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Der Tag geht dahin, draussen ist es längst dunkel geworden. Mit Mina noch einmal so ausgiebig zu lachen, sie zu lieben, zu necken, mit ihr zu spielen oder einfach nur zu schweigen und zu sehen, wie auch sie sich ihm mit Leib und Seele völlig hingibt, all den Umständen zum Trotz, ist das Schönste, das Samson je erlebt hat. Nun liegt er neben ihr vor dem Kamin, streicht mit der Hand über ihren wunderschönen Körper und betrachtet ihr Gesicht im tanzenden Licht des Feuers.
Nun habe ich, was ich brauche, um es zu vollenden..
Was?
fragt Mina leise und noch immer lachend, denn damit hat sie in den letzten Stunden kaum aufgehört.
Du meinst das Gemälde, oder?
Das Strahlen, das daraufhin ihr Gesicht erfasst, ist einfach nur göttlich.
Ja.. Dein Gemälde.
bestätigt Samson begeistert und sieht das Strahlen in Minas Augen. Ein paar Atemzüge lang geniesst er den Anblick, dann richtet er sich lächelnd auf. Genug gewartet. Es reisst ihn mit einem Mal unglaublich, das Gemälde endlich fertig zu stellen.
Ich muss die Leinwand holen.
Jetzt?
fragt Mina beinahe enttäuscht darüber, dass Samson nun von ihr abzurücken gedenkt. Sie will ihn die letzten Stunden ganz nahe bei sich wissen, durch nichts getrennt, nicht einmal eine Leinwand.
Samson ist schon halb aufgestanden, hält aber inne, als er Minas Blick sieht. Er ringt mit sich, sieht hinüber zum Regal, dann wieder zu seinem Mädchen neben dem Feuer und lässt sich schliesslich wieder neben sie sinken, um sie an sich zu ziehen.
Nein, ich mache das, wenn du weg bist..
Zufrieden beginnt Mina zu lächeln, streckt ihre Hand nach Silas aus und zieht ihn wieder zu sich. Ihre Lippen finden die seinen wie automatisch und liebkosen diese.
Die letzten Stunden dieses Abends verstreichen wie im Flug. Samson gibt sich die grösste Mühe, Mina - dieses wunderschöne, kluge, humorvolle, umwerfende und beinahe unerträglich bezaubernde Mädchen - noch einmal spüren zu lassen, wie viel ihm die Zeit mit ihr hier bedeutet hat. Und wie unglaublich wichtig sie ihm ist. Es ist schwer, sich den morgigen Tag ohne sie vorzustellen. Und den darauf folgenden.. und viel zu viele weitere. Doch immer, wenn sich dieser Gedanke in seinen Kopf schleicht, verscheucht ihn der Vampir mit einem liebevollen Blick in Minas Augen wieder. Es geht ihr gut. Sie fühlt wie ich. Selbst wenn sie geht, wird sich daran nichts ändern.
Spring, wohin du magst. :)
Am nächsten Morgen scheiden sich ihre Wege. Mina wagt nicht, Samson an diesem Morgen erneut zu küssen oder auch nur seinen Blick länger als ein paar wenige Sekunden zu erwidern. Der Abschied fällt ihr schwer, wobei sie glaubt, dass sie ihn ihnen beiden so möglichst leicht gestaltet. Sie hofft, dass sie Samson bald wieder sehen wird, doch als Rick schließlich vor der Tür steht und sie abzuholen gedenkt, schafft sie es einfach nicht, ihn noch einmal anzusehen.
Ich danke Euch für die Unterkunft, Samson.
Dann wendet sie sich ab und wird von Rick die Straße hinab geleitet.
An diesem Morgen hat Samson das Gefühl, dass es schlicht keine Worte gab, die er Mina hätte sagen können. Und auch sie hat in stillem Einverständnis geschwiegen, was den Abschied ihnen beiden womöglich leichter, wenn auch nicht weniger bedauerlich gemacht hat.
Es war mir eine Ehre, Eure Majestät.
antwortet der Vampir im Türrahmen und verneigt sich vor Mina. Dann geht sie, ohne ihn noch einmal anzusehen. Ihre zarte, würdevolle Haltung zeigt keinerlei Anzeichen einer Schwäche oder Regung. Und ein wenig muss Samson darüber schmunzeln. Er sieht, wie sie sich immer weiter entfernt, doch es scheint, als hätte erst sein Kopf, noch nicht aber sein Herz verstanden, was das nun bedeutet. Noch begreift es nicht, dass das hier das Ende einer wunderschönen Zeit mit ihr gewesen ist. Noch schmerzt es nicht.
In scheinbar gleichmäßigen, aber sicher dennoch willkürlichen Abständen treten weitere ihrer Gardisten zu ihr, bis sie Gideon am Ende eines der Geheimgänge er wartet, durch die Mina zurück in den Palast gekehrt ist. Irritiert blickt sie sich um, da sie den Weg über völlig weggetreten gewesen sein muss. Bilder der vergangenen Nächte waren ihr durch den Kopf gegeistert, schöne Erinnerungen an eine noch schönere Zeit. Doch jetzt ist sie vorbei. Jetzt ist sie wieder im Palast. Wieder die Königin. Ohne irgendwelche Einschränkungen oder Zusätze. Ohne Samson.
Samson denkt kurz darüber nach, zurück ins Haus zu gehen. Doch der Gedanke daran, wie still und einsam es da drin sein wird, lässt ihn die Tür von aussen abschliessen. Er geht ein paar Schritte, ohne wirklich ein Ziel zu haben, wandelt sich dann aber und fliegt hinüber zum Haus von Jaydens Familie.
Darin scheint es beinahe ebenso still und einsam wie in seinem eigenen Haus. Jaydens Mutter scheint mit den KInder aus zu sein, wohin auch immer sie gegangen sein mögen. Einzig zurückgeblieben ist Jayden. Ein ziemlich mickriger Jayden, um genau zu sein. Er hockt in seinem Zimmer, indem er sich in den letzten Tagen so oft aufgehalten hat wie ein ganzes bisheriges Leben zusammen noch nicht. Vor ihm liegen zerknüllte Pergamentbögen, leere Tintenfässer und noch einige andere Dinge, die das Bild eines ganz schönen Chaos vervollständigen. Doch das äußere Chaos ist nichts um Vergleich zu dem in Jayden drinnen.
Nachdem auf Samsons Klopfen hin niemand geöffnet hat, ist der Vampir zum Fenster seines Freundes geflogen. Er kann nicht behaupten, wirklich erwartet zu haben, Jayden vorzufinden. Doch wirklich überrascht ist er auch nicht, als er ihn dort sitzen sieht, zusammengekauert und offensichtlich in ähnlicher Stimmung wie er selbst.
Er landet auf der Fensterbank, die deutlich zu schmal ist, um sich darauf bereits zu wandeln, und klopft mit den Krallen ans Fenster.
Jayden, der noch immer in Gedanken versunken ist, blickt irritiert auf und dann noch einen langen Moment irritert zu dem Wesen vor seiner Scheibe hinüber, bis er sich schließlich wieder der zweiten Gestalt seines besten Freundes entsinnt. Er sammelt die vielen noch in Takt stehenden Pergamentbögen ein und räumt sie auf einen Haufen, bevor er die restlichen zu Boden kehrt und aufsteht.
Was machst du denn hier? Musst du nicht eine Königin zum stöhnen bringen oder so?
meint Jayden, als er das Fenster öffnet, und lächelt dreckig wie eh und je, nur dass diese Freude seine Augen nicht zu erreichen scheint.
Samson wandelt sich, sobald Jayden das Fenster geöffnet hat und sieht sich um.
Sie haben den Kerl, der für alles verantwortlich war. Mina ist zurück im Schloss.
erwidert er möglichst gelassen und geht an Jayden vorbei, um sich das Chaos in dessen Zimmer genauer anzusehen. Er hebt eines der zerknüllten Pergamente auf und sieht seinen Freund fragend an.
Brief an Gideon?
Oh...
meint Jayden und wirkt einen Moment ernsthaft betroffen von seiner Ahnungslosigkeit.
Das tut mir leid.
Sein erster Gedanke ist natürlich, warum Gideon ihm nichts davon erzählt hat, doch dann geht ihm der Grund dafür wieder auf.
Äh, ja, schon
gesteht er schließlich, nimmt die Briefe jedoch lieber an sich, damit Samson nicht auf die Idee kommt, sie zu lesen. Sie sind zugegebenermaßen ziemlich versaut, zumindest einige von ihnen. Dann überlegt er es sich scheinbar jedoch anders und sucht einen heraus, den er Samson hin hält.
Scheinbar ist ein leidender Jayden auch ein poetischer Jayden. Auch wenn nichts davon auch nur annähernd auszudrücken vermag, was was ich empfinde. Und dann auch nicht in wirklich schöner Form.
Mit den restlichen Pergamentbögen lässt sich Jayden zurück auf sein Bett fallen, während er Samson beobachtet, wie er das auf den einen Geschriebene liest.
Du, Gideon, hast mein Herz entflammt
Und ich hab' in deins ein' Dolch gerammt
Ich hab dich betrogen
Doch niemals belogen
Es tut mir so leid
Dass Ihr nicht mehr bei mir seid
Muss es nicht. Aber danke.
erwidert Samson und lässt sich das Schreiben aus der Hand nehmen, um gleich darauf en anderes gereicht zu bekommen.
Das ist doch immerhin sehr erfreulich für sie, dass sie nun nicht mehr in direkter Gefahr schwebt.
Er zwingt sich zu einem mehr oder weniger freudlosen Lächeln und mustert erst seinen Freund, dann den Brief in seiner Hand. Das Gedicht ist nicht gerade hochrangige Poesie, aber es überrascht ihn trotzdem. Besonders, wenn man bedenkt, wer es geschrieben hat.
Alter..
versucht er schliesslich seinem Erstaunen Ausdruck zu verleihen und streckt Jayden das Schreiben wieder entgegen.
Lust was trinken zu gehen?
Jayden lehnt sich bei Samsons Frage seufzend an die Kälte Wand hinter seinem Bett.
Weißt du noch, als wir uns auf dem Schiff vergnügt haben und ich keinen Funken Anstand im Kopf hatte? Das waren noch so schöne Zeiten. Aber nein... Jetzt schreibe ich scheiß Gedichte, treffe in einer Stunde meinen Sohn und dessen Mutter und versuche, mein Leben auf die Reihe zu bekommen.
Jayden fährt sich durch die Haare und schließt einen langen Moment die Augen.
Also sag mir, warum genau willst du mit mir Trinken gehen? Weil du Mitleid mit mir hast? Das wäre nämlich keine Ausrede, um Miriam zu versetzen. Wenn es aber um dein Seelenheil geht, dann werde ich dir als dein Freund zur Seite stehen. Du musst es nur sagen.
Es gibt keine Ausrede, Miriam zu versetzen. Ich hatte keine Ahnung, Jayden, also vergiss meine Frage und.. geh und lern deinen Sohn kennen. Das ist viel wichtiger.
Samson lächelt ehrlich und mustert seinen Freund einen Augenblick lang. Das hier ist definitiv nicht mehr der Jayden, den er damals auf dem Schiff kennen gelernt hat, so viel steht fest. Und er wird es wohl auch nie wieder sein. Aber verkehrt ist das nicht. Besonders, wenn dieser neue Jayden sich nun tatsächlich seiner Verantwortung stellt.
Der Vampir hebt den Arm und legt seine Hand lächelnd auf Jaydens Schulter.
Ich bin schon weg.
Nein, warte.
sagt Jayden schnell und legt nun wiederum seine Hand auf Samsons Schulter, um ihn am Gehen zu hindern.
Warum... kommst du nicht einfach mit? Ich bin maximal eine Stunde bei ihnen, dann können wir immer noch... Du weißt schon. Trinken gehen. Ich will dich echt nicht hängen lassen, Samson.