Kaiserreich Drachenstein

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Musikalischer Abend

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Marius zuckt zusammen und tritt zurück, fährt zu ihr herum und funkelt sie wütend und verletzt an.
Das bist du, Amelia! Du! Und jetzt hör verdammt nochmal auf, mir etwas vorzuspielen! Du willst Geld?

Er greift auf seine Kommode und wirft ihr seinen Geldbeutel entgegen.
Nimm es und verschwinde, Amelia. Bitte, ich lasse mich nicht verarschen.

Belle weicht unweigerlich ein paar Schritte zurück. Nicht aufgrund Marius' Worte. Die verwirren sie nur. Aber sein wütender Blick macht ihr Angst. Viel zu überrascht, um etwas zu sagen, starrt sie ihm hinterher. Als der Geldbeutel in ihre Richtung geflogen kommt und sie schliesslich an der Hüfte trifft und geräuschvoll zu Boden fällt, zuckt sie zusammen und weicht erneut erschrocken zurück, während sie Marius entgeistert anstarrt.

Kannst du.. mir sagen, was gerade.. 

Sie blinzelt einige male und kann nicht verhindern, dass sich ihre Augen mit Tränen füllen. Gerade eben war sie doch noch im Himmel.. Um ehrlich zu sein versteht sie nicht das kleinste Etwas von dem, was er gerade von sich gegeben hat. Aber es schmerzt sie unglaublich, ihn so wütend zu sehen.

Warum redest du so mit mir?

Weil ich es satt habe, von allen nur ausgenutzt zu werden. Falsche Gefühle hier, verlogene Worte da.

Er fährt sich aufgebracht durch die Hände und hasst sich dafür, dass auch ihm die Tränen kommen, als er ihren erschrockenen Ausdruck sieht. Doch er weigert sich, ihrer Show noch länger nachzugeben.
Wie kannst du nur so kalt sein und mir etwas vorspielen, wo du doch genau weißt, was ich gerade noch mit Julie durchgemacht habe?

Belle öffnet empört den Mund und schnappt nach Luft. Diese beleidigenden Worte machen sie fassungslos und eine ganze Weile weiss sie tatsächlich nicht, was sie sagen soll. Dann reckt sie ihr Kinn, tritt den Geldbeutel beiseite und geht auf Marius zu, rammt ihm die kraftlosen Händchen gegen die Brust und schafft es tatsächlich, ihn so aus der Balance zu bringen, dass er einen halben Schritt zurück taumelt. 

Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du da sprichst. 

kreischt sie fast schon, sieht ihn verletzt an und schlägt sich dann weinend die Hand vor den Mund. Sie bemüht sich aufrichtig um Haltung. Aber das hier trifft sie so tief, dass es ihr nicht gelingt, ihre wohlwollende, kontrollierte, liebreizende Fassade aufrecht zu erhalten. 

Einen Moment weicht die Anspannung von Marius' Zügen und Sorge tritt in seine Augen. Er hebt die Hand, um sie zu beruhigen, doch als ihm klar wird, was er gerade im Begriff ist zu tun, weicht er noch einen Schritt zurück und geht dann aufgebracht an ihr vorbei.
Also bist du nicht diese Amelia? Und warst nicht auf diesem Turnier in Laigen? Dort wo schon Julie diesen verdammten Arsch kennen gelernt haben...

Das weiss ich nicht!

gibt Belle schluchzend zurück, als Marius einfach so an ihr vorbei geht und sie jetzt nicht einmal mehr ansieht.

Himmel, ich weiss es doch nicht.. 

wiederholt sie noch einmal flüsternd, während die wirren Fragmente aus Marius' Vorwürfen in ihrem Kopf sich so langsam zu einer grausamen Wahrheit zusammenfügen. Sie taumelt einen Schritt zurück, stösst mit dem Rücken gegen die Wand und sieht Marius mit blanker Angst in den Augen an. 

Was weisst du? Was habe ich getan, Marius? Wer.. bin ich?

Du bist Amelia Lucrezia von Lantset. Eine Frau, die sich auf einem gewissen Turnier vor allem mit ihrem Interesse an jungen, reichen Männern beliebt gemacht hat. Und siehe da bin ich!

Er dreht sich mit erhobenen Armen und sichtlich enttäuscht zu ihr um. Er kann nicht fassen, erneut so ausgenutzt wurden zu sein.

Belles kleine Welt ist zwar gerade mal einen Tag alt, doch ihr Einsturz fühlt sich dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - an, als reisse ihr jemand den Boden unter den Füssen weg. Einen Augenblick lang verschlägt es ihr die Sprache und den Atem. Und Marius' Entsetzen kann sie jetzt sogar nachvollziehen, denn sie empfindet es ebenso. Sie lässt sich der Wand entlang zu Boden sinken und starrt Marius an. 

Amelia.. Lucrezia.. von Lantset.. 

flüstert sie leise und schliesst dann die Augen, woraufhin weitere Tränen über ihre Wangen kullern. 

Marius lacht freudlos auf.
Ja, kommt dir bekannt vor, was?

Er fährt sich erneut durch die Haare und lässt sich dann auf das Bett nieder, stützt den Kopf auf den Händen auf und zittert leicht vor Anspannung. Er kann nocht glauben, dass er sie so schnell an sich rangelassen hat, nur um dann wieder so verletzt zu werden. Nein, nicht verletzt, maßlos hintergangen.

Nein. Tut es nicht. 

entgegnet Belle kraftlos und schüttelt den Kopf. Eine Weile verharrt sie so. Dann wischt sie sich die Tränen aus dem Gesicht und sieht Marius direkt in die Augen. Sie glaubt nicht wirklich daran, dass er ihren Worten Glauben schenken wird. Dass er in ihren Augen erkennt, dass sie die Wahrheit sagt. Denn sie weiss genau, wie diese Situation auf ihn wirken muss, sollte das wirklich alles wahr sein. 

Du wirst mir nicht glauben, das weiss ich. Dennoch will ich noch etwas sagen, ehe ich gehe. 

Sie presst die Lippen zusammen und versucht, weitere Tränen zu unterdrücken und wenn möglich noch etwas würdevoll auszusehen.

Ich weiss nicht, was für ein Mensch ich war, ehe ich dir begegnet bin. Und selbst dieser Name sagt mir nicht das geringste. Ich weiss nicht, wo ich gelebt habe, wonach ich gesucht habe und auch nicht, wie ich mich in der Vergangenheit verhalten habe. 

Alles, was ich weiss, ist.. welcher Mensch ich seit gestern bin. Seit ich dich getroffen habe. Ich liebe jede einzelne Erinnerung an Belles Leben. Und ich bereue zutiefst, dass diese Amelia Belle nun alles nimmt, was sie hat. Und damit meine ich nicht dein Geld, Schatzmeister. 

Sie schluckt, wischt sich erneut mit dem Handrücken über die Wange und steht dann auf, um ihr Kleid aufzuschnüren. 

Es kostet Marius' all seine Kraft, diese wundervolle, zerbrechliche Frau vor ihm nicht in seine Arme zu ziehen und vor seinen eigenen Worten zu beschützen. Doch er schweigt, denn er weiß nicht, ob er seinem Herz oder seinem Kopf trauen sollte. Erst als Belle, ja, die ist sie noch immer für ihn, ihr Kleid zu öffnen beginnt, stockt er.
Was machst du?

Ich weiss, wie teuer ein solches Kleid ist, Marius. Und ich will deinem Misstrauen nicht noch mehr Nahrung geben.

Sie lässt den Stoff auf den Boden fallen. Nun trägt sie nur noch das dünne Untergewand und verschränkt schützend die Arme vor der Brust. Insgesamt gibt sie zwar ein jämmerliches Bild ab, verweint und sichtlich aufgelöst, dennoch spürt man, wie sehr sie sich bemüht, ihre Haltung zu bewahren. 

Lass mir nur das Untergewand, wo mein altes Kleid doch.. du weisst schon.

Marius blickt sie nur schockiert an, bevor er aufsteht und ihr Kleid wieder von unten über ihren Körper zieht.
Mach dich nicht lächerlich, Belle. Das Kleid war ein Geschenk, also wirst du es gefälligst behalten.

Er zieht den Stoff wieder über ihre Schultern und bleibt dann mit seinen Händen auf ihnen liegen, berührt zart ihre Haut. Allein das lässt seinen Kopf und sein Herz einen schweren Kampf ausfechten. Seine Augen verraten es vermutlich, auch wenn er es zu verstecken versucht.

Belle wehrt sich nicht, als Marius das Kleid wieder über ihren Körper zieht. Stattdessen steht sie einfach da und sieht ihn an. 

Ich habe dich nicht belogen, Marius. Mit keinem einzigen Wort.

sagt sie schliesslich und hält dem Blick nur noch einen Augenblick lang stand, ehe erneut heisse Tränen in ihren Augen aufsteigen und ihre Sicht verschwommen werden lassen. Sie löst sich aus seinem Griff und wendet sich ab. Es ist Zeit zu gehen.

Marius seufzt und will ihr die Tränen wegwischen, doch sie wendet sich ab.
Wie soll ich dir vertrauen? Wir kennen uns doch gerade mal ein paar Stunden. Woher soll ich wissen, ob ich wirklich dich kennengelernt habe?

Das weiss ich nicht. Und weil ich dir diese Fragen nicht beantworten kann, werde ich gehen, Marius. Ich weiss, wie das alles für dich aussehen muss. Und wie ich heute schon eimal sagte: nichts läge mir ferner, als deinen Ruf zu beschmutzen.

Sie geht hinüber zur Tür und öffnet sie, ehe sie sich noch einmal umdreht. 

Du bist ein guter Mann und du hast besseres als dieses Blondchen verdient. Lass dir von keinem etwas anderes einreden, klar?

Wohin gehst du?

fragr Marius, bevor er sich zurückhalten kann. Er will ihr keine Hoffnung machen, doch ebenso wenig. Aber sein Herz schreit danach, sie nicht einfach gehen zu lassen.

Ich weiss es nicht.

antwortet sie wahrheitsgemäss und strafft den Rücken. Gleich wird sie da raus gehen und bezaubernd sein wie immer. Der Pöbel muss nichts von ihren Problemen wissen. 

Ich werde.. mich mal umhören, wo diese Amelia so lebt und.. sehen, wie ich dort hin komme, schätze ich. Leb wohl.

Noch ehe ein weiterer, emotionaler Anfall sie zurückhalten kann, verlässt sie Marius' Zimmer.

Und nimmt Marius' Herz trotz aller Gegenwehr seinerseits mit sich. Und noch bevor seine Knie nachgeben können, läuft auch er ihr hinterher. So sauer er momentan auch ist, wenn ihre Geschichte doch stimmt, kann er sie nicht einfach gehen lassen, völlig alleine. Wenn ihr etwas zustößt, würde er es sich niemals verzeihen.
Belle!

ruft er ihr hinterher, als er aus seinem Gemach in den Gang läuft.

Kaum ist Belle aus der Tür getreten, geht sie auch schon eiligen Schrittes los. Wohin? Das weiss sie selbst nicht. Hauptsache fort von diesem Schloss, selbst wenn sie das, was da draussen wartet, noch mehr fürchtet als der wütende Blick von Marius vorhin. Was, wenn alles stimmt? Wenn sie wirklich diese Amelia ist, die offensichtlich jeder hier hasst? 
Als sie Marius' Stimme hört, ignoriert sie sie erst und geht ein paar eilige Schritte weiter, bleibt dann aber wie angewurzelt stehen und wartet, bis er sie eingeholt hat. Ihr Herz pocht wild gegen ihre Brust und sie versucht die aufkeimende Hoffnung nieder zu drücken. Mit angehaltenem Atem steht sie da und starrt in den leeren Korridor vor sich, während sie darauf wartet, was er sagen wird.