Kaiserreich Drachenstein

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[Cisum] Augenblick des Lichts

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Kyra 04.08.2015, 20:37

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... hatte Glück. Bis auf die gebrochenen Rippen und zahlreichen Schnittwunden und Abschürfungen.

Natürlich benötigt sie einige Tage Ruhe und Behandlungen, aber das Wichtigste ist, sie ist außer Gefahr.

Langsam sickern die Worte durch ihre Schädeldecke in ihren Verstand hinein. Die Worte kommen von nahem und Kyra braucht keine überragende Vorstellungskraft um zu wissen, dass über sie gesprochen wird. Sie hat überlebt. Kyra kann nicht sagen ob sie darüber froh und glücklich sein soll.

Schritte, eine Tür die geöffnet wird.

Sie hat einiges durchgemacht und muss diesem Alb auch schwer zugesetzt haben.

Bemerkenswert in ihrem Zustand. Und gerade deswegen ist es mir ein Rätsel wie er entkommen konnte...

Die Tür schließt sich, die Stimmen verstummen zu einem gemurmel.

Sie spürt Tränen in sich aufsteigen, wie diese salziges Gewässer in ihren Augenhöhlen brennt.

Er ist davon gekommen? Ich hab ihn bluten lassen! Ich hab mehrfach in ihn eingestochen und jetzt soll er einfach hinausspaziert sein? Es war einfach nicht zu fassen. Sie hatte sich ihm mit allem was sie hatte entgegen geworfen, auch ihr Leben und das alles war für umsonst.

Sie lässt sich ins Bett zurück fallen und möchte am liebsten einfach nur einschlafen und nie wieder aufwachen.

"Er hatte leider Freunde die ihm geholfen haben."

Da ist sie wieder. Die Stimme. Die Stimme die sie nie in Ruhe lässt.

"Sie haben seine Schreie gehört und haben ihn geholt. Es war schwierig dies heraus zu finden, weißt du..."

Vermutlich möchtest du, dass ich mich deswegen bei dir bedanke?

"Ja, das wäre nett."

spricht die Stimme in ihrem Kopf amüsiert, in der Annahme, dass sie dies nicht tun würde. Danke. Aber nicht dafür. Sondern dass du mir beigestanden hast. Die ganze Zeit. Ich bin nicht dumm. Ich habe mitbekommen, dass der Alb dich wollte und nicht mich. DICH. Aber du warst bei mir. Du hast mir den Mut gegeben mich endlich zu wehren. Ich habe es gehasst wehrlos zu sein. Du hast mich angestoßen.

Schweigen herrscht. Endlich einmal ist die Stimme sprachlos. Ein schönes Gefühl. Kyra muss lächeln, auch wenn ihre Oberlippe dabei schmerzt.

Bilde dir nur nichts darauf ein. Der Kerl ist immer noch da draußen. Und mit seinen Freunden noch stärker und versessener auf mich wie zuvor.

"Was hast du vor?"

Du sprachst von einer Kraft, einem... Ding. Was mich nicht nur wieder sehen lässt, sondern auch die Möglichkeit mich zu wehren. Ich denke... ich bin bereit dafür. Führ mich hin.

22.09.2015, 20:01

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Jeder Schritt eine Überwindung. So hatte sie es sich zumindest vorgestellt. Jeder Schritt eine emotionale Infragestellung ihres Handelns.

Nichts davon regt sich in Kyra. Der Geruch von Wiesen, von Blumen und Pollen werden vom Wind an sie herangetragen. Auf ihnen weiden Kühe, laut kauend und Unrat von sich gebend, während die Vögel den Tag besingen und der Wind sich seinen Weg durch Blätter und Weiden bahnt.

Ich hätte nicht bleiben können. Spricht sie zu sich selbst. Es hätte nur noch Ärger gegeben. Kyra erinnert sich zurück. Drei Wochen haben sie ihr zum heilen gegeben, länger als sie wirklich gebraucht hatte, doch waren sie alle in der Akademie so vorsichtig mit ihr gewesen. Sie wurde befragt. Was der Alb wollte, was er getan hat. Alles mögliche. Sie hatten wohl damit gerechnet, dass Kyra in Tränen ausbricht. Vor einigen Jahren wäre dies auch geschehen. Inzwischen, ist sie stärker geworden. Auf ihrer Tafel hat sie so gut es geht Auskunft gegeben. Natürlich ohne ihre Stimme zu erwähnen und die Beziehung zwischen den Alb und dieser, was dann nur sehr wenig war und ihre Befrager nicht zufriedenstellte. Als sie die Verwundung und das Blut des Albs erwähnten, musste sie sogar lächeln. Sie hatte den Alb der ihr das alles zugefügt hatte fast umgebracht und Stolz und Genugtuung erfüllten sie.

Seitdem war es einfach nicht mehr das selbe gewesen. Kyra hatte ihre Arbeit wieder aufgenommen, aber wohin sie auch ging, wurden Gesprächen leiser, Schritte verlangsamten sich und Türen wurden leise geschlossen. Es war schlimmer als sie angefangen hatte. Damals war sie einfach eine Kuriosität gewesen. Das Opfer eines Albs. Nun war sie etwas anderes... sie hatte einen Alb besiegt, etwas was kaum ein Soldat je geschafft hat, und die Schüler und andere Dienstangestellte... sie hatten so etwas wie Angst vor ihr.

Für Kyra wurde es unerträglich. Die frohen Zeiten waren für sie endgültig vorbei. Schlecht behandelt hat sie niemand, nein. Aber sie wusste genau, dass sich die Hälse nach ihr umdrehten und sie ein Geheimnis umgibt welches nur sie, die Stimme und der Alb kannte. Früher oder später würden sie mich genauer untersuchen. Mich oder meine Sachen. Und dann wäre es zu spät. Sie würden meine Stimme finden und meine neue Fähigkeit. Dazu das Buch. Sie würden entdecken, dass sie den Bibliothekar betäubt und ein Buch gestohlen hätte. Dann würden sie mich nie wieder gehen lassen. Sie könnten es nicht und ich würde den Rest meines Lebens blind und stumm sein.

Genauso würde es geschehen. Dies war der Grund warum sie sich heute aufgemacht hatte. Angeblich um in der Stadt ein zu kaufen, doch in Wahrheit hatte sie die Akademie hinter sich gelassen, war schnurrstracks durchs Stadttor marschiert und jetzt auf dem Weg. Ihre paar Habseligkeiten hatte sie in ihre Tasche geschmuggelt, das Buch zurückgelassen. Sollen sie es nur finden. Dann sind sie doch erst recht froh dass ich weg bin. 

Ihre Schritte verlangsamen sich nicht. Irgendwie hatte sie erwartet dass ihr Zweifel kommen, dass sie sich zwingen muss die Akademie zurückzulassen wo sie ein zweites Zuhause gefunden hatte. Um so erstaunter ist sie, als ihr kein einziger Zweifel kommt. Das Flussbeet wurde gelegt, heißt es, und das Wasser folgt ihm. So ergeht es auch der Dienstmagd. Sie lässt alles zurück für eine offene Zukunft, ohne Reue, ohne Schmerz.