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Tilia begegnet Svens aufmunternde Worte mit einem aufgesetzten Lächeln welches die selbe positive Einstellung zeigen soll wie sie Sven gerade zu Tage pflegt. Schnell wendet sie sich aber wieder ab um nicht dem Risiko einheim zu fallen durchschaut zu werden. Immerhin hat sie wirklich Sven so gesehen wie er aussehen sollte. Sie räuspert sich vernehmlich und sieht sich um. Das Lager ist so gut wie aufgebaut. Andere Aufgaben warten noch.
Ich werde mich ans Essen kochen machen. Das passiert nämlich nicht von allein, weißt du.
Und so ist es. Da die Magier sich beim Kochen abwechseln sollen, ist Tilia heute mit einem Kollegen dran sich darum zu kümmern, den Tross zu versorgen. Eine aufklappbare Wand der Kutsche dient als Tisch und die Sachen sind schon vorbereitet.
"Du kommst spät."
Stellt der junge Mann fest, deutlich älter wie sie und mit einer Schürze und Messern bewaffnet. Tilia murmelt eine Entschuldigung und geht geknickt zum anderen Ende des Tisches wo bereits Schneidbrett und ein Korb voller Wurzelgemüse auf sie warten gewaschen, geschält und kleingeschnitten zu werden.
Sie kommt spät, weil sie einen Unfall hatte.
kommentiert Sven, während er sich in die Kutsche setzt und von dort aus den beiden beim Schnippeln zusieht.
Weil Tilia sonst nämlich nie zu spät kommen würde. Niemals nicht.
Er doppelt mit einem überzeugten Nicken nach und lächelt erst dem jungen Mann, dann Tilia freundlich zu.
Tilia weiß gar nicht was sie sagen soll. Es ist so unglaublich peinlich, wenn auch ein wenig rührend wie Sven sie verteidigt. Jedenfalls wird sie rot, während der Magier eine Braue hochzieht über das sprechende Nagetier. Er hat ja schon das ein oder andere gehört, was die junge Schülerin erlebt hat und mitgebracht haben soll. Sein Augenmerk wechselt zu Tilia hinüber welcher er unter ihrer Scharm von Kopf bis Fuß begutachtet.
"Du siehst nicht verletzt aus."
Es ist auch nichts...
Presst Tilia als Antwort hervor. Gelangweilt kehrt er zu seiner Tätigkeit zurück und schneidet das Gemüse in grobe Stücke.
"Dann sorg dafür, dass du deine Arbeit richtig machst und pass besser auf dein Nagetier auf."
Mit dem Messer schiebt er eine Reihe von Kleingehacktem vom Schneidbrett in die Schüssel.
Svens kleiner Mund steht vor Empörung weit offen und er starrt den Magier entgeistert an. Hat er ihn etwa gerade abschätzig Nagetier genannt?! Das flauschige Fellknäuel streckt ihm seinen pelzigen Zeigefinger entgegen und holt tief Luft.
Duuu! Hüte deine Zunge, oder ich werde dir zeigen, wofür Nager ihre Zähne haben, du...
Tilias Blick spricht Bände und lässt das Hörnchen verstummen. Vielleicht ist es besser, jetzt den Mund zu halten. Aber diesen Magier wird er sich merken. Der soll zu spüren bekommen, was es heisst, einen Sven so einfach Nagetier zu nennen. Stuhlbeinchen und andere Dinge sind schnell angeknabbert. Es wird sich bestimmt etwas für eine passende Rache finden lassen.
Tilia bleibt fast die Luft weg. Sie schnappt sich Sven und hält ihre Hand davor wo in etwa sein Mund sein dürfte, was angesichts seiner Größe etwas schwierig ab zu schätzen ist.
Es...es tut mir leid. Wird nicht wieder vorkommen.
Mit Sven zieht sie sich bis ans andere Ende des Arbeitsbereichs zurück, während der Magier nur ein genervtes Augenrollen als Reaktion zeigt.
Sven, was machst du da? Du kannst doch nicht in dieser Art und Weise mit einem Adepten sprechen!
Aber der darf doch so nicht mit dir reden! Du kannst doch nichts dafür!
entgegnet Sven kleinlaut. Verrückterweise ist ihm erst jetzt wieder eingefallen, warum er die Menschen lange Zeit gemieden hat. Sie packen dich, halten dir den Mund zu und tragen dich weg. Aber das hier ist Tilia. Freunde beisst man nicht.
Und mit mir auch nicht. Du nennst ihn doch selbst einen Deppen!
Ich...
Zuerst versteht sie gar nicht wie Sven auf diese Behauptung kommt, es dauert einen Augenblick um den Zusammenhang zu verstehen.
Nicht Depp... Adept! Er ist kein Schüler mehr, sondern hat seine Meisterprüfung abgelegt. Er ist ein vollwertiger Magier, ... ich nicht.
Oh..
Sven sieht noch einmal hinüber zu jenem unfreundlichen Magier und scheint einen Augenblick lang tatsächlich etwas verlegen.
Aber trotzdem muss er dich nicht anfahren, ohne dich vorher zu fragen, ob alles in Ordnung ist. Das macht man nicht. Auch nicht, wenn man Magie kann. Immerhin laufen da draussen wilde Tiere herum und dann noch dieses seltsame Geflecht, das auf dem Boden war und der böse Magier.. wer weiss denn, ob er nicht wieder kommt? Und alles, was dein gut gelaunter Freund macht, ist dich anraunzen..
Tilia schielt zu ihrem Kochkollegen hinüber, welcher sich gerade daran gemacht hat dem Messer einem Zauber zu unterziehen welches ihm automatisch seine Funktion machen lässt. Er muss nur noch das Gemüse nachschieben.
Nein, das war nicht sehr höflich, das stimmt...
In dem Gesicht des jungen Mädchens strahlt förmlich ein 'aber' welches sie nicht artikuliert.
Sven öffnet den Mund, um etwas zu erwidern, schliesst ihn dann aber wieder und springt erst von Tilias Hand.
Na schön, ich bleibe genau hier. Ich rege mich nicht und sage auch nichts mehr, wenn du es willst. Aber dieser Kerl da ist unsympathisch und unhöflich. Das wollte ich nur noch einmal gesagt haben.
Er verschränkt die Vorderpfoten vor der Brust und starrt den Adepten missmutig an.
Dieser blickt nach einer Weile recht zufällig in die Svens Richtung und nimmt dessen grummeligen Blick recht unbeeindruckt zur Kenntnis und widmet sich weiter seiner Arbeit. Tilia selbst hinkt mit dem Schneiden durch das diskutieren hinterher und bemüht sich auf zu holen indem sie das Tempo erhöht.
"Hätte mich jemand gefragt, hätte man dich gar nicht erst mitgenommen."
Lässt dieser verlauten und verlässt die Arbeitsstelle dabei, wohl um irgendetwas zu holen. Bei den Worten welche sie treffen verkrampft sich das junge Mädchen unwillkürlich. Ein Zucken, das Messer rutscht ab und Tilia schneidet sich in den Finger.
Autsch!
Sven muss sich sichtlich anstrengen, nichts zu entgegnen. Dieser Satz ist eine ungeheuerliche Frechheit und wäre das Gesicht des Hörnchens nicht so buschig bewachsen, man könnte seinen hochroten Kopf sehen. Seine kleinen Pfoten beginnen vor Wut zu zittern, er würde sie diesem aufgeblasenen Dummbeutel am liebsten um den Hals legen und kräftig zudrücken. Doch während Sven noch seinen inneren Kampf ausfechtet - den Streit zwischen Gut und Böse, zwischen artig und unartig, zwischen dem, was er versprochen hat zu tun und dem, was er eigentlich tun will - verschwindet der Adept und nur eine Sekunde später jammert Tilia auf.
Was? Was ist denn? Hast du dir weh getan?
fragt er, bleibt aber weiter artig sitzen. Er hat es ja versprochen.
Es ist nicht schlimm.
Presst sie zwischen den Lippen hervor und sieht auf die klaffene kleine Schnittwunde an ihrem Finger aus dem ein dünner Rinnsaal von Blut quillt. Na großartig, auch das noch. Sie muss an sich halten einen kühlen Kopf zu bewahren und nimmt vorerst den Finger in den Mund um nicht alles voll zu bluten. Ihr Blut schmeckt irgendwie metallisch und der Geschmack bereitet ihr eine untergründige Übelkeit.
Sie hat keinen Verband bei sich, oder ein Taschentuch. Eher noch die Schürze, welche sie allerdings keinesfalls beschmutzen möchte. Eine blutige Kleidung wäre das Letzte, was sie als Zeichen ihres Ungeschicks brauchen könnte. Andererseits kann sie hier nicht einfach weg. Ihr Fehlen würde bemerkt werden, von dem mit Blut beträufeltem Messer ganz zu schweigen. Sie nimmt kurz den Finger raus und wendet sich an Sven.
Sven, kannst du mir etwas heimlich holen? Ich brauche ein Fläschchen Jod sowie ein sauberes Tuch.
Derzeit kommt ihr Mitkoch wieder und Tilia versucht ihm so gut wie möglich den Rücken zu zudrehen.
Schon unterwegs!
quiekt Sven zur Antwort und saust los. Er ist froh, dass Tilia ihm gesagt hat, was er tun soll. Und dann ist das auch noch etwas, was er besonders gut kann. Sachen besorgen.
Jod kennt er. Aber auch sonst hätte er aus den Umständen schliessen können, dass das etwas ist, was man für gewöhnlich in einem Arzneienschränkchen findet. Einen Augenblick lang sieht er sich um. Da ist das Feuer, um welches sich bereits einige Magier bequem gemacht haben. Ob man Jod für ein schönes Lagerfeuer aus der Kutsche auspackt? Vermutlich eher nicht, denkt sich das Hörnchen, und beschliesst, zunächst die fahrenden Untersätze und das Gepäck zu durchschnüffeln.
Tatsächlich lässt sich unter all den Dingen welche zum Gepäck der Magier gehören auch medizinische Instrumente und Materialien finden. Die Hälfte der Sachen sind zwar wegen der Vorgänge im Wald aufgebraucht, denn es waren viele Verletzte zu versorgen. Eine halbvolle Flasche Jod findet sich jedoch.
Die Magier gucken nicht schlecht als das kleine pelzige Wesen welches ihnen die halbe Reise über Gesellschaft geleistet hat, sich durch das Gepäck wühlt um eine braune Glasflasche hervor zu ziehen.
Sven lässt sich von den Blicken der Magier nicht ablenken. Tilia ist schwer verletzt und nur er kann sie retten. Also schnüffelt und schnüffelt er, bis er letzten Endes tatsächlich eine halbvolle Glasflasche mit Jod findet. Er dreht das gute Stück zwischen seinen Pfoten hin und her und versucht, es zwischen seine Nagezähnchen zu klemmen. Aber auch wenn er eine unfassbar grosse Fressluke hat, will das Fläschchen dennoch nicht darin Platz finden.
Es bleibt dem Hörnchen nichts anderes übrig, als die Medizin mit den Vorderpfoten fest zu halten und auf zwei Beinen den Weg zurück zur provisorischen Küche zu hüpfen. Er ist schon beinahe da, als ihm einfällt, dass Tilia auch ein sauberes Tuch haben wollte. Kurzerhand lässt er die Jodflasche stehen und huscht zwischen den Magiern hin und her, bis er entdeckt, was er gesucht hat. Ein weisses Stück Stoff hängt bei einem von ihnen aus der Manteltasche. Bestimmt ein Taschentuch.
"He Elia's Taschentuch!"
Unter Gelächter der übrigen Versammelten springt ein rothaariger Magier auf als Sven sich gerade mit dem monogrammierten Stück Stoff davon macht. Stolpernd rafft er sich auf die Beine.
"Bleib stehen du kleiner Dieb!"
Da die anderen keine Anstalten machen sich in die Gelegenheit ein zu mischen, außer noch lauter zu lachen, macht er sich allein auf um Sven so schnell es ihm seine Robe zulässt, zu verfolgen.
Sven kugelt sich beinahe vor Lachen, als er behände eine nahegelegene Eiche erklimmt und vorn dort aus durch die Baumkronen hüpfend verschwindet. Der Magier glaubt doch nicht ernsthaft, ein Hörnchen einholen zu können? Er hüpft von Ast zu Ast, bis er schliesslich hoch über dem Jodfläschchen angelangt ist. Einen Moment lang wartet er noch ab, dann läuft er mit dem Taschentuch zwischen den Nagezähnchen dem Baumstamm entlang nach unten.
Tatsächlich ist Sven aus dem Blickfeld des jungen Mannes verschwunden, welcher sich verärgert nach allen Seiten umsieht. Erst als Sven mit wehendem Tuche wieder hinabklettert, kann dieser ausgemacht werden von ihm. Mit einem Aufschrei der Wut und des Triumpfs stürzt er sich auf das diebische Nagetier.
Während sich das störrische Taschentuch fast wie eine Augenbinde über Svens Gesicht legt, läuft das Hörnchen den Baumstamm entlang nach unten. Ja, bald schon müsste er das Gras spüren, bald schon hat er den letzten Ast erreicht, den Stamm. Die Wurzeln, das Gras.. das...
Die sicherheitsgebietende Stille wird von einem jähen Aufschrei durchbrochen und Sven kann weder sehen, was da kommt, noch kann er ausweichen. Damit hätte er nicht gerechnet. Definitiv nicht.