nur ein winziges Anzeichen gibt, dass er dich nicht sehen will, verschwindest du, verstanden? Und erhoffe dir ja nicht zu viel, er kann nicht einmal mehr selber stehen. Er hat fest zwei Flaschen im Blut."

Belle hält Gideons Blick stand, selbst wenn sie am liebsten weinen und weglaufen würde. Dieses Verhalten ist so ungerecht. Sie hat Marius niemals Schaden zufügen wollen. Im Gegenteil. Aber was soll sie schon sagen?

Ich habe nichts getan, das deinen harschen Ton rechtfertigen Würde. Nichts. Aber ich bin nicht hier, um mich zu rechtfertigen. Und auch nicht, um mich zu erklären. Also akzeptiere ich deine Bedingungen kommentarlos. 

Und diesmal versperrt Gideon ihr nicht den Zugang zu seinen Räumlichkeiten. 

Gideon weicht zur Seite und schließt hinter ihnen beiden die Tür, bevor er sich zu seinem Bruder umblickt, der noch immer ein Schnapsglas in der Hand und diese auf dem Knie, damit sie nicht zur Seite rutscht. Er schaut nach draußen, aus dem Fenster heraus, sieht aber nichts mehr. Sein Blick ist nach innen gekehrt, leer und glasig vom Alkohol. Sein Hemd ist zerkittert, seine Jacke liegt auf dem Boden.

Belle geht langsam auf Marius zu. Es tut ihr unglaublich weh, ihn so zu sehen. Er wirkt so zerbrechlich, so klein.. und sofort wünscht sie sich wieder, ihn in die Arme nehmen und vor allem schützen zu können, das die Welt da draussen an Bosheiten zu bieten hat. Während sie sich ihm nähert, scheint er sie nicht zu bemerken. Und auch nicht, als sie ihre Hand zaghaft auf seinen Unterarm legt und neben seinen Knien in die Hocke geht. 

Marius..

Marius' Augen scheinen ins Hier und Jetzt zurückzukehren und er schluckt langsam, als wäre seine Kehle zugekleistert. Dennoch wendet er sich ihr nicht zu.
"Lass die Lady nicht warten, du Suffkopf."

sagt Gideon sanft und beinahe liebevoll, während er Marius den Drink aus der Hand nimmt, nach dem der Sitzende noch reflexartig greift, den Kampf dann aber aufgibt. Jetzt, wo er nicht mehr ins Leere starrt, hat er sichtlich Probleme, seine Augen noch offen zu halten, doch sie weiten sich kurz, als er Belle neben sich erkennt. Er schiebt sich, so gut es ihm eben noch möglich ist, wieder etwas im Sessel aufzurichten.
... gesagt, heute niemanden...

spricht er abgehakt, was scheinbar an Gideon gerichtet ist, der daraufhin kurz und leicht ertappt zu Belle blickt und dann Marius wieder fixiert.
"Die Lady wollte sich nicht abschütteln lassen. Tut mir leid."

Da Marius nun kein Glas mehr hält, nimmt Belle seine Hand zwischen die ihren und haucht ihm einen Kuss auf den Handrücken. Dann legt sie ihre Finger zaghaft an seine Wange, streicht ihm das Haar aus dem Gesicht und sieht ihn mitfühlend an. 

Du musst nichts sagen. Und auch nicht mit mir sprechen. Nicht über mich nachdenken. Ich wollte dir nur sagen, wie leid es mir tut, was heute passiert ist. 

Gideon hat sich bereits auf sein Bett in seinem beinahe kahlen Zimmer niedergelassen und sie beide gemustert, wendet sich bei dieser offenen Zärtlichkeit nun aber doch lieber ab.
Belle...

haucht Marius und versucht sie vor seinen Augen zu fixieren. Er hebt die Hand, um sie an ihr Kinn zu legen, damit er weiß, dass sie nicht nur eine Halluzination ist.
... alles nur wegen mir.

sagt er und die in den letzten Stunden so gut abgestumpften Tränen kehren in seine Augen zurück.
"Das ist Schwachsinn, Marius, das weißt du."

Du gibst dir die Schuld..

wiederholt Belle leise, als wäre das ein Gedanke, der ihr niemals selbst gekommen wäre. Sie richtet sich auf und lässt sich auf der Armlehne seines Sessels nieder. Dann schlingt sie die Arme um seine Schultern, zieht ihn an sich und küsst seinen Scheitel. 

Es ist nicht deine Schuld, es war ein Hinterhalt..

Gideon blickt erneut weg, nur liegt in seinem Blick keine Wut, eher Neid.
"Er glaubt, dass es seine Schuld ist, weil Connor damals auf dem Marktplatz mit ihm zusammen gestoßen ist. Aber ich war es, der ihn in die Garde geholt hat. Marius hatte damit nichts zu tun."

sagt er leise und bedacht, während er Marius' Glas leert.
Ohne mich wäre... nie in die Garde gekommen.

lallt Marius mehr als das er spricht.
"So ging das vor ein paar Stunden die ganze Zeit. Dann ist er still gewurden und seine Gedanken waren sonste wo, aber sicher nicht mehr bei Connor."

Ein kleiner Hauch von Vorwurf liegt schon in seinen Worten, doch er meint es nicht böse. Marisu starrt erneut nur vor sich hin, reagiert jedoch auf Belles Nähe, indem sein Atem zunehmend schneller geht.

Belle hört Gideon zu und schüttelt dann den Kopf, während sie Marius liebevoll über den Rücken streicht. Dann rutscht sie von der Armlehne und lässt sich auf seinen Oberschenkeln nieder, ohne dass er etwas dagegen unternehmen könnte in seinem Zustand. 

Wir hören jetzt auf, über solche Dinge nachzudenken. Es ist spät, die Flaschen leer und Zeit, die Zweifel für heute gut sein zu lassen und die Augen zu schliessen.

säuselt sie ihm leise ins Ohr. Wenn sie heute noch etwas für ihn tun kann, dann das. Sie kann ihn vergessen lassen, was passiert ist. Genau wie in der Nacht als sie sich zum ersten Mal getroffen haben.

Marius gibt ein leises Stöhnen von sich, scheint sie aber kaum noch wahrzunehmen, auch wenn seine Augen versuchen, sich an sie zu klammern.
Belle...

Sagt er erneut leise, schließt dann jedoch wie auf ihren Befehl die Augen und fällt kurz darauf in einen stark alkoholisierten Traum. Gideon mustert sie beide erneut.
"Bei allem, was ich hier sehe, Kleine, ich kann das Risiko nicht eingehen, dass er nur ausgenutzt wird."

Belle hält Marius noch immer fest und streicht behutsam abwechslungsweise über seinen Kopf und seinen Rücken. So geht es natürlich auch. Wenn schon keine Ablenkung, dann wenigstens erlösender Schlaf. Hauptsache, er kann für heute aufhören mit den Selbstvorwürfen. Gideons Worte dagegen machen sie sauer. 

Was für ein Risiko denn? Ich bin nur hier um ihn zu trösten herrjeh. Ich will kein Geld und kein Balg von ihm, also erklär mir mal, was jetzt gerade für dich so aussieht, als würde ich ihn ausnutzen wollen..

zischt sie ihm leicht beleidigt zu.

Gideon lehnt sich mit dem Rücken an das Bettgestell und füllt sich noch einmal nach.
"Sag mir nicht, dass du ihn nach den wenigen gemeinsamen Stunden liebst, das wäre gelogen. Vielleicht ist du verliebt. In seine gefühlvolle Seite, jedoch werden alle Frauen auch von Luxus und Geld angezogen. Und das hat er zur Genüge."

Er spricht völlig ruhig und beherrscht, als hätte er diese Rede bereits viele, viele Male gehalten.
"Du kannst nicht erwarten, dass ich dir das Herz meines Bruders anvertraue. Wir wissen nicht einmal, wer du wirklich bist. Amnesie hin oder her."

Dieses Mal wirkt seine Stimme bereits deutlich gefühlvoll er, jedoch liegt ein wütender Unterton auf seinen Worten, der bereits nichts mehr mit ihr oder Marius zu tun hat.
"Er hat zu viel durchgemacht, um eines Tages nur noch aufgrund seines Geldes und seines Reichtums geliebt zu werden."

Belle lässt die Worte über sich ergehen, ohne mit der Wimper zu zucken, selbst wenn sie sie innerlich treffen. Sie will und muss sich nicht rechtfertigen. Besonders nicht vor Gideon. Mittlerweile glaubt ihr ohnehin niemand mehr. 

Wie bereits gesagt werde ich morgen weg sein. Ich bin nicht dumm und nicht gefühlslos. Ich bin hier äusserst unerwünscht, gedemütigt aufgrund einer Vergangenheit, an welche ich mich nicht erinnern kann. Also lass es gut sein Gideon. Deine Worte sind nicht von Nöten, um mich ab morgen von hier fern zu halten.

Gideon zuckt nur mit den Schultern und wirkt nach außen hin kühl, doch ihre Worte gehen ebenso nicht spurlos an ihm vorbei wie die seinen an ihr.
"Vielleicht solltest du dir erst darüber bewusst werden, wer du bist. Und darüber, was du wirklich willst. Wenn das danach imer noch Marius sein sollte, dann habt ihr vielleicht eine Chance."

Als würdest du oder irgendjemand anderes hier uns beiden eine Chance wünschen..

entgegnet Belle bissiger als beabsichtigt und haucht dem schlafenden Marius erneut einen Kuss auf den Scheitel.

Ich weiss, was ich will. Darüber muss ich mir nicht bewusst werden. Aber ihr alle seid so damit beschäftigt, jeden und alles schützen zu wollen, das ihr liebt, dass ihr vor Selbstvorwürfen und Sorge vergesst, dass nicht jeder etwas böses im Sinn hat.

Gideon richtet sich im Sitzen gerade auf und blickt sie gereizt an.
"Ich wünsche vor allem Marius eine Chance, glücklich zu werden. Wenn er das mit dir werden kann, dann sei es so. Aber ich werde mich nicht dafür entschuldigen, ihn vor noch so einer Enttäuschung wie Julie zu bewahren."

Oder wie Matthew, setzt er in Gedanken hinterher, spricht es jedoch nicht aus. Dieser Belle scheint es ja sowieso nur darum zu gehen, wer IHR alles unrecht tut.